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Unter einem Eselsbegrabnis lateinisch sepultura asini sepultura asinina sepultura asinaria verstand man im Mittelalter in der fruhen Neuzeit und bis ins 19 Jahrhundert die unehrenhafte Bestattung einer gesellschaftlich marginalisierten Person meistens eines Suizidenten Der Begriff leitet sich von Jer 22 19 LUT ab Er der Verfluchte Jojakim Konig von Juda soll wie ein Esel begraben werden fortgeschleift und hinausgeworfen vor die Tore Jerusalems Dieses prophetische Wort bezog sich auf die Prunkliebe und Arroganz des Konigs Jojakim der im schroffen Gegensatz zu seiner hohen gesellschaftlichen Stellung nach seinem Tode wie ein Arbeitstier behandelt werden sollte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vollzug 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAls kirchenrechtlicher Begriff wird sepult u ra asini erstmals fassbar im Liber decretorum des Burchard von Worms Dort heisst es dass Morder oder anderweitig Exkommunizierte sepultra asini sepeliantur et in sterquilinium sint super faciem terrae deutsch Eselsbegrabnisse erhalten sollen und auf Misthaufen uber der Erde verbleiben sollen 1 Dies war eine Verscharfung der Bestimmungen der Synode von Braga dass fur Suizidenten kein Requiem stattfinden durfe und sie ohne Rezitation von Psalmen zu bestatten seien 2 Eine solche postmortal entehrende Bestattungsweise war jedoch ausschliesslich fur diejenigen Suizidenten vorgesehen die sich durch Suizid der drohenden Todesstrafe entzogen hatten 3 Die letzte aktenkundige Erwahnung eines Eselsbegrabnisses in Deutschland stammt aus dem Jahr 1828 Am 1 Oktober desselben Jahres wurde der Kaufmann Geisler von seinem Mieter dem Kurschnermeister Schroter angeschossen und starb tags drauf Eine Viertelstunde nach der Tat als die Polizei bereits eingetroffen war erschoss Schroter sich selbst Anhand eines ahnlichen Vorfalls aus dem Jahr 1809 fragte das Distriktgericht Braunschweig am 2 Oktober beim Landesgericht in Wolfenbuttel an ob eine sepultura asinina stattfinden solle Das Landesgericht entschied am 3 Oktober 1828 durch Urteil dass ein unehrliches Begrabnis stattfinden solle Ein daraufhin erfolgtes Gnadengesuch an Herzog Karl II wurde abgelehnt der Herzog ordnete hingegen die Durchfuhrung einer sepultura asinina an 4 Vollzug BearbeitenAm Leichnam des Suizidenten wurde sofern er sich durch den Suizid der Todesstrafe entzogen hatte diese postum symbolisch vollzogen danach wurde er unter dem Galgen verscharrt Bei unbussfertigen Delinquenten wurde das Eselsbegrabnis vollzogen indem sie am Galgen hangengelassen oder anderweitig dem Tierfrass anheimgegeben wurden Im Zuge der Aufklarung wurde ab dem 18 Jahrhundert der Leichnam der Anatomie ubergeben 3 Bei der 1828 durchgefuhrten sepultura asinina des suizidalen Morders Schroter im evangelisch lutherischen Herzogtum Braunschweig wurde der Leichnam auf einem Karren zur Richtstatte gefahren und dort in eine zuvor ausgehobene Grube geworfen die dann mit Erde gefullt wurde 4 Literatur BearbeitenMary Lindemann Armen und Eselbegrabnis in der europaischen Fruhneuzeit eine Methode sozialer Kontrolle In Paul Richard Blum Hrsg Studien zur Thematik des Todes im 16 Jahrhundert Herzog August Bibliothek Wolfenbuttel 1983 ISBN 3 88373 035 1 S 125 139 Wolfenbutteler Forschungen 22 Einzelnachweise Bearbeiten Lieven Vandekerckhove On Punishment The Confrontation of Suicide in Old Europe Leuven University Press Leuven 2000 S 21 Lieven Vandekerckhove On Punishment The Confrontation of Suicide in Old Europe S 19 a b Vera Lind Selbstmord in der Fruhen Neuzeit Diskurs Lebenswandel und kultureller Wandel Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1999 ISBN 3 525 35461 4 S 35 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Jurgen Diehl Mittelalter anno 1828 In Hypotheses Braunschweigischer Geschichtsverein e V 13 Januar 2022 abgerufen am 23 Juli 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eselsbegrabnis amp oldid 224872265