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Empfang Durers in Antwerpen des Malers Hermann Stilke war das dritte Transparentgemalde auf dem Durerfest 1828 in Nurnberg 1 Historischer Hintergrund BearbeitenAlbrecht Durer reiste in den Jahren 1520 21 in die Niederlande und besuchte wahrend dieser Zeit insgesamt funfmal die Stadt Antwerpen Sein erster Aufenthalt datiert vom 2 bis zum 26 August 1520 Bereits drei Tage nach seiner Ankunft am 5 August 1520 bereitete ihm die niederlandische Malergilde einen Empfang in ihrem Gildenhaus und Durer beschreibt diesen in seinem Reisetagebuch was mehr einem Rechnungsbuch gleicht das 1956 in kommentierter Auflage von Hans Rupprich erschien wie folgt Und am sontag was auf Sanct Oswaldt tag da luden mich die mahler auff ihr stuben mit meinem weib vnd magd und hetten alle ding mit silber geschierr und anderen kostlichen geziehr und uber kostlich essen Es waren auch ihre weiber alle da Und do ich zu tisch geuhret ward do stund das volck auf beeden seuten als fuhret man einen grosen herren Es waren auch unter ihnen gar trefflich personen von namen die sich al mit tieffen naigen auf das allerdemutigste gegen mir erzeugten Und als ich also bey verehret sas da kam der herrn von Antorff raths poth mit zweyen knechten und schencket mir von der herren von Antorff wegen 4 kannen wein und liessen mir sagen jch soll hiermit von ihren verehret sein und ihren guten willen haben Durer Schriftlicher Nachlass 2 Das Gildenhaus trug den Namen De Bontemantel und lag am Grote Markt nahe der Liebfrauenkirche von Antwerpen existiert heute aber nicht mehr 3 Durer wird also Teil eines festlichen Empfangs der nicht nur von Malern sondern auch von politischen Akteuren besucht wird Genannt wird ein Ratsbote mit Namen Adriaen Herbouts von dem Durer im Namen des damaligen Burgermeisters Arnold Antorff van Liere vier Kannen Wein geschenkt bekommt Durer berichtet uber die gesamte restliche Reisezeit hinweg u a Mecheln Brugge Gent an keiner anderen Stelle von so viel Ehre und Begeisterung die ihm zuteilwurde Der Empfang kann als Beginn eines Denkmals fur Durer in Antwerpen gedeutet werden was sich nicht zuletzt in dem Angebot zu einem dauerhaften Aufenthalts Durers in den Niederlanden aussert sondern z B auch in der darauffolgenden Generation niederlandischer Maler Im Jahre 1563 errichtet der Kaufmann und Maler Cornelius van Dalem 1530 35 1573 in der Lange Nieuwstraat sein Haus mit dem Namen Pictura Den Giebel seines Hauses schmuckten neben einer Buste von Minerva und einer Allegorie der Malerei die Busten von Jan van Eyck und Albrecht Durer Das Haus wurde zwar 1852 abgebrochen die beiden Busten haben sich aber erhalten und sind heute im Antwerpener Museum Het Vleeshuis zu sehen Durers Buste tragt die Inschrift GERMANORVM DECVS Zierde der Deutschen 3 Transparent BearbeitenAuf dem Durerfest 1828 in Nurnberg war das Transparent Empfang Durers in Antwerpen an dritter Stelle der chronologischen Reihenfolge der Abbildungen aufgehangt Den Entwurf fur das Transparent lieferte der deutsche Kunstler Hermann Stilke 1803 1860 Stilke war anfangs zunachst auch ein Schuler von Peter von Cornelius distanzierte sich aber bereits in diesem Transparent von den strengen klassizistischen Lehren und wendet sich eher einem detailfreudigen Realismus zu Stilke wird 1833 zu Friedrich Wilhelm von Schadow nach Dusseldorf wechseln und somit nicht nur einen kunstlerischen als auch biographischen Bruch mit Cornelius vollziehen 4 Das Werk von Stilke unterscheidet sich also von den anderen Transparenten vor allem in dem positivistischen Ansatz einen Moment auf dem Empfang so detailgenau wie moglich darzustellen und nicht das Hauptaugenmerk auf kunsttheoretische Uberzeugungen der Nazarener zu legen deren Mitbegrunder u a Cornelius war 4 Der Moment konnte dabei genau der gewesen den Durer in seinem Reisetagebuch festgehalten hat namlich da kam der herrn von Antorff raths poth mit zweyen knechten und schencket mir von der herren von Antorff wegen 4 kannen wein Umringt von verschiedenen Personen sitzt Durer im Vordergrund an einer Tafel und richtet seinen Blick zu einer 3 Personen Gruppe links von ihm In der Mitte dieser Gruppe steht ein wohlgekleideter Mann und hebt begrussend und feierlich seinen Hut oder seine Mutze nach links oben zieht seinen Hut Diese Person konnte der Ratsbote sein der umgeben von seinen zwei Gehilfen Durer zum Gruss entgegenblickt und die Geste vollzieht Vor ihm und zu Fussen Durers kniet einer der Gehilfen auf dem Boden mit einer Weinkanne moglicherweise einer Amphora umringt von Traubenreigen auf dessen Hals und auch auf seinem Kopf aufblickend zu Durer Der Zweite steht links hinter dem Ratsboten und tragt ein weiteres Weingefass einer Hydra gleich auf dem Kopf Sein Haupt wird ebenfalls von Traubenreigen und moglicherweise auch Efeu geziert Es scheint als wolle Durer dem vor ihm knienden die Hand reichen oder eine Geste zum Dank ausdrucken Aufgrund seiner prominenten Position im Bild dem Thema eines Festmahls und vor allem den Weinbehaltern wird diese Szene ikonographisch als Hochzeit zu Kana gedeutet 4 Durer der hier anstelle von Jesus als Wundervollbringer dafur sorgt dass durch das Weingeschenk die ubrige Feiergesellschaft noch mehr zu trinken hat Kunsthistorisch wurde die Bibelstelle von Joh 2 1 12 am prominentesten wohl von dem italienischen Maler Paolo Veronese 1563 gemalt Paolo Veronese Die Hochzeit zu Kana 1563 Ol auf Leinwand 677 994 cm Paris Louvre Die ikonographische Deutung von Stilkes Beitrag zum Durerfest festigt sich vor allem in der generell religios mystischen Inszenierung Durers innerhalb des Zyklus der Transparente und des gesamten Durerfestes Ein zeitgenossischer Beitrag von moglicherweise Methusalem Muller im Kunstblatt 1828 5 schildert den verdunkelten Rathaussaal zu Nurnberg und die Inszenierung der Transparente An der Westseite befand sich das Orchester die Ostseite welche wie bekannt gemalte Kirchenfenster hat war durch eine grosse Nische in Gestalt einer Emporkirche zu welcher Stufen hinanfuhrten verkleidet In diesem Chore und an den breiten Vordergewanden desselben waren die sieben Transparente gleichsam wie Fenster aufgestellt Spitzbogen mit gothischen Verzierungen enthielten uber jedem Bilde drey kleine transparente Portrats und reichten durch gothische Architektur verziert in das Himmelsgewolbe der Nische welches mit goldenen Sternen verziert war Der Raum zwischen den Bildern war durch Genien gefullt welche auf einer Tafel Durers Fertigkeiten in einzelnen Zweigen der Kunst andeuteten Eine Inschrift bezeichnete unter jedem Bilde den Stoff Morgenblatt fur gebildete Stande Kunstblatt 6 Eingefasst in einer gotischen Scheinarchitektur und stimmungsvoll beleuchtet sodass die genau sieben Transparente wie Kirchenfenster erscheinen der Sternenhimmel an der Decke und die anderen Bildthemen inszenieren Durer innerhalb der Festlichkeiten als einen christlichen Heiland der Kunst und daruber hinaus vor allem der Deutschen Kunst siehe Nazarener Einzelnachweise Bearbeiten Georg August Universitat Gottingen Offentlichkeitsarbeit 12 04 15 Radierungen zu Durer von Johann Philipp Walther 1798 bis 1868 Christine Hubner Dipl Kulturwirtin Georg August Universitat Gottingen Abgerufen am 8 Marz 2020 Hans Rupprich Hrsg Durer Schriftlicher Nachlass Band 1 Deutscher Verein fur Kunstwissenschaft Berlin 1956 a b Gerd Unverfehrt Da sah ich viel kostliche Dinge Durers Reise in die Niederlande Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 978 3 525 47010 7 a b c Matthias Mende Die Transparente der Nurnberger Durer Feier von 1828 Ein Beitrag zur Durerverehrung der Romantik Hrsg Erich Steingraber Peter Bloch Nurnberg 1969 Kunstblatt 1828 Morgenblatt fur gebildete Stande Kunstblatt Dr Ludwig Schorn 1828 abgerufen am 25 Januar 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Empfang Durers in Antwerpen amp oldid 235363070