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Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz kurz DANI bezieht sich auf die Anpassung von Arzneimitteldosierungen bei Patienten mit eingeschrankter Nierenfunktion Die Grundlage fur solche Dosisanpassungen sind klinische Studien und oder regel basierte Berechnungen anhand von pharmakokinetischen Parametern Der Hintergrund ist dass bei Niereninsuffizienz zahlreiche Arzneistoffe langsamer ausgeschieden werden Bei normaler nicht angepasster Dosierung kann es dann zu einer verstarkten Anreicherung des Arzneimittels im Korper kommen Akkumulation und somit konnen sichere Konzentrationen des Arzneistoffes uberschritten werden was zu erhohten Nebenwirkungen bis hin zu Organschaden fuhren kann Daher mussen bei Patienten mit Niereninsuffizienz bei bestimmten Arzneimitteln die Arzneistoff Dosis und oder die Haufigkeit der Einnahme reduziert werden Inhaltsverzeichnis 1 Theoretischer Hintergrund 1 1 Arzneimittel Clearance und extrarenale Dosisfraktion Qo 1 2 Individuelle Eliminationskapazitat Q 1 3 Berechnung der DANI 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseTheoretischer Hintergrund BearbeitenDie Pharmakokinetik eines Arzneistoffes beschreibt unter anderem wie rasch und in welchem Ausmass nach der Verabreichung eines Arzneistoffes dieser anschliessend im Blutplasma und in den verschiedenen Korpergeweben auftritt und wo und in welcher Weise er wieder ausgeschieden eliminiert wird Letzteres kann zum Beispiel uber die Leber und die Gallenwege durch den Stuhlgang hepatisch fakal und oder die Nieren uber den Urin renal geschehen Die Eliminationskapazitat der Niere wird hierbei mit dem Parameter renale Clearance quantifiziert Bei Patienten mit Niereninsuffizienz kann die Elimination verschiedener Arzneistoffe gestort sein In welchem Ausmass das hangt von der sogenannten individuellen Eliminationskapazitat des Patienten ab welche basierend auf der extrarenalen Dosisfraktion Qo geschatzt werden kann Arzneimittel Clearance und extrarenale Dosisfraktion Qo Bearbeiten nbsp Zusammenhang von Kreatinin Clearance und Qo WertDie Fahigkeit Kapazitat des Korpers einen Arzneistoff in einer bestimmten Zeit auszuscheiden wird durch die totale Arzneimittel Clearance quantifiziert sie entspricht der Summe der nicht renalen oftmals grosstenteils hepatischen und renalen Clearance Letztere hangt von der Gesamtfunktion der Nieren ab wie man sie zum Beispiel mithilfe der Kreatinin Clearance messen kann Verschlechtert sich die Nierenfunktion so fallt die Elimination des renalen Anteils in der Regel proportional zur Kreatinin Clearance ab Die extrarenale Dosisfraktion Qo ist dabei eine Kennzahl fur den nicht durch die Nieren ausgeschiedenen Arzneistoffanteil 1 Q o displaystyle 1 Qo nbsp beschreibt also den Anteil der Nieren an der totalen Arzneimittel Clearance bei einer normalen Nierenfunktion renale Eliminationsfraktion Der Qo Wert ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich Als Daumenregel gilt je grosser der Qo Wert eines Arzneimittels desto geringer muss dessen Dosis bei Niereninsuffizienz angepasst werden Die Haupteinschrankung ist dass sich der Qo Wert in aller Regel auf die Muttersubstanz bezieht so dass der Qo Wert bei Arzneimitteln mit aktiven Metaboliten z B Glibenclamid Pethidin im Hinblick auf eine Dosisanpassung nicht aussagekraftig ist Individuelle Eliminationskapazitat Q Bearbeiten Bei Patienten mit Niereninsuffizienz kann mithilfe der Dettli Formel die sogenannte individuelle Eliminationskapazitat Q berechnet werden Die Nierenfunktion des Patienten wird dabei durch die geschatzte engl estimated Glomerulare Filtrationsrate GFR beschrieben 1 Q Q o e G F R 100 m l m i n 1 Q o displaystyle mathbf Q Qo eGFR over 100 mathrm ml min 1 Qo nbsp Berechnung der DANI Bearbeiten Es gibt verschiedene Moglichkeiten zur Berechnung einer Dosisanpassung Unter Kenntnis der individuellen Eliminationskapazitat Q bezuglich eines bestimmten Arzneistoffes ist die Berechnung einer Dosisanpassung nach den sogenannten Dettli Regeln 1 moglich Hierbei gilt bei Niereninsuffizienz NI gegenuber einer normalen Nierenfunktion N E r h a l t u n g s d o s i s N I D o s i e r u n g s i n t e r v a l l N I Q E r h a l t u n g s d o s i s N D o s i e r u n g s i n t e r v a l l N displaystyle mathbf Erhaltungsdosis NI over Dosierungsintervall NI Q Erhaltungsdosis N over Dosierungsintervall N nbsp Dettli Regel 1 Erniedrigung der Erhaltungsdosis des Arzneimittels um den Faktor der individuellen Ausscheidungskapazitat Q oderDettli Regel 2 Verlangerung des Dosierungsintervalls um den Faktor 1 Q displaystyle 1 over Q nbsp odereine Kombination von Regel 1 und Regel 2Bei Anwendung dieser Regeln ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz eine Exposition mit dem Arzneimittel AUC durchschnittliche Konzentration vergleichbar der bei Nierengesunden zu erwarten Bei der Entscheidung ob eine dieser Regeln und wenn ja welche fur ein Arzneimittel angemessen ist sollte die Pharmakodynamik dieses Arzneimittels berucksichtigt werden Beide Regeln fuhren zu einer AUC wie bei Nierengesunden Bei Anwendung von Dettli Regel 1 sind jedoch niedrigere Spitzenspiegel und hohere Talspiegel zu erwarten Bei Anwendung von Dettli Regel 2 sind ubliche Spitzen und Talspiegel zu erwarten allerdings in oftmals deutlich grosseren Abstanden Wenn eine vergleichbare Exposition mit dem Arzneimittel AUC durchschnittliche Konzentration als nicht sinnvoll erscheint sollten andere Regeln zur Dosisanpassung erwogen werden Dies konnte zum Beispiel dann der Fall sein wenn fur einen therapeutischen Effekt haufige Spitzenspiegel in normaler Hohe notwendig sind und durch eine erhohte AUC keine klinisch relevanten Nebenwirkungen erwartet werden Literatur BearbeitenF Keller T Frankewitsch D Zellner S Simon Unifying concept of pharmacokinetics derived from drug distribution and elimination in renal failure In Int J Clin Pharmacol Therap Band 33 1995 S 546 549 PMID 8574504 B Hartmann D Czock F Keller Drug therapy in patients with chronic renal failure In Dtsch Arztebl Int Band 107 Nr 37 Sep 2010 S 647 655 PMID 20959896 Weblinks BearbeitenDOSING Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz Universitats Klinikum Heidelberg Pharmakologie Toxikologie Universitatsspital Basel DoseAdapt Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive THG LexikonEinzelnachweise Bearbeiten a b L Dettli The kidney in pre clinical and clinical pharmacokinetics In Jpn J Clin Pharmacol Ther Band 15 1984 S 241 254 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz amp oldid 205439009