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F W Quist war eine Metallwarenfabrik in Esslingen am Neckar Schornstein der ehemaligen Produktionsstatte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Produkte 3 Bauwerke 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenQuist geht zuruck auf einen Betrieb der 1866 von Jakob Schweizer jun einem Drechsler und Metalldreher in der Martinstrasse 1 als Lackier und Metallwaarenfabrik gegrundet 1 und 1872 in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Actien Plaque Fabrik umgewandelt wurde 1872 wurden insgesamt 178 Aktien im Wert von jeweils 700 Gulden gezeichnet was ein Aktienkapital von 124600 Gulden ergab Jakob Schweizer hielt zu diesem Zeitpunkt nur zwolf dieser Aktien der Rest verteilte sich zu nahezu gleichen Teilen auf vier Aktionare aus Stuttgart Zu diesen Hauptaktionaren gehorte Friedrich Wilhelm Quist 1831 1903 2 Er wurde Direktor der Actien Plaque Fabrik und ubersiedelte aus Stuttgart nach Esslingen Im Jahr 1885 existierten insgesamt 200 Aktien die gleichmassig auf alle funf Aktionare verteilt waren Jakob Schweizer jun hatte also seinen Aktienbestand deutlich erhoht Fur das Geschaftsjahr 1884 ist eine Dividende von sieben Prozent belegt Nach dem Tod Jacob Schweizers im Jahr 1886 wurde die AG 1887 wieder aufgelost Liquidator war Friedrich Wilhelm Quist mit einem dreikopfigen Aufsichtsrat Der Betrieb ging in die Hande der ehemaligen Aktionare Quist und Robert Eisenmann uber die inzwischen alle 200 Aktien im Wert von je 1200 Mark an sich gebracht hatten Letzterer verkaufte seinen Anteil an der oHG im Jahr 1890 an Quist Dennoch fuhrte die Firma noch bis etwa 1895 den Namen Quist amp Eisenmann Friedrich Wilhelm Quist ubergab den Betrieb spatestens 1899 an seine Sohne Edmund und Fritz Quist und verfugte testamentarisch dass derjenige der die Firma weiterfuhren wurde dem anderen Sohn 126 000 Mark bezahlen musse Schon zu Lebzeiten des Vaters hatten sich Machtkampfe zwischen Edmund und Fritz Quist angebahnt die eine solche Bestimmung ratsam scheinen liessen Nachdem Friedrich Wilhelm Quist 1903 gestorben war fuhrte ab 1904 Fritz Quist das Unternehmen als Alleininhaber weiter Er blieb bis zu seinem Tod 1951 Geschaftsfuhrer jedoch wurde die Firma 1936 in eine GmbH umgewandelt Fritz Quists drei Sohne Hans Werner und Walter arbeiteten alle ebenfalls fur die Firma Hans und Walter waren vor allem im Ausland tatig Werner war ab den 1930er Jahren zunehmend mit der Geschaftsleitung in Esslingen beschaftigt und ubernahm 1951 die alleinige Firmenleitung Die GmbH wurde 1959 in eine KG umgewandelt 1965 trat Gerd Quist in die Firmenleitung ein die nun in vierter Generation in den Handen der Familie Quist war In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts geriet die Firma durch mehrere Fehlentscheidungen in Bedrangnis Der Versuch eine lukrative Beteiligung bei WMF zu erkaufen scheiterte Zwar gelang es Quist zwischen 1965 und 1971 mehr als ein Viertel der WMF Stammaktien aufzukaufen doch war mit einer solchen Schachtelbeteiligung kein ausreichendes Mitspracherecht verbunden und auch die erhofften Posten im Aufsichtsrat fur Werner und Gerd Quist liessen sich durch den Aktienkauf nicht erreichen Dieser Versuch kostete Quist bis 1971 etwa 18 Millionen DM wahrend der Jahresumsatz um diese Zeit rund 22 7 Millionen DM betrug Der Versuch ein Werk in Malaysia zu errichten scheiterte 1973 daran dass ein ungeeignetes Grundstuck gekauft wurde Der Wandel des Zeitgeschmacks wurde fur F W Quist ebenfalls verhangnisvoll Versilberte Tafelgerate und Geschenkartikel waren bei der Kundschaft nicht mehr beliebt Billigimporte aus Asien verscharften die Konkurrenzsituation und im Design konnte man sich bei Quist in dieser Zeit anders als etwa bei Alessi auf keine neue erfolgreiche Linie festlegen Susanne Feldmann kam in einem Aufsatz uber die Firmengeschichte zu dem vernichtenden Schluss dass Quist in den letzten Jahrzehnten nur noch ein wahlloses Durcheinander das mit den hochwertigen Jugendstil und Art Deco Artikeln sic oder den soliden aber trendigen Metallwaren der 1950er Jahre nur noch den Markennamen gemein hatte produzierte 3 Rationalisierungsmassnahmen und eine Umstrukturierung im Jahr 1980 konnten das Unternehmen nicht mehr retten 1981 meldete Quist Konkurs an Die Marke wurde von der Bayerischen Metallwarenfabrik BMF samt den Gebrauchsmustern Werkzeugen und Maschinen aufgekauft Ein Teil der Artikel wurde nach dieser Ubernahme weiterhin unter dem Namen Quist produziert In Esslingen weist noch der hohe Fabrikschornstein mit der Namensaufschrift Quist auf den ehemaligen Firmenstandort in der Weststadt hin Produkte Bearbeiten nbsp Musterzimmer von F W Quist um 1905Quist produzierte Geschirr und Tafelaccessoires im jeweiligen Stil der Zeit Bis zur Zeit des Ersten Weltkriegs konzentrierte man sich ganz auf den Bereich der Tafelgeratschaften ab 1916 wurden Stahlhelme und andere Heeresbedarfsartikel angefertigt nach dem Ersten Weltkrieg auch Aluminiumgeschirr Schon in der Zwischenkriegszeit kehrte F W Quist 1935 zur Rustungsproduktion zuruck und reichte ein Patent fur die Produktion von Stahlhelmen ein das von dem Erfinder des Stahlhelms Professor Schwerd bei einem Firmenbesuch 1936 sehr bewundert wurde F W Quist war einer von vier Stahlhelmherstellern fur die deutsche Wehrmacht fabrizierte ab 1938 jedoch auch Feuerwehr und Luftschutzhelme Produziert wurden z B die Typen M1935 M1940 und M1942 Abnehmer dieser Helme waren wahrend des Dritten Reiches die Waffen SS spater die Bundeswehr und die Feldpolizei in Deutschland Neben den Helmen produzierte man in der Zeit des Zweiten Weltkrieges auch andere Rustungsguter wie etwa Gehause fur Bombenzunder 1942 waren 97 Prozent der von Quist fabrizierten Gegenstande fur den Kriegseinsatz bestimmt Versilberte Metallwaren durften nur noch zur Devisenbeschaffung furs Ausland produziert werden Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gehorten die Helme noch bis etwa 1960 zur Produktpalette Kunststoff erwies sich schliesslich als ernsthafte Konkurrenz fur das Leichtmetall Auch die Doppelkegel fur die Uberhitzungsabdichtungen von Dampfloks mit deren Produktion man wahrend des Zweiten Weltkriegs begonnen hatte wurden nach der Elektrifizierung der Bahn nicht mehr gebraucht Zieh und Pressteile fur die Industrie gehorten in der zweiten Nachkriegszeit ebenfalls zum Sortiment Einzelne Designobjekte aus den 1960er und 1970er Jahren avancierten spater zu Sammlerstucken Bekannt wurde etwa der kugelformige Aschenbecher Smokny der 1970 auf den Markt kam und den 1966 bzw 1968 vorgestellten Kugelsesseln Ball und Bubble chair von Eero Aarnio nachempfunden war 1 Fur die meisten Quist Produkte ist kein bestimmter Designer sicher festzustellen doch lassen sich einige Ausnahmen nennen So lieferte etwa der franzosische Gestalter Paul Follot Entwurfe fur F W Quist Max Joseph Gradl August Oesselmann Johannes Bartel und Carl Nies fertigten ebenfalls Entwurfe fur die Esslinger Firma an In den 1930er Jahren arbeitete Emil Kitzenmeier in Festanstellung fur F W Quist Einer der wesentlichen Gestalter von Quist Produkten nach dem Zweiten Weltkrieg war Eugen Stegmaier und ab 1954 war Oswald Porner bei der Firma als Designer beschaftigt Das Esslinger Stadtmuseum besitzt zahlreiche Stucke aus der Quistschen Produktion die z T im Rahmen einer Ausstellung uber die Esslinger Metallwarenproduktion im Jahr 2004 gezeigt wurden Bauwerke Bearbeiten nbsp Martinstrasse 44F W Quist hatte seinen Standort in der Esslinger Weststadt Jakob Schweizer jun war 1866 der erste Anlieger der Martinstrasse Im Jahr 1892 war die Firma in den Gebauden Martinstrasse 1 3 und 5 ansassig 1897 wurde die Baugenehmigung fur einen Fabrikneubau erteilt der in zwei Bauabschnitten zwischen 1897 und 1903 weiter stadtauswarts ebenfalls in der Martinstrasse errichtet wurde Das Gebaude samt Maschinen und Kesselhaus wurde von Philipp Jakob Manz entworfen Die Erweiterungen in den Jahren 1911 1912 und 1914 die eine dreiflugelige Anlage an der Ecke Martinstrasse Schlachthausstrasse entstehen liessen wurden ebenfalls von Manz und von Otto Junge geplant Junge erhohte das Bauwerk um ein Mansardengeschoss auf vier Stockwerke Das Erdgeschoss ist durch seine violette Ziegelgestaltung von den ubrigen Stockwerken abgesetzt Diese sind in Sichtmauerwerk aus gelben Ziegeln ausgefuhrt und zeigen Verzierungen durch rotliche Backsteinmuster und Gesimse Die Fassaden sind symmetrisch angelegt und durch Pfeiler gegliedert Einfahrtstor und Haupteingang befinden sich in der Mittelachse der Fassade zur Martinstrasse Die dreiflugelige offene Anlage wurde 1936 37 durch einen Verbindungsbau geschlossen 1962 kam ein Neubau hinzu der die Arbeitsflache der Fabrik verdoppelte Nach dem Konkurs wurde der Gebaudekomplex ab 1981 an verschiedene Gewerbetreibende Musiker und Schulungsbetriebe sowie an das damalige Kultur amp Kommunikationszentrum von Esslingen KuKoZe vermietet Nach einem Grossbrand des Gebaudes in der Nacht vom 11 auf den 12 Dezember 1983 der sieben Stunden dauerte das ehemalige Fabrikgebaude weitgehend zerstorte und rund 2 Millionen Sachschaden verursachte wurde ein eventueller Abriss diskutiert der jedoch verworfen wurde Das mittlerweile wieder voll renovierte und heute gewerblich genutzte Gebaude in der Martinstrasse 44 wurde spater als ein herausragendes Beispiel zeitgenossischer Industriearchitektur unter Denkmalschutz gestellt 4 Weblinks BearbeitenStahlhelme von Quist FirmengeschichteLiteratur BearbeitenStadtmuseum Esslingen Hg SilberSachen Die Esslinger Metallwarenindustrie von 1815 bis 1981 Ostfildern 2004 ISBN 3 935293 45 3 Quist erwarb uber 25 der WMF Stammaktien Hamburger Abendblatt 219 21 September 1971 S 19Einzelnachweise Bearbeiten a b Little ball ashtray Smokny F W Quist 1970 Germany Abgerufen am 9 September 2012 Maria Daldrup Massenhaft SilberSachen Ausstellung im Esslinger Stadtmuseum Memento vom 21 Juli 2004 im Internet Archive In Damals de 13 April 2004 Susanne Feldmann Fur Sie ausgesucht Zur Geschichte der Metallwarenfabrik F W Quist Ein Werkstattbericht in Stadtmuseum Esslingen Hg SilberSachen Die Esslinger Metallwarenindustrie von 1815 bis 1981 Ostfildern 2004 ISBN 3 935293 45 3 S 53 86 hier S 73 Andrea Steudle u a Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmale in Baden Wurttemberg Band 1 2 1 Stadt Esslingen am Neckar Ostfildern 2009 ISBN 978 3 7995 0834 6 S 188 mit Abb 455 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title F W Quist amp oldid 239425066