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Fournou Koryfi griechisch Foyrnoy Koryfh auch Phournou Koryphi ist eine archaologische Ausgrabungsstatte im Sudosten der griechischen Insel Kreta Sie befindet sich in der Gemeinde Ierapetra des Regionalbezirks Lasithi etwa zwei Kilometer ostlich des Ortes Myrtos Myrtos Die freigelegten Siedlungsreste auf einer 66 Meter hohen Erhebung vor der Kuste stammen aus fruhminoischer Zeit im 3 Jahrtausend v Chr 1 Ausgrabungsstatte von Fournou Koryfi Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksGeschichte BearbeitenFournou Koryfi liegt oberhalb der Kustenstrasse ungefahr 100 Meter Luftlinie vor der Sudkuste Kretas 1 7 Kilometer westlich der Ausgrabungsstatte wurde eine weitere minoische Siedlung entdeckt Myrtos Pyrgos Letztere bestand wie Fournou Koryfi in der fruhminoischen Zeit der Phase FM II A wurde jedoch nach beiden Siedlungen gemeinsamen Zerstorungen durch grossflachige Brande in FM II B weiter bewohnt 2 In Fournou Koryfi reisst die Siedlungstatigkeit nach dem Zerstorungshorizont in der Phase FM II B ab Die Ausgrabungen der 1962 entdeckten Siedlung fanden 1967 und 1968 fur die British School at Athens unter der Leitung von Peter Warren statt 3 Eine Auswertung der Grabungsergebnisse wurde von ihm 1972 publiziert nbsp Kultzentrum an der SudwestseiteNach Peter Warren geht man von zwei aufeinanderfolgenden Besiedlungsphasen der 200 Jahre bestehenden Siedlung aus Sie entstand in der Mitte des 3 Jahrtausends v Chr auf der Spitze des Hugels 3 Der Besiedlungsphase in FM II A folgte eine zweite flachenmassig grossere in FM II B endend mit einer Brandkatastrophe die zur Aufgabe des Ortes fuhrte Eine spatere Neubesiedlung fand nach den Erkenntnissen der Ausgrabung nicht statt 4 Die Ausgrabungsstatte nimmt eine Flache von 1250 m ein Nach Warren war die Siedlung von einer Steinmauer mit zwei Eingangen umgeben am Sudeingang von einer Bastion verstarkt Die zellenartigen einstockigen Gebaude waren aus grossen unregelmassigen Steinen und Lehmziegeln in aneinandergereihter Bauweise errichtet 5 Sie waren innen weiss gekalkt und teilweise mit roter Bemalung versehen von der Reste festgestellt werden konnten 3 Neben den Wohnkomplexen gab es kleine offene Platze von dem der an der Sudwestseite der Siedlung Reste einer Pflasterung mit grossen Steinplatten aufweist die moglicherweise eine annahernd rechteckige Flache von 12 m eingenommen haben konnte 6 nbsp Gottin von Myrtos Peter Warren interpretierte die etwa 90 Raume der Phase FM II B in Fournou Koryfi als eine Siedlung fur 100 bis 120 Personen die in einer Gruppe einem Clan oder einer erweiterten Familie ohne Anzeichen einer Hierarchie lebten Dem widersprach der Prahistoriker und Archaologe Keith Branigan der aufgrund der Grabungsergebnisse zu der Ansicht kam dass es sich um eine Villa einer lokal wichtigen Person handelte Die nordlichen sehr kleinen Raume seien Lager und Arbeitsstatten zum Waschen und Bearbeiten von Wolle gewesen zur Vorbereitung der Herstellung von Kleidung 5 Einigkeit bestand in der Lokalisierung eines Kultkomplexes im sudwestlichen Bereich wo in zwei aneinandergrenzenden Raumen ein offensichtlich bewusst dort platzierter Schadel eines 20 bis 30 jahrigen Mannes ohne weitere Skelettreste und die Gottin von Myrtos ein Weihgefass Rhyton in Form einer Frauengestalt gefunden wurden die beide als Kultgegenstande aufgefasst werden 7 Warren hielt eine Ahnenverehrung fur wahrscheinlich 8 nbsp Altarsteine rechte Seite neben dem Fundort der Gottin von Myrtos Eine Neubewertung der Grabungsbefunde nahm der Archaologe Todd Whitelaw vor Er sprach von funf bis sechs Haushalten zu vier bis sechs Personen die die Siedlung in FM II B bewohnten Dies entsprache einer Einwohnerzahl von 25 bis 30 Personen mit vergleichbaren Aktivitaten innerhalb ihrer Haushaltseinheiten oder Familien 3 Mit sechs gefundenen Schalensteinen vier aus flachen zwei aus dickeren Platten entspricht diese Zahl in etwa der Anzahl der nach Whitelaw in Fournou Koryfi siedelnden Kernfamilien Es handelt sich dabei um Steine mit kreisformig angeordneten Vertiefungen moglicherweise Reibsteine die sich in spaterer Zeit zu Kernoi entwickelten 9 Whitelaw bezweifelte den Fundort der Gottin von Myrtos als offentliches Heiligtum Er sieht hier ein Wohn und Wirtschaftsgebaude vergleichbar mit den anderen der Siedlung 10 Die geringen Unterschiede in der Qualitat und Quantitat der Fundstucke ist fur Whitelaw ein Indiz fur nur geringe Statusunterschiede der in Fournou Koryfi lebenden Familien 1 nbsp Schnabelkannen im Vassiliki Stil aus Fournou KoryfiNeben Knochen und Muscheln fanden sich in Fournou Koryfi unterschiedliche Keramikgefasse und fragmente im Koumassa und im Vassiliki Stil 11 darunter etliche Schnabelkannen Der Vassiliki Stil ist nach der etwa 20 Kilometer entfernten Fundstatte von Vassiliki benannt Weitere Funde weisen darauf hin dass es neben Wohn Kuchen und Lagerraumen auch Werkstatten fur Keramikproduktion Webereien und Raume zur Wein und Olivenverarbeitung gab 3 Als bedeutendstes Fundstuck aus Fournou Koryfi wird die Gottin von Myrtos angesehen Es handelt sich dabei um eine 21 1 cm hohe Figur aus Terrakotta die heute im archaologischen Museum von Agios Nikolaos ausgestellt ist Ihr Fundort Koordinaten 35 0 23 9 N 25 36 32 9 O 35 006638888889 25 609138888889 unmittelbar sudlich der ovalen Konstruktion zweier Steinblocke war Anlass diese als Altar aufzufassen von dem die Figur heruntergefallen sein konnte Bei einer Hohe von 13 cm ist der Altar 66 cm lang und 44 cm breit Der nordliche Altarstein besteht aus lokalem Sandstein der sudliche aus verschiedenfarbigem Konglomeratgestein von einem anderen Ort Eine praktische Verwendung der Gottin von Myrtos ist auszuschliessen Die einzige Offnung zum Hohlraum des glockenformigen stilisierten Frauenkorpers befindet sich an der 9 1 cm grossen Kanne die die Figur im linken Arm halt Arme Bruste das vorhandene Ohr und das Kinn der Gottin ohne Fusse und mit dem uberlangen Hals wurden angesetzt Nase und Mund ausgeformt die Augen ringformig eingedruckt Die Figur weist eine rote Bemalung auf die Augen Halsbander Kleidung und Schamdreieck sowie eine Dekoration der Miniaturkanne im linken Arm wiedergeben 10 Im Museum des Ortes Myrtos gibt es ein Modell der Siedlung Fournou Koryfi im Massstab 1 40 Es wurde von dem Museumsverwalter John Atkinson auf der Basis des Grabungsberichts von Peter Warren modelliert 12 Ausgrabungsstatte nbsp Westseite der Siedlung nbsp Sudlicher Eingang nbsp Zentraler Siedlungsbereich nbsp Nordliche GebaudeLiteratur BearbeitenPeter Warren Myrtos An Early Bronze Age Settlement in Crete The Annual of the British School at Athens Supplementary volume 7 Thames and Hudson London 1972 ISBN 0 500 42007 6 englisch Stefan Hiller Das minoische Kreta nach den Ausgrabungen des letzten Jahrzehnts Sitzungsberichte der philosophisch historischen Klasse Band 330 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1977 ISBN 978 3 7001 0176 5 S 77 79 Todd Whitelaw Ceramic production traditions at Myrtos Fournou Korifi In Robert Laffineur Philip P Betancourt Hrsg Texnh Craftsmen Craftswomen and Craftsmanship in the Aegean Bronze Age Aegeum Band 16 Universite de Liege University of Texas Liege Austin 1997 S 265 274 englisch Digitalisat Costas Davaras Fuhrer zu den Altertumern Kretas Eptalofos Athen 2003 ISBN 960 8360 02 1 S 236 238 online Todd Whitelaw House households and community at Early Minoan Fournou Korifi methods and models for interpretation In Building Communities House Settlement and Society in the Aegean and Beyond British School at Athens Studies Band 15 British School at Athens London 2007 S 65 76 englisch Esther Widmann Die Archaologie des Haushalts in der Kretischen Neupalastzeit Magisterarbeit Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Heidelberg 2007 Myrtos Phournou Koriphi S 21 25 Digitalisat PDF 23 6 MB abgerufen am 7 Februar 2018 Krzysztof Nowicki Myrtos Fournou Korifi before and after In Cretan Offerings Studies in honour of Peter Warren British School at Athens Studies Band 18 British School at Athens London 2010 S 223 237 englisch Digitalisat Gerald Cadogan Myrtos From Phournou Koryphi to Pyrgos In Kevin T Glowacki Natalia Vogeikoff Brogan Hrsg STEGA The archaeology of houses and households in ancient Crete Hesperia Supplements Band 44 American School of Classical Studies at Athens Princeton N J 2011 ISBN 978 1 62139 003 9 S 39 49 englisch John Atkinson A Small Scale Reconstruction of the Settlement at Myrtos Phournou Koryphi In Kevin T Glowacki Natalia Vogeikoff Brogan Hrsg STEGA The Archaeology of Houses and Households in Ancient Crete Hesperia Supplement Band 44 American School of Classical Studies at Athens Princeton N J 2011 ISBN 978 1 62139 003 9 S 27 38 englisch edu gr PDF Todd Whitelaw Feasts of clay Ceramics and feasting at Early Minoan Myrtos Fournou Korifi In Y Galanakis T Wilkinson J Bennet Hrsg A8ymata Critical essays on the archaeology of the Eastern Mediterranean in honour of E Susan Sherratt 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Archaeological Atlas of Crete Foundation for Research and Technology Hellas FORTH Institute for Mediterranean Studies abgerufen am 24 Dezember 2018 englisch Fournou Korifi Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 21 Dezember 2016 englisch Die Fruhbronzezeit auf Kreta PDF Myrtos Fournou Korifi in Sudostkreta Universitat Wien 16 Januar 2014 S 35 40 abgerufen am 21 Dezember 2016 13 947 86 KB Fournou Koryfi The Megalithic Portal abgerufen am 21 Dezember 2016 englisch Antiquities of Myrtos Destination Crete abgerufen am 21 Dezember 2016 englisch 35 006805555556 25 60925 Koordinaten 35 0 24 5 N 25 36 33 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fournou Koryfi amp oldid 210135800