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Friede auf Erden op 13 ist ein Chorwerk von Arnold Schonberg das ein Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer vertont Es ist sein letztes tonales Stuck 1 Nach Wunsch des Komponisten ist das Werk a cappella aufzufuhren Da es aber als anspruchsvoll gilt und bereits die ersten Proben unter Schwierigkeiten litten existiert eine Orchesterbegleitung die Schonberg lediglich fur die Urauffuhrung 1911 vorsah und nicht als Teil des Werkes sondern nur als reine Stutze zur Sicherung der Intonation betrachtete 2 Spater in einem Brief von 1923 bezeichnete Schonberg sein Werk als eine Illusion fur gemischten Chor eine Illusion insofern als er diese reine Harmonie unter Menschen zur Zeit des Entstehens fur denkbar hielt 1 Eine Auffuhrung dauert rund 8 bis 10 Minuten Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 3 Musik 4 Rezeption 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenLaut Egon Wellesz komponierte Schonberg das Stuck fur einen Wettbewerb was sich allerdings nicht verifizieren lasst 1 Wann genau er mit den Kompositionsarbeiten begann ist nicht mehr zu rekonstruieren Es liegen Entwurfe im III Skizzenbuch vor die zwischen dem 14 August 1906 und dem 9 Marz 1907 eingetragen wurden Letzteres Datum ist zugleich jenes der Niederschrift des Chorsatzes Im Jahr 1908 wurde Friede auf Erden im Wiener Singverein unter Franz Schalk geprobt Fur diesen Zweck fertigte Anton Webern einen Klavierauszug an Dennoch erwies sich das Werk als zu schwer so dass die Probenarbeit abgebrochen wurde 2 Gegen Anfang des Jahres 1911 startete Franz Schreker mit seinem Philharmonischen Chor einen erneuten Anlauf dabei bat er Schonberg zur Unterstutzung der Proben um einen Streichorchestersatz Dieser lag im September 1911 noch nicht vor sodass Schreker einen Erinnerungsbrief an Schonberg schickte und auch einen Satz fur volles Orchester in Erwagung zog Diesen vollendete Schonberg am 6 Oktober 1911 in Berlin Mitwirkende der Urauffuhrung am 9 Dezember 1911 im Grossen Musikvereinssaal waren neben dem Philharmonischen Chor auch der Mannerchor des Wiener Lehrergesangvereins und das Wiener Tonkunstler Orchester 2 Das Orchester war hierbei sehr stark abgedampft worden 1 Inhalt BearbeitenDas ursprungliche Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer erschien 1886 erstmals in der Weihnachtsausgabe von Schorers Familienblatt Er schenkte es 1891 der spateren Friedensnobelpreistragerin Bertha von Suttner die es schliesslich 1892 durch Meyer ebenfalls autorisiert auf die Titelseite der Erstausgabe ihrer Zeitschrift Die Waffen nieder setzte Es bleibt unklar auf welche Weise Schonberg von diesem Text erfuhr Moglicherweise schatzte er den hoffnungsvollen Grundton des Gedichts 3 In der ersten Strophe wird die Weihnachtsgeschichte und insbesondere der dortige Frieden verheissende Gesang der Engel nach Lk 2 14 EU aufgegriffen 4 Die zweite Strophe kontrastiert diese Friedenslosung mit den blutigen Taten die sich im Laufe der Zeit ereignet haben auch wenn der Engelsruf wiederholt zu Weihnachten dringlich flehend leis verklagend vorgetragen wurde In der dritten Strophe erinnert Meyer an den fortbestehenden Glauben dass der Krieg nicht auf ewig die Herrschaft ubernehmen konne Etwas wie Gerechtigkeit wirke auch wahrend des grauenvollen Kriegsgeschehens Die letzte Strophe verweist auf die Hoffnung einer Zukunft in der sich der Frieden aus eigener Kraft durchsetzt 3 4 Der Text der Vorlage lautet wie folgt 2 Da die Hirten ihre Herde Liessen und des Engels Worte Trugen durch die niedre Pforte Zu der Mutter und dem Kind Fuhr das himmlische Gesind Fort im Sternenraum zu singen Fuhr der Himmel fort zu klingen Friede Friede auf der Erde Seit die Engel so geraten O wie viele blut ge Thaten Hat der Streit auf wildem Pferde Der geharnischte vollbracht In wie mancher heil gen Nacht Sang der Chor der Geister zagend Dringlich flehend leis verklagend Friede Friede auf der Erde Doch es ist ein ew ger Glaube Dass der Schwache nicht zum Raube Jeder frechen Mordgebarde Werde fallen allezeit Etwas wie Gerechtigkeit Webt und wirkt in Mord und Grauen Und ein Reich will sich erbauen Das den Frieden sucht der Erde Mahlich wird es sich gestalten Seines heil gen Amtes walten Waffen schmieden ohne Fahrde Flammenschwerter fur das Recht Und ein koniglich Geschlecht Wird erbluhn mit starken Sohnen Dessen helle Tuben drohnen Friede Friede auf der Erde Musik BearbeitenIn Friede auf Erden wendet Schonberg anders als in seinen nachfolgenden Werken letztmals einen uberwiegend tonalen Stil an wenngleich er mit seiner Harmonik hier an die Grenzbereiche zur Atonalitat vorstosst 1 3 Das Chorstuck greift den im Gedicht auftretenden Kontrast zwischen erhofftem Frieden und tatsachlichem Unfrieden auf und deutet ihn musikalisch durch die Gegenuberstellung von konsonantem und dissonantem Material von Dur und Moll Tonalitat von homophonem und polyphonem Satz sowie durch abwechslungsreiche Rhythmik Auch an anderen Stellen orientiert sich Schonberg in seiner Komposition stark an Struktur und Inhalt des Textes 1 3 Die erste Strophe des Textes wird durch zwei kontrastierende Teile gestaltet Der beginnende d Moll Teil reprasentiert die teils brutale Realitat der langere anschliessende D Dur Teil kennzeichnet die ideale hoffnungsreiche Friedensvorstellung Diese Aufteilung wird auch auf die ubrigen drei Textstrophen angewandt wobei die ersten anderthalb Strophen sich wiederum als Moll die anderen als Dur deuten lassen Mit einem uberlappenden Ubergang zur zweiten Strophe erfolgt nun der Ruckblick auf die Geschichte Diese wird etwas bewegter und zunehmend auch in Achtelschritten vorgetragen beim Verweis auf die blutigen Taten wird ein Motiv nahezu zwolftonig enggefuhrt so dass ein stark dissonanter Eindruck entsteht Das folgende Kriegsmotiv weicht ins ferne Ges Dur bzw b Moll aus und lasst die Strophe schliesslich auf einem Cis Septakkord enden 3 Nach einer Generalpause beginnt die dritte Strophe kraftig Im Folgenden symbolisieren die Frauenstimmen den idealisierten ewigen Glauben wahrend die Mannerstimmen durch den Ruckgriff auf das Kriegsmotiv einen harmonischen Gegensatz bilden Beim Verweis auf die Gerechtigkeit wird das Engelssingen aus der ersten Strophe wiederverwertet Die abschliessende vierte und zugleich langste Strophe vereint nun Material aus allen bisherigen Strophen im achtstimmigen polyphonen Chorsatz der verschiedentlich gesteigert und variiert wird Den Abschluss bildet eine Ausrichtung auf die Worte Friede und Erde bevor das Stuck in strahlendem D Dur endet 3 Rezeption BearbeitenDie Urauffuhrung des Chorwerks 1911 war laut Schreker ein unbestrittener Erfolg 1 Dennoch vergingen ein paar Jahrzehnte bis sich das Stuck ansatzweise etablieren konnte gerade die technischen Schwierigkeiten und die seinerzeit als abschreckend empfundene Harmonik mogen ein Grund dafur gewesen sein Heute ist Friede auf Erden im Repertoire verschiedener Kammerchore und Vokalensembles zu finden und wird haufig a cappella vorgetragen 3 4 Einspielungen existieren etwa vom Heinrich Schutz Ensemble Vornbach vom Chor Tenebrae oder vom Nederlands Kamerkoor Aus Anlass des Weltfriedenstags 2019 veroffentlichte der WDR Rundfunkchor Koln ein Musikvideo unter der Regie von Martina Pfaff 5 Weblinks BearbeitenFriede auf Erden Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Therese Muxeneder Friede auf Erden fur gemischten Chor a cappella op 13 1907 11 Arnold Schonberg Center 27 Juni 2023 abgerufen am 1 Oktober 2023 a b c d Friede auf Erden Arnold Schonberg Center abgerufen am 1 Oktober 2023 a b c d e f g Siglind Bruhn Schonbergs Musik 1899 1914 im Spiegel des kulturellen Umbruchs Von der Tondichtung zum Klangfarbenspiel Edition Gorz Waldkirch 2015 ISBN 978 3 938095 20 1 S 145 152 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c Meinrad Walter Auf preiset die Tage Ein musikalischer Begleiter durch die Advents und Weihnachtszeit Herder Munchen 2022 ISBN 978 3 451 82972 7 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Arnold Schonberg Peace on Earth op 13 WDR Rundfunkchor In YouTube 21 September 2019 abgerufen am 2 Oktober 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friede auf Erden Schonberg amp oldid 239037006