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In der Astrologie versteht man unter Direktion lat directio ausrichten Richtung dirigere leiten fuhren die Technik einer Zeitbestimmung Sie ist eine der wichtigsten Prognosetechniken fur die Horoskopanalyse Die einzige Aufgabe der Direktionsberechnung ist die Zeitbestimmung der im Grundhoroskop angezeigten Ereignisse 1 Dabei geschieht mittels des gedachten Verschiebens einer Aspektstelle Promissor zu einer anderen Signifikator eine Ausrichtung die nach den astrologischen Inhalten gedeutet wird Das scheinbare Verschieben Dirigieren wird nach einem spezifischen der Ereigniszeit entsprechenden Zeitschlussel berechnet und als Direktionsbogen auf der Ekliptik oder dem Himmelsaquator in Graden abgetragen Die Vorhersage von Ereignissen durch sogenannte Direktionstechniken ist ein sehr komplexes in ihrer historischen Entwicklung noch nicht genugend erforschtes Gebiet In der Antike waren Primardirektionen seit mindestens dem 2 Jahrhundert bekannt Eine der fruhesten Quellen findet sich bei Claudius Ptolemaeus im Tetrabiblos Inhaltsverzeichnis 1 Direktionen allgemein in ihrer Geschichte und Entwicklung 2 Arten von Direktionen 3 Primardirektionen 3 1 Verschiedene Schlussel fur die Bogen in der Primardirektionsberechnung 3 2 Aquatoriale und zodiakale Primardirektionen 3 3 Primardirektionen nach gerader und schiefer Aufsteigung 3 4 Primardirektionen nach verschiedenen Himmelsteilungen 3 5 Placidianische Direktionen unter dem Pol des Signifikators Methode Kuhr 4 Sekundardirektionen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDirektionen allgemein in ihrer Geschichte und Entwicklung BearbeitenDer Astrologie Wilhelm Knappich erklart die Primardirektionen mit Analogien Aber neben der Weltseele gibt es auch eine Erdseele die einer Flamme gleicht und die wie Tiere und Pflanzen ihren besonderen Instinkt einen instinctus geometricus habe der die Konstellationen und Winkelstellungen im Kreis wahrnehmen kann Die Erdseele habe auch ein Gedachtnis fur die einzelnen Konfigurationen und den Lauf der Sonne im Tierkreis ja sie selbst sei ein potentieller Tierkreis Und alles was von der Erdseele gesagt ist gilt gleichermassen fur die menschliche Seele Auf diesem vitalen Vermogen und dem Gedachtnis der Seele fur alle Sternstellungen beruhe die Moglichkeit des Geburtshoroskops und der Primardirektionen da die Geburtskonstellationen in dem vitalen Vermogen der Seele zeitlebens fortleuchtet 2 Signifikator Bedeuter ist ein stillstehend gedachter Ort im Horoskop zu dem dirigiert gefuhrt wird Promissor Versprecher ist der bewegt gedachte Ort der zu dem stillstehenden Signifikator dirigiert wird Signifikatoren konnen nach neuerer Tradition dabei jede Hauserspitze und jeder Planet sein Promissoren konnen alle Hauserspitzen Planeten deren Aspektstellen und die Mondknoten sein Auch Halbdistanzpunkte und Antiszien konnen als Promissoren wirksam sein 3 In der alteren Astrologie des 15 bis 19 Jahrhunderts kommen meist der Aszendent die Himmelsmitte Sonne Mond oder der so genannte Gluckspunkt als Promissoren in Frage die zum Signifikator Bedeuter gefuhrt dirigiert werden Die Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte verfeinerte die Berechnung des Direktionsbogens Der Bogen der bis zum Eintreten einer Direktion durchlaufen und auf dem Himmelsaquator als Differenz in Rektaszension gemessen wird muss mittels eines Proportionalitatsfaktors des Direktionsschlussels in Zeit umgerechnet werden d h es wird berechnet wann ein durch das Zusammentreffen der beiden Horoskopfaktoren bewirktes Ereignis eintreten wird Klassisch war der von Ptolemaus verwendete Direktionsschlussel nach dem 1 1 Lebensjahr gesetzt wurde doch fanden im 16 Jahrhundert auch andere Umrechnungsfaktoren Verwendung so beispielsweise die von Valentin Naboth vorgeschlagene mittlere tagliche Sonnenbewegung Bei ihm entsprechen 59 8 einem Lebensjahr Diese Rechenoperationen waren mit erheblichem Aufwand verbunden liessen sich aber wenn man bereit war ungenauere Resultate in Kauf zu nehmen mit einem Himmelsglobus leicht ausfuhren 4 Einige wesentliche Erkenntnisse fur die Entwicklung und Verfeinerung der Direktionen fanden vor allem wahrend in der Zeit zwischen dem 15 und 17 Jahrhundert statt als zunachst Regiomontanus im Jahr 1467 die Anweisungen des Ptolemaeus umzusetzen versuchte indem die Himmelsraume mittels Positionskreisen geteilt wurden Jean Baptiste Morin der diese Lehre aufgriff fuhrt dazu im 16 Buch seiner Astrologia Gallica aus dass auch die Direktionsbewegung keine physisch reale sondern eine geometrisch gedachte Bewegung ist die mittels der Projektion der gefuhrten Himmelspunkte auf das Primum Mobile durchgefuhrt wird weshalb die Eigenbewegung der Gestirne hier ganz ausser Betracht bleibt Daher verwirft Morin auch die von Kepler und der italienischen Schule gelehrten Sekundar Direktionen 5 Im 17 Jahrhundert machte sich ausserdem der Mathematiker Andreas Goldmayer um die Verbesserung der Horoskoptechnik und Direktionen verdient wobei er selbst bedeutenden Astrologen wie Johannes Kepler Junctinus oder Gerolamo Cardano viele Rechenfehler nachwies In 2 deutsch geschriebenen Schriften dem Directorum mathematicum 1657 und dem Computus directionum Astronomicus 1658 reformierte er das ganze regiomontanische Direktionssystem und schuf neue inventierte und calculirte Taffeln gegrundet auf den Satzcircul d h mittels einer neuen Art von Positionskreisen sein Direktionssystem hat W Koch im Zenit 1930 ausfuhrlich dargestellt 6 Arten von Direktionen BearbeitenDie Grundlage aller Arten von Direktionen ist dass sich Aspekte eines kleinen Zeitraums auf einen exakt durch die Methode zu errechnenden anderen in der Zukunft liegenden grosseren Zeitraum auswirken Diese Analogie wird schon im Tanach in Ez 4 5 EU genannt Ich will dir aber die Jahre ihrer Schuld auflegen fur jedes Jahr einen Tag namlich dreihundertneunzig Tage Unterschieden werden Primardirektionen die sich auf die primare Bewegung also der Erdrotation um sich selbst beziehen von Sekundardirektionen die sich auf die sekundare Bewegung beziehen das ist die Bewegung der Planeten im Jahresverlauf nach geozentrischem Weltbild Beide gehen von der Analogie zwischen Tag und Jahr aus indem die Nacht eine Entsprechung zum Winter hat der Mittag eine Entsprechung zum Sommer Indem die Sonne an einem Tag auf der Ekliptik aus geozentrischer Sicht ungefahr einen Grad weiterwandert entspricht die Verschiebung um ein Grad in der Primardirektion einem Jahr fur die Ereigniszeit In der Sekundardirektion wird hingegen jeder Planet nach seiner eigenen Tagesgeschwindigkeit fur die Entsprechung eines Jahres dirigiert der Mond also z B um 12 14 Pluto nur um wenige Bogenminuten 7 Primardirektionen BearbeitenEine Primardirektion geht grob auf den oben genannten Schlussel 1 Grad auf dem Zodiak von 360 Graden entspreche einem Jahr zuruck Dabei kann in beide Richtungen dirigiert werden Wird der Promissor in der Richtung der Tagesbewegung gefuhrt vom Aszendent zum Mittagspunkt zum Deszendent so nennt man diese Richtung direkte Direktion Wird der Promissor in Richtung der Tierkreiszeichenfolge zum Signifikator gefuhrt so wird diese umgekehrte Richtung als konverse Direktion bezeichnet 8 Primardirektionen haben im Laufe der Geschichte verschiedene Verfeinerungen erfahren die von einfacher Graddirektion auf der Ekliptik in der Antike bis hin zur aquatorialen Direktion unter der schiefen Aufsteigung AO 9 unter der eigenen Polhohe des Signifikators s u des 20 Jahrhunderts reichen Verschiedene Schlussel fur die Bogen in der Primardirektionsberechnung Bearbeiten Wie oben erwahnt kann man die Entsprechung von 1 zu einem Jahr die Graddirektion genannt wird durch Ersetzen durch den mittleren Sonnenbogen den sogenannten Naibodschlussel verfeinern Eine weitere gebrauchliche Art ist der individuelle Sonnenbogenschlussel der sich aus dem Sonnenbogen des Tages der betrachteten Radix errechnet Direktionen nach diesem Schlussel nennt man Sonnenbogendirektion Es gibt ausserdem individuelle Schlussel die man aufgrund von vergangenen Ereignissen bestimmt Hier einige gebrauchliche Schlussel 10 BildbeschreibungAquatoriale und zodiakale Primardirektionen Bearbeiten Claudius PtolemaeusDie genannten verschiedenen Schlussel nach denen der Promissor zum Signifikator gefuhrt wird am weitesten ist der Naibodschlussel verbreitet finden Anwendung entweder auf der Ekliptik oder auf dem Himmelsaquator Letztere heissen Aquatoriale Direktionen erstere Zodiakaldirektionen In der abendlandischen wissenschaftlichen Astrologie astrologia sana die in Ptolemaeus einen Ursprung und in Campanus Regiomontanus Placidus Maginus Kepler Morin weitere Vertreter fand kommen einzig die aquatorialen Direktionen in Frage Primardirektionen nach gerader und schiefer Aufsteigung Bearbeiten Gemeinhin werden aquatoriale Direktionen mit dem MC medium coeli als Signifikator nach der Rektaszension ascensio recta AR berechnet wahrend die ubrigen nach der schiefen Aufsteigung ascensio obliqua AO bzw schiefen Absteigung deszensio obliqua DO vom Himmelsaquator auf die Ekliptik projiziert werden Primardirektionen nach verschiedenen Himmelsteilungen Bearbeiten Am meisten gebrauchlich sind seit Anfang des 20 Jahrhunderts die regiomontanische und die placidianische Auffassung eines Ortes im Horoskop als Signifikator die je verschiedene Primardirektionsberechnungen zur Folge haben 1 Das System das mit Proportionalteilen der Halb Tag bzw Nacht Bogen rechnet und das demgemass der Zwischenhauserteilung des Placidus entsprechen wurde Man konnte dieses System die Ptolemaische oder vielleicht treffender noch die Placidianische Methode nennen Dieses System kann als das am weitesten verbreitete gelten 2 Das System das die Primar Direktionen unter den Polen des jeweils im Aufstieg vorangehenden Direktionspartners berechnet wobei dieser Partner einmal Signifikator einmal Promissor sein kann wird das Regiomontanische genannt 3 Das System das die Primar Direktionen nur unter den Polen der Signifikatoren gelten lasst wobei unter dem Begriff Signifikator stets der feststehend zu denkende mundane Radixort eines Planeten zu verstehen ist bezeichnet das System nach dem Morin de Villefrache arbeitete und das spater Kuhr weiterentwickelte 11 Placidianische Direktionen unter dem Pol des Signifikators Methode Kuhr Bearbeiten BeschreibungDer Astrologe Erich Carl Kuhr entwickelte in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts nach dem Hausersystem des Placidus ein Direktionssystem das nach dem Naibodschlussel auf dem Aquator nach der schiefen Aufsteigung die Direktion in beide Richtungen berechnete und zwar unter dem eigenen Pol des Signifikators 12 Dieses System findet praktische Anwendung in der astrologischen Prognose und Metagnose von Ereignissen die mit den einfacheren Methoden nicht mehr berechnet werden konnen 13 Kuhr fasst Direktionsbogen als Winkel auf die die Projektionspunkte der radikalen Orte von Signifikator und Promissor auf der Aquatorebene bilden 14 Kuhr kam dabei auf den Gedanken diese circuli horarii in ihrer ersterwahnten Bedeutung als temporare Meridiandistanzen nicht mehr als Teile einer Positionskurve aufzufassen sondern jeden einzelnen durch eine solche Kurve bestimmten Zeitpunkt wieder selbst zum Aszendenten zu machen Durch je 2 Punkte einer solchen Kurve also dem Stern oder dem betreffenden Ekliptikpunkt selbst und dem Aquator markierten korrespondierenden Zeitpunkt wird nun ein Grosskreis gelegt der den wahren astrologischen Horizont dieses Sterns darstellt dieser hat seine eigenen Nord und Sudpunkte seinen eigenen Meridian seine eigenen SA d i der halbe Tag oder Nachtbogen unter dem eigenen Abstand vom Himmelspol So ist also Kuhr einen bedeutenden Schritt uber Maginus und Placidus sowie uber den englischen Astrologen Wilson Wordsdale Dr Simmonite u a die unter Pol des Signifikators dirigierten hinausgegangen Denn in der Methode des Placidus herrscht strenge Unterordnung aller Zwischenhauserspitzen und Direktionsstellen unter dem gemeinsamen Horizont weshalb auch Placidus den bloss geometrischen Ausdruck Positionskreis durch den astrologischen Begriff similitudo situum ad cardines d h Ahnlichkeit des Ortes in Bezug auf die Eckpunkte des Horizonts kurz Eckpunktanalogie ersetzt hat Bei Kuhr stehen wir aber sozusagen einem Bundesstaat von selbstandigen Horizonten gegenuber die nur durch die Proportionalitat der gleichen Bewegung um den gleichen Himmelspol zusammengehalten werden 15 Sekundardirektionen BearbeitenDer Begriff Sekundardirektion wurde im 17 Jahrhundert von Placidus de Titis eingefuhrt Grundlage ist wie bei der Primardirektion die Entsprechung von Tag und Jahr doch in Unterscheidung zu ihr dass hier kein Bogen berechnet wird sondern die tatsachlichen Himmelsbewegungen eines Tages als Mass fur ein Jahr genommen werden Das fortschreitende progressive Horoskop beruht auf der Annahme dass die Konstellation eines jeden Tages einem Lebensjahr entspreche So wurde man beispielsweise aus dem Horoskop des 10 Tages nach der Geburt die Einflusse der Sterne im 10 Lebensjahr herauslesen 4 Die Methode der Sekundardirektion die auch Progression genannt wird ist vorwiegend fur die progressive Sonne und den Mond gebrauchlich Placidus selbst beschreibt die Sekundardirektionen in seiner Physiomathematica wie folgt Unter Sekundardirektionen verstehe ich jede Bewegung die die Sterne selbst gemass den Daten der Ephemeriden in jenen Tagen nach der Geburt ausfuhren in welchen die Vorherordnung der Lebensprinzipien nun mit ihren naturgemassen Beihilfen coeffectibus naturalibus geschieht Die Vorherordnung von Warme und Feuchtigkeit erfolgt zunachst von den beiden Himmelslichtern insoweit diese aber von den ubrigen Planeten Aspekte empfangen wird die Vorherordnung je nach der Natur der Planeten unterstutzt und modifiziert 16 Weblinks BearbeitenErklarung der verwendeten astronomischen und astrologischen Abkurzungen und FachbegriffeEinzelnachweise Bearbeiten Erich Carl Kuhr Berechnung der Ereigniszeiten Gorlitz 1931 S 51 Wilhelm Knappich Geschichte der Astrologie Vittorio Klostermann 1998 S 196 Erich Carl Kuhr Berechnung der Ereigniszeiten Gorlitz 1934 S 61 a b Gunther Oestmann Historische Horoskope als Quelle der Wissenschaftsgeschichte in Wolfgang R Dick Jurgen Hamel Hrsg Beitrage zur Astronomiegeschichte 5 Acta Historica Astronomiae 15 Frankfurt M 2002 S 14 Wilhelm Knappich Geschichte der Astrologie Vittorio Klostermann 1998 S 274 Wilhelm Knappich Geschichte der Astrologie Vittorio Klostermann 1998 S 285 Erich Carl Kuhr Berechnung der Ereigniszeiten Gorlitz 1934 S 62 Erich Carl Kuhr Berechnung der Ereigniszeiten Gorlitz 1934 S 59 gerade und schiefe Auf bzw Absteigung auf astroanalysen net Abgerufen am 28 Januar 2015 Grafin Zoe Wassilko Serecki Die Schlusselfrage bei Primardirektionen In Hubert Korsch Hrsg Zentralblatt fur astrologische Forschung Jhg 1932 S 434 H Nosselt Klarheit uber Primar Direktionen In Hubert Korsch Hrsg Zentralblatt fur astrologische Forschung Jhg 1932 S 350 Erich Carl Kuhr Berechnung der Ereigniszeiten auf astroanalysen net Abgerufen am 28 Januar 2015 Joh Bapt Cardano auf astroanalysen net Abgerufen am 28 Januar 2015 Erich Carl Kuhr Berechnung der Ereigniszeiten Gorlitz 1934 S 60 Wilhelm Knappich Die Direktionen bei Maginus und Kuhr In Hubert Korsch Hrsg Zentralblatt fur astrologische Forschung Jhg 1936 S 294 295 Placidus de Titis Physiomathematica 1675 2 Auflage S 239 ubertragen von Wilhelm Knappich in Zenit 1936 S 309 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Direktion Astrologie amp oldid 228962569