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Die Entwicklungsfarbstoffe sind wasserunlosliche Azofarbstoffe zum Farben und Bedrucken von Cellulosefasern die direkt auf der Faser durch Kuppeln einer wasserloslichen Kupplungskomponente mit einer wasserloslichen Diazoverbindung gebildet werden Da das Farben der Entwicklungsfarbstoffe teilweise bei tiefen Temperaturen von 0 10 C durchgefuhrt wird bezeichnet man sie auch als Eisfarben 1 Diese Farbstoffklasse zeichnet sich durch eine sehr gute Nassechtheit aus Gelegentlich werden auch Beizenfarbstoffe und Kupenfarbstoffe bei denen der schwer oder unlosliche Farbstoff ebenfalls auf der Faser gebildet wird den Entwicklungsfarbstoffen zugerechnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Chemische Eigenschaften 2 1 Kupplungskomponenten 2 2 Diazokomponenten 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie ersten Versuche wasserunlosliche Azofarbstoffe direkt auf der Baumwollfaser herzustellen geht auf das Jahr 1880 zuruck Die Baumwolle wurde mit einer alkalischen Losung von 2 Naphthol impragniert und anschliessend mit verschiedenen Diazo Verbindungen beispielsweise aus Anilin Toluidin Xylidin oder Naphthylamin behandelt Problematisch war jedoch die geringe Affininat von Natrium 2 naphtholat Der Durchbruch fur diese Farbstoffklasse gelang 1912 mit der Entwicklung von 2 Hydroxynaphthalin 3 carbonsaureanilid Naphthol AS In der Folgezeit wurden eine Reihe weiterer Kupplungskomponenten entwickelt mit denen in Kombination verschiedener Diazokomponenten den sogenannten Echtbasen Farbtone aus dem gesamten Farbenspektrum von Gelb uber Orange Scharlach und Rot bis zu Blau erzielt werden konnten 2 Mit der Entwicklung der Reaktivfarbstoffe ab 1956 ging die Bedeutung der Entwicklungsfarbstoffe zuruck Chemische Eigenschaften BearbeitenNaphthol AS und Naphthol AS Derivate die alkalisch als Anion wasserloslich sind und eine gute Affinitat zur Cellulose besitzen werden auf der Faser mit Diazobenzol bzw Diazobenzolderivaten umgesetzt Dabei entstehen Azofarbstoffe bei denen die Aciditat der Hydroxygruppe in o Stellung zur Azogruppe stark abgeschwacht ist Sie sind daher nahezu wasserunloslich und besitzen eine sehr gute Nassechtheit 3 Der Farbeprozess erfolgt stufenweise Im ersten Schritt wird das Farbegut mit einer alkalischen Losung der Kupplungskomponente impragniert und gegebenenfalls getrocknet Anschliessend wird das impragnierte Farbegut im sogenannten Entwicklungsschritt mit einer Diazoniumsalzlosung behandelt Abschliessend wird die Farbung gespult und gewaschen 4 Kupplungskomponenten Bearbeiten Neben der wichtigsten Kupplungskomponente der Stammverbindung Naphthol AS wurden weitere Naphthol AS Derivate entwickelt bei denen es sich um unterschiedliche Anilide der 2 Hydroxynaphthalin 3 carbonsaure handelt Um gelbe Nuancen zu erzielen werden Anilide der Acetessigsaure verwendet z B C I Azoic Coupling Component 35 Mit Carbazol oder Dibenzofuran Derivaten beispielsweise den Aniliden der 2 Hydroxycarbazol 1 carbonsaure oder der 2 Hydroxydibenzofuran 3 carbonsaure konnen Brauntone gefarbt werden 2 Nach der Systematik des Colour Index werden die Kupplungskomponenten der Entwicklungsfarbstoffe als C I Azoic Coupling Component bezeichnet Beispiele nbsp C I Azoic Coupling Component 2 Naphthol AS nbsp C I Azoic Coupling Component 20 Naphthol AS OL nbsp C I Azoic Coupling Component 35 Naphthol AS LG nbsp C I Azoic Coupling Component 15 Naphthol AS LB nbsp C I Azoic Coupling Component 16 Naphthol AS BT Diazokomponenten Bearbeiten Die aromatischen Amine die als Diazokomponenten fur Entwicklungsfarbstoffe Verwendung finden werden auch als Echtbasen bezeichnet bei den entsprechenden Diazoniumverbindungen handelt es sich um die Echtsalze Die Diazoverbindungen der Entwicklungsfarbstoffe werden nach dem Colour Index als C I Azoic Diazo Component bezeichnet Beispiele nbsp C I Azoic Diazo Component 3 Echtscharlachsalz GG nbsp C I Azoic Diazo Component 9 Echtrotsalz 3GL nbsp C I Azoic Diazo Component 35 Variaminblausalz B nbsp C I Azoic Diazo Component 38 Echtblausalz BB Da die Diazotierung der aromatischen Amine in den Farbereien zum Teil schwierig ist gibt es folgende alternativen Moglichkeiten Stabilisierte Diazosalze Diazoniumsalze sind in der Regel nicht isolierbar und in getrockneter Form explosiv Sie lassen sich jedoch mit geeigneten Gegenanionen stabilisieren So sind beispielsweise Zinkchlorid Doppelsalze oder Naphthalinsulfonate von Diazoniumverbindungen so stabil dass man sie isolieren trocknen und lagen kann Diese stabilisieren Diazosalze werden auch als Echtsalze bezeichnet 3 Rapidechtfarbstoffe Die Diazoniumsalze werden in die trans Diazotate uberfuhrt und mit den Naphthol AS Verbindungen gemischt Die alkalische wassrige Losung dieser Mischung wird auf die Faser aufgebracht und durch Zugabe von Saure entwickelt Durch den Saurezusatz wird das Diazonium Diazotat Gleichgewicht zum Diazonium Ion verschoben das dann schnell die Kupplungsreaktion eingeht 3 nbsp Gleichgewicht Diazoniumverbindung Diazotat Rapidogenfarbstoffe Bei den Rapidogenfarbstoffen werden die instabilen Diazoniumverbindungen mit einem primaren oder sekundaren aliphatischen oder aromatischen Amin in eine Diazoaminoverbindung Triazen uberfuhrt die bei hoherem pH Wert recht stabil sind Diese werden dann im Gemisch mit einem Naphthol AS auf die Cellulose aufgebracht Bei Behandlung mit Saure wird die Diazoniumverbindung wieder freigesetzt und kuppelt zum Farbstoff 3 nbsp Gleichgewicht Diazoniumverbindung Triazen Rapidazolfarbstoffe Bei diesen Farbstoffen wird das Diazoniumsalz als Aryldiazosulfonat stabilisiert Diese werden im Gemisch mit Naphthol AS Derivaten auf die Faser aufgebracht und konnen mit Dampf bevorzugt in Gegenwart eines Oxidationsmittels wie z B Natriumchromat entwickelt werden 5 nbsp 4 Methoxydiphenyl 4 diazosulfonatEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Entwicklungsfarbstoffe In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 25 Januar 2019 a b M Satake Y Mido Chemistry of Colour Discovery Publishing House New Delhi 1995 ISBN 81 7141 276 9 S 68 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d Paul Rys Heinrich Zollinger Leitfaden der Farbstoffchemie Hrsg Wilhelm Foerst Helmut Grunewald Chemische Taschenbucher Band 13 Verlag Chemie Weinheim 1970 S 63 ff Klaus Hunger Hrsg Industrial Dyes Chemistry Properties Applications WILEY VCH Verlag Weinheim 2003 ISBN 978 3 662 01950 4 S 375 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche R L M Allen Colour Chemistry Springer New York 1971 ISBN 978 1 4615 6665 6 S 101 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Entwicklungsfarbstoffe amp oldid 231552029