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Die Erste Republik Kolumbien von den Kolumbianern selbst als Patria Boba narrisches Vaterland bezeichnet umfasst die Periode auf dem Boden des Vizekonigreichs Neugranada von den ersten Unruhen in Cartagena de Indias im Mai 1810 bis zum Einmarsch der Spanier in Bogota im Mai 1816 Anders als in den anderen Staaten die von Simon Bolivar befreit wurden ist hier kein einheitlicher Verlauf der Geschichte uber das ganze Land oder doch zumindest weiter Teile davon festzustellen Die Vielfalt der Provinzen erzeugte auch eine Fulle unterschiedlicher Meinungen die zum Staatsaufbau durchaus ihre Berechtigung im gleichzeitigen Kampf gegen die Spanier und ihre einheimischen Unterstutzer letztlich fatale Folgen hatten Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen und Ausloser 2 Zaghafter Beginn 3 Innere Zerrissenheit 4 Krieg zwischen Konigstreuen und Separatisten 4 1 Nordkuste und unterer Magdalena 4 2 Nordliche Ostkordillere 4 3 Provinz Popayan 5 Fortgesetzter Unfrieden unter den Patrioten 6 Das blutige Ende der Freiheit 7 Bewertung 8 Literatur 9 WeblinksUrsachen und Ausloser BearbeitenHintergrund war die Besetzung Spaniens durch Napoleon Vertrag von Fontainebleau 1807 und die Einsetzung seines Bruders Joseph auf dem Bourbonenthron In Spanien reagierte man auf die Entmachtung auf nationaler Ebene mit der Bildung von Juntas Versammlungen von honorablen Volksvertretern die die spanischen Interessen auf regionaler und lokaler Ebene wahren sollten Vor diesem Hintergrund propagierten die Spanier selbst die Einberufung von Regierungsjuntas in ihren Kolonien weil sich dort ebenfalls einige wenige franzosische Truppen vor allem aber deren Verwalter befanden In den Kolonien die spatestens seit den Neuen Indiengesetzen Leyes Nuevas de las Indias Karls V von 1542 alle paar Jahre gegen das Mutterland aufstanden weil dieses restriktive Wirtschafts und Handelsgesetze erliess und vor allem seine Kolonisten zweitklassig behandelte So wurde die Aufforderung zur Regierungsbildung als Einladung verstanden die Ideen der Aufklarung und der Franzosischen Revolution umzusetzen Zaghafter Beginn BearbeitenJedoch nicht von allen sogenannten Patrioten im gleichen Mass Daher erfolgten die Unabhangigkeitserklarungen provinzweise und uber einen Zeitraum von mehreren Jahren verteilt und bei einigen gar nicht weil diese in den Handen der Konigstreuen verblieben Und selbst einige der Erklarungen waren anfangs Halbheiten weil man sich zwar vom franzosisch besetzten Spanien unabhangig erklarte aber im gleichen Atemzug auf Ferdinand VII der den Thron ubernahm offentlich schwor In Bogota war es am 20 Juli 1810 zum Aufstand gekommen Zuerst band man die spanischen Autoritaten weisungsgemass ein prasentierte dem Vizekonig dann jedoch seine konigliche Entlassungsurkunde die man vor ihm verborgen hatte Der angekundigte Nachfolger kam nie und so konnten die Kreolen die Macht an sich reissen Der Ruckhalt in der Bevolkerung war zu diesem Zeitpunkt nicht sehr hoch einen Aufstand durchzudrucken ware den fuhrenden Aufstandischen nicht moglich gewesen wie die Verbreitung von propagandistischen Lugen um die Bevolkerung wenigstens halbwegs von der neuen Regierung zu uberzeugen beweist Neben Anderungen in der Besteuerung der Haziendas die das wirtschaftliche Ruckgrat der Kolonialgebiete waren wurden die Indianer von Tributzahlungen befreit und rechtlich gleichgestellt Die Sklavenbefreiung wurde intensiv diskutiert aber nur in Antioquia umgesetzt weil es Provinzen gab die mehrheitlich aus Indianern und Sklaven bestanden Der Handel der bis dato nur mit dem kolonialen Mutterland erlaubt war wurde freigegeben und die Verwaltung neu geordnet Von einigen der ursprunglich habsburgischen Verwaltungsregularien hatte man sich aber wie die Gegenwart zeigt besser nicht im ersten Uberschwang getrennt Zeitungen wurden gegrundet und sofort propagandistisch genutzt Die internationalen Kontakte waren mit den anderen befreiten Landern in den spanischen Kolonialgebieten Amerikas naturgemass gut die Europaer und die USA hielten sich jedoch angesichts der ungeklarten Machtverhaltnisse zuruck Bei den Europaern kam zusatzlich noch die Einigkeit gegen Napoleon und Republiken hinzu Innere Zerrissenheit BearbeitenDie sich uber viele Monate hinstreckenden Entscheidungsprozesse innerhalb der Provinzen verhinderte einen Kongress der Ende 1810 in Bogota eingerichtet wurde an dem von Anfang an nicht alle befreiten Provinzen teilnahmen Traditionell beanspruchte Bogota die Fuhrungsrolle die einige andere Provinzen in Frage stellten und beispielsweise der wichtigste Karibikhafen der Landes Cartagena de Indias ware selbst gern fuhrend tatig gewesen Die sich uber mehr als ein Jahr hinziehenden Meinungsverschiedenheiten fuhrten Anfang 1812 zu einem Umzug des Kongresses des Bundes der Provinzen Neu Granadas von Bogota uber Ibague nach Tunja auf der nordlichen Ostkordillere Der Streit zwischen den beiden Protagonisten dem Prasidenten der Cundinamarca um die Hauptstadt Bogota Antonio Narino und dem Prasidenten des Bundeskongresses Camilo Torres y Tenorio verscharfte sich bis zum Burgerkrieg innerhalb der Patrioten um den Jahreswechsel 1812 1813 Es siegte schliesslich der Zentralismus uber den Foderalismus Obwohl sich weiterhin einzelne Gemeinden und Provinzen der zentralistischen Hauptstadt anschliessen wollten schaffte der militarische Sieger Narino es nicht die notwendige Landeseinheit herzustellen Der Bundeskongress baute im Gegenteil seine Machtposition aus auch indem er sich der Unterstutzung von Simon Bolivar versicherte der gerade fur seinen erfolgreichen Magdalena Feldzug im Auftrag Cartagenas zum Brigadegeneral der Neugrenadiner Union ernannt worden war und sich anschickte Venezuela fur seine Zweite Republik zu erobern Die fortgesetzten Streitigkeiten zwischen den Foderalisten und den Zentralisten sorgten fur unnotige Versorgungsschwierigkeiten im Kampf gegen die Spanier Krieg zwischen Konigstreuen und Separatisten BearbeitenMilitarisch war das Land nicht unter Kontrolle einer der beiden Parteien gebracht worden An der Nordkuste war nur Cartagena im Westen in den Handen der Separatisten die sich standig Kampfe mit den Royalisten aus Santa Marta und Riohacha um die Vorherrschaft am unteren Rio Magdalena lieferten Im Nordosten war der Grenzbereich zu Venezuela in der Andenregion immer dann schwer in Bedrangnis wenn die Separatisten in Venezuela geschlagen waren und die Spanier Feldzuge nach Neu Granada organisierten Das grosste Problem der Patrioten war jedoch uber Jahre hinweg der Suden des Landes vor allen das Kirchenzentrum Pasto in der damaligen Provinz Popayan Auch in den anderen Landesteilen gab es gelegentlich Kampfe zwischen Konigstreuen und Separatisten deren Bedeutung meist jedoch lokal beschrankt blieb Wo dies nicht der Fall war griff der Bundeskongress soweit er dazu in Lage war helfend ein Nordkuste und unterer Magdalena Bearbeiten Bis zur endgultigen Ausrufung der absoluten Unabhangigkeit Cartagenas wurden Teile der Streitkrafte zum Kampf gegen die Spanier im Streit mit dem wichtigen Flusshafen Mompos der sich schneller bedingungslos von Spanien gelost hatte verbraucht Auch mittels einiger sudamerikanischer und europaischer Offiziere die nach dem Fall der ersten Republik Venezuelas in den ehemaligen Hauptumschlaghafen fur spanisches Gold in der Neuen Welt geflohen waren organisierte die Provinzjunta Feldzuge zur Unterwerfung des noch resistenten Teils des Umlands und gegen die Konigstreuen weiter ostlich entlang der Kuste sowie am unteren Rio Magdalena Die Befriedung des Umlands konnte erfolgreich durchgefuhrt werden die Spanier entlang der wichtigsten Wasserstrasse blieben eine standige Bedrohung Daran anderte auch der Magdalena Feldzug Bolivars der sich ebenfalls unter den Fluchtlingen befunden hatte nur kurzzeitig etwas Bis zur Ankunft des spanischen Expeditionsheeres 1815 konnten die Konigstreuen an der Nordostkuste des Landes nie nachhaltig besiegt werden Nordliche Ostkordillere Bearbeiten Im Norden der Ostkordillere waren die Separatisten zuerst stark in den Streit zwischen Foderalismus und Zentralismus involviert bevor sie sich dem eigentlichen Gegner zuwenden konnten Ein erster Feldzug der Spanier hatte bereits zu Niederlagen der Patrioten Neu Granadas gefuhrt Durch seine Offensive die von Cucuta aus begann hielt sie Bolivar von weiteren Einfallen in die Grenzprovinz Pamplona ab aber noch im selben Jahr entstand eine konigstreue Guerilla die Francisco de Paula Santander der die Sicherung der Grenzregion ubernommen hatte derart in Bedrangnis brachte dass die Provinz dem entscheidenden Feldzug von Sebastian de la Calzada nach dem Untergang der Zweiten Republik in Venezuela zu wenig entgegenzusetzen hatte Mit Muhe und einigen herben Niederlagen gelang es die Spanier aufzuhalten aber die in anderen Landesteilen dringend benotigten Truppen waren hier gebunden Provinz Popayan Bearbeiten Fruh begannen die Kampfe zwischen den Provinzen Popayan und Neiva die sich nach der Teileroberung Popayans durch Patrioten aus der Provinz eine Waffenhilfe wurde Erst als eine starke Expedition aus Bogota den spanischen Gouverneur besiegt hatte war wenigstens die Hauptstadt ab Marz 1811 in der Hand der Separatisten Zum Jahresende flammten die Kampfe mit den Spaniern vor allen im Suden der Provinz auf Pasto war unerschutterlich in seiner Spanientreue und eine Reihe von Expeditionen wurde gestartet um die Stadt der befreiten Provinz anzugliedern Einer diesen fruhen Feldzuge dieser war aus Ecuador gekommen brachte den kurzzeitigen Besitz der Stadt aber der Prasident von Popayan selbst gab den Konigstreuen selbst die Moglichkeit seine Herrschaft zu beenden Trotz eines erfolgreichen Befreiungsfeldzuges wurde er von den Spaniern hingerichtet Nach weiteren vergeblichen Versuchen und dem Fall Ecuadors scheiterte auch 1814 der aus Bogota mit einem Heer gekommene Prasident der Cundinamarca Antonio Narino Er geriet in die Hande der Spanier die ihn bis 1820 auf der iberischen Halbinsel in Festungshaft hielten Der Prasident des Koniglichen Gerichtshofs in Quito sandte nun Expeditionen in den Suden Neu Granadas die praktisch das Zustandekommen einer befreiten Provinz Popayan unmoglich machte Am letzten dieser Feldzuge vernichtete sich die Suddivison der Neugrenadiner Union selbst wahrend das spanische Expeditionsheer von Norden her in das Land einfiel Fortgesetzter Unfrieden unter den Patrioten BearbeitenMit dem Ausfall des fuhrenden Zentralisten Narino gewannen der Bund der Provinzen an Gewicht aber erst Bolivar der nach dem Verlust seiner Zweiten Republik erneut nach Neu Granada geflohen war befriedete die Anhanger Narinos in Bogota militarisch um den Jahreswechsel 1814 1815 Der langst fallige Feldzug zur Zerschlagung der Spanier in Santa Marta und Riohacha fiel Streitereien mit Cartagena zum Opfer das sich weigerte seine Flotte zur Unterstutzung zu stellen Im selbstbeschafften Auftrag des Bundes der Provinzen fuhrte Bolivar nun gegen Cartagena Burgerkrieg wahrend die Spanier militarische Erfolge am unteren Magdalena feiern konnten Mit dem Weggang Bolivars endeten die Meinungsverschiedenheiten unter den Separatisten nicht und der Aufbau einer Verteidigung gegen die nun von Napoleon befreiten Spanier fand nur in Cartagena noch dazu recht spat statt Das blutige Ende der Freiheit BearbeitenFerdinand VII hatte eine Expeditionsflotte mit uber 12 000 Soldaten Anfang 1815 in Marsch gesetzt um sich seiner Rechte in den Kolonien zu versichern Im August 1815 erreichte der Expeditionsleiter Pablo Morillo mit seinem Heer und seiner Flotte Cartagena unterstutzt vom Bezwinger Bolivars in Venezuela Francisco Tomas Morales Belagert von Land und See hielt sich die Stadt uber drei Monate Als Morillo nach der grosstenteils gescheiterten Massenflucht der Separatisten uber das Meer in die Stadt einzog ohne dass irgendjemand kapituliert hatte lagen Hunderte verhungert in den Strassen Der Krieg hatte zwei Drittel der Bevolkerung des vor dem Krieg 16 000 Einwohner beherbergenden Hafens das Leben gekostet Auch ein Drittel von Morillos zehntausend Belagerern war tot die meisten allerdings an Krankheiten gestorben Dieser teure Sieg war der Auftakt zur Ruckeroberung des ganzen Landes Die aus Venezuela eingedrungenen Royalisten auf der nordlichen Ostkordillere besiegten die Separatisten selbstandig und ebneten diesen Teil des Weges fur Morillos Ruckeroberung Die letzte Regierung floh angesichts der vorruckenden Spanier nach Suden bestand auf dem Angriff auf das fast dreimal so starke Heer der Spanier aus Ecuador und vernichtete sich damit selbst Lediglich in den weiten Grasebenen von Casanare an der Grenze zu Venezuela lebte die Freiheit wenn auch nicht ungetrubt fort Nur einem kleinen Teil der Republikaner gelang die Flucht dorthin Morillo der als Pacificador Friedensbringer in die Geschichte einging liess mit brutaler Harte durchgreifen und verfolgte alle die in den Verdacht gerieten separatistisch gewesen zu sein unnachgiebig Allein 7 000 vollstreckte Todesurteile verzeichneten die Spanier selbst Die in den Kampfen Gefallenen und nach der Niederlage ohne Prozess ermordeten Patrioten ubersteigen diese Zahl noch Enteignungen und Kerkerhaft beziehungsweise Zwangsarbeit standen an der Tagesordnung Die Frauen der fuhrenden Patrioten wurden nach der Hinrichtung ihrer Manner aus Bogota in konigstreue Gemeinden im ganzen Land umgesiedelt Bis zum Eroberungsfeldzug von Bolivar der mit der Schlacht von Boyaca am 7 August die Herrschaft der Kolonialherren in Neu Granada brach anderte sich an den Machtverhaltnissen nichts Bewertung BearbeitenDie starre Haltung der Spanier insbesondere von Ferdinand VII im Bezug auf ihre Kolonien und deren rabiates Durchgreifen verhinderte eine gutliche Einigung bei der beide Seiten hatten profitieren konnen Die Uneinigkeit der Separatisten die eine mangelnde Wirksamkeit im Kampf gegen die Spanier erzeugte fuhrte schliesslich zum Verlust der Freiheit in jeglicher Form Dies ist umso bedauerlicher als Neu Granada eine zugige und entschlossene Zerschlagung der royalistischen Truppen vorausgesetzt das Potential zur Unterstutzung der Venezolaner und zum Entsatz der Ecuadorianer die bereits 1812 zuruckerobert wurden hatte aufbringen konnen Literatur BearbeitenRodrigo Llano Isaza Hechos y Gentes de la Primera Republica Columbiana Memento vom 26 Juli 2010 im Internet Archive Bogota 2002 Pedro Maria Ibanez Cronicas de Bogota Tomo II Bogota 1891 Uber die Biblioteca Virtual Luis Angel Arango Soledad Acosta de Samper Biografia del General Antonio Narino Pasto 1910 Uber die Biblioteca Virtual Luis Angel Arango Jorge Serpa Erazo Historias reconditas de la independencia Kolumbianische Marine Christiane Laffite Carles La presence francaise sur la cote colombienne pendant les guerres d independance In Christian Buchet Michel Verge Franceschi La Mer la France et l Amerique Latine Press de Luniversite Paris Sorbonne 2006 Carlos Gustavo Mendez La azarosa vida de Jose Fernandez de Madrid Bogota 2005 Uber geocities Memento vom 22 Januar 2005 im Internet Archive Marine Ministerium La Independencia y batallas en el Caribe Weblinks BearbeitenDie Geschichte der ersten Republik in Kolumbien habe ich uber die Jahre 1810 1816 in den Kapiteln 2 4 3 4 4 2 und 5 2 mit jeweils vier raumlich gegliederten Unterkapiteln beschrieben zu denen weitere elf vertiefende Texte mit Details kommen Inhaltsverzeichnis der Befreiungskriege Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erste Republik Kolumbien amp oldid 238155193