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Der Spielfilm Die grosse Orgie 1976 des ungarischen Regisseurs Miklos Jancso entstand als italienisch jugoslawische Koproduktion mit gemischter Besetzung und Stab in Jugoslawien Auf Deutsch bedeutet der Originaltitel Vizi privati pubbliche virtu so viel wie Private Laster offentliche Tugend Stilistisch ist der Film konventioneller als Jancsos Hauptwerke Das zeigt sich unter anderem beim Schnitt denn die mehrere Minuten langen Einstellungen fur die Jancso bekannt geworden war kommen nicht vor 1 In den Hintergrund gedrangt ist auch die politische Dimension des Stoffes 2 Die Handlung ist eine sehr freie Interpretation der ungeklarten Affare Mayerling von 1889 in der Kronprinz Rudolf von Osterreich Ungarn und seine Geliebte Mary von Vetsera den Tod fanden FilmTitel Die grosse OrgieOriginaltitel Vizi privati pubbliche virtuProduktionsland Italien JugoslawienOriginalsprache ItalienischErscheinungsjahr 1976Lange 104 MinutenAltersfreigabe FSK 18StabRegie Miklos JancsoDrehbuch Giovanna GagliardoProduktion Giancarlo MarchettiMonica VenturiniMusik Francesco De MasiKamera Tomislav PinterSchnitt Roberto PerpignaniBesetzungLajos Balazsovits Kronprinz Rudolf Pamela Villoresi Sofia Teresa Ann Savoy Mary Laura Betti Therese Franco Branciaroli Duke Ivica Pajer General Zvonimir Crnko Demeter Bitenc Susanna Javicoli Gloria Piedimonte Ilona Staller eine Orgienteilnehmerin Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Hintergrund 3 Kritik 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer osterreichisch ungarische Thronfolger der junge Kronprinz Rudolf fuhrt in einer abgelegenen sonnigen Villa ein frivoles Leben Er liebt unstandesgemass die burgerliche Sofia rakelt sich nackt im Garten walzt sich mit der alteren Bediensteten Therese in Heuhaufen und umgibt sich mit einem bizarren Gefolge Sein Vater der Kaiser hat soeben viele seiner gleichgesinnten Mitstreiter festnehmen lassen Den Sohn hat er verschont um einen Skandal zu vermeiden Rudolf heckt einen Plan aus um seinen Vater vom Thron zu sturzen Er ladt die Tochter und Sohne der einflussreichsten Familien des Kaiserreichs in die Villa zu einem Fest Er gibt den Gasten reichlich Champagner zu trinken der mit einem enthemmenden Pulver versetzt ist Wahrend im Garten eine ungarische Volksmusikgruppe aufspielt tanzen die jungen Leute bis zum Umfallen und entledigen sich dabei weitgehend ihrer Kleidung Die Orgie findet des Nachts im Innern der Villa ihre Fortsetzung Rudolf lasst die Szenerien fotografieren und versucht mit dem Material seinen Vater zu erpressen Die Antwort des Kaisers ist abschlagig er schickt ein ihm ergebenes Kommando zur Villa das den Sohn und seine Geliebte erschiesst Sie konstruieren als offizielle Erklarung des Vorfalls Rudolf habe aus amourosen Motiven erst Sofia dann sich selbst umgebracht Hintergrund BearbeitenEinen Tag nach der Premiere nahm ein italienischer Staatsanwalt den Film in Augenschein Jancso wurde zu vier Monaten Gefangnis verurteilt jedoch einige Monate spater in einem Berufungsverfahren freigesprochen weil Experten festgestellt hatten dass der Film keine Pornographie sondern Kunst sei Das Werk gelangte erneut in die Kinos und spielte in sechs Monaten die Kosten dreifach ein 3 Kritik BearbeitenDer katholische film dienst ging 1977 von der Absicht Jancsos aus den Fruhkapitalismus kritisch zu beleuchten Als Zuschauer hat man freilich betrachtliche Muhe den zeitkritischen Kern der degoutanten Angelegenheit zu Tage zu fordern denn mit der gleichen Ausfuhrlichkeit mit der er einst das Ritual des Ausgeliefertseins inszenierte verweilt Jansco nun in unangemessen pittoresken Einstellungen auf den schier endlosen faunischen Tanzen nackter Mannlein und Weiblein Der Film sei aber in Schutz zu nehmen vor der dreisten Synchronisation des deutschen Verleihs der ihm Dialoge wie in einem billigen Sexfilm verpasst habe 4 In seinem Buch zur Filmgeschichte Ungarns meinte Burns 1996 Der Publikumserfolg dieses Films hangt zweifellos mit seiner ausfuhrlichen lustvollen und vielfaltigen Darstellung sexueller Vergnugen zusammen Und das zu Recht denn der Film ist ein Lobgesang auf sinnliche Wonnen in prachtigen Farben und warmen Tonen fotografiert mit einer frischen Spontaneitat beschworen die im Kino nur selten ihresgleichen findet 2 In einer ahnlichen Publikation stellte Jeancolas 1989 fest dass die Nacktheit entgegen Jancsos fruheren Werken keine allegorische Bedeutung mehr habe sie sei absichtsvoll erotisch an der Grenze zum Softporno 1 Malcolm sprach in einem Beitrag uber Jancso 2003 von einer Art bitteren Erotika 5 Eine deutsche DVD erschien 2012 Aus diesem Anlass nannte die Cinema das Werk eine durchkomponierte Kunstkino Provokation 6 Sascha Westphal von epd Film verwarf die uber Jahrzehnte vorherrschende Einschatzung als Quasipornografie Die in grandiosen von einem magischen Licht durchfluteten Bildern gestaltete anarchistische Vision bleibt ein Stachel im Fleisch jeder autoritaten Gesellschaft 7 Michael Kienzl von critic de argumentierte ahnlich Sex aber auch das gepflegte Faulenzen als Verweigerung sich an einem Krieg zu beteiligen ist hier ein revolutionares Mittel ein subversiver Angriff auf die heuchlerisch puritanische Elterngeneration Im vielleicht nicht besten der Filme Jancsos seien sich Kunstkino und Softporno so nahe wie es selten vorkomme 8 Weblinks BearbeitenDie grosse Orgie in der Internet Movie Database englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Jean Pierre Jeancolas Cinema hongrois 1963 1988 Editions du Centre national de la recherche scientifique Paris 1989 ISBN 2 222 04301 8 107 a b Bryan Burns World cinema Hungary Flick Books Wiltshire 1996 ISBN 0 948911 71 9 S 66 Miklos Jancso im Gesprach mit Andras Gervai Making Films Is My Only Pleasure An Interview with Miklos Jancso In The Hungarian Quarterly Herbst 2001 S 158 film dienst Nr 18 1977 Die grosse Orgie Gezeichnet von BHR Derek Malcolm Silent witness In The Guardian 14 August 2003 Cinema Nr 6 2012 S 96 DVD Kurzkritik Sascha Westphal Revolution im Boudoir DVD Kritik in epd Film Nr 9 2012 S 65 Michael Kienzl Die grosse Orgie Rezension auf critic de 21 Marz 2012Filme von Miklos Jancso A harangok Romaba mentek Cantata Profana So kam ich Die Hoffnungslosen Sterne an den Mutzen Stille und Schrei Schimmernde Winde Schirokko La pacifista Agnus dei La tecnica e il rito Roter Psalm Roma rivuole Cesare Meine Liebe Elektra Die grosse Orgie Ungarische Rhapsodie Allegro Barbaro Das Herz des Tyrannen Faustus doktor boldogsagos pokoljarasa Das Morgengrauen Jahreszeit der Monster Jezus Krisztus horoszkopja Isten hatrafele megy Donauwalzer Die Laterne des Herrn in Budapest Anyad A szunyogok Das letzte Abendmahl beim Arabischen Grauschimmel Kelj fel komam ne aludjal A mohacsi vesz Ede megeve ebedem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die grosse Orgie amp oldid 220271930