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Die Furstenwalder Hassbotschaft war eine gegen das politische System der Weimarer Republik gerichtete politische Proklamation die der Landesvorsitzende des Frontsoldatenbundes Stahlhelm in Brandenburg Elhard von Morozowicz 1893 1934 im September 1928 auf einer Stahlhelmkundgebung im brandenburgischen Furstenwalde hielt Historisch gilt die mit der Hassbotschaft zum Ausdruck kommende politische Positionierung des Stahlhelms als einer der grossten Organisationen im Lager der politischen Rechten der Weimarer Republik insofern als eine bedeutende Wegmarke im Verlauf des Niedergangs des demokratisch republikanischen Systems der schliesslich in der Errichtung der NS Diktatur kulminierte als die Hassbotschaft den Ubergang des in den vorangegangenen Jahren leidlich republiktreuen Stahlhelms zu einem aggressiven republikfeindlichen Kurs einleitete 1 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Wortlaut der Rede 3 Abdrucke der Hassbotschaft 4 Literatur 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie massgebliche Passage von Morozowiczs Rede von deren Inhalt sich der Name der Proklamation ableitet lautete Wir hassen mit ganzer Seele den augenblicklichen Staatsaufbau seine Form und seinen Inhalt sein Werden und sein Wesen Kampf dem System das den Staat von heute regiert Morozowiczs Rede wurde zeitgenossisch viel beachtet So folgten ihr ausfuhrliche Kommentare durch die Tagespresse und infolgedessen heftige Auseinandersetzungen Diese wurden auf zwei Ebenen ausgetragen Einmal innerhalb des Stahlhelms wo es zu Konflikten zwischen den Anhangern eines moderaten Kurses und Vertretern einer radikalen antirepublikanischen Stossrichtung kam Und zum zweiten zwischen dem Stahlhelm als Ganzem und republiktreuen Kraften So warf der damalige Aussenminister und Vorsitzende der Deutschen Volkspartei DVP Gustav Stresemann dem Stahlhelm vor dass hier eine ganz bewusste Grundung einer Art von Faschistenpartei vor sich gehe 2 Auch empfahl Stresemann allen Reichstagsabgeordneten der DVP von denen viele dem Stahlhelm als ehemalige Frontkampfer angehorten aus dem Wehrverband auszutreten Daraufhin traten samtliche Abgeordneten des Stahlhelm geschlossen aus der DVP aus und folgten damit dem Beispiel ihres Bundesfuhrers Franz Seldte der die Partei bereits im Vorjahr verlassen hatte 3 4 Auch auf den Reichsprasident Paul von Hindenburg der als ehemaliger Generalfeldmarschall des Ersten Weltkrieges Ehrenmitglied des Stahlhelms war wurde heftiger Druck ausgeubt seine Mitgliedschaft beim Stahlhelm als einer nun in offen ablehnenden Haltung zu dem Staat dessen oberster Reprasentant er war niederzulegen wozu Hindenburg jedoch bezeichnenderweise keinen Anlass sah Wortlaut der Rede BearbeitenNach Johannes Hohlfeld Deutsche Reichsgeschichte in Dokumenten 1849 1934 Bd 2 Der Ausgang der liberalen Epoche 1926 1931 1934 S 82 84 im Vergleich zu anderen Abdrucken sind geringfugige Formulierungsabweichungen festzustellen Wir lieben mit ganzer Seele unser Volk und Vaterland denn jeder deutsche Mensch und jedes Kornchen deutscher Erde ist ein Stuck deutscher Staat Wir hassen mit ganzer Seele den augenblicklichen Staatsaufbau seine Form und seinen Inhalt sein Werden und sein Wesen Wir hassen diesen Staatsaufbau weil in ihm nicht die besten Deutschen fuhren sondern weil in ihm ein Parlamentarismus herrscht dessen System jede verantwortungsvolle Fuhrung unmoglich macht Wir hassen diesen Staatsaufbau weil in ihm Klassenkampf und Parteikampf Selbstzweck und Recht geworden sind Wir hassen diesen Staatsaufbau weil er die deutsche Arbeiterschaft in ihrem berechtigten Aufstiegswillen behindert trotz aller hochtonenden Versprechungen Wir hassen diesen Staatsaufbau weil er uns die Aussicht versperrt unser geknechtetes Vaterland zu befreien und das deutsche Volk von der erlogenen Kriegsschuld zu reinigen den notwendigen deutschen Lebensraum im Osten zu gewinnen das deutsche Volk wieder frei zu machen Landwirtschaft Industrie Gewerbe und Handwerk gegen den feindlichen Wirtschaftskrieg zu schutzen und wieder lebensfahig zugestalten Wir wollen einen starken Staat in dem die verantwortungsvolle Fuhrung der Beste hat und nicht verantwortungsloses Bonzen und Maulheldentum fuhrt Wir verlangen von unseren christlichen Kirchengemeinschaften dass sie keinerlei Bindungen internationaler Art eingehen die sie an der Aufgabe hindern bei der politischen und kulturellen Erneuerung des deutschen Volkstums Dienst zu tun Wir warnen die Kirche davor an einer klaren Stellungnahme voruberzugehen Sie soll im Gegenteil deutschen geist kampfenden Christentums pflegen um der Freiheit des deutschen Volkes den Weg zu ebnen Wir stellen diese Forderung in der klaren Erkenntnis dass ein Freiheitskampf nur dann mit Erfolg gefuhrt werden kann wenn es einer kampfenden Kirche gelingt die Masse des deutschen Volkes auf die tiefsten in anderen Abschriften hochsten Grundlagen von Gott und Christentum zuruckzufuhren Wir wissen dass das deutsche Volk in seinem Kampf um den starken Staat noch vor schweren Erschutterungen steht Wir furchten diese Erschutterungen nicht im Gegenteil wir stahlen uns und machen uns bereit dann in die Bresche zu springen um dafur zu sorgen dass diese Erschutterungen nicht zum Zerbrechen sondern zum Aufstieg des Volkes fuhren Wir haben gerade in diesen Tagen gesehen wie unsere von Pazifismus getragene Versohnungs und Erfullungspolitik elend Schiffbruch gelitten hat Wiederum hat sich gezeigt dass unsere Feinde hierbei Deutschland nur als Ausbeutungsobjekt fur ihre politischen und wirtschaftlichen Ziele benutzen Und so wissen wir auch dass unsere innerpolitischen Gegner trotz pazifistischen Gefasel den Kampf gegen uns durchzufuhren entschlossen sind Unser Kampfwillen wird auf eine harte Probe gestellt werden Manche Krafte die von Gottes und Rechtswegen zu uns stehen sollten werden uns verraten Wir werden trotzdem siegen Kampferprobt im Krieg wetterhart geworden in den Sturmen der Revolution gefeit gegen Sumpf und Morast werden wir kommenden Kriegen kommenden Revolutionen und auch dem Sumpf moderner Politik unser trotziges Eigenleben entgegenstellen In dieser Erkenntnis wollen wir ruckhaltlos ringen und kampfen Kampf dem System das den Staat von heute regiert Kampf denen die dieses System durch Kompromisse stutzen Abdrucke der Hassbotschaft BearbeitenElhard von Morozowicz Hrsg Die Hass Botschaft von Furstenwalde Herausgegeben im Namen der Landesfuhrung des Stahlhelm Brandenburg Freyhoff Oranienburg ca 1928 Herbert Michaelis Hrsg Ursachen und Folgen Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart Bd 7 Die Weimarer Republik Vom Kellogg Pakt zur Weltwirtschaftskrise 1928 30 Berlin 1962 S 423 Literatur BearbeitenWolfgang Ruge Wolfgang Schumann Dieter Fricke Dokumente zur deutschen Geschichte 1924 1929 1977 S 94 Volker Berghahn Der Stahlhelm Bund der Frontsoldaten 1918 1935 1966 S 113 Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Tautz Militaristische Jugendpolitik in der Weimarer Republik die Jugendorganisationen des Stahlhelm Bund der Frontsoldaten Jungstahlhelm und Scharnhorst Bund Deutscher Jungmannen 1998 S 224 Wolfgang Michalka Gustav Stresemann 1982 S 445 Klaus A Lankheit Seldte Franz In Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich Fischer Frankfurt am Main 1998 S 426 f vollst zit bei Vollmer Immaginare Schlachtfelder Materialienband PDF 877 kB S 413 Rafael Binkowski Die Entwicklung der Parteien in Herrenberg 1918 1933 Dissertation Historisches Institut der Universitat Stuttgart 2007 S 350 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstenwalder Hassbotschaft amp oldid 216720843