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Die Schatten der Globalisierung im Original Globalization and Its Discontents ist der Titel eines Sachbuches von Joseph E Stiglitz aus dem Jahre 2002 In ihm wird die neoliberale Ausrichtung der Globalisierung der Wirtschaft kritisiert Das Buch wurde in uber 30 Sprachen ubersetzt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Kernthesen des Buches 2 Globalisierungsbegriff 3 Asienkrise und Transformation in Osteuropa 4 Stiglitz Empfehlungen 5 Ausgaben 6 Weblinks 7 FussnotenKernthesen des Buches BearbeitenStiglitz Anfangskapitel tragen die Titel Was globale Institutionen verheissen und Gebrochene Versprechen Es geht in ihnen darum die Bretton Woods Institutionen Weltbank und den Internationalen Wahrungsfonds IWF auf ihre Verheissungen und ihre Grundungsprogrammatik aus dem Jahre 1944 zu prufen Die Versprechen von damals seien gebrochen Kurskorrekturen in der Weltwirtschaft seien notwendig Die Historie des Bretton Woods Abkommens nennt er nur kurz er behandelt vor allem die aktuelle Politik speziell die Politik des IWF in den 90er Jahren Stiglitz prangert in seinem Buch vor allem die Politik des IWF seit den 80er Jahren als ein grosses Hindernis auf dem Weg zu Wohlstand und Entwicklung an Die marktradikale Ideologie des IWF so seine Kernthese habe nicht nur keine Erfolge in Sachen Armutsbekampfung vorzuweisen sondern verscharfe im Gegenteil die globale Kluft zwischen Reich und Arm Globalisierungsbegriff BearbeitenGlobalisierung definiert Stiglitz als die engere Verflechtung von Landern und Volkern der Welt S 25 Als ihre Ursachen nennt er technische Fortschritte insbesondere die enorme Senkung der Transport und Kommunikationskosten politische Entscheidungen zum Abbau von Verflechtungshemmnissen Seine Bewertung von Globalisierung ist neutral Die Globalisierung an sich ist weder gut noch schlecht S 38 Ihre derzeit negativen Auswirkungen sieht er bestimmt durch die globalen Machtverhaltnisse die es einer machtigen Minderheit den Sonderinteressen der Handels und Finanzwelt der reichsten Industriestaaten S 36 ermoglichen auf Kosten der grossen Mehrheit S 37 von der zunehmenden Verflechtung zu profitieren Diese Interessengruppen verwirklichen ihren Einfluss durch kaum demokratisch kontrollierte internationale wirtschaftspolitische Organisationen deren Fuhrungspositionen sie seit 1981 innehatten Einige ostasiatische Lander die sich der Globalisierung zu ihren Bedingungen und in dem Tempo offneten das ihnen behagte S 38 haben in seinen Augen von der Verflechtungszunahme enorm profitiert Asienkrise und Transformation in Osteuropa BearbeitenDie wichtigsten Stutzen dieser These sind seine Analysen der Asienkrise von 1997 und der rasante Abschwung der russischen Wirtschaft nach dem Ende der Sowjetunion Kapitel vier und funf In beiden Fallen so Stiglitz treffe den IWF eine Mitschuld Sein Krisenmanagement habe in Asien nicht eindammend gewirkt sondern habe entscheidend zur Verscharfung der Krise beigetragen die wenigen Lander wie etwa China die sich nicht an die Empfehlungen des IWF gehalten haben konnten sich vor den Auswirkungen der Krise schutzen oder ihre Auswirkungen abfedern Stiglitz fuhrt die fehlerhaften Ratschlage auf eine ausschliesslich marktzentrierte Politik des IWF zuruck der die Entwicklungs und Transformationslander notigte ihre Finanzmarkte ubereilt zu liberalisieren und alle Kapitalverkehrskontrollen abzuschaffen Diese Massnahmen sollten schnellere Investitionen erleichtern erleichterten jedoch vor allem Kapitalflucht und Devisenspekulation Mit den liberalisierten Finanzmarkten hatten sich die Staaten vollstandig dem Weltmarkt ausgeliefert wollten sie Kapitalflucht bei einer Krise verhindern oder ihre Wahrung gegen Spekulationen schutzen so konnten sie dieses nicht durch gesetzliche Regelungen sondern nur durch eigenes Agieren am Markt etwa durch Stutzungskaufe fur die eigene Wahrung erreichen Um diese Stutzungskaufe zu tatigen waren sie wiederum auf die Gnade des IWF angewiesen Der band seine Kreditzusagen an Bedingungen die auf rein fiskalischen Kriterien beruhten namlich der Geldwertstabilitat keine Inflation dem Vorrang der Schuldentilgung und ausgeglichenen Handelsbilanzen So wurden Lander gezwungen beispielsweise Investitionen ins Bildungssystem zu unterbrechen oder Subventionen fur Grundnahrungsmittel einzustellen um dem IWF einen ausgeglichenen Staatshaushalt prasentieren zu konnen Soziale Unruhen wie etwa in Indonesien waren die Folge Stiglitz wendet sich auch gegen die These Subventionsabbau und andere Massnahmen des IWF seien notwendige Einschnitte um die Volkswirtschaften zu stabilisieren und langfristig auch den Wohlstand der Bevolkerungen zu sichern Besonders am Beispiel Russlands und der vom IWF empfohlenen Schocktherapie das heisst der schnellstmoglichen und mehr oder weniger unkontrollierten Privatisierung der sowjetischen Wirtschaft weist er den Misserfolg der IWF Rezepte nach Die Wirtschaft wurde privatisiert bevor auch nur annahernd die Rahmenbedingungen einer Marktwirtschaft geschaffen waren Stiglitz nennt hier vor allem Rechtssicherheit ein funktionierendes Steuersystem Vertrauen der Burger in demokratische Institutionen funktionierende Kontrollinstanzen fur Banken und Unternehmen Die hastige Privatisierung der Staatsbetriebe in Russland und die liberalisierten Kapitalmarkte ermoglichten es dagegen den neuen Besitzern der ehemaligen Kollektive diese zu zerschlagen die einzelnen Bestandteile zu verkaufen und die Ertrage ins Ausland zu schaffen Okonomische Anreize fur eine produktive Nutzung der alten Staatsbetriebe existierten nicht die Abwicklung dagegen versprach sofortige Milliardengewinne Diese konnten dann dank der liberalisierten Kapitalmarkte sofort in US Dollar umgetauscht werden der Rubel verlor an Kaufkraft und die Inflation galoppierte Die Schadensbegrenzung des IWF wiederum bestand darin immer neue Milliardenkredite sogenannte Bail Outs zu gewahren mit denen die Regierung von Boris Jelzin den Rubel stutzen und die Raubprivatisierung weitertreiben konnte Das ersehnte wirtschaftliche Gleichgewicht stellte sich bis heute nicht ein und die Kredite verschwanden ebenso wie die Privatisierungserlose auf den Schweizer Konten einer neuen Oligarchen clique Stiglitz wendet sich allerdings gegen die Ansicht der im Wesentlichen von den USA abhangige IWF hatte diese okonomische Demontage Russlands zynisch und absichtlich betrieben er fuhrt die verfehlte Politik vielmehr auf das zur Ideologie erstarrte Interesse der Finanzwelt an niedriger Inflation und der Furcht vor einem Staatsbankrott bzw einer kontrollierten Insolvenz zuruck Stiglitz bezeichnet den IWF ganz offen als von den Interessen der Finanzwelt dominiert die Welthandelsorganisation WTO hingegen als Organ der Handelsinteressen Mit den vom IWF mehrheitlich vertretenen Interessen des Finanzkapitals erklart er dessen einseitige immer gleiche Empfehlungen in jeder Wirtschaftskrise fur jede Volkswirtschaft Inflationseindammung um jeden Preis Vermeidung der Staatsinsolvenz weitere Privatisierungen Denn fur das Finanzkapital gebe es kein schlimmeres Schreckgespenst als Inflation und Staatsbankrott die stets Milliardenverluste fur die Glaubiger bedeuten der Gesamtwirtschaft allerdings unter Umstanden forderlich sein konnten wahrend Privatisierungen in der Regel staatlich gesicherte und garantierte Erlose abwerfen Gepaart mit den falschen Empfehlungen des IWF trieben dessen Bail Outs und Stutzungskredite die Entwicklungs und Transformationslander also immer tiefer in die Schuldenkrise anstatt diese einzudammen Stiglitz Empfehlungen BearbeitenStiglitz empfiehlt eine Ruckbesinnung des IWF auf seine eigentliche Aufgabe die Intervention bei Krisen der Weltwirtschaft Die zwangsweise Liberalisierung der Kapitalmarkte als Bedingung fur erhaltene Kredite und andere Eingriffe in die innere Wirtschaftsverfassung der Entwicklungslander lehnt er ab sie widersprachen demokratischen Prinzipien und dienten meist nur den Interessen der Glaubiger in den Industrielandern Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist fur ihn deshalb die Abschaffung der strengen politischen Konditionen mit denen der IWF seine Kredite verknupft Sie seien das zentrale Instrument zur Durchsetzung der IWF Agenda und setzten die Souveranitat und die demokratische Kontrolle der abhangigen Staaten faktisch ausser Kraft Die Konditionen sollen durch selektive Kredite ersetzt werden Lander mit erfolgreichen eigenen Stabilisierungskonzepten erhalten Unterstutzung die Initiative bliebe vor Ort Sei die Krise nicht mehr abzuwenden sollten verstarkt Moratorien und Insolvenzen zum Einsatz kommen anstatt durch weitere Kredite die Krise aufzuschieben und letztlich den nationalen Schuldenberg zu erhohen Um die sozialen Folgen der Schuldenkrisen abzumildern fordert Stiglitz zudem die Hilfe der Industrielander beim Aufbau funktionierender sozialer Sicherungssysteme in den armeren Regionen der Welt sowie einen Schuldenerlass fur uberschuldete Staaten Ausgaben BearbeitenGlobalization and Its Discontents W W Norton New York 2002 ISBN 0393051242 ebd 2003 ISBN 0393324397 Taschenbuch Penguin 2003 ISBN 014101038X Taschenbuch deutschDie Schatten der Globalisierung Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt Siedler Berlin 2002 ISBN 3 88680 753 3 Bundeszentrale fur Politische Bildung Bonn 2002 ISBN 3 89331 466 0 Goldmann Munchen 2004 ISBN 3 44215 284 4 Taschenbuch Weblinks BearbeitenMedizin fur den Markt Rezension von Wolfgang Uchatius in der Zeit Nr 12 2002 Die Wirtschaftspapageien Globalisierungskritik Okonom Joseph Stiglitz rechnet mit dem IWF ab Memento vom 27 September 2007 imInternet Archive Rezension von Alex Ruhle in der Suddeutschen Zeitung 16 Marz 2002 Interview mit Joseph Stiglitz gefuhrt von Sonia Seymour Mikich fur Monitor 14 Mai 2002 Spiegelung in trend onlinezeitung 02 04 Are You Better Off Now Rezension von Joseph Kahn in der New York Times 23 Juni 2002 Rezensionsnotizen beim Perlentaucher The Globalizer Who Came In From the Cold Artikel von Greg Palast im Observer 10 Oktober 2001 deutsche Ubersetzung Von den Anklagen des fruheren Chefokonomen der Weltbank bekommt man Stielaugen Fussnoten Bearbeiten Website von Joseph Stieglitz Curriculum Vitae Memento vom 13 Mai 2011 im Internet Archive PDF 338 kB S 51 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Schatten der Globalisierung amp oldid 230415968