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Die Furstengraber von Marwedel wurden bei der Ortschaft Marwedel der Stadt Hitzacker im nordlichen Teil des Landkreises Luchow Dannenberg in Niedersachsen gefunden Dabei handelt es sich um bedeutende archaologische Funde der romischen Kaiserzeit in der Germania magna Inventar der Furstengraber von Marwedel Inhaltsverzeichnis 1 Funde und Befunde 1 1 Grab I 1 2 Grab II 1 3 Grab III 2 Einordnung und Datierung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseFunde und Befunde BearbeitenSudostlich des Ortes Hitzacker wurden auf einer Anhohe unweit der Mundung des Flusses Jeetzel in die Elbe beim Kiesabbau 1928 und 1944 zwei vielleicht sogar drei reich ausgestattete Graber entdeckt Grab I Bearbeiten Grab I wurde 1928 vom staatlichen Vertrauensmann fur vorgeschichtliche Altertumer dem Architekten Franz Kruger untersucht Es befand sich in 2 0 2 30 m Tiefe unter der heutigen Grasnarbe und enthielt die Korperbestattung eines etwa 50 Jahre alten Mannes in NW SO Ausrichtung Spuren einer Grabkammer fanden sich nicht aber Holz und Holzkohlereste sowie die Aufstellung der Gefasse lassen vermuten dass der Tote ursprunglich in einem Baumsarg bestattet war der sich im feuchten Boden nicht erhalten hat Bei dem Toten fanden sich mehrere silberne und bronzene Beschlagteile eines Gurtels drei silberne Riemenzungen die Bruchstucke eines Dolches oder eines langeren Messers mit Griffangel zwei silberne Fibeln Almgren 1 IV 77 und Almgren Gruppe V sog Kniefibel vier bronzene Ringfibeln die zu einem Lederkoller gehort haben konnten sowie mehrere Kleinteile aus Metall Beschlage u a Mit ins Grab gelegt wurden dem Verstorbenen ein bronzener so genannter Ostlandeimer Eggers 2 39 ein Becken Eggers 100 eine Kasserolle Eggers 142 sowie eine Kelle und ein Sieb beide Eggers 162 In dem bronzenen Becken befanden sich zwei Trinkhorner ein Holzgefass eine Schale und ein Pokal aus Ton Des Weiteren enthielt das Grab Toilettengerat Lederreste die auf eine Tasche hindeuten Metallreste die vermutlich zu einem Schwert gehorten sowie Schuhreste mit daran befindlichen Sporen auf die vermutlich der Name der Erstpublikation 1928 von F Kruger 3 zuruckzufuhren ist Grab II Bearbeiten Grab II wurde am 13 Juli 1944 von Spaziergangern unweit des ersten Grabes entdeckt und von dem Museumsdirektor Gerhard Korner untersucht Auch dieses Grab wies keine Reste des Sarges auf An den Seiten und im Kopfbereich des Toten fand sich aber eine aus 165 Steinen bestehende Packung die in das Grab und den ehemals vorhandenen Hohlraum versturzt war Die Grabgrube konnte somit mit einer Hohe von 80 cm und einer Grundflache von 3 50 1 80 m gesichert werden Von der Leiche war ausser einigen Verfarbungen und den Resten von Zahnschmelz nichts erhalten Dennoch konnte ihre Lage mit der Ausrichtung von SO Kopf nach NW rekonstruiert werden Der Tote trug auf seiner rechten Schulter eine silberne Kniefibel Almgren V Serie 9 die wohl einen Mantel hielt mit dem er bekleidet war Im linken Brustbereich fanden sich funf Ringfibeln mit silberplattierten Endscheiben die ahnlich wie in Grab 1 zu einem Lederpanzer gehort haben konnten Des Weiteren befand sich in der Grabgrube ein 9 9 g schwerer goldener Fingerring Zu den Fussen des Verstorbenen waren das Metallgeschirr und Trinkgerate aufgestellt worden Es umfasste eine grosse bronzene Kasserolle Eggers 142 zwei kleinere silberne Kasserollen Eggers 153 zwei silberne Becher Eggers 174 eine Kelle und ein Sieb beide Eggers 160 einen bronzenen Eimer Eggers 40 zwei Trinkhorner sowie zwei Glasgefasse Des Weiteren sind die bronzenen Sporen Reste eines Schuhs und Beschlage die zu einer Ledertasche gehoren zu nennen ebenfalls aus dem Fussbereich des Toten Grab III Bearbeiten Grab III ist lediglich durch zwei bronzene silbertauschierte Sporen belegt welche dem Museum des Furstentums Luneburg im Herbst 1937 durch einen Finder ubergeben wurden der sie in der Nahe des Grabes I gefunden hatte Friedrich Laux stellte die Vermutung an dass Grab I gerade im Fussbereich zu sorgfaltig untersucht worden war und da Grab II zu diesem Zeitpunkt noch nicht durch den Kiesabbau tangiert wurde nahm er an dass dieses Sporenpaar zu einem dritten wohl nur peripher angeschnittenen Grab gehoren konnte 4 Einordnung und Datierung BearbeitenDie Art der Bestattung mit dieser Zeitstellung ist ungewohnlich Von den in der Nahe gelegenen Bestattungsplatzen der mittleren Kaiserzeit sind ausschliesslich Brandbestattungen in Urnen oder anderen Behaltnissen bekannt Die Graber auf dem Scharfenberg bei Marwedel heben sich deutlich durch ihre reichen Grabbeigaben ab wobei Grab II noch uppiger ausgestattet war als Grab I Das Grab I ist aufgrund der leider vergangenen Reste des Schwertes sowie der Cingulum Teile wenn auch mit unvollstandiger Ausrustung noch den so genannten Kriegerbestattungen zuzurechnen Fur Grab II dagegen ist das Fehlen von Waffen sehr charakteristisch dafur aber eine umso prachtigere Ausstattung mit Metallgeschirr Relativchronologisch wird Grab II spater als Grab I datiert Aufgrund von Vergleichen der Fundstucke mit anderen Grabern werden die Marwedeler Bestattungen zwischen den Beginn und die Mitte des 2 Jahrhunderts n Chr datiert Man ist geneigt in der Grabergruppe ein Verwandtschaftsverhaltnis Adelsfamilie zu vermuten was eine sozialgeschichtliche Bewertung ermoglichen wurde Demnach konnte mit Grab I um die Wende vom 1 zum 2 Jahrhundert die sich neu herausbildende gehobene soziale Stellung des Kriegeradels greifbar werden Grab II reprasentiert dann in der nachsten Generation den Aufstieg der Familie in den Stand eines Fursten Literatur BearbeitenHans Jurgen Eggers Lubsow ein germanischer Furstensitz der alteren Kaiserzeit In Prahistorische Zeitschrift 34 35 1949 50 1953 S 58 111 Bernd Rudiger Gotze Die Furstengraber von Marwedel In Die Kunde N F 38 1987 S 151 159 Gerhard Korner Marwedel II Ein Furstengrab der alteren romischen Kaiserzeit In Luneburger Blatter 3 1952 ISSN 0076 1443 S 34 64 Gerhard Korner Zur Vervollstandigung des Furstengrabes Marwedel II In Die Kunde N F 16 1965 S 99 106 Gerhard Korner Friedrich Laux Vorgeschichte im Landkreis Luneburg Museumsverein fur das Furstentum Luneburg Luneburg 1971 Franz Kruger Das Reitergrab von Marwedel F Delbanco Luneburg 1928 Festblatter des Museumsvereins fur das Furstentum Luneburg 1 ZDB ID 413061 3 Friedrich Laux Marwedel In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 017163 5 S 371 374 Einfuhrender Fachartikel Friedrich Laux Uberlegungen zu den germanischen Furstengrabern bei Marwedel Gde Hitzacker Kr Luchow Dannenberg In Bericht der Romisch Germanischen Kommission 73 1992 S 315 376 Friedrich Laux Die Furstengraber von Marwedel Gde Hitzacker Kr Luchow Dannenberg In Ralf Busch Hrsg Die Langobarden Von der Unterelbe nach Italien Wachholtz Neumunster 1988 ISBN 3 529 01833 3 S 148 158 Veroffentlichungen des Hamburger Museums fur Archaologie und die Geschichte Harburgs Helms Museum 54 Ernst Andreas Friedrich Die Furstengraber von Marwedel S 29 31 in Wenn Steine reden konnten Band III Landbuch Verlag Hannover 1995 ISBN 3 7842 0515 1 Hans Jorg Nusse Die Fursten von Marwedel Soldner im Dienste des romischen Kaisers in Archaologie in Niedersachsen Bd 17 Oldenburg 2014 S 68 71 Hans Jorg Karlsen Geomagnetische Prospektion und archaologische Untersuchungen bei den Furstengrabern von Marwedel Ldkr Luchow Dannenberg Ein Zwischenbericht in Prahistorische Zeitschrift 2007 Online Jan Schuster Lubsow Alterkaiserzeitliche Furstengraber im nordlichen Mitteleuropa Bonner Beitrage zur Vor und Fruhgeschichtlichen Archaologie 12 Bonn 2010 Ivonne Baier Hans Jorg Karlsen Fundplatz amp Forschungsgeschichte in Marwedel ein Furstensitz der Romischen Kaiserzeit an der Niederelbe 2018 S 7 16Weblinks BearbeitenFoto mit Fundstucken aus den Furstengrabern von Marwedel auf Kulturerbe NiedersachsenEinzelnachweise Bearbeiten Oscar Almgren Studien uber nordeuropaische Fibelformen der ersten nachchristlichen Jahrhunderte mit Berucksichtigung der provinzialromischen und sudrussischen Formen Leipzig 1923 Hans Jurgen Eggers Der romische Import im freien Germanien Hamburg 1951 Franz Kruger Das Reitergrab von Marwedel Festblatt Museumsverein Luneburg 1 1928 F Laux Uberlegungen zu den germanischen Furstengrabern bei Marwedel Gde Hitzacker Kr Luchow Dannenberg In Bericht der Romisch Germanischen Kommission 73 1992 S 364 53 131968 11 034994 Koordinaten 53 7 55 1 N 11 2 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstengraber von Marwedel amp oldid 221842416