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Die Schule der Frauen ist eine Erzahlung von Andre Gide die 1929 unter dem Titel L Ecole des femmes in der Editions Gallimard Paris erschien 1 Zusammen mit den beiden Erzahlungen Robert und Genevieve erschienen 1930 sowie 1936 ebenfalls bei Gallimard gilt das Werk als Trilogie 2 Erzahlt wird wie sich Eveline und ihre Tochter Genevieve von Robert dem autoritaren Haupt dieser gutburgerlichen Familie emanzipieren Inhaltsverzeichnis 1 Struktur und Form 2 Dr Marchand 3 Handlung 3 1 Die Schule der Frauen 3 2 Robert 3 3 Genevieve 4 Zitat 5 Rezeption 6 Deutsche Ausgaben 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseStruktur und Form BearbeitenHier werden Fiktionen in der Fiktion aufgefuhrt Gemeint sind damit die kunstvoll verschrankten Erfindungen des Autors bei dem Entwurf seines dreiteiligen Prosawerkes Im zweiten und auch im dritten Text wird Monsieur Gide 3 der gleichsam als Herausgeber fungiert von den beiden Schreibern direkt angesprochen Der erste Text wurde ebenfalls an Gide zur Publikation ubergeben Diese letztgenannte Tatsache allerdings wird dem Leser erst wahrend der Lekture spatestens zu Anfang des dritten Textes bewusst 4 Uberhaupt spielt in der Trilogie das Verheimlichen Hinauszogern und Andeuten eine grosse Rolle In allen drei Texten erzahlen die Schreiber das sind im ersten Eveline im zweiten Robert und im dritten Genevieve hauptsachlich uber sich selbst Es handelt sich um Lebensbeschreibungen die von Lebenserfahrungen erzahlen Zudem mochte Genevieve junge Madchen warnen sie gegen Illusionen feien Doch im Grunde kreisen alle drei Erzahlungen um eine Person die in den drei Titeln nicht genannt ist Eveline Jede der Erzahlungen bricht mit dem Tod Evelines ab Die Schule der Frauen enthalt Tagebuch Eintragungen Evelines aus der Zeit vom 7 Oktober bis zum 23 November 1894 und vom 2 bis 24 Juli 1914 sowie einen Nachtrag aus dem Jahr 1916 Eveline starb am 12 Oktober 1916 nachdem sie funf Monate lang infektiose Kranke gepflegt hatte 5 Gide bekam die Maschinenabschrift am 1 August 1928 von Evelines Tochter Genevieve zur Publikation zur Verfugung gestellt Genevieve bekennt mehrfach wie sie die Mutter verehre 6 Robert ist die briefliche Antwort an die Adresse von Monsieur Gide aus der Feder von Evelines Ehemann Robert auf die Veroffentlichung der Schule der Frauen Genevieve der dritte Flugel des Triptychons 7 ist der Anfang eines Berichts einer Neuen Schule der Frauen 8 verfasst von der aufbegehrenden Tochter des Ehepaares Genevieve bescheinigt ihrem Vater dass er keine Gewalt uber sie habe und will ihm nicht gehorchen Eric Marty geht in seinem Nachwort zu der Trilogie auf die Gratwanderung Gides ein 9 Einerseits gelingt es dem Autor jedem der drei Schreiber eine Stimme zu verleihen aber andererseits ist mit Gides klassischer Schreibweise das Werk des Kunstschaffenden unubersehbar Dr Marchand BearbeitenDie Trilogie gehort zu den literarischen Texten die sich dem Leser fruhestens beim zweiten Durchlesen erschliessen Und selbst bei wiederholter Lekture bleibt manches offen Das wird z B an der Figur des Mediziners Doktor Marchand eines Freundes von Robert deutlich Zwar wird der Arzt sowohl von Eveline 10 als auch darauf von Robert 11 mehrfach genannt doch erst am Ende der letzten Erzahlung der Trilogie Genevieve dammert dem Leser dass Marchand hinter der Ehekrise dem Hauptthema stecken konnte Aber wie gesagt nichts ist sicher Handlung BearbeitenDie Schule der Frauen Bearbeiten Ein halbes Jahr nachdem sich Eveline und Robert kennengelernt haben vereinbaren sie jeder fur sich ein Tagebuch zu schreiben Die Bedingung ist Der andere darf das Geschriebene nicht lesen Eveline schreibt das Tagebuch ihrer Liebe zu Robert Das ist die vorliegende Erzahlung Die Schule der Frauen Eigentlich wollte Eveline als Krankenwarterin oder Armenfursorgerin tatig sein Die Eltern aber sehen es lieber wenn sich das junge Madchen das sich weder hubsch noch geistreich findet als Pianistin versucht Robert der sich mehr fur Malerei interessiert scheint der ideale Partner Sein einziger Fehler ist dass Musik ihn kalt lasst Kleinere Fehler entdeckt Eveline wohl an ihrem Brautigam Robert Aber uber diese z B seine Wortklauberei vermag sie hinwegzugehen Am Beispiel der lieben Eltern und am Beispiel ihrer Freundin Yvonne konstatiert Eveline die Zwietracht in manchen Ehen wohl Eveline weiss genau dass sie sich mit der Heirat in die Abhangigkeit Roberts begibt Ihr Vater ist instinktiv gegen die Verbindung doch Eveline ist so frei die Knechtschaft Ehe zu wahlen Ein ausserordentliches Vorkommnis veranlasst Eveline das Tagebuchschreiben abzubrechen Robert erreicht es entgegen der Abmachung ihr Tagebuch doch zu lesen Darauf stellt sich heraus dass er seinerseits keine Zeile geschrieben hat Zwanzig Jahre danach kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges greift Eveline freilich wieder zur Feder Sie will den selbstgefalligen Robert verlassen Eveline muss feststellen dass Robert sich nicht verandert hat wohl aber sie selbst Eveline durchschaut den Gatten diesen Hampelmann der sich selbstbetrugerisch Gefuhle einbildet Sie sieht sich als sein Anhangsel und verachtet ihn als Charakter der andere ausnutzt Leider hat Eveline die Armseligkeit Roberts der ihr Theater vorspielt nicht rechtzeitig erkannt Zwei Kinder gingen aus der Beziehung hervor Genevieve und der ein Jahr jungere Gustave Das Selbstwertgefuhl hat Eveline sich erhalten Sie behauptet Genevieve liebe den Vater nicht Robert schluchzt als Eveline ihm gesteht sie wolle ihn verlassen Zwei Jahre spater im Jahr 1916 macht Eveline noch eine Notiz Robert hatte sich an der Front vor Verdun als Held aufgespielt war dafur dekoriert worden und hatte sich anschliessend in die Etappe verzogen Angewidert geht Eveline Robert aus den Augen und nimmt den Dienst in einem Lazarett auf Robert Bearbeiten Genevieve nennt das Schreiben des Vaters eine Verteidigungsschrift ein Pladoyer Dem Vater selber bescheinigt die Tochter sicheres Auftreten schwachen Willen Heucheln religioser Gefuhle und Talentlosigkeit Seine Arbeit bestehe aus Bucklingen die er mache Robert schreibt 13 Jahre nach dem Tod seiner Frau Eveline an Gide zu dem Zeitpunkt als er sich wieder verheiraten mochte Die Heiratsabsicht verrat er nur in einem einzigen Satz am Rande Der Leser erfahrt nicht wer die Auserkorene ist Roberts Brief an Gide ist kein Ruckblick im Zorn Im Gegenteil Robert hat Eveline langst verziehen beteuert seine Liebe zu ihr und ist immer noch uberzeugt sie sei besser als er gewesen Trotzdem muss er einiges zu seiner Person klarstellen Hat ihn doch Eveline in ihren Aufzeichnungen als eitel und bedeutungslos hingestellt Also plaudert Robert aus seinem Leben Doch die Rede kommt immer wieder auf die beiden Frauen auf Evelines Geist des Ungehorsams und auf die schamlose Dreistigkeit der wissbegierigen bildungshungrigen Tochter zuruck Robert gibt die Schuld an den Entwicklungen libertaren Mannern gemeint sind sein Freund Dr Marchand und der von ihm protegierte Maler Bourgweilsdorf die in seinem Hause verkehrten Er bezeichnet sich in diesem Zusammenhang als naiv und der Eifersucht nicht fahig Robert registrierte wohl wie Evelines anfangliche Herzlichkeit mit den Jahren in Uberlegenheit Ironie ja Verachtung uberging Genevieve Bearbeiten Genevieve sei ein Deckname gesteht die Schreiberin dieses einfachen Berichts dem Adressaten Gide Die junge Frau beim Abschicken dieses Schreibens an den Schriftsteller 34 Jahre alt steht hinter dem Tagebuch ihrer Mutter der Schule der Frauen Genevieve nennt die eigenen Aufzeichnungen Fortsetzung zum Tagebuch meiner Mutter Der Herausgeber Gide hat die Aufzeichnungen Genevieve oder Das unvollendete Bekenntnis Genevieve ou La Confidence inachevee umbenannt Nur ein einziges Mal und das auch noch in einem Nebensatz verrat sich Genevieve Sie hat einen Sohn 12 Allerdings wird weder ein Wort uber den Vater des Kindes verloren noch uber irgendwelche Umstande der Empfangnis Von Interesse ist das letztere Thema schon denn die gesamte Erzahlung umkreist den nackten Menschen und die brisante Frage seiner Fortpflanzung Berichtet doch Genevieve uber die Zeit von 1913 bis zum Tode ihrer Mutter also uber ihr 15 bis 18 Lebensjahr Nach zwei diesbezuglichen Verirrungen Genevieve fuhlt sich nacheinander sexuell von zwei Schulfreundinnen angezogen und muss auf Betreiben ihrer vernunftigen verstandnisvollen Mutter das Madchen Gymnasium aus gesundheitlichen Grunden verlassen nimmt sie Privatunterricht und kommt aus dem Regen in die Traufe Keinesfalls mochte sich Genevieve einem Manne unterwerfen Von dem Wunsche beseelt ein Kind ohne Heirat zu empfangen auch um den Vater zu demutigen fordert sie ihren Privatdozenten Dr Marchand wahrend des Unterrichts in Medizin als sie einmal mit ihm unter vier Augen ist unverhohlen zum Beischlaf auf Marchand gibt zuruck er liebe seine Ehefrau und konne ihr das keinesfalls antun die Ehe ist kinderlos Genevieve immer wissensdurstig immer das Gegenuber insistierend kann das nicht auf sich beruhen lassen So sucht sie die Mutter kurz vor deren Tode im Herbst 1916 in dem Lazarett auf und stellt diese zur Rede Als Genevieve indirekt der Mutter gegenuber vermutet Marchand wolle kein Kind mit ihr zeugen weil er ihr Vater sei widerspricht Eveline nicht 13 Zitat Bearbeiten Die am meisten reden sind nicht immer die die handeln 14 Rezeption Bearbeiten Hier ist hohe Kunst in der sparsam und mit grosster Zuruckhaltung auf wenig Seiten die seelische Enttauschung einer Frau festgehalten wird die sich in ihrer Liebe an einen kuhlen Streber weggeworfen sieht 15 Robert ist nach Martin der traurige Held der Trilogie und Eveline aufrichtig und mutig wagt die Selbsterkenntnis 16 In seinem Nachwort Zu Die Schule der Frauen 17 geht Marty auf die Trilogie im Zusammenhang detailreich und hintergrundig ein Zum Schluss allerdings nehmen Vermutungen zu Gides Erzahlabsicht uberhand Deutsche Ausgaben BearbeitenQuelleRaimund Theis Hrsg Peter Schnyder Hrsg Andre Gide Die Schule der Frauen S 87 153 Robert S 155 189 Genevieve S 191 261 Alle drei aus dem Franzosischen ubertragen von Andrea Spingler Gesammelte Werke in zwolf Banden Band X 4 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1997 363 Seiten ISBN 3 421 06470 9Deutschsprachige ErstausgabeAndre Gide Die Schule der Frauen Ubersetzt von Kathe Rosenberg Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart Berlin Leipzig 1929 145 Seiten Rotes Leinen mit silberner Pragung auf Rucken und Deckel Andre Gide Robert Ubersetzt von Kathe Rosenberg Deutsche Verlags Anstalt Berlin 1930 74 Seiten Broschiert mit Ruckenverstarkung Andre Gide Die Schule der Frauen Robert Genoveva 18 Ubersetzt von Kathe Rosenberg Die Schule der Frauen Robert und Erich Ploog Genoveva Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1950 300 SeitenSekundarliteraturRenee Lang Andre Gide und der deutsche Geist frz Andre Gide et la Pensee Allemande Ubersetzung Friedrich Hagen Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1953 266 Seiten Claude Martin Andre Gide Aus dem Franzosischen ubertragen von Ingeborg Esterer S 157 9 Z v u Rowohlt 1963 Aufl Juli 1987 176 Seiten ISBN 3 499 50089 2Siehe auch BearbeitenMoliere Die Schule der FrauenEinzelnachweise Bearbeiten Quelle S 6 Quelle S 331 9 v o Quelle S 161 2 Z v o und S 207 10 Z v o Quelle S 194 195 Quelle S 89 6 Z v o z B Quelle S 205 16 Z v u Quelle S 193 4 Z v o Quelle S 195 4 Z v u Quelle S 332 7 bis 17 Z v o z B in der Quelle S 120 12 Z v u oder auch S 138 14 Z v o z B in der Quelle S 177 22 Z v o Quelle S 220 5 Z v o Quelle S 261 16 bis 18 Z v o Quelle S 204 12 Z v o Aus Basler Nachrichten zitiert in einer DVA Verlagsbeilage im ubersetzten Buch von Renee Lang Claude Martin S 137 1 Z v u bis S 138 7 Z v o Eric Marty in der Quelle S 328 bis 349 Ubersetzer Raimund Theis Die deutsche Erstausgabe von Genevieve Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Schule der Frauen Andre Gide amp oldid 237911458