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Die Scharlachpest Originaltitel The Scarlet Plague ist ein 1912 erschienener Science Fiction Roman von Jack London In ihm versucht einer der wenigen Uberlebenden einer im Jahr 2013 ausgebrochenen Pandemie in einer postapokalyptischen Welt das Wissen um die Vergangenheit vor dem vollstandigen Untergang zu bewahren Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Hintergrund 3 Ausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie Rahmenerzahlung spielt an der kalifornischen Kuste in einer von der Natur zuruckeroberten wilden Landschaft in der die Menschen von Grislybaren und Wolfen bedroht werden Ein in Ziegenfelle gekleideter Greis namens Granser verschliffen aus englisch grandsire Grossvater oder Ahn erzahlt drei jungen Wildlingen seinem Enkel Edwin und den Ziegenhirten Huhu und Hasenscharte von der Welt des Jahres 2013 die 60 Jahre zuvor durch eine weltweite Pandemie eben die titelgebende Scharlachpest unterging als von einer Million Menschen nur einer uberlebte Damals hiess der inzwischen leicht gelahmte und etwas senile Greis James Howard Smith und war Professor fur englische Literatur an der kalifornischen Universitat Berkeley Die Zivilisation ist zusammengebrochen und Granser ist der letzte Uberlebende einer Welt die beherrscht wurde von Wissenschaft Technik und einem globalen kapitalistischen System an dessen Spitze der Rat der Industrie Magnaten Board of Industrial Magnates stand Die Gruppe hort den Erzahlungen Gransers mit einer Mischung aus Unglaube und Ungeduld zu oft auch mit Unverstandnis und daraus resultierender Langeweile insbesondere dann wenn Granser zuruckfallt in die Redeweisen und Begrifflichkeiten des Jahres 2013 denn die Sprache ist primitiver geworden ein barbarisches Idiom in den Augen des ehemaligen Englischprofessors Sie redeten mit einsilbigen Worten und kurzen abgebrochenen Satzen eher Kauderwelsch als eine Sprache Und doch war sie durchzogen von Spuren grammatischer Konstruktion und Reste der Formen einer uberlegenen Kultur waren erkennbar 1 Den Hauptteil des Romans nimmt der Bericht daruber ein wie der damals 27 Jahre alte Professor Smith den Ausbruch und Verlauf der Seuche erlebte Die Seuche bricht in London aus bald gibt es erste Falle in New York und von den Zentren der Zivilisation breitet sie sich unaufhaltsam und mit einer Geschwindigkeit aus die jeden Versuch ein Heilmittel zu finden zunichtemacht Smith beschreibt den Verlauf mit medizinischer Genauigkeit Von den ersten Anzeichen ab wurde man nach einer Stunde tot sein Bei manchen dauerte es mehrere Stunden Viele starben binnen zehn oder funfzehn Minuten nach dem Auftreten erster Symptome Der Herzschlag beschleunigte sich und die Korpertemperatur stieg Dann kam ein scharlachfarbener Ausschlag der wie ein Lauffeuer sich uber Gesicht und Korper verbreitete Die meisten bemerkten den Anstieg von Puls und Temperatur nicht erst mit dem Ausschlag wussten sie dann Gewohnlich traten zusammen mit diesem Krampfe auf doch sie dauerten nicht lange und waren nicht besonders heftig Wer sie uberlebte wurde ganz ruhig spurte nur wie eine Taubheit von den Fussen auf schnell nach oben kroch Erst wurden die Fersen taub dann die Beine die Hufte und wenn die Taubheit das Herz erreichte dann starb man Man wutete nicht noch ermattete man Der Geist blieb ruhig und gelassen bis zum Taubwerden des Herzens und Tod Seltsam war ausserdem die Schnelligkeit der Verwesung Kaum war der Tod eingetreten schien der Korper auseinander zu fallen im Zusehen wegzuschmelzen Das war ein Grund fur die schnelle Ausbreitung der Seuche All die Milliarden von Keime in einer Leiche wurde so unmittelbar frei gesetzt 2 Als immer mehr Menschen sterben bricht Panik und Aufruhr aus Nach dem Tod seines Bruders isoliert Smith sich mit einer Gruppe im Chemistry Building der Universitat von wo aus die Eingeschlossenen die brennende Stadt sehen Bewaffnete Banden ziehen durch die Strassen plundernd und brandstiftend Es sind die bis dahin wie Sklaven gehaltenen Angehorigen der Unterschicht die nun von ihren Ketten befreit sind und ihr Teil zum Untergang der Zivilisation beitragen Inmitten unserer zivilierten Welt tief unten in den Slums und Arbeiter Ghettos hatten wir eine Rasse von Barbaren und Wilden gezuchtet und nun in der Stunde unserer Not wandten sie sich gegen uns wie die wilden Tiere die sie waren und sie zerstorten uns Und sich selbst zerstorten sie gleicherweise 3 Auch im Chemiegebaude bricht die Seuche aus und die Uberlebenden planen sich auf den Weg aus der Stadt zu machen und auf dem Land die Seuche vielleicht hinter sich zu lassen Mit einem Auto und einem Pony macht eine Gruppe von 47 Personen sich auf den Weg Aber auch von diesen sterben nach und nach alle bis auf Smith und das Pony Smith beobachtet die ersten Veranderungen einer nun menschenleeren Welt sieht wie die Haustiere entweder verwildern oder samtlich gefressen werden Er wandert nach Osten durch das San Joaquin Valley und gelangt schliesslich in das Yosemite Valley Erst nach drei Jahren kehrt er zusammen mit einem Pferd dem Pony und zwei Hunden zuruck Er staunt uber das schnelle Verschwinden landwirtschaftlicher Kulturspuren der Weizen die Gemuse die Obstbaume immer waren sie vom Menschen versorgt und gepflegt worden und daher weich und empfindlich Das Unkraut Gestrauch und dergleichen dagegen waren immer bekampft worden vom Menschen und waren daher zah und widerstandsfahig Das Ergebnis Sobald der menschliche Einfluss verschwunden war wurden die Kulturpflanzen von der Wildnis praktisch vollstandig uberwaltigt und zerstort 4 Am Lake Temescal nordostlich von Oakland trifft Smith erstmals weitere Uberlebende Der erste Mensch den er trifft ist Bill ein ehemaliger Chauffeur ein Barbar von ungezugelter Brutalitat Seine Frau ist Vesta Van Warden Witwe des Vorsitzenden des Rats der Industrie Magnaten die damals die USA beherrschten Der Chauffeur hat sie durch Misshandlungen zu seiner Squaw und Sklavin gemacht Smith kann ihr nicht helfen verlasst das Lager des Chauffeurs und sucht jenseits der Carquinez Strasse nach einer weiteren Uberlebendengruppe von 18 Personen dem Santa Rosa Stamm den er im Sonoma Valley schliesslich findet Er schliesst sich dem Stamm an und nimmt sich eine Frau Die verstreuten Gruppen heiraten fortan untereinander und beginnen sich zu vermehren das alte Wissen geht aber nach und nach vollig verloren Smith hofft dass irgendwann jemand die von ihm geretteten Bucher findet und mit Hilfe eines Alphabet Schlussels lernt sie zu lesen Sein Ausblick aber ist pessimistisch auch auf eine irgendwann in der Zukunft wiedererstehende Zivilisation denn mit dieser wird auch die Technik wieder entstehen und mit dieser Waffen und Sprengstoffe Das Schiesspulver wird kommen Nichts kann es aufhalten immer wieder die gleiche alte Geschichte Menschen vermehren sich Menschen kampfen Mit dem Schiesspulver konnen Menschen Millionen anderer Menschen toten und nur so durch Feuer und Blut wird eines fernen Tages eine neue Zivilisation sich entwickeln Und was wird der Nutzen sein So wie die alte Zivilisation verschwand so wird auch die neue dahingehn Ihr Aufbau mag 50 000 Jahre wahren doch auch sie wird wieder versinken 5 Hintergrund BearbeitenAls London den Roman 1910 schrieb lag das grosse Erdbeben von San Francisco 1906 bei dem vor allem durch die auf das Erdbeben folgenden Brande grosse Teile der Stadt zerstort worden waren nur wenige Jahre zuruck London war Augenzeuge der Zerstorungen und hatte einen Bericht verfasst der im Magazin Collier s erschienen war Darin schilderte er die riesigen Rauchwolken uber der Stadt die Karawanen von obdachlos gewordenen Bewohnern und auch die bemerkenswerte Ruhe mit der die Katastrophe hingenommen wurde ganz anders als die Szenen von Raserei und Plunderung welche in The Scarlet Plague den Zusammenbruch begleiten 6 Die naheliegende Vermutung der Eindruck des Erdbebens ware eine Inspiration seiner Untergangserzahlung gewesen wird von Joan London in der Biographie ihres Vaters bestatigt 7 Im deutschen Sprachraum ist Jack London zwar hauptsachlich bekannt als Autor von Werken wie Der Seewolf und Wolfsblut tatsachlich ist London aber auch ein bedeutender Vertreter der fruhen Science Fiction Die Scharlachpest ist einer der ersten Dystopien d h postapokalyptischen Romane auch wenn sie in Mary Shelleys 1826 erschienenem Roman Der letzte Mensch einen fruhen Vorlaufer hatte London war auch in der amerikanischen Literatur nicht der erste Vertreter einer postapokalyptischen Tradition Als weitere Vorlaufer sind zu nennen Bret Hartes The Ruins of San Francisco 1865 Robert Duncan Milnes Plucked from the Burning 1882 und Ambrose Bierces For the Ahkoond 1888 7 Auch das Sujet Seuche und Epidemie war zuvor in der Literatur schon vielfach behandelt worden hier aber liegt das Gewicht nicht nur auf dem Verlauf einer Epidemie sondern ebenso auf der Darstellung einer durch eine globale Seuche vollig veranderten Welt Ein weiteres Merkmal das den Roman von anderen Vorlaufern abhebt ist die Verarbeitung der damals neuen Erkenntnisse unter anderen von Louis Pasteur und Robert Koch zur Verursachung von Infektionen durch mikrobielle Erreger erstmals sichtbar gemacht durch leistungsfahige Mikroskope in der Romanwelt von 2013 sind das 40000fach vergrossernde Ultra Mikroskope 8 Den Aspekt der Darstellung der Sklaven bzw Arbeiterklasse behandelt Rosetti in ihrem Aufsatz von 2015 9 Sie zeigt auf dass London trotz seiner sonst vertretenen sozialistischen Positionen hier damals popularen und auch heute noch nur allzu bekannten rassistischen und fremdenfeindlichen Narrativen folgt die etwa mit Besorgnis die Vermehrungsmudigkeit der echten Amerikaner mit der Fruchtbarkeit der Einwanderer verglichen und daraus eine Bedrohung der arischen Rasse ableiteten Vermengt wurde das mit sozialdarwinistischen Ideen wie sie seinerzeit insbesondere von Herbert Spencer popularisiert wurden Es ist daher kein sozialistisches Utopia das dem Untergang des kapitalistischen Oligarchentums folgt sondern der Triumph der Barbarei 3 einer proletarischen Untermenschenklasse reprasentiert durch den brutalen ehemaligen Chauffeur Bill Ausgaben BearbeitenErstdruck in The London Magazine Juni 1912 US Erstausgabe The Scarlet Plague Macmillan New York 1914 eine 1912 bei Paul R Reynolds New York erschienene Ausgabe war eine sogenannte copyright edition die nur in wenigen Exemplaren erschien UK Erstausgabe The Scarlet Plague Mills amp Boon London 1915 Aktuelle Ausgabe The Scarlet Plague Dover Publications 2015 ISBN 978 0 486 80281 7 E Book The Scarlet Plague im Project Gutenberg Audio Horbuch bei LibriVox Deutsch Die Scharlachpest Ubersetzt von Edda Fensch In Erik Simon Olaf R Spittel Hrsg Duell im 25 Jahrhundert Geschichten von glucklichen Welten und kommenden Zeiten Reihe Klassische Science fiction Geschichten Das Neue Berlin Berlin 1987 ISBN 3 360 00083 8 Auch als Die Scharlachrote Pest In Jack London Phantastische Erzahlungen Phantastische Bibliothek 243 Suhrkamp Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 518 38175 X Die Scharlachpest Die eiserne Ferse Zwei Romane in einem Band Ubersetzt von Erwin Magnus Buchergilde Gutenberg Frankfurt am Main 1977 ISBN 3 7632 2114 X Neben den genannte Ausgaben ist The Scarlet Plague seit dem Erstdruck in uber 100 Sammlungen mit Erzahlungen Londons sowie in Anthologien erschienen 10 Literatur BearbeitenHans Joachim Alpers Werner Fuchs Ronald M Hahn Reclams Science fiction Fuhrer Reclam Stuttgart 1982 ISBN 3 15 010312 6 S 269 f Everett Franklin Bleiler Richard J Bleiler Science Fiction The Early Years Kent State University Press Kent Ohio amp London 1990 ISBN 0 87338 416 4 S 448 John Hay Jack London s Sci Fi Finale In Jay Williams Hrsg The Oxford Handbook of Jack London Oxford University Press 2017 ISBN 978 0 19 931517 8 S 355 374 David Raney No Ties Except Those of Blood Class Race and Jack London s American Plague In Papers on Language and Literature Bd 39 Ausg 4 Herbst 2003 S 390 430 Michele Augusto Riva Marta Benedetti Giancarlo Cesana Pandemic Fear and Literature Observations from Jack London s The Scarlet Plague In Emerging Infectious Diseases 20 Heft 10 Oktober 2014 doi 10 3201 eid2010 130278 S 1753 1757 PMC 4193163 freier Volltext Gina M Rosetti After the Plague Race and Survival in Jack London s The Scarlet Plague In Annette M Magid Hrsg Apocalyptic Projections A Study of Past Predictions Current Trends and Future Intimations as Related to Film and Literature Cambridge Scholars Publishing 2015 ISBN 978 1 4438 7880 7 S 61 77 http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3Dy2EHCgAAQBAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPA61 doppelseitig 3D LT 3DS 2061 E2 80 9377 PUR 3D Weblinks BearbeitenDie Scharlachpest in der Internet Speculative Fiction Database englisch The Scarlet Plague auf Goodreads com englisch Einzelnachweise Bearbeiten The Scarlet Plague Kapitel 1 They spoke in monosyllables and short jerky sentences that was more a gibberish than a language And yet through it ran hints of grammatical construction and appeared vestiges of the conjugation of some superior culture The Scarlet Plague Kapitel 3 From the moment of the first signs of it a man would be dead in an hour Some lasted for several hours Many died within ten or fifteen minutes of the appearance of the first signs The heart began to beat faster and the heat of the body to increase Then came the scarlet rash spreading like wildfire over the face and body Most persons never noticed the increase in heat and heart beat and the first they knew was when the scarlet rash came out Usually they had convulsions at the time of the appearance of the rash But these convulsions did not last long and were not very severe If one lived through them he became perfectly quiet and only did he feel a numbness swiftly creeping up his body from the feet The heels became numb first then the legs and hips and when the numbness reached as high as his heart he died They did not rave or sleep Their minds always remained cool and calm up to the moment their heart numbed and stopped And another strange thing was the rapidity of decomposition No sooner was a person dead than the body seemed to fall to pieces to fly apart to melt away even as you looked at it That was one of the reasons the plague spread so rapidly All the billions of germs in a corpse were so immediately released a b The Scarlet Plague Kapitel 4 In the midst of our civilization down in our slums and labor ghettos we had bred a race of barbarians of savages and now in the time of our calamity they turned upon us like the wild beasts they were and destroyed us And they destroyed themselves as well The Scarlet Plague Kapitel 5 the wheat the vegetables and orchard trees had always been cared for and nursed by man so that they were soft and tender The weeds and wild bushes and such things on the contrary had always been fought by man so that they were tough and resistant As a result when the hand of man was removed the wild vegetation smothered and destroyed practically all the domesticated vegetation The Scarlet Plague Kapitel 6 The gunpowder will come Nothing can stop it the same old story over and over Man will increase and men will fight The gunpowder will enable men to kill millions of men and in this way only by fire and blood will a new civilization in some remote day be evolved And of what profit will it be Just as the old civilization passed so will the new It may take fifty thousand years to build but it will pass Jack London The Story of an Eyewitness In Collier s the National Weekly 5 Mai 1906 a b John Hay Jack London s Sci Fi Finale In Jay Williams Hrsg The Oxford Handbook of Jack London Oxford University Press 2017 S 364 ff http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DuIWuDQAAQBAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPA364 doppelseitig 3D LT 3DS 20364 26nbsp 3Bff PUR 3D Michele Augusto Riva et al Pandemic Fear and Literature Observations from Jack London s The Scarlet Plague In Emerging Infectious Diseases 20 Heft 10 Oktober 2014 S 1753 1757 Gina M Rosetti After the Plague Race and Survival in Jack London s The Scarlet Plague In Annette M Magid Hrsg Apocalyptic Projections Cambridge Scholars Publishing 2015 S 61 77 Die ISFDB weist Stand April 2020 130 Ausgaben nach Normdaten Werk VIAF 174953077 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Scharlachpest amp oldid 216211114