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F Wolfgang Schnell 18 Mai 1913 in Bad Oeynhausen 29 Dezember 2006 in Stuttgart war ein deutscher Agrarwissenschaftler Er gehorte zu den herausragenden Fachvertretern auf dem Gebiet der Angewandten Genetik und Pflanzenzuchtung in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts F Wolfgang Schnell 1984 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Wissenschaftliche Leistungen 3 Lehrtatigkeit 4 Ehrungen 5 Schriften Auswahl 6 Referenzen 7 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenSchnell besuchte in Celle Halle und Leipzig das Gymnasium Nach dem Abitur 1931 absolvierte er auf dem Gut Deinstermuhle Lkr Stade eine landwirtschaftliche Lehre 1932 1934 Anschliessend studierte er Agrarwissenschaften in Berlin Munchen und Gottingen 1935 1939 Der weitere berufliche Werdegang wurde durch Kriegsdienst 1939 1945 und sowjetische Kriegsgefangenschaft 1945 1948 unterbrochen Als Doktorand von Wilhelm Seedorf wurde er 1949 an der Universitat Gottingen mit einer betriebswirtschaftlichen Dissertation promoviert Danach absolvierte er eine zweijahrige pflanzenzuchterische Ausbildung an dem seinerzeit in Voldagsen Landkreis Hameln Pyrmont untergebrachten Max Planck Institut fur Zuchtungsforschung MPIZ Ab 1952 leitete er das Arbeitsgebiet Fremdbefruchtende Getreidearten an der MPIZ Aussenstelle Scharnhorst Lkr Hannover Sein Interesse galt schwerpunktmassig der allgemeinen Zuchtmethodik und den genetischen Grundlagen der Heterosis Wertvolle Anregungen hierzu gewann er 1958 wahrend eines sechsmonatigen Studienaufenthaltes am North Carolina State College Raleigh und an weiteren fuhrenden Universitaten in den USA Bei Arnold Scheibe an der Universitat Gottingen habilitierte er sich 1963 im Fach Pflanzenzuchtung Im selben Jahr wurde er zum ordentlichen Professor und Direktor des neu eingerichteten Instituts fur Pflanzenzuchtung mit Landessaatzuchtanstalt der Universitat Hohenheim in Stuttgart berufen Dort leitete er bis zu seiner Emeritierung 1981 den Lehrstuhl fur Angewandte Genetik und Pflanzenzuchtung Nach der Abtrennung der Landessaatzuchtanstalt vom Institut 1968 im Rahmen einer Universitatsreform blieb Schnell in Personalunion deren Oberleiter bis 1979 Wissenschaftliche Leistungen BearbeitenSchon wahrend der Scharnhorster Zeit fanden Schnells Forschungsarbeiten grosse nationale und internationale Beachtung Er leistete wesentliche Beitrage zur Weiterentwicklung der biometrischen populationsgenetischen und quantitativ genetischen Grundlagen der Pflanzenzuchtung Bahnbrechende Fortschritte erzielte er durch die Generalisierung der Kopplungstheorie auf beliebig viele Loci die Modellierung des Kopplungseinflusses auf die Korrelation zwischen verwandten Genotypen sowie die Optimierung alternativer Verfahren der Mehrstufen und Indexselektion Ferner trug er massgeblich zu einem tieferen Verstandnis der Heterosis Hybridwuchsigkeit und zu einer hoheren Effektivitat der Hybridzuchtungsmethoden bei Durch Einfuhrung aktueller biometrischer Verfahren stellte er zudem das pflanzenzuchterische Feldversuchswesen auf eine dem internationalen Stand der Forschung angepasste moderne Basis Auf experimentellem Gebiet verfolgte Schnell in Scharnhorst das Ziel bei den Fremdbefruchtern Roggen und Mais erste Hybridsorten zu entwickeln Bei Roggen legte er den Grundstein fur ein spater von Hartwig H Geiger weitergefuhrtes Programm zur Suche nach einer cytoplasmatisch vererbten Pollensterilitat fur die kommerzielle Hybridsaatguterzeugung und bei Mais gelang es ihm die erste in Deutschland zugelassene fruhreife Doppelhybride Velox dt schnell zu zuchten In Hohenheim fuhrte Schnell die quantitativ genetischen und zuchtmethodischen Forschungsarbeiten erfolgreich weiter Bedeutende Fortschritte erzielte er mit seiner Arbeitsgruppe insbesondere bei der Analyse des Einflusses epistatischer Geninteraktionen auf die Heterosis und auf das Variationsmuster spaltender Generationen Auf grosses Interesse seitens der praktischen Zuchter stiessen vor allem Schnells Arbeiten zur optimalen Gestaltung und Dimensionierung eines Zuchtungsganges von der Erstellung der Ausgangsvariation bis zur fertigen Sorte Die theoretischen Studien wurden begleitet von umfangreichen Validierungsexperimenten Letztere erstreckten sich ausser auf Mais und Roggen auch auf selbstbefruchtende und partiell fremdbefruchtende Nutzpflanzen Hierfur hatte er erfolgreich die Einrichtung einer Versuchsstation fur Pflanzenzuchtung in Hohenheim mit Aussenstellen in Kehl Obere Rheinebene und St Johann Schwabische Alb beantragt Viele Experimente liefen in Zusammenarbeit mit Zuchtungsfirmen Auch nach seiner Emeritierung 1981 betatigte sich Schnell aktiv in der Zuchtungsforschung Mit zahlreichen Publikationen und Vortragen leistete er in diesen Jahren noch wesentliche Beitrage zum Fortschritt der Zuchtungsforschung Schnells Markenzeichen waren sein uberragendes Denkvermogen die Klarheit seiner Lehr und Forschungskonzepte und sein konsequentes Handeln Auf Tagungen und in der Gremienarbeit setzte er sich engagiert fur zukunftsweisende Entwicklungen in der Pflanzenzuchtung ein Damit schuf er wesentliche Voraussetzungen fur die spatere Einrichtung des Hohenheimer Forschungsschwerpunktes Biotechnologie und Pflanzenzuchtung 1985 und des Kompetenzzentrums Pflanzenzuchtung 2003 Triebfeder fur Schnells grosse Schaffenskraft und Kreativitat war sein unbandiger Drang nach Erkenntnisgewinn Er selbst verglich seine Begeisterung fur die Wissenschaft mit dem fieberhaften Suchen eines Goldgrabers Lehrtatigkeit BearbeitenDa Schnell in Hohenheim auf einen neu eingerichteten Lehrstuhl berufen wurde war es zunachst seine vorrangige Aufgabe ein umfassendes aktuelles Vorlesungsprogramm aufzubauen Seiner Veranlagung und Erfahrung entsprechend legte er besonderes Gewicht auf die theoretischen Grundlagen der Pflanzenzuchtung und die allgemeinen Prinzipien der Zuchtmethodik Hierbei unterteilte er die einzelnen Zuchtungsverfahren in vier Kategorien Linien Populations Hybrid und Klonzuchtung Diese nach der Saatguterzeugung der genetischen Struktur und Vermehrbarkeit der Sorten sowie der Reproduktionsbiologie der betreffenden Pflanzenart vorgenommene Klassifizierung ist wegen ihrer Klarheit und Eindeutigkeit von vielen Kollegen weltweit ubernommen worden Zudem legte Schnell den Grundstock fur ein modernes biometrisches und populationsgenetisches Lehrangebot Eine wesentliche Starkung erfuhren diese Bereiche nachdem 1971 auf Initiative von Schnell in Hohenheim je ein Lehrstuhl fur Biometrie H Thoni und Populationsgenetik H H Geiger eingerichtet wurde Grosse Verdienste erwarb sich Schnell bei der Weiterentwicklung des Hohenheimer Agrarstudiums Massgebliche Beitrage leistete er bei der Umgestaltung des fachlich breit angelegten sechssemestrigen Studiums in einen achtsemestrigen Studiengang mit Vertiefungsrichtungen in den Bereichen Pflanze Boden Tier Okonomie und Technik Um in den Bereichen Pflanze und Tier eine weitergehende naturwissenschaftliche Vertiefung zu ermoglichen initiierte Schnell zusammen mit Dietrich Fewson Tierzuchtung die Einrichtung eines neuen Studiengangs Agrarbiologie der sich von Anfang an grosser Nachfrage erfreute Aus Schnells Hohenheimer Pflanzenzuchtungsschule gingen 26 Doktoranden innen hervor von denen viele eine fuhrende Position in der Zuchtungsforschung oder praxis erlangten Ehrungen Bearbeiten1978 Verleihung der Max Eyth Medaille in Silber der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft e V DLG 1980 Ehrendoktorwurde der Georg August Universitat Gottingen 1981 Verleihung des Goldenen Maiskorns und der Ehrenmitgliedschaft des Deutschen Maiskomitees e V DMK 1992 Ehrenmitglied der Gesellschaft fur Pflanzenzuchtung e V GPZ 1997 Verleihung des Titels Distinguished Pioneer in Heterosis des internationalen Mais und Weizen Forschungszentrum CIMMYT in Mexiko 2006 Namenspatron der an der Universitat Hohenheim von der KWS SAAT AG gestifteten F W Schnell Stiftungsprofessur Nutzpflanzenbiodiversitat und ZuchtungsinformatikSchriften Auswahl BearbeitenElementarmethoden der Statistik In Handbuch der Pflanzenzuchtung 2 Auflage Band I Parey Berlin Hamburg 1958 S 732 780 Vererbungsanalysen bei quantitativer Merkmalsvariation In Handbuch der Pflanzenzuchtung 2 Auflage Band I Parey Berlin Hamburg 1958 S 815 832 On plant selection in successive stages Invited paper Ann Meet Amer Soc Agron vgl Agronomy Abstracts Vol 50 1958 Some general formulations of linkage effects in inbreeding In Genetics 46 1961 S 947 957 Heterosis und Inzuchtwirkung In Schriftenreihe Max Planck Institut fur Tierzucht und Tierernahrung Sonderband 1961 S 291 314 The covariance between relatives in the presence of linkage In W D Hanson H F Robinson Hrsg Statistical Genetics and Plant Breeding 1963 NAS NRC 982 Washington S 468 483 Die Covarianz zwischen Verwandten in einer gen orthogonalen Population I Allgemeine Theorie In Biometr Z 7 1965 S 1 49 H H Geiger F W Schnell Cytoplasmic male sterility in rye Secale cereale L In Crop Sci 10 1970 S 590 593 Genetische Modelle fur Vererbungsanalysen von quantitativen Merkmalen bei Kulturpflanzen In Acta Univ Agric Brno 21 1973 S 229 242 Type of variety and average performance in hybrid maize In Z Pflanzenzuchtg 74 1975 S 177 188 Progress and problems in utilizing quantitative variability in plant breeding In Plant Research and Development 7 1978 S 32 43 F W Schnell I S Singh Epistasis in three way crosses involving early flint and dent inbred lines of maize In Maydica 23 1978 S 233 238 A synoptic study of the methods and categories of plant breeding In Z Pflanzenzuchtg 89 1982 S 1 18 Modelling basic epistasis for quantitative genetic studies In Vortr Pflanzenzuchtg 7 1984 S 1 11 Quantitative genetics in crop improvement In B S Weir E J Eisen M M Goodman G Namkoong Hrsg Proc 2nd Intern Conf Quant Genetics Raleigh NC USA 1987 S 462 477 F W Schnell C C Cockerham Multiplicative vs arbitrary gene action in heterosis In Genetics 131 1992 S 461 469 Uber Zuchtplanung und die Entscheidungsspielraume des Pflanzenzuchters In Vortr Pflanzenzuchtg 33 1996 S 227 244 Nostalgie mit Negationen das delikate Verhaltnis von Heterosis und Hybridzuchtung In Bericht uber die 48 Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft der Saatzuchtleiter 1997 BAL Gumpenstein Osterreich S 1 5 Referenzen BearbeitenMelchinger AE 1998 Prof Dr Dr h c F Wolfgang Schnell dem Nestor der Hohenheimer Pflanzenzuchtung zum 85 Geburtstag In Reden von fur und uber Pflanzenzuchtung pp27 31 Schriftenreihe des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzuchter e V Bonn Robbelen G Hrsg 2009 Schnell Friedrich Wilhelm Wolfgang In Bibliographisches Lexikon zur Geschichte der Pflanzenzuchtung Vortr Pflanzenzuchtg 80 801 802 Gottingen ISSN 0723 7812 Weblinks BearbeitenBiographischer Uberblick von F W Schnell Gedenken zum 90 Geburtstag von F W Schnell Vertragsunterzeichnung zur F W Schnell Stiftungsprofessur fur Nutzpflanzenbiodiversitat und ZuchtungsinformatikNormdaten Person GND 108762297 lobid OGND AKS LCCN n78086766 VIAF 64558131 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schnell F WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher Agrarwissenschaftler und PflanzenzuchterGEBURTSDATUM 18 Mai 1913GEBURTSORT Bad OeynhausenSTERBEDATUM 29 Dezember 2006STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title F Wolfgang Schnell amp oldid 213599411