www.wikidata.de-de.nina.az
Galante Konversation ist ein Olgemalde des niederlandischen Malers Gerard ter Borch das in der Mitte der 1650er Jahre entstand Es haben sich davon zwei nahezu identische Versionen erhalten sie befinden sich heute in der Berliner Gemaldegalerie bzw dem Rijksmuseum Amsterdam Das Gemalde wurde fruher als Vaterliche Ermahnung bezeichnet 1 Zu dieser uberarbeiteten Lesart kam es da die Galante Konversation eine Vielzahl sinnlicher und ratselhafter Interpretationsmoglichkeiten bietet Die Darstellung der Sexualitat ist nuanciert und ausdrucksstark der offenherzig exponierte Nacken des Madchens die offensichtlich sinnlichen Falten seines schimmernden Satinkleides der extravagant gefiederte Hut des Offiziers und sein ubergrosser Fuss der scheinbar bereit ist den weiblichen Raum zu durchdringen Das Madchen ist in der Dreiergruppe des Gemaldes die zentrale Figur und hat dem Betrachter den Rucken zugewandt ihr Gesicht abgewandt in einer Geste der Sittsamkeit oder Unnahbarkeit vielleicht Scham oder Ohnmacht hochstwahrscheinlich aber Resignation 2 Galante Konversation Gemaldegalerie BerlinGalante Konversation Rijksmuseum AmsterdamIn der Amsterdamer Version ist das Bild nach rechts um das Motiv eines Hundes erweitert der eher wie ein Mischling aussieht und sich mit dem Schwanz zwischen den Beinen hinter den Stuhl des Mannes schleicht Vielleicht sollte mit dem Tier auf die ungezugelten Instinkte seines Herrn angespielt werden 3 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Unterschiede 2 Anderung des Namens 3 Interpretation 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung und Unterschiede BearbeitenLinks von der Mitte des Gemaldes kann man eine weibliche Figur von hinten sehen sie ist in strahlend weissen Satin gekleidet Rechts sitzt eine mannliche Figur in Militartracht und spricht mit gestikulierender Hand und leicht geoffneten Lippen die junge Frau an Die zwischen ihnen sitzende weibliche Figur senkt den Blick und nippt an einem Weinglas Die Kulisse ist schlicht gestaltet aber die Einrichtung weist auf ein Mass an weiblicher Eleganz hin das den beiden weiblichen Figuren entspricht 1 Das schimmernde Satinkleid hebt sich wie ein starkes Glanzlicht scharf von den dunklen Erdtonen des restlichen Bildes ab und zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich Ter Borch gibt auch Hinweise darauf dass die Szene sich in ihrem Boudoir abspielt ein Spiegel eine Puderquaste und Kamme auf einem Tisch zu ihrer Linken kennzeichnen ihn als Schminktisch einer Frau Die Nahe dieser Objekte zur stehenden Frau prasentiert den Raum als ihre Domane 1 Gerard ter Borch hat das silbrig schimmernde Satinkleid seiner Protagonistin tauschend echt dargestellt es bildet mit dem kunstvoll in Falten gelegten glanzenden Stoff den Mittelpunkt des Gemaldes und in seiner optisch haptischen Faszination ein reizvolles Zusammenspiel mit der Ruckenansicht der ratselhaft bleibenden Tragerin 4 Die beiden Gemalde werden auf etwa 1654 datiert Die Masse des Berliner Gemaldes betragen 70 cm 60 cm Die Amsterdamer Fassung hat ein Format von 71 cm 73 cm wobei die zusatzlichen Zentimeter rechts von einem Hund und einer Tur eingenommen werden 1 Anderung des Namens BearbeitenDie Anderung des Gemaldenamens unterstreicht die Mehrdeutigkeit des Gemaldes und die der bildlichen Erzahlung ein Erkennungsmerkmal von Ter Borchs Genrewerken Der vorherige Titel Vaterliche Ermahnung stammt aus der Bildunterschrift eines Reproduktionsstichs von Johann Georg Wille aus dem Jahr 1765 der heutigen Version in Berlin In seinem Roman Die Wahlverwandtschaften tragt Goethe zum Ruhm des Bildes bei indem er ein Tableau Vivant beschreibt das dieser Komposition nachempfunden ist Goethes Passage bestatigt auch Willes Lesart des Bildes Der sitzende Mann stelle einen Vater dar der seine Tochter ermahnt die mit gesenktem Kopf dasteht wahrend die Mutter schweigend nach unten schaut Goethes Interpretation entsprach dem Wunsch aus den Bildelementen eine moralisierende Geschichte zu konstruieren Obwohl in der aktuellen Literatur weitgehend abgelehnt wird Goethes Ziel heute von einigen wieder anerkannt 1 Interpretation BearbeitenEinige Wissenschaftler sehen dieses Gemalde als Bordellszene dabei verlassen sie sich auf die Spekulationen uber die Konfiguration der Figuren und die Moglichkeit dass der Mann eine Munze in der rechten Hand hochhalt Die Existenz der Munze wurde widerlegt da die technischen Untersuchungen sowohl in Amsterdam als auch in Berlin keine Hinweise auf Abrieb oder Ubermalung auf beiden Leinwanden fanden Kunsthistoriker die sich fur diese Theorie einsetzen verweisen auf die Kombination von zwei weiblichen Figuren und einer mannlichen Figur als typisch traditionelle Darstellung von Kupplerei wie in Bildern mit offenkundigen Hinweisen auf gekauften Sex wie in Dirck van Baburens oder Gerrit van Honthorsts Gemalden Die Kupplerin Die Identitat der sitzenden Frau in Ter Borchs Gemalde ist vollig unklar Obwohl historische Untersuchungen gezeigt haben dass niederlandische Kupplerinnen nur geringfugig alter waren als die Prostituierten werden die Ersteren in der Bildkunst traditionell als alte Frauen dargestellt Anstatt mit dem Soldaten zu feilschen senkt die Frau die Augen und nippt an einem Glas nichts in ihrer Pose hat etwas Verrufenes 1 4 Die Richtigkeit des Titels Vaterliche Ermahnung wurde auch bezweifelt weil die mannliche Figur zu jung ist um der Vater der mit dem Rucken zum Betrachter stehenden jungen Dame zu sein 5 1 Das Wort Ermahnung ist jedoch nicht unpassend denn die Geste des jungen Mannes sieht aus als wurde er eine Anweisung geben oder etwas erklaren die vaterliche Ermahnung des Kavaliers konnte seine erotischen Absichten maskieren 5 Seine Pose mit gekreuzten Beinen in einer frohlichen Gesellschaft konnte als Ausdruck von Zwanglosigkeit und sorgloser Haltung der jugendlichen Elite angesehen werden Die Haltung des Offiziers konnte auch als eklatanter Verstoss gegen den Anstand angesehen werden was es schwierig macht die Szene als Darstellung einer vornehmen Brautwerbung zu sehen Das Bett im Hintergrund und der Toilettentisch mit dem Spiegel gaben einigen Anlass zum Nachdenken Auch sieht der sitzende Soldat eher wie ein Besucher aus 1 Der Blick der Frau die verlegen in ihr Glas zu starren scheint ist ein weiteres Element das auf verschiedene Arten interpretiert werden kann Das Beisein des fremden Mannes liess sie als Kupplerin interpretieren Der Titel Die vaterliche Ermahnung der offenbar im 18 Jahrhundert zur Gewohnheit geworden war liess Goethe sie als die Mutter betrachten die sich ein wenig fur die Ermahnung des Vaters schamte 1 Zur Komplexitat der wahrscheinlichen Botschaften des Gemaldes kommt die Botschaft des Hundes an der Tur hinzu was nur in der Amsterdamer Version abgebildet ist Der Hund dreht der Gruppe die sich in der Nahe eines Bettes versammelt hat um nach der neuen Ansicht ein vermutlich schmutziges Geschaft abzuschliessen den Rucken zu Scham scheint das Tier zu belasten 2 Dass der Mann ernsthaft einen Heiratsantrag beabsichtigt erscheint aufgrund des negativen Motivs des Hundes unwahrscheinlich Dass ter Borch den Hund aus der Berliner Fassung wegliess war sicherlich nicht um die Szene in einem positiveren Licht zu zeigen sondern um die edle Wirkung der Amsterdamer Komposition zu verstarken indem sie von offensichtlich storenden Hinweisen befreit wurde 3 Literatur BearbeitenRudiger Klessmann Gemaldegalerie Berlin Magnus Essen 1971 S 256 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Galante Konversation Gerard ter Borch Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Angela K Ho Creating distinctions in Dutch genre painting repetition and invention Amsterdam University Press 2017 ISBN 978 90 485 3294 0 S 109 f google de abgerufen am 30 Juli 2020 a b Adrienne Laskier Martin An Erotic Philology of Golden Age Spain Vanderbilt University Press 2008 ISBN 978 0 8265 1578 0 S XI XII google de abgerufen am 7 August 2020 a b Henning Bock Masterworks of the Gemaldegalerie Berlin with a history of the collection Hrsg Gemaldegalerie Staatliche Museen zu Berlin Abrams New York 1986 ISBN 0 8109 1438 7 S 238 a b Staatliche Museen zu Berlin Gerard ter Borch Die galante Konversation Abgerufen am 30 Juli 2020 a b Benjamin Binstock Vermeer s Family Secrets Genius Discovery and the Unknown Apprentice Routledge 2013 ISBN 978 1 136 08706 6 S 75 google de abgerufen am 31 Juli 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Galante Konversation amp oldid 238823097