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Dieser Artikel behandelt eine Eigenschaft stochastischer Prozesse Fur Gedachtnisstorungen Gedachtnisverlust des Menschen siehe Amnesie Gedachtnislosigkeit ist eine spezielle Eigenschaft der Exponentialverteilung und der geometrischen Verteilung Sie besagt dass die bedingten Wahrscheinlichkeitsverteilungen fur beliebige Vorbedingungen gleich sind Gedachtnislosigkeit findet z B in der Warteschlangentheorie Anwendung wo sie auf die Wartezeit in einer Warteschlange bezogen bedeutet dass die Wahrscheinlichkeit t Sekunden zu warten nachdem man zuvor s Sekunden gewartet hat fur beliebige s gleich ist Die Zufallsvariable merkt sich also nicht wie lange gewartet wurde und ist daher gedachtnislos Diesen Umstand macht man sich auch bei der Uberlebensfunktion zu Nutze mit der man z B modelliert dass die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Komponente nicht von der bereits verstrichenen Nutzungsdauer abhangt Die Eigenschaft der Gedachtnislosigkeit heisst auch Nichtalterungseigenschaft 1 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Exponentialverteilung 3 Geometrische Verteilung 4 Markow Ketten 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp ist gedachtnislos wenn fur die bedingte Wahrscheinlichkeit gilt P X s t X s P X s t P X s P X t displaystyle P X geq s t mid X geq s frac P X geq s t P X geq s P X geq t nbsp fur alle s displaystyle s nbsp und t displaystyle t nbsp D h die bedingte Wahrscheinlichkeit entspricht der unbedingten Wahrscheinlichkeit verschoben um die Vorbedingung s displaystyle s nbsp Zum Beispiel P X gt 40 X gt 30 P X gt 10 displaystyle P X gt 40 mid X gt 30 P X gt 10 nbsp Gedachtnislosigkeit ist eine definierende Eigenschaft Auf einem stetigen Wahrscheinlichkeitsraum ist die Exponentialverteilung die gedachtnislose Verteilung auf einem diskreten die geometrische Verteilung Exponentialverteilung BearbeitenFur die Exponentialverteilung erhalt man durch Einsetzen in die Definition P X s t X s P X s t P X s e l s t e l s e l t P X t displaystyle P X geq s t mid X geq s frac P X geq s t P X geq s frac e lambda s t e lambda s e lambda t P X geq t nbsp In der Uberlebenszeitanalyse wird die obige Formel wie folgt interpretiert Die bedingte Wahrscheinlichkeit dass die Lebensdauer X displaystyle X nbsp den Wert s t displaystyle s t nbsp uberschreitet unter der Bedingung dass sie bereits den Wert s displaystyle s nbsp uberschritten hat ist gleich der nicht bedingten Wahrscheinlichkeit dass die Lebensdauer den Wert t displaystyle t nbsp uberschreitet Betragt die Lebensdauer bereits s displaystyle s nbsp Zeiteinheiten so ist die Wahrscheinlichkeit dass das Individuum noch mindestens t displaystyle t nbsp weitere Zeiteinheiten uberlebt ebenso gross wie die Wahrscheinlichkeit dass ein gleichartiges Individuum mindestens t displaystyle t nbsp Zeiteinheiten uberlebt 2 Geometrische Verteilung BearbeitenFur die geometrische Verteilung mit der Definition P X n p 1 p n displaystyle P X n p 1 p n nbsp fur n 0 1 2 displaystyle n 0 1 2 dotsc nbsp erhalt man P X n k X n P X n k P X n p 1 p n k i n p 1 p i p 1 p n k p 1 p n i 0 1 p i p 1 p n k p 1 p n 1 1 1 p p 1 p n k 1 p n p 1 p k P X k displaystyle begin aligned P X n k mid X geq n amp frac P X n k P X geq n frac p 1 p n k sum i n infty p 1 p i frac p 1 p n k p 1 p n sum i 0 infty 1 p i amp frac p 1 p n k p 1 p n frac 1 1 1 p frac p 1 p n k 1 p n p 1 p k amp P X k end aligned nbsp Markow Ketten BearbeitenMarkow Ketten bezeichnet man als gedachtnislos wenn der zukunftige Zustand des Prozesses nur von Informationen des aktuellen Zustandes abhangt und nicht von der weiteren Vergangenheit Somit kann man sagen dass eine Markov Kette ein Gedachtnis der Lange 1 hat Diese Eigenschaft wird als Markow Eigenschaft bezeichnet Literatur BearbeitenChristian Hesse Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie eine fundierte Einfuhrung mit uber 500 realitatsnahen Beispielen und Aufgaben Vieweg Braunschweig Wiesbaden 2003 ISBN 978 3 528 03183 1 Einzelnachweise Bearbeiten Exponentialverteilung In P H Muller Hrsg Lexikon der Stochastik Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 5 Auflage Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 978 3 05 500608 1 S 110 Karl Mosler und Friedrich Schmid Wahrscheinlichkeitsrechnung und schliessende Statistik Springer Verlag 2011 S 97 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gedachtnislosigkeit amp oldid 230720908