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Eine Eigentumsdemokratie 1 englisch property owning democracy in der deutschen Ubersetzung von einer Theorie der Gerechtigkeit Demokratie mit Privateigentum und von Gerechtigkeit als Fairness Ein Neuentwurf Demokratie mit Eigentumsbesitz ist ein Sozialsystem in der staatliche Institutionen eine weitgestreute Verteilung des Produktiveigentums und Vermogens an die gesamte Bevolkerung ermoglichen die strukturell verhindern soll dass sich Monopole und konzentriertes Kapital bilden und dominieren 2 168 3 4 Dies will versichern dass jeder Einzelne gleiche Chancen hat am Markt teilzunehmen Es wird angenommen dass dieses System notwendig ist um die Zwange der sozialen Marktwirtschaft zu durchbrechen und eine Kooperation von Burgern zu manifestieren die alle die gleiche politische Macht das gleiche Potential fur wirtschaftlichen Aufstieg besitzen und allem Reziprozitat geschuldet wird 4 12 Die gesellschaftliche Organisationsform wurde durch John Rawls bekanntgemacht als die fur ihn gerechteste Grundstruktur unter drei anderen konkurrierenden Systemen Laissez faire Kapitalismus wohlfahrtsstaatlicher Kapitalismus bzw Staatssozialismus mit einer Zentralverwaltungswirtschaft 5 Die Idee der Eigentumsdemokratie ist unbekannter in der westlichen politischen Philosophie obwohl Fragen hervorgehen die sich mit der politischen Entmundigung unter einer zunehmenden Ungleichheit in Vermogen and Kapitalbesitz wahrend den letzten vier Jahrzehnten beschaftigen 6 4 Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Beschreibung und theoretische Grundlagen 2 1 Grundlegende Bestandteile 2 2 Vergleich zum wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus 2 3 Perspektive der sozialen und politischen Gerechtigkeit 3 Kritik 3 1 Wohlfahrtsstaatlicher Kapitalismus 3 2 Laissez faire 3 3 Staatssozialismus 3 4 Liberaler Sozialismus 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenAuch wenn der Begriff durch Rawls bekannt wurde so reichen die Ideen auf einen agrarischen Ursprung bis auf Jean Jacques Rousseau James Harrington und Thomas Paine zuruck die eine Gemeinschaft einrichten wollten in der die Burger unter ihnen wirtschaftlich und politisch unabhangig sind 7 Der Begriff property owning democracy tauchte erst 1920 vom britischen Abgeordneten Noel Skelton explizit erstmals zur Diskussion auf Er setzte sich aus den Begriffen Eigentumsbesitz und Demokratie zusammen als konservative Antwort auf linke Ideen des Liberalismus und Sozialismus In dieser Phase stand der Begriff fur die Notwendigkeit Eigentumsrechte vor demokratischer Organisation zu schutzen 2 170Der Diskurs der Eigentumsdemokratie wurde in das Lexikon des britischen Konservatismus aufgenommen bevor er vom britischen Okonomen James Meade neu aufgenommen wurde 6 3 8 Dieser ubernahm die konservative Verwendung des Begriffs um zu argumentieren dass eine Umverteilungspolitik erforderlich ist um die von Skelton und seinen Anhangern vorgeschlagene Modellgesellschaft zu erreichen und um fur mehr Einkommensgleichheit bei einem steigenden Anteil an Kapitaleinkommen an der ganzen Volkswirtschaft zu sorgen die sich im konzentrierten Vermogen der reichsten Personen niederschlagt 8 Das Konzept wurde fortan verwendet um eine ideale Gesellschaft zu beschreiben in der das Eigentum breit uber die Bevolkerung ausgebreitet ist 2 171Rawls entlehnte den Begriff von Meade fur die Verwendung in seinem bahnbrechenden Buch A Theory of Justice 1971 der diese Ideen im gesamten politischen Diskurs weit verbreitet hat 9 177Nun ist sie eines der idealen Systeme einiger liberaler Egalitaristen Beschreibung und theoretische Grundlagen BearbeitenRawls beschrieb die Eigentumsdemokratie als ein egalitares soziales System das danach strebt den Besitz von Eigentum und Humankapital breit in der Bevolkerung zu verteilen so dass die Burger unter gleichen und freien Verhaltnissen zusammenarbeiten konnen 5 140 Dieses Ideal basiert auf der Pramisse dass Individuen uber produktive Ressourcen verfugen mussen um eine faire gesellschaftliche Teilhabe und einen gleichberechtigten politischen Einfluss zu ermoglichen 10 151 Wahrend das klassisch liberale Denken jedem Individuum die Autonomie zugesteht rationale selbstmaximierende Entscheidungen im eigenen Interesse unter einer okonomischen Zusammenarbeit zu treffen wurde das Konzept einer Eigentumsdemokratie im Gegensatz dazu argumentieren dass die Burger aufgrund des ungebuhrlichen Einflusses der Vermogensungleichheit keine freien politischen Entscheidungen treffen konnen 11 393Rawls setzt im Gegensatz zu dem klassisch liberalen Ideal des Individuums vielmehr auf das high liberal Ideal des Burgers als freie und gleiche Personen mit ihrem grundlegenden Interesse zur Verwirklichung ihrer praktischen Vernunft des Gerechtigkeitssinns der Vermogen der Burger einer eigenen Vorstellung des Guten in der Gesellschaft als soziale Kooperation in der Reziprozitat geschuldet wird 12 Diese Grundlage des Individuums wird nicht geachtet wenn die politischen Entscheidungen nicht frei sind und nicht auf gleiche Einflussnahme beruht Dies wird von Rawls in seinem letzten Werk zu seiner Gerechtigkeitskonzeption Gerechtigkeit als Fairness Ein Neuentwurf identifiziert Inequalities in the ownership and control of wealth income and property can reduce the fair value of basic liberties 5 149 Ungleichheiten im Besitz und Kontrolle des Vermogens Einkommens und Eigentums kann den Wert der Grundfreiheiten einschranken Dieses System verurteilt nicht den Einsatz von Markten um die Nachfrage und effiziente Preise zu bestimmen es behauptet jedoch dass konzentriertes privates Eigentum an Produktionsmitteln eine faire Chancengleichheit und die politische Gleichheit korrumpieren kann und daher der freie Markt mit den offentlichen Gutern in einem institutionellen Kontext gesetzt werden muss der die politische Gleichheit und faire Chancengleichheit schutzt Mit zunehmender Vermogensungleichheit steigt auch der politische Einfluss der wohlhabenden Klassen 9 173 In ahnlicher Weise kontrastiert Rawls die Eigentumsdemokratie mit sozialistischen Regierungsformen von denen angenommen wird dass sie grundlegende individuelle Freiheiten in einer Weise verwerfen die mit demokratischen Werten unvereinbar ist 9 173 Obwohl sie in Opposition zu diesem System dargestellt wird wird die Eigentumsdemokratie sowohl von konservativen als auch von liberalen Theoretikern akzeptiert 6 4Grundlegende Bestandteile BearbeitenEigentumsdemokratien befugt Institutionen um mittels Steuern und anderen politischen Massnahmen die Vererbung und den Erwerb von Privateigentum zu regeln damit Vermogen und Kapital uber die ganze Bevolkerung verteilt wird 5 51 Das konzentrierte Eigentum an den Produktionsmitteln in einem Quasi Monopol schafft eine Situation in der die Arbeitskrafte von ihren Arbeitgebern fur Lohne in einer Beziehung ungleicher Verhandlungsmacht abhangig sind was dazu fuhrt dass sich der Reichtum zunehmend im obersten Quintil der Gesellschaft anhauft 9 180Demnach ist es auch problematisch dass die Kandidaten die fur offentliche Amter gewahlt werden in der Regel diejenigen sind die von den wirtschaftlichen Eliten unterstutzt werden etwa durch die Bereitstellung von Einzel und Unternehmensspenden die fur erfolgreiche politische Kampagnen erforderlich sind In der Folge hat sich gezeigt dass Politiker Gesetze und politische Massnahmen durchfuhren die die Interessen der Spender von denen sie abhangig sind um gewahlt zu werden gegenuber denen der Allgemeinheit begunstigen 11 395 Dies wird durch den Einfluss von Lobbyismus finanzierten Interessengruppen und die Konzentration des Medienbesitzes noch verscharft 9 174 Solche Praktiken werden in der Studie der Princeton University uber die Korruption der Politik durch Reichtum veranschaulicht in der festgestellt wurde dass The preferences of the average American appear to have only a miniscule near zero statistically non significant impact upon public policy 13 Die Praferenzen des Durchschnittsamerikaners haben offenbar nur einen winzigen gegen Null gehenden statistisch nicht signifikanten Einfluss auf die offentliche Politik In dieser Hinsicht fuhrt die Konzentration von Eigentum zu einer Beeintrachtigung der demokratischen Werte 11 395 Das Konzept der Eigentumsdemokratie wirkt dieser Korruption der politischen Macht entgegen indem es das produktive Eigentum auf einen grosseren Teil der Gesellschaft umverteilt und so eine gleichmassigere Verteilung der politischen Macht ermoglicht 5 139Eine zufriedenstellend umgesetzte Eigentumsdemokratie wurde also institutionelle Mechanismen beinhalten die darauf abzielen Kapital Reichtum und produktive Ressourcen zu verteilen 4 191 Dies wurde mit einer Reihe von sozialen Entwicklungsprogrammen einhergehen die sicherstellen dass alle Menschen gleichermassen in der Lage sind wirtschaftlichen Erfolg und politischen Einfluss zu erlangen 10 169 Dazu gehoren die Entwicklung des Humankapitals durch offentlich finanzierte Bildung eine kostenlose Gesundheitsversorgung ein angemessenes soziales Minimum und eine Politik die die gleichberechtigte Teilhabe des Einzelnen an der politischen Gesellschaft gewahrleisten soll 4 191Sie kann auch ein allgemeines Recht auf Privateigentum oder etwas Ahnliches beinhalten 14 John Rawls will die Streuung des Kapitals durch offentliche Bildung und eine progressive Erbschaftssteuer auf Empfangerseite gewahrleisten und erhalten um den Erblasser Anreize zu geben sein Vermogen bei seinem Tode an mehreren Personen zu verteilen 8 15 16 Wenn Vollbeschaftigung durch die Gesellschaft als Behelfsarbeitgeber in Notlagen gegeben ist verlangt das konstitutionell garantierte soziale Minimum von John Rawls Gerechtigkeit als Fairness neben der progressiven Erbschaftssteuer auch unter anderem die negative Einkommenssteuer Familienbeihilfen Zahlungen bei Krankheit und Arbeitslosigkeit und eine Verbrauchssteuer die erst ab einer bestimmten Einkommensgrenze erhoben wird 16 17 18 Damit es in heutigen kapitalistischen Gesellschaften umsetzbar ist verlangen andere Eigentumsdemokraten wie etwa Alan Thomas fur die Streuung des Privateigentums zusatzliche Massnahmen wie ein Staatsfonds dessen Einkommen gleichmassig als Soziale Dividende an die Burger verteilt wird steuerliche Begunstigungen fur Sparer mit kleinem Vermogen Steuern auf zugrunde liegende Kapitalanlagen und universelle individuelle Zuschusse bzw eine Mindesterbschaft die fur den Einsatz fur Investitionen vorgesehen sind 4 19 Als erster Schritt fur den Ubergang vom wohlfahrtsstaalichen Kapitalismus zur Eigentumsdemokratie schlagt Alan Thomas vor die Pensionsfonds vor dem Rentenalter zuganglich zu machen wenn sie fur Investitionen in die Weiter Bildung oder sonstiges Kapital verwendet werden und durch die Einfuhrung des Staates als Behelfsarbeitgeber in Notlagen damit Arbeiter vom verbreiteten Kapital genauso profitieren konnen wie Besitzerklassen 20 21 Vergleich zum wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus Bearbeiten Eine Eigentumsdemokratie unterscheidet sich von einem wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus in dem der Staat ein soziales Minimum garantiert aber nicht wesentlich in den Transaktionen des freien Markts eingreift 4 180 Der wohlfahrtsstaatliche Kapitalismus basiert auf einer Umverteilung von Einkommen durch bedurftigkeitsgeprufte Sozialleistungen im Gegensatz zu einer Umverteilung von produktiven Ressourcen in der Eigentumsdemokratien Befurworter der Eigentumsdemokratie wurden behaupten dass der wohlfahrtsstaatliche Kapitalismus soziookonomische Klassen hervorbringt an deren Basis eine demoralisierte Gruppe sitzt die von staatlich sanktionierter Wohlfahrt abhangig ist 11 393Obwohl die Wohlfahrtssysteme ein gewisses Interesse an Chancengleichheit zeigen werden sie den Idealen der gleichberechtigten Zusammenarbeit nicht gerecht da sie die Konzentration von Wohlstand und produktiven Ressourcen innerhalb einer elitaren Minderheit zulassen 5 138 Die Gewahrung eines sozialen Minimums durch den Wohlfahrtsstaat alleine geht nicht auf die Folgen ein die sich ergeben wenn Reichtum politischer Einfluss und Macht zusammenfallen Okonomen politische Theoretiker und Soziologen vertreten daher die Auffassung dass der Wohlfahrtsstaatskapitalismus den Einfluss des Reichtums auf die politische Beschlussfassung nicht angemessen berucksichtigt da er die strukturellen Zwange verstarkt die den am schlechtesten gestellten Mitgliedern der Gesellschaft keine wirtschaftlichen Chancen bieten 6 4James Meade kritisiert die wohlfahrtsstaatlichen Massnahmen darin dass ihre Ziele der Einkommensumverteilung durch eine hohe progressive Einkommensbesteuerung alleine nicht erreicht werden konnen da sie den Anreiz zu arbeiten zu sparen und Risiken einzugehen mildern 8 Perspektive der sozialen und politischen Gerechtigkeit Bearbeiten Rawls stellt die Eigentumsdemokratie vier alternative Institutionen gegenuber Laissez faire Kapitalismus Wohlfahrtsstaatskapitalismus Staatssozialismus mit Zentralverwaltungswirtschaft und liberaler Sozialismus 5 Diese Gegenuberstellung wird in Ubereinstimmung mit den beiden Grundsatzen der Gerechtigkeit von Rawls in A Theory of Justice 1971 festgelegt die im politischen Diskurs weithin anerkannt sind 6 3 Der erste Grundsatz schreibt vor dass jeder Mensch das Recht auf gleiche Grundfreiheiten mitsamt den gleichen Wert der politischen Freiheiten hat wahrend der zweite Grundsatz verlangt dass Ungleichheiten nur dort bestehen wo alle Individuen die gleichen Chancen haben und wo sie so gestaltet sind dass sie den am wenigsten Begunstigten den grossten Vorteil bringen 22 Der Wert der politischen Freiheiten sind unter anderem dann fur alle Burger gleich wenn unabhangig der sozialen und wirtschaftlichen Position jeder die gleiche Chance hat offentliche Amter zu bekleiden und das Ergebnis der Wahlen zu beeinflussen 23 Diese Grundsatze werden am besten durch ein System der Eigentumsdemokratie erfullt 9 174 Gleiche Grundfreiheiten werden verbessert und gewahrleistet da eine Verteilung von Vermogen Einkommen und Eigentum allen Menschen ein relativ vergleichbares Mass an politischer und wirtschaftlicher Macht ermoglicht 6 2 Die faire Chancengleichheit soll sicherstellen dass Vermogen und Eigentum die Stellung des Einzelnen in der Gesellschaftsordnung nicht verbessern und manipulieren konnen insbesondere in Bezug auf den Zugang zu Bildung Gesundheitsversorgung Erwerbstatigkeit und Wohnungswesen 9 174 5Die Sicherstellung gleicher Chancen innerhalb der Eigentumsdemokratie erhoht das Angebot hochqualifizierter Arbeiter im Arbeitsmarkt und verkleinert damit ihren Lohn wahrend das Angebot niedrigqualifizierter kleiner wird und das ihren Lohn erhoht 24 Schliesslich dient die Umverteilung von Vermogen und produktivem Eigentum dazu dem Differenzprinzip gerecht zu werden indem sie eine gleichmassige Verteilung der sozialen Grundguter gewahrleistet und damit den am starksten Benachteiligten am besten hilft 10 153Das verbreitete produktive Eigentum mindert zwar den Anreiz der armeren Burger zu arbeiten aber es erhoht auch den Anreiz der Reichen sodass man nicht mit signifikant verminderten Anreiz zu Arbeit rechnen sollte die armeren werden durch ihr erhohtes Kapitaleinkommen nun aber weniger vom Lohn abhangig sein 8 Durch die dadurch entstehende angeglichene Verhandlungsmacht zwischen Arbeitsangebot und nachfrage und das hohere Angebot an Arbeit bei hochqualifizierten Berufen durch die offentliche Bildung ist die Nachfrage nach Arbeitern gezwungen fur niedrigqualifizierte Arbeit einen hoheren Lohn anzubieten als es im wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus der Fall ware 24 8 Einkommensungleichheiten gibt es im Idealfall dann nicht etwa aus einer relativen Knappheit des Arbeitsangebots bei einem Wirtschaftssektor wegen ungleicher Bildungschancen sondern nur durch ungleiche naturliche Begabungen Die Institutionen strukturieren Ungleichheiten so dass sie aus diejenigen Anreizen bestehen die die Kosten fur Bildung und Ausbildung und fur die sozial nutzenbringende Nutzung der Talente jeweiliger Berufe decken sowie bei Unternehmen und Investoren Kosten aus risikobehafteter Investitionen sodass naturlich unbegabtere Personen von der Ungleichheit bestmoglich profitieren 24 22 23 In diesem Zusammenhang kommt die Eigentumsdemokratie als egalitares soziales System zur Geltung Kritik BearbeitenDie Eigentumsdemokratie wird von den Befurwortern der liberalen Demokratie weitgehend kritisiert die argumentieren dass Demokratie erreicht ist wenn jeder Einzelne bei der Wahl reprasentativer Kandidaten die gleiche Stimme hat 2 183 Es ist daher gerecht wenn ein Staat sein derzeitiges politisch wirtschaftliches System beibehalt da dies die Gesellschaftsstruktur ist fur die die Bevolkerung gestimmt hat Wenn die Offentlichkeit die Werte und Politiken wunscht die die Eigentumsdemokratie ausmachen konnte sie fur Kandidaten stimmen die versprechen diese Institutionen umzusetzen 2 184Wenn man die Idee dass der Besitz von produktivem Eigentum den politischen Einfluss bestimmt bis zu ihrer logischen Schlussfolgerung verfolgt wurde eine wirklich vollkommen gleiche Gesellschaft eine Politik erfordern die uber die von Rawls skizzierten Umverteilungsmechanismen hinausgeht und eine vollig gleichmassige Verteilung des Eigentums in der Gesellschaft ermoglicht Es wird daher kritisiert dass es die Freiheit wirtschaftlichen Wert zu schaffen und Eigentum zu erwerben einschrankt was der Pramisse des Staatssozialismus entspricht der nach Rawls eigener Logik disqualifiziert ist 4 75 Wohlfahrtsstaatlicher Kapitalismus Bearbeiten Befurworter des Wohlfahrtsstaatskapitalismus kritisieren die Eigentumsdemokratie weil sie die Rolle individueller Unterschiede in Bezug auf Fahigkeiten Intelligenz und physiologische Eigenschaften die zu unterschiedlichen Ergebnissen fuhren zu grosszugig ausblendet 11 396 Diese Sichtweise begrundet dass der Einzelne durch den Gewinn einen Anreiz hat Entscheidungen in Bezug auf die Entwicklung des Humankapitals die Schwierigkeit der Beschaftigung und das zeitliche Engagement Spar und Ausgabenentscheidungen sowie Investitionen in unternehmerische Bestrebungen zu treffen 4 180 Wenn Einzelpersonen unterschiedliche Entscheidungen zu ihrem Vorteil getroffen haben kann es nicht als gerecht angesehen werden den Profit den Reichtum und das Eigentum umzuverteilen die sie durch ihre autonomen Entscheidungen erzielt haben 11 396 Aus der Sicht des Wohlfahrtsstaatskapitalismus ist es angemessener ein soziales Minimum zu schaffen das denjenigen die sich bemuhen ihre Fahigkeiten in wirtschaftlichen Nutzen umzuwandeln einen grundlegenden Lebensstandard sichert ohne ihnen gleiches Eigentum an produktivem Eigentum das sie nicht verdient haben vorzuschreiben 9 177 8 Laissez faire Bearbeiten Die Laissez faire Perspektive verurteilt die Tendenz der Eigentumsdemokratie die Bedeutung von Anreizen fur die Gewahrleistung einer produktiven Wirtschaft zu vernachlassigen 11 398 Da die Produktion von Reichtum als Ergebnis menschlicher Tatigkeit anerkannt wird sind Personen die uber ein hohes Mass an Vermogen und Eigentum verfugen die eigentlichen und gerechten Eigentumer dieser Guter 11 401 Daraus kann nicht geschlossen werden dass es der Gerechtigkeit dient diese Vorteile ihren rechtmassigen Eigentumern zu entziehen Das Ziel der Eigentumsdemokratie diesen Wohlstand und das produktive Eigentum breit uber die Bevolkerung zu verteilen wirkt daher als Begrenzung des Marktanreizes diese Guter zu erwerben 4 33 Es wird dann angenommen dass der Laissez faire Kapitalismus die Position der am schlechtesten Gestellten angemessener maximieren wurde da Anreize fur diejenigen mit den vermarktungsfahigsten Talenten sich hervorzutun die Gesellschaft zum Nutzen aller voranbringen wurden 10 152Daruber hinaus wird kritisiert dass Eigentumsdemokratien besser in der Lage sind die Freiheiten und die Chancengleichheit aller Individuen zu gewahrleisten da ein Laissez faire Markt diese Ergebnisse naturlich dadurch erleichtert dass jedes Individuum seinen eigenen Interessen nachgeht 11 398 So werden beispielsweise Personen mit unterschiedlichen willkurlichen Unterscheidungen wie Rasse Religion oder Geschlecht mit gleicher Wahrscheinlichkeit von einem Unternehmen eingestellt das auf dem freien Markt Anreize hat die Person einzustellen die den grosstmoglichen Gewinn erzielt Ahnlich wie beim wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus wird auch bei der Laissez faire Perspektive bestritten dass der Wohlstand es dem Einzelnen ermoglicht im politischen Bereich praktisch Stimmen zu kaufen Die derzeitigen demokratischen politischen Systeme verbieten es den Wahlern nicht strukturell Kandidaten zu wahlen die eine gerechtere Verteilung des Eigentums versprechen und gesetzlich verankern wurden 11 401 Staatssozialismus Bearbeiten Die Befurworter des Staatssozialismus kritisieren die Eigentumsdemokratie fur ihre weichen Grundsatze der Eigentumsumverteilung die es nicht ermoglichen ein gleichberechtigtes Eigentum an den Produktionsmitteln zu schaffen 6 7 Sie geht davon aus dass die von der Politik vorgeschriebenen Strukturen der Eigentumsdemokratie die Ideale ihrer eigenen Ideologie nicht erreichen da sich das Kapital in einem Marktsystem in immer weniger Handen anhaufen wird 9 183 Das Funktionieren eines Systems der freien Marktwirtschaft kann nicht vom Kapitalismus abgekoppelt werden Liberaler Sozialismus Bearbeiten Als liberalen Sozialismus bezeichnet John Rawls ein soziales System in der die Produktionsmittel eines freien Marktes der Gesellschaft gehoren in der die Belegschaft die Betriebsleitung und das Management wahlt oder diese direkt kontrolliert 25 Obwohl Rawls anerkannte dass der liberale Sozialismus die beiden Gerechtigkeitsprinzipien erfullen konnte wurde er als ideales System der gesellschaftlichen Organisation verworfen da es ihm an Durchfuhrbarkeit und offentlicher Akzeptanz mangelte 11 403 Dieses System stellt sich also gegen die Eigentumsdemokratie weil es ihr an Praktikabilitat mangelt Wahrend die Eigentumsdemokratie den Wert der Umverteilung des produktiven Eigentums behauptet behauptet der liberale Sozialismus das Endziel der Chancengleichheit und des politischen Einflusses mit Mitteln zu erreichen die weniger einschneidend sind 4 281 Durch die Kombination von kapitalistischen Strukturen und begrenzten Formen des gesellschaftlichen Kapitaleigentums in Verbindung mit sozialisierten Gesundheits Bildungs und Sicherheitssystemen behauptet der liberale Sozialismus die Ziele der Eigentumsdemokratien fairer zu erreichen da er die individuelle Autonomie berucksichtigt 6 7Literatur BearbeitenAlan Thomas Republic of Equals Predistribution and Property Owning Democracy Oxford University Press Oxford 2016 ISBN 978 0 19 060211 6 Gavin Kerr The Property Owning Democracy Freedom and Capitalism in the Twenty First Century Routledge 2019 ISBN 978 0 367 37191 3 James Edward Meade Liberty equality and efficiency apologia pro agathotopia mea New York University Press Washington Square N Y 1993 ISBN 978 0 8147 5491 7 John Rawls Gerechtigkeit als Fairness Ein Neuentwurf Hrsg Erin Kelly Suhrkamp Verlag Berlin 2006 ISBN 978 3 518 29404 8 John Rawls Theorie der Gerechtigkeit 21 Auflage Suhrkamp Taschenbuch Verlag Berlin 1979 ISBN 978 3 518 27871 0 S 308 332 Martin O Neill Thad Williamson Property Owning Democracy Rawls and Beyond Hrsg Wiley Blackwell 2012 ISBN 978 1 4443 3410 4 Einzelnachweise Bearbeiten Dieser Begriff findet Anwendung im deutschen Diskurs der politischen Philosophie vergleiche hierzu folgende Texte https www theorieblog de index php 2017 04 unternehmensdemokratie ohne marktsozialismus daniel jacobs zpth artikel in der diskussion https www praefaktisch de 100 jahre john rawls john rawls zum hunderdsten und warum er auch in weiteren hundert jahren noch wichtig sein wird a b c d e Amrit Ron Visions of Democracy in Property Owning Democracy Skelton to Rawls and Beyond History of Political Thought 29 no 1 2008 168 187 JSTOR 26224022 John Rawls Gerechtigkeit als Fairness Ein Neuentwurf Hrsg Erin Kelly 6 Auflage Suhrkamp Verlag Berlin ISBN 978 3 518 29404 8 S 316 a b c d e f g h i j Alan Thomas Republic of Equals Predistribution and Property Owning Democracy Oxford Oxford University Press 2016 doi 10 1093 acprof oso 9780190602116 001 0001 a b c d e f g John Rawls Justice as Fairness A Restatement Cambridge Harvard University Press 2001 a b c d e f g h Martin O Neill and Thad Williamson Introduction in The Requirements of Justice and Liberal Socialism eds Martin O Neill and Thad Williamson Hoboken John Wiley amp Sons 2012 1 14 Ben Jackson Property Owning Democracy A Short History In Martin O Neill Thad Williamson Hrsg Property Owning Democracy Rawls and Beyond Wiley Blackwell Hoboken 2012 S 34 36 a b c d e f James Edward Meade Liberty equality and efficiency apologia pro agathotopia mea New York University Press Washington Square N Y 1993 ISBN 978 0 8147 5491 7 a b c d e f g h i Justin Holt The Requirements of Justice and Liberal Socialism Analyse amp Kritik 39 no 1 2017 171 194 doi 10 1515 auk 2017 001 a b c d Andrew Lister The Difference Principle Capitalism and Property Owning Democracy Moral Philosophy and Politics 5 no 1 2017 151 172 doi 10 1515 mopp 2017 0012 a b c d e f g h i j k Jan Narveson Property Owning Democracy Liberal Socialism or Just Plain Capitalism Analyse amp Kritik 39 no 2 2017 393 404 doi 10 1515 auk 2017 0021 Samuel Freeman Liberalism and Distributive Justice Band 1 Oxford University Press 2018 ISBN 978 0 19 069926 0 S 47 49 doi 10 1093 oso 9780190699260 001 0001 universitypressscholarship com abgerufen am 6 Juni 2021 Martin Gilens and Benjamin I Page Testing Theories of American Politics Elites Interest Groups and Average Citizens Perspectives on Politics 12 no 3 2014 575 doi 10 1017 S1537592714001595 Gabriel Stilman El derecho universal a la propiedad privada y la Renta Basica Universal explorando una nueva dimension de los derechos humanos economicos y la ciudadania In Academia edu Mai 2020 abgerufen am 24 August 2021 spanisch John Rawls Gerechtigkeit als Fairness Ein Neuentwurf Hrsg Erin Kelly 21 Auflage Suhrkamp Verlag Berlin 2006 S 217 248 a b John Rawls Eine Theorie der Gerechtigkeit 1 Auflage Suhrkamp Verlag Berlin 1979 ISBN 3 518 27871 1 S 308 318 John Rawls Gerechtigkeit als Fairness Ein Neuentwurf 6 Auflage Suhrkamp Verlag Berlin 2006 ISBN 978 3 518 29404 8 S 249 f John Rawls Politischer Liberalismus 6 Auflage Frankfurt am Main 2003 ISBN 978 3 518 29242 6 S 60 Thad Williamson Realizing Property Owning Democracy A Twenty Year Strategy to Create an Egalitarian Distribution of Assets in the United States In Martin O Neill Thad Williamson Hrsg Property Owning Democracy Rawls and Beyond Wiley Blackwell Hoboken 2012 ISBN 978 1 4443 3410 4 S 225 248 Alan Thomas Rawls Adam Smith and an Argument From Complexity To Property Owning Democracy In The Good Society Band 21 Nr 1 1 Juni 2012 ISSN 1089 0017 S 4 20 doi 10 5325 goodsociety 21 1 0004 scholarlypublishingcollective org abgerufen am 16 Mai 2022 Property Owning 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