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Franz Hagenauer 22 Februar 1906 in Wien 26 September 1986 in Salzburg war ein osterreichischer Bildhauer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werkstatte Hagenauer Wien 4 Auszeichnungen und Ausstellungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Franz Hagenauer Torso 1929 Foto Im Kinsky Hagenauer besuchte als Zwolfjahriger einen Jugendkurs bei Franz Cizek an der Kunstgewerbeschule Wien Ab 1921 studierte er Bildhauerei bei Anton Hanak und Josef Hoffmann Nach Abschluss seiner Ausbildung und einigen Studienreisen stieg er 1926 in die Metallwerkstatt seines Vaters ein 1928 nach dessen Tod ubernahm Karl Hagenauer der Bruder von Franz den Betrieb Neben seinen bildhauerischen Werken schuf Franz Hagenauer nun auch Entwurfe fur Produkte der Werkstatte Bereits mit 25 Jahren wurde er in den bedeutenden Kunstlerkreis der Wiener Sezession aufgenommen Seine Arbeiten fanden Anerkennung bei mehreren internationalen Ausstellungen in Paris Mailand Venedig und Wien Der Weltkrieg unterbrach abrupt sein Schaffen bereits 1939 wurde er eingezogen In der Nachkriegszeit wurde zunachst Salzburg zu seinem Lebensmittelpunkt Die Produktpalette der Werkstatte umfasste nun auch Arbeiten in Holz modernem Design und Kunstgewerbe Franz Hagenauer wurde 1946 Salzburger Landesinnungsmeister Ende der 1940er Jahre setzte auch im Osten Osterreichs der Wirtschaftsaufschwung ein aber auch aus privaten Grunden verlagerte sich sein Lebensmittelpunkt wieder nach Wien Im Dezember 1949 heiratete er Ingeborg Die Tochter Claudia kam im darauf folgenden Jahr zur Welt die jungere Tochter Caja 1952 Franz Hagenauer erhielt den Kulturpreis fur angewandte Kunst der Stadt Wien und wurde 1955 zum Vorstandsmitglied des Osterreichischen Werkbundes berufen Unerwartet starb sein Bruder Karl im Marz 1956 und Franz Hagenauer musste die Leitung der Werkstatte notgedrungen ubernehmen 1962 wurde Franz Hagenauer als Professor fur freies Gestalten in Metall an die Hochschule fur angewandte Kunst in Wien berufen Spater ubernahm er auch eine Klasse fur Emailarbeiten Mit der Ubernahme dieser neuen Aufgabe einher ging eine Besinnung auf seine eigentliche Berufung Franz Hagenauer widmete sich wieder verstarkt diesen eigenstandigen getriebenen Skulpturen 1971 fand im Museum fur Angewandte Kunst eine umfangreiche Ausstellung uber die Werkstatte Hagenauer statt Im Katalog schrieb der Bildhauer Fritz Wotruba eine sehr personliche Laudatio die mit den Worten endet solange ein Mensch lebt soll er seine Sache weiterfuhren Franz Hagenauer sollte seine Sache weiterfuhren Die neuen Arbeiten waren eine Fortsetzung seines bildhauerischen Schaffens der 1930er Jahre In dieser spaten Phase entstanden neue expressive Werke Er experimentierte mit den verschiedensten Techniken Franz Hagenauer starb am 26 September 1986 in Salzburg an Herzversagen Er wurde am Ober Sankt Veiter Friedhof bestattet 1 Werk Bearbeiten nbsp Reduzierte Kopfskulptur 1937Bereits wahrend seiner Ausbildung unter Anton Hanak und Josef Hoffmann entwickelte Franz Hagenauer seinen signifikanten Stil in der Bildhauerei In den Ferien jobbte er unter Dagobert Peche in der Wiener Werkstatte und erhielt 1923 einen ausgeschriebenen Preis fur eine Arbeit in getriebenem Metall Zum Ende seiner Ausbildung war er 1925 mit zwei Reliefplatten auf der richtungsweisenden Pariser Weltausstellung Exposition des Arts Decoratifs vertreten Dafur wurde Franz Hagenauer im Winter des letzten Studienjahres fur drei Monate beurlaubt Gleichzeitig hatte er fur die Werkstatte Hagenauer mit der Figur eines knienden Ritters und eines Wappenadlers zwei weitere Exponate geschaffen Diese fruhen Arbeiten uberzeugen vor allem handwerklich Kunstlerisch war der 19 Jahrige noch sehr dem Traditionellen angepasst Die damaligen Kreationen wirkten noch etwas hart unbeholfen und gewollt wie das Kunstmagazin Deutsche Kunst und Dekoration kritisierte Doch schon bald legte er diese Blechernheit der ganz fruhen Werke ab nbsp Kupferskulptur mit abstrakter Emailglasur ca 1975 Foto Im Kinsky Mehrere Auslandsaufenthalte in Paris Berlin und Rom vermittelten Franz Hagenauer den Zeitgeist der Moderne und machte ihn mit Art deco und dem Bauhaus Stil vertraut Seine neuen Arbeiten dokumentierten diese Formensprachen Sowohl im Stil der Neuen Sachlichkeit als auch des Neoklassizismus erreichte er in den spaten 1920er Jahren eine fruhe Meisterschaft Eine Fotografie aus dem familiaren Nachlass ist mit ca 1928 einzuordnen Links sieht man einen nach hinten geneigten halb plastischen Mannerkopf die beiden Gesichtshalften unterschiedlich so dass sich eine spannende simultan Ansicht ergibt Franz Hagenauer erzielt damit die Gleichzeitigkeit einer Betrachtung von verschiedenen Gesichtspunkten Vor einigen Jahren noch in der Sammlung des Pop Art Kunstlers Andy Warhol kam er wieder zuruck nach Wien und befindet sich heute im Museum der Sammlung Leopold Auf dem Foto rechts der Halbakt einer jungen Frau mit leicht geneigtem Kopf und gesenkten Augenlidern ist ebenfalls bereits ein Meisterwerk Der Kunstler verzichtet auf schmuckende Ornamente und beschrankt sich auf eine klare Formensprache Die Gesichtszuge im Stil von Modigliani entsprechen dem Zeitgeist der Moderne Eine sehr ahnliche Version befindet sich heute in der Sammlung des Museums fur Angewandte Kunst in Wien Der in Kupfer getriebener Torso eines jungen Mannes ist eine Auseinandersetzung mit der Fragmentierung des Korpers Diese neoklassizistische Arbeit ist ein Hohepunkt in seiner fruhen Schaffensperiode Im Osterreich Pavillon Exposition d Art Autrichienne auf der Weltausstellung in Paris 1937 ist es eines der Hauptwerke des osterreichischen Kunstschaffens dieser Epoche Seine Arbeiten in den fruhen 30er Jahren sind gepragt von der kunstlerischen Auseinandersetzung zwischen dem Neoklassizismus der neuen Sachlichkeit dem Art deco und Design Entwurfen fur die Werkstatte Hagenauer Analog zu der internationalen Entwicklung entstehen einige Hauptwerke in einem monumental vergeistigten Realismus Der Architekt Adolf Loos stirbt 1933 Franz Hagenauer schafft den getriebenen monumentalen Loos Kopf Trotz seiner Grosse ist die Skulptur eine ausserst lebensnahe Darstellung Heute befindet er sich in der permanenten Ausstellung der Sammlung Leopold im Museumsquartier Wien Ebenfalls dieser Schaffensperiode zuzuordnen ist ein in seltener Perfektion gearbeiteter aus Kupfer getriebener naturalistischer Mannerkopf Er wurde 1934 auf der Biennale in Venedig ausgestellt ist eine Zuwendung der Julius Reich Kunstlerstiftung und befindet sich heute in der Osterreichischen Nationalgalerie im Oberen Belvedere Die weitere Entwicklung erfolgt ab nun radikal auf der kunstlerischen Ebene Franz Hagenauer folgte dem Zeitgeist des Postexpressionismus und fand zu einer umfassenden Abstraktion Der Verzicht auf alles Unwesentliche fuhrte zu der klaren Form Nicht die Dinge selbst sondern die Einfuhlung in das Wesen der Dinge war nun Inhalt und Ausdruck seiner Werke und fuhrten zu einer radikalen Reduktion auf das Essenzielle Diese ungewohnlichen Arbeiten sind die bedeutendsten fur das gesamte Lebenswerk Oftmals werden sie erganzt durch ein minimales Detail Die aussergewohnlichen gesichtslosen Kopfe und Figuren wurden spater zu seinen gefragtesten Kunstwerken Der Weltkrieg bremste diese Schaffensperiode jah Die Nachkriegszeit war von den wirtschaftlichen Notwendigkeiten gepragt seine Kunst trat in den Hintergrund Er wurde ausgewahlt fur das Parlament in Wien einen grossen Bundesadler zu entwerfen und aus getriebenem Metall auszufuhren Erst mit der Erteilung einer Professur an der Hochschule erlangte Franz Hagenauer wieder seine ungebremste Schaffenskraft Die Arbeiten wurden jetzt zarter die Figuren meist gelangt und oftmals erganzt mit Bandern oder signifikanten Details An einem weiblichen Torso als Gegenstuck zu seinem maskulinen Fruhwerk arbeitet er mit Unterbrechungen uber Jahre Angeregt durch den Erfolg der Ausstellung im Museum fur angewandte Kunst und den beflugelnden Worten von Fritz Wotruba verstarkte sich der Tatendrang Standig war er auf der Suche nach Erneuerung immer wieder wurden neue Ideen umgesetzt Zu den spaten Hohepunkten seines Schaffens zahlen einige innovative Kopfplastiken Die starke Ausdruckskraft resultiert aus der radikalen Reduktion und dem Zusammenspiel von Material und Technik Werkstatte Hagenauer Wien BearbeitenCarl Hagenauer grundete die Werkstatte 1898 es wurden vor allem die traditionsreichen Wiener Bronzen hergestellt Nach seinem Tod 1928 ubernahmen die Kinder Karl Franz und Grete den Betrieb Karl Hagenauer oblag die Firmenleitung und er stellte die Produktion auf kleine ausdrucksstarke Messingfiguren um die die Tradition in moderner Form fortsetzten Im Stil des Art Deco und der neuen Sachlichkeit entstanden hochwertige Kleinplastiken aus Messingguss die den wirtschaftlichen Erfolg der Werkstatte uber Jahre manifestierte Diese Entwurfe fur Grossserien sind uberwiegend Karl Hagenauer zuzuordnen wahrend Franz vornehmlich exklusive getriebene Metallskulpturen und Designobjekte entwarf Ein Grossteil der Produktion ging bereits damals in den weltweiten Export Auf Grund dieses Erfolges kamen spater ahnliche Arbeiten von den Firmen Aubock Baller und Rohac auf den Markt Julius Jirasek erweiterte das Programm der Werkstatte Hagenauer um moderne Kleinmobel Ab 1947 wurde das Sortiment um kunstgewerbliche Figuren aus Holz vergrossert 1956 nach dem Tod von Karl Hagenauer ubernahm Franz Hagenauer die Leitung der Werkstatte Die Produktion der Kleinplastiken wurde stark reduziert Den Schwerpunkt bildeten nun Designobjekte aus Metall und die handgetriebenen Metallskulpturen 2 Fur die Qualitat der Herstellung sorgten die Werkmeister Ernst Jessineg von 1935 bis 1975 danach Karl Schmidt 3 bis zur Schliessung 1987 Die Objekte der Werkstatte Hagenauer wurden mit dem Werkstattzeichen WHW punziert Ausgewahlte Arbeiten wurden auch nach dem Entwerfer mit FRANZ oder KARL bzw mit FH oder KH signiert Auszeichnungen und Ausstellungen Bearbeiten1925 Exposition International des Arts Decoratifs Paris 1928 Wiener Kunstlerhaus Weihnachtsschau 1930 Triennale di Milano 1931 Mitglied der Wiener Sezession und der Kunstschau 1934 20 Biennale in Venedig 1937 Weltausstellung Exposition Internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne Paris 1950 Kulturpreis der Stadt Wien fur angewandte Kunst 1948 1951 1955 1957 1960 Triennale in Mailand oder Monza 1958 Weltausstellung in Brussel 1971 Ausstellung im Museum fur Angewandte Kunst in Wien 1986 Gedachtnisausstellung der Galerie Wurthle Wien 2011 Ausstellung im Otto Wagner Sparcassensaal der BAWAG Foundation WienLiteratur BearbeitenFranz Hagenauer In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 2 E J E A Seemann Leipzig 1955 S 353 Marcus Antonius Kutschak Franz Hagenauer Biographie und figurales Werk Versuch einer kunstgeschichtlichen Positionierung Diplomarbeit Universitat Wien 2003 4 Deutsche Kunst und Dekoration Band 57 1925 26 Exposition International des Arts Decoratifs Arbeiten der Werkstatte Hagenauer Fritz Wotruba Wilhelm Mrazek Katalog zu der Ausstellung Hagenauer im Museum fur Angewandte Kunst in Wien Erich Breinsberg Franz Hagenauer Die singulare Kunst der handgetriebenen Metallskulptur Morawa ISBN 978 3 99057 069 2 Franz Hagenauer In Allgemeines Kunstlerlexikon Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker AKL Band 67 de Gruyter Berlin 2010 ISBN 978 3 598 23034 9 S 437 Olga Kronsteiner Werkstatte Hagenauer Wiener Moderne und Neue Sachlichkeit Ausstellungskatalog Wagner Werk der Bawag Foundation 2011 Stefan Uner Franz Hagenauer In Parnass Heft 2 Wien 2022 S 160 163 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franz Hagenauer Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Grabstelle Franz Hagenauer Wien Ober Sankt Veiter Friedhof Gruppe A Nr 44 Werkstatte Hagenauer Wiener Moderne und Neue Sachlichkeit Ausstellungskatalog 2011 Seiten 32 ff Franz Hagenauer Die singulare Kunst der handgetriebenen Metallskulptur Morawa Seiten 36 ff Karl Schmidt Nachweis im Osterreichischen BibliothekenverbundNormdaten Person GND 123353890 lobid OGND AKS VIAF 57518693 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hagenauer FranzKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Bildhauer und GurtlermeisterGEBURTSDATUM 22 Februar 1906GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 26 September 1986STERBEORT Salzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Hagenauer amp oldid 238092879