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Die Richterin ist eine Novelle von Conrad Ferdinand Meyer und wurde 1885 veroffentlicht Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehungsgeschichte 3 Interpretation 3 1 Historischer Hintergrund 3 2 Personen 3 2 1 Stemma 3 2 2 Wulfrin 3 2 3 Palma 3 3 Inzestmotiv 4 Sprache und Stil 5 Ausgaben 6 Literatur 7 WeblinksInhalt BearbeitenGraciosus Gnadenreich ist im Auftrag von Judicatrix Stemma der Richterin nach Rom gekommen um Kaiser Karl den Grossen um Hilfe im Kampf gegen die Langobarden zu bitten Er soll auch den Stiefsohn der Richterin Wulfrin Wulf nach Ratien holen weil sich Stemma fur den plotzlichen Tod seines Vaters Comes Wulf rechtfertigen will Wulfrin macht sich auf den Weg nach Ratien gerat aber in einen Hinterhalt der Langobarden Palma die Tochter der Richterin kauft Wulfrin ohne zu zogern frei weil sie sich so auf seine Ankunft freut Die Richterin empfangt Wulfrin auf ihrer Burg Malmort Er soll sie verurteilen oder freisprechen vom Tod seines Vaters Wulfrin ist uberzeugt von ihrer Unschuld und spricht Stemma vor dem versammelten Volk frei Damit ist diese Angelegenheit scheinbar fur die Richterin erledigt Sie nimmt Wulfrin das Hifthorn das er von seinem Vater geerbt hat ab und schleudert es in den Abgrund Die Richterin hat noch eine zweite Aufgabe fur Wulfrin Er soll Palma mit dem Bischofsneffen Gnadenreich verloben Fur diesen Zweck geht das Geschwisterpaar auf eine Wanderung nach Pratum wo Gnadenreich wohnt Unterwegs kusst Palma ihren vermeintlichen Bruder was ihn erschaudern lasst Palma hat sich in Wulfrin verliebt und will ihn am liebsten heiraten da dies aber einem Inzest gleich kame wird sie Gnadenreich nehmen Beim Abendessen auf Pratum kommt es zu einem Streit Wulfrin schickt Palma sofort nach Hause In einer Schlucht schleudert er seine geliebte Schwester an einen Felsen und liefert die Leblose bei der Richterin ab Wulfrin will dass Stemma ihn wegen sundiger Geschwisterliebe verurteilt er will erst am Gerichtstag mit Kaiser Karl nach Malmort zuruckkommen In der Nacht begegnet Wulfrin dem Hirtenjungen Gabriel Der hat Wulfrins Erbe das Hifthorn beim Fischen gefunden Wulfrin blast hinein und folgt Gabriel hinauf nach Malmort Er versucht mit seinem Vater am Grab zu reden Er stosst noch einmal in das Horn und verschwindet wieder Stemma ist durch den Ton den sie vernichtet zu haben glaubte aufgeschreckt worden Sie sturzt zornig zum Grab ihres Mannes und spricht zu ihm uber seinen Tod Vor 16 Jahren heiratete Stemma gezwungenermassen den Freund ihres Vaters Comes Wulf Sie hatte aber einen Liebhaber namens Peregrin und wurde von ihm schwanger Der Judex ihr Vater erwischte und totete diesen Spater wurde er selbst erschlagen Bei der Ruckkehr Comes vom Rachezug gegen den Morder seines Schwiegervaters bot die Richterin ihrem Ehemann den Wulfenbecher an in den sie ein Gift gemischt hatte Nachdem Comes daraus getrunken hatte starb er sofort Stemma schutzte ein Gegengift Palma ist ihrer Mutter nachgeschlichen hat alles mitbekommen und ist somit zur Zeugin geworden Am Gerichtstag gesteht die Richterin nunmehr ihre Tat vor dem Volk und dem Kaiser Wulfrin ist nicht der Bruder von Palma und damit unschuldig Die Richterin holt ein Flaschchen mit Gift hervor trinkt es und stirbt Der Kaiser will wissen was jetzt mit Palma geschieht Wulfrin soll mit ihm in den Krieg ziehen und wenn er danach zuruckkommt wird er Palma heiraten Entstehungsgeschichte BearbeitenEs handelt sich um ein Spatwerk des Dichters Meyer hielt sich in den Sommerferien haufig in Graubunden auf 1866 war er mit seiner Schwester Betsy in Thusis Er liess sich von der Natur inspirieren so wurde die beeindruckende Burg Hohen Ratien in seiner Novelle zur Burg Malmort Die malerische Umgebung wurde zur Grundlage fur die romantische Liebe zwischen Palma und Wulfrin Erste Entwurfe zur Richterin entstanden in den Jahren 1881 bis 1883 Ursprunglich plante Meyer sein Werk Magna peccatrix Die grosse Sunderin zu nennen und es sollte am Hof des Kaisers Friedrich II in Sizilien spielen Dann verlegte er es nach Ratien zur Zeit von Karl dem Grossen und anderte den Titel 1885 erschien Die Richterin in der Deutschen Rundschau Interpretation BearbeitenHistorischer Hintergrund Bearbeiten Die Novelle Die Richterin hat wie viele Werke des Dichters eine grosse historische Person als Hintergrund Sie spielt zur Zeit unmittelbar nach der Kaiserkronung Karls des Grossen im Jahr 800 Karl der Grosse kampfte als bedeutendster Herrscher des Mittelalters fur Recht und Ordnung in seinem Reich Mit dem Kampf gegen die Langobarden sorgte er auch in der Provinz Ratien wieder fur Ruhe Meyer verlegte seine Jugenderlebnisse in historische Epochen die gewisse Parallelen zur Gegenwart aufwiesen Er sagte Am liebsten vertiefe ich mich in vergangene Zeiten deren Irrthumer ich leise ironisiere und die mir erlauben das Ewig Menschliche kunstlerischer zu behandeln als die brutale Actualitat zeitgenossischer Stoffe mir nicht gestatten wurde Er verwendet also die historischen Novelle um seine Ansichten getarnt unterzubringen und um Abstand zum Leser zu gewinnen Meyer geht es aber nicht um die Verbreitung von historischem Wissen sondern um die Darstellung des Individuums in den politischen Verhaltnissen seiner Zeit Personen Bearbeiten Stemma Bearbeiten Frau Stemma liebt das Richtschwert und befasst sich gerne mit seltenen und verwickelten Fallen Sie hat einen grossen und stets beschaftigten Scharfsinn Aus wenigen Punkten errat sie den Umriss einer Tat und ihre feinen Finger enthullen das Verborgene Nicht dass auf ihrem Gebiete kein Verbrechen begangen wurde aber geleugnet wird keines denn der Schuldige glaubt sie allwissend und fuhlt sich von ihr durchschaut Ihr Blick dringt durch Schutt und Mauern und das Vergrabene ist nicht sicher vor ihr Sie hat sich einen Ruhm erworben dass fernher durch Briefe und Boten ihr Weistum gesucht wird S 14f So wird die Richterin in der Novelle von Gnadenreich beschrieben Sie sorgt wie Karl der Grosse fur Recht und Ordnung Sie hat sich in ihren sechzehn Jahren im Amt den Ruf als gerechte und weise Richterin erarbeitet Doch sie tragt das Geheimnis von ihrem Mord mit sich herum Dadurch ist sie eine sehr widerspruchliche Person Soll sie wegen Mordes verurteilt werden oder steht sie vielleicht ungerechtfertigt unter Mordverdacht Obwohl sie ihre Tat wohl nur deshalb gesteht um Palma das Leben nicht unnotig schwer zu machen beweist sie mit ihrem Gestandnis dass sie doch eine ehrliche und aufrichtige Person ist Wulfrin Bearbeiten Wulfrin ist der Sohn von Comes Wulf aus erster Ehe Er lief mit sieben Jahren von zu Hause weg weil seine Mutter von ihrem Mann misshandelt wurde Er ging nach Rom um bei Kaiser Karl Hofling zu werden Er ist ein treuer und mutiger Begleiter seines Kaisers geworden Die Liebe zu Palma ist fur ihn das grosste Gluck in seinem Leben Er ist eigentlich der wahre Held der Geschichte Palma Bearbeiten Palma ist die Tochter der Richterin und ihres Liebhabers Peregrin was Palma aber nicht weiss bis ihre Mutter ihr die Wahrheit sagt Sie freut sich dass sie ihren vermeintlichen Bruder endlich zu sehen bekommt Sie verliebt sich sogar in ihn was aber Angstgefuhle bei ihr hervorruft Als sie erfahrt dass Wulfrin gar nicht ihr Bruder ist ist sie anfangs geschockt doch auch erleichtert weil sie jetzt die Liebe zu ihm ausleben kann Inzestmotiv Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Inzest ist eine sexuelle Beziehung zwischen engsten Blutsverwandten Als Meyer in Zurich eine langere Zeit uber mit seiner Schwester Betsy zusammenwohnt kursierten angeblich Geruchte die von den beiden als Liebespaar erzahlten Meyer nahm zu diesen Geruchten Stellung indem er Die Richterin schrieb Anfangs sieht die Liebe von Wulfrin und Palma ganz nach einem Inzest aus doch als bekannt wird dass die beiden nicht verwandt sind zerfallt die vermeintliche Sunde in sich selbst Meyer wollte damit klarmachen dass er und seine Schwester kein solches Verhaltnis hatten Sprache und Stil BearbeitenMeyer benutzt einen locus terribilis die Schlucht um die Gefuhle von Wulfrin zu beschreiben Darum hat es wohl so viele Metaphern in jenem Textabschnitt Auch an anderen Stellen wird die Natur in Beziehung zu den Gefuhlen der Personen gesetzt Dinge wie das Hifthorn der Wulfenbecher und sprechende Namen wie Peregrinus Palma novella Malmort und Naturphanomene erhalten die Funktion von Symbolen Meyer verwendet keine ausgefallene aber doch eine poetisch malerische Sprache mit kunstvollen Ausschmuckungen Naturlich ist nicht das ganze Werk in gleicher Weise ausgeschmuckt doch einige Situationen sind sehr eindrucksvoll geschildert Der Text wird zusatzlich durch viele direkte Reden sehr abwechslungsreich Ausgaben BearbeitenMassgeblicher Text in Samtliche Werke historisch kritische Ausgabe besorgt von Hans Zeller und Alfred Zach Benteli Bern 1958 1996 Die Richterin H Haessel Leipzig 1885 136 Seiten Die Richterin Reclam Stuttgart 1990 ISBN 3 15 006952 1 Universal Bibliothek Nr 6952 Conrad Ferdinand Meyer Das Gesamtwerk vollstandig auf 5 MP3 CDs gelesen von Klauspeter Bungert Bungert Trier 2008 ISBN 978 3 00 024887 0 Die Richterin Novelle 1885 Juristische Zeitgeschichte Abteilung 6 Band 60 De Gruyter Berlin 2022 ISBN 978 3 11 099630 2 mit Kommentaren von Thomas Sprecher und Walter Zimorski Literatur BearbeitenMartin Pfeifer Erlauterungen zu Conrad Ferdinand Meyer Der Schuss von der Kanzel Die Hochzeit des Monchs Die Richterin 5 erweiterte Auflage Bange Hollfeld Oberfranken 1981 ISBN 3 8044 0264 X Konigs Erlauterungen und Materialien Band 257 258 David A Jackson Conrad Ferdinand Meyer Rowohlts Monographien Reinbek bei Hamburg 1975 Peter von Matt Conrad Ferdinand Meyer Die Richterin 1885 Offizielle Kunst und private Phantasie im Widerstreit In Horst Denkler Hrsg Romane und Erzahlungen des burgerlichen Realismus Neue Interpretationen Stuttgart 1980 ISBN 3 15 010292 8 S 310 324Weblinks BearbeiteneText conrad ferdinand meyer de Die Richterin Novelle im Project Gutenberg Burg Malmort Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Richterin Novelle amp oldid 228246561