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Die G59 1 Schweizerische Gartenbau Ausstellung war die erste von bislang zwei schweizerischen Gartenbau Ausstellungen Sie fand vom 25 April bis 11 Oktober 1959 in Zurich statt und erstreckte sich auf einer Flache von ca 150 000 Quadratmeter uber unterschiedliche Freiraume am linken und rechten Ufer des unteren Zurichsees Die beiden Ausstellungshalften waren durch Pendelschiffe und eine eigens fur die G59 installierte Seilbahn von Willy Habegger miteinander verbunden 1980 fand die Grun 80 die 2 Schweizerische Ausstellung fur Garten und Landschaftsbau in der Nahe von Basel auf Gemeindegebiet von Munchenstein statt Katalog der G59 gestaltet von Franz FasslerHaupteingang der G59 am rechten SeeuferBlumenparterre im Belvoirpark Im Hintergrund eine der beiden Stutzen der GondelbahnGarten des Poeten am rechten SeeuferNymphenteich mit Trittsteinbrucke am rechten SeeuferHexagonaler Garten am linken SeeuferSeeuferweg nach 1963Jardin d amour am rechten SeeuferAussichtsterrasse im BelvoirparkInhaltsverzeichnis 1 Ziel und Inhalt 2 Gesamtplan 3 An der Organisation beteiligte Verbande 4 Der Garten des Poeten 5 Gute Formen und Neue Grafik 6 Kunst an der G59 7 Nachwirken 8 Gondelbahn 9 Weiterfuhrende Veroffentlichungen 10 Weblinks 11 FussnotenZiel und Inhalt BearbeitenAngetrieben von den gewerblichen und gestalterischen Berufsverbanden die angesichts der Wirtschaftskrise eine Neuorientierung suchten bot die G59 eine abwechslungsreiche Ausstellung von Themengarten Gartentypen Pflanzen und ihrer Anwendung Sonderschauen von Pflanzen und Gemuse Geraten und Spezialgebieten der Gartnerei und Gartenkunst sowie zahlreiche Begleitveranstaltungen und ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm Ziele der G59 waren fur den schweizerischen Gartenbau zu werben sowie Nachwuchs fur die Gartnereibranche und Gartenarchitektur zu fordern Vorbild waren einerseits die deutschen Gartenschauen die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zur Forderung des Berufsstandes und zum Wiederaufbau der kriegszerstorten Stadte beigetragen hatten andererseits die Schweizerische Landesausstellung von 1939 die Landi die ebenfalls in einer Zeit der Krise identitatsstiftend gewirkt hatte Die Parallelen zur Landi 1939 insbesondere die Gondelbahn uber den See trugen der G59 im Volksmund schon vor der Eroffnung den Namen Blumen Landi ein Gesamtplan BearbeitenDie Gesamtplanung der G59 oblag dem Garteninspektor Pierre Zbinden Leiter des Gartenbauamts der Stadt Zurich heute Grun Stadt Zurich Unter der architektonischen Leitung von Werner Stucheli und Paul R Kollbrunner entstanden an beiden Seeufern zahlreiche temporare Einrichtungen sowie einige wenige langfristig angelegte Bauten Trotz des Gesamtplans unterschieden sich die beiden Ausstellungsufer durch ihre individuelle Gestaltungen Einerseits weil die Projektierung unterschiedlichen Planungsburos ubertragen wurde andererseits weil die ortlichen und topographischen Voraussetzungen der beiden Seeufer sehr unterschiedlich waren Das linke Seeufer wurde von Klaus und Walter Leder sowie von Johannes Schweizer gestaltet Sie hatten es mit verschiedenartigen Raumen zu tun und mussten zusatzlich lokale Gegebenheiten wie einen Steilhang und die Uberbruckung einer Ausfallstrasse berucksichtigen Die Themengarten erinnerten durch ihre klaren Formen an die konkrete Kunst und fielen durch farbige wechselnde Bepflanzung auf Einer dieser Themengarten war ein geometrisch angelegtes Blumenparterre das saisonal jeweils neu bepflanzt wurde Mit dem Entwurf Landhaus und Garten versuchten Klaus und Walter Leder die raumliche Logik des Gartens auf das Haus auszudehnen und nicht das Haus in den Garten zu erweitern 1 Auf der rechten Seeuferseite konnten die Landschaftsarchitekten Ernst Baumann und Willi Neukom ein ebenes und fast zusammenhangendes Gelande planen An der stadtauswarts fuhrenden Seefeldstrasse wurden Messehallen und Pavillons errichtet wahrend die dem See zugewandten Flachen fur Sondergarten und Unterhaltungszwecke vorgesehen waren Das rational angelegte Wegenetz der Messeflache das auch fur Anlieferungen gedacht war wurde durch abwechslungsreichere Spazierwege erganzt 2 Die besondere Architektur der Themengarten erklarte Willi Neukom wie folgt Ganz bewusst wurden Themen aus der Romantik gewahlt denen durch die Verwendung heutigen Baumaterials Beton Glas Formsteine eine gleichsam moderne Fassung gegeben wurde Unter asketischer Vereinfachung der Form die sich nur auf das Wesentliche beschrankt ist ihnen direkte Aussage und unmittelbare Wirkung gewiss 1 Mit dem Staudengarten zwischen Blatterwiese und Zurichhorn realisierten sie ein neues Stuck Uferzone das stilbildend wirken sollte Neuartig daran waren der fliessende Ubergang des Ufers in den See mit Trittsteinen zwischen feinem Geroll sowie eine Wegfuhrung die das Wasser unmittelbar erlebbar machte Die Ufergestaltung kam beim Publikum sehr gut an und wurde deshalb 1963 zu einem Seeuferweg ausgebaut 3 An der Organisation beteiligte Verbande BearbeitenVerband Schweizerischer Gartnermeister Gartnermeisterverband Zurich Association des Horticulteurs de la Suisse Romande Schweizerischer Floristenverband Verband Schweizerischer Topfpflanzengartnereien Verband Schweizerischer Baumschulbesitzer Bund Schweizerischer Gartenarchitekten Gesamtplanung Pierre Zbinden Garteninspektor der Stadt ZurichGartenarchitektonische Planung rechtes Seeufer Ernst Baumann und Willi NeukomGartenarchitektonische Planung linkes Seeufer Walter und Klaus Leder Johannes SchweizerArchitektonische Leitung Werner Stucheli und Paul R KollbrunnerDer Garten des Poeten BearbeitenDie wohl umstrittenste Gestaltung der Ausstellung war der minimalistische Garten des Poeten 4 Der Landschaftsarchitekt Ernst Cramer der sich selber eher als Kunstler denn als Gartner sah formte mit Erdaufschuttungen Wasser und einer modernen Eisenplastik eine abstrakte Landschaft Die gesamte Anlage wurde unter den Aspekten der abstrakt geometrischen Gesetzmassigkeiten erstellt Wahrend das breite Publikum von der Gestaltung irritiert war reagierte die Fachwelt mit Begeisterung 2 Der Architekt Kunstler und damalige Direktor der Kunstgewerbeschule Hans Fischli schrieb in einem Brief an Ernst Cramer Sie erzeugen ein Raumgefuhl das ich bisher unter freiem Himmel noch nie empfunden habe Sie beweisen dass mit klugem Geist und genauer Handhabe des Handwerks mit dem kostbaren Material Erde nicht unbedingt so geschaffen werden muss wie dies die Krafte der Naturelemente tun Sie schaffen nicht die Imitation einer naturlichen Gegebenheit sondern Sie erzeugen ein Werk wie wir abstrakten Maler und Bildhauer dies mit konkreten Mitteln seit Jahren versuchen 5 Gute Formen und Neue Grafik BearbeitenDer Durchbruch neuer Formen und Materialien in der Gartengestaltung ist wesentlich auf Einflusse aus Kunst Architektur und Design zuruckzufuhren Die Ideen des Schweizerischen Werkbundes die Betonung der Zweckform sowie Experimente mit neuen Materialien wie Beton und Faserzement schlugen sich sowohl in gewerblichen wie in kunstlerischen Bereichen nieder 1954 stellte der Designer Willy Guhl seinen beruhmten Strandstuhl aus Eternit in Form einer Schleife vor Das mit minimalem Form und Materialaufwand nach ergonomischen Kriterien entwickelte Gartenmobel erhielt vom Werkbund die Auszeichnung Die gute Form Die gestalterischen Moglichkeiten des neuartigen Eternits einem Werkstoff aus Asbestkarton und Zement als Binder veranlassten die Ausstellungsleitung zusammen mit der Eternit AG einen Wettbewerb fur Gartenmobel und Pflanzgefasse auszuschreiben Hocker Troge und Topfe mit zeitgemasser Formgebung waren das Resultat Auch fur die Neue Grafik wurde die G59 zum Experimentierfeld Prospekte Plakate und Beschriftungen wurden nach konstruktiv konkreten Gestaltungsprinzipien erstellt die eine logische Zusammenfuhrung typographischer und bildhafter Elemente ermoglichten Signet und grafisches Erscheinungsbild der G59 entsprachen dem typischen modernen Schweizer Stil der auch international wegweisend war 2 Kunst an der G59 BearbeitenNeben Garten und Pflanzenschauen bot die G59 ein umfangreiches Begleitprogramm das von Modenschauen uber Kunstausstellungen bis zu philatelistischen Veranstaltungen reichte Eine vom Kunsthistoriker Willy Rotzler organisierte Freilichtausstellung auf dem Gelande der G59 zeigte ungegenstandliche Plastiken von Schweizer Kunstlern wie z B Max Bill und Walter Bodmer Diese Kunstausstellung war nicht als Konkurrenz fur die gartnerischen und landschaftsarchitektonischen Prasentationen gedacht sondern zielte vor allem auf eine asthetische Erziehung der Betrachter 2 Nachwirken BearbeitenEinige Garten Kunstwerke und Bauten sind bis heute erhalten Am rechten Seeufer blieben der Staudengarten das Azaleental und der Nymphengarten mit Trittsteinen bei der Fischerstube sowie einige plastische Kunstwerke bestehen Auf der linken Seite wurden die Pergola die Wasserspiele im Belvoirpark sowie Teile des hexagonalen Wabengartens beim Hafen Enge in die Uferlandschaft integriert In den 1980er Jahren wurde der einst umstrittene und deshalb gleich nach Ausstellungsende abgetragene Garten des Poeten von Ernst Cramer nicht nur als kunstlerische Leistung gewurdigt sondern auch zum Anlass genommen nach der Naturgartenbewegung die formale Gestaltung der Landschaft zu rehabilitieren Die G59 rief auch moderne Stadtebauvisionen wach Ernst Baumann und Willi Neukom erhielten den Auftrag einen Gestaltungsplan fur die Nachnutzung der beiden G59 Gelande zu erstellen Dabei schwebte ihnen eine Uberbauung in der Manier von Le Corbusier vor Obwohl solche gestalterischen Utopien vielfach diskutiert wurden behielten die Quartiere Seefeld und Enge letztlich ihre Bebauungsstruktur des 19 Jahrhunderts 2 Gondelbahn Bearbeiten nbsp Gondelbahn auf der Seite BelleriveDa die G59 an beiden Seeufern stattfand war es notwendig einen direkten und schnellen Transport der Besuchenden vom einen Ufer zum anderen sicherzustellen Wie schon bei der Landi 1939 kam dabei eine Flottille von Pendelschiffen zum Einsatz Auch wurde wiederum eine Gondelbahn errichtet deren 55 Meter hohe Stutzen eine ganz besondere Attraktion darstellten Die vom Architekten Werner Stucheli in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Max Walt entstandenen Pfeiler wurden in der Schweizerischen Bauzeitung von Walter Jegher uberschwanglich gelobt Nun aber kam vor wenigen Wochen die grosse Uberraschung Die Stutzen der Schwebebahn welche uber den See hinweg beide Ufer verbindet Sie ubertreffen an Schonheit und Grosse innere formal zum Ausdruck kommende Grosse nicht Anzahl Meter alles was wir in den letzten Jahren an Ausstellungs Baukunst gesehen haben Brussel nicht ausgenommen 2 Im Gegensatz zu jener von 1939 uberdauerte die Gondelbahn der G59 die Ausstellung um sieben Jahre 1966 wurden die beiden Pylone abgetragen um wieder einen ungestorten Blick von der Stadt auf die Glarner Alpen zu ermoglichen Weiterfuhrende Veroffentlichungen BearbeitenAnnemarie Bucher G59 A Manifesto for an Ambivalent Modernism In Landscape Journal Design Planning and Management of the Land 26 2 2007 S 1 19 Annemarie Bucher Die G59 Zwischen Blumen Landi und abstrakt modernen Gartenexperimenten L exposition G59 Entre Blumen Landi et experiences paysageres abstraites et modernes In anthos 2 2009 S 4 11 Judith Rohrer G59 ein herausforderndes Erbe G59 un heritage stimulant In anthos 2 2009 S 12 17 Gabor Oplatka Die Gondelbahn der G59 uber den Zurichsee Le telepherique du G59 sur le lac de Zurich In anthos 2 2009 S 18 21 Stefan Rotzler 50 Jahre Garten des Poeten von Ernst Cramer Les 50 ans du Jardin du poete de Ernst Cramer In anthos 2 2009 S 22 25 Des floralies aux jardins d arts un siecle d expositions de paysagisme en Suisse Von der Blumenschau zum Kunstlergarten Schweizerischer Gartenbau Ausstellungen Publie sous la direction d Annemarie Bucher et Martine Jaquet Presses polytechniques et universitaires romandes Lausanne 2000 ISBN 2 88074 467 9 franzosisch deutscher Paralleltext Udo Weilacher Visionare Garten Die modernen Landschaften von Ernst Cramer Birkhauser Basel Berlin Boston 2001 ISBN 3 7643 6568 4 Annemarie Bucher Zwischen Blumen Landi und Manifest der Moderne 50 Jahre G59 die erste Schweizerische Gartenbau Ausstellung und ihre Wirkung In Grunzeit 29 2009 S 6 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons G59 Zurich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website Grun Stadt Zurich Memento vom 27 Mai 2011 im Internet Archive Website Schweizerischer WerkbundFussnoten Bearbeiten a b Willi Neukom Zu den Garten am rechten Ufer In Garten und Landschaft 8 1959 S 235 a b c d e f Annemarie Bucher Hrsg Plakatausstellung G59 zum 50 jahrigen Jubilaum Das kleine Forum Zurich 2009 Die Begleitpublikation ist erhaltlich bei der Schweizerischen Stiftung fur Landschaftsarchitektur SLA Brigitt Sigel amp Erik A de Jong Der Seeuferweg in Zurich Eine Spazierlandschaft der Moderne von 1963 Scheidegger amp Spiess Zurich 2010 ISBN 978 3 85881 250 6 Stefan Rotzler Hrsg Garten des Poeten G59 2009 Architekturforum Zurich 2009 ISBN 978 3 033 01985 0 Brief von Hans Fischli an Ernst F Cramer vom 26 8 1959 Archiv fur Schweizer Landschaftsarchitektur HSR Hochschule fur Technik Rapperswil Abgerufen von https de wikipedia org w index php title G59 1 Schweizerische Gartenbau Ausstellung amp oldid 237267704