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Die Neger ist ein Singspiel in zwei Akten von Antonio Salieri auf einen Text von Georg Friedrich Treitschke Salieri komponierte die Oper weitgehend im Jahre 1802 die Urauffuhrung fand jedoch erst zwei Jahre spater am 10 November 1804 im Theater an der Wien in Wien statt Mit diesem Stuck gab Salieri seinen Abschied von der Buhne WerkdatenTitel Die NegerTitelblatt des Librettos Wien 1804Form Singspiel in zwei AktenOriginalsprache DeutschMusik Antonio SalieriLibretto Georg Friedrich TreitschkeUrauffuhrung 10 November 1804Ort der Urauffuhrung Theater an der Wien WienSpieldauer ca 2 StundenPersonenLord Dellwill Gouverneur einer englischen Kolonie in Amerika Bass Fanny seine Tochter Sopran Lady Anna seine verwitwete Schwagerin Sopran Lord Bedford Oberst der englischen Truppen unter Dellwills Kommando Bassbariton Betty Fannys Vertraute Sopran Jack Lord Falkland Aufseher uber Bedfords Bedienstete Tenor John Diener Bedfords Tenor Weisse und Schwarze englische Offiziere und Soldaten Chor Das zeitgenossische Publikum nahm das Werk eher kuhl auf es wurde in Wien nach vier Vorstellungen abgesetzt Lediglich in Breslau kam es 1805 unter der Leitung von Carl Maria von Weber zu einer erfolgreichen Wiederaufnahme In neuerer Zeit wurden die Ouverturen zum ersten und zweiten Akt mehrfach im Konzert gespielt und vom Mannheimer Mozartorchester unter der Leitung von Thomas Fey auch auf CD eingespielt Einige Vokalnummern aus der Oper erklangen 2010 beim Festival Walldorfer Musiktage mit der Sopranistin Caroline Melzer dem Bassbariton Philipp Schadel und dem Karlsruher Barockorchester unter der Leitung von Timo Jouko Herrmann 1 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Wirkung 2 1 Zur Musik 2 2 Beziehungen zu Beethoven 2 3 Politische Tendenzen des Stuckes 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDas Stuck spielt auf einer von den Englandern kolonialisierten Insel in der Karibik Lord Bedford mochte Gouverneur dieser Kolonie werden Mit falschen Anschuldigungen hat er seinen Rivalen Lord Falkland gezwungen das Land zu verlassen Nun buhlt Bedford um Falklands Verlobte Fanny die Tochter des alten Gouverneurs Lord Dellwill Falkland kehrt nach einigen Jahren getarnt als Schwarzer ins Land zuruck und tritt unerkannt unter dem Namen Jack in Bedfords Dienste ein Gouverneur Dellwill hat inzwischen Beweise fur Falklands Unschuld entdeckt und will Bedford zur Rechenschaft ziehen Dieser sieht seine Plane in Gefahr und gibt Jack die Anweisung den Gouverneur zu vergiften Als dieser wahrend eines Festes zusammenbricht sieht sich Bedford schon als Sieger Doch Dellwill uberlebt den Anschlag weil Jack das todliche Gift gegen eine harmlose Substanz ausgetauscht hat Jack enthullt seine wahre Identitat Der Missetater wird verurteilt der Hochzeit von Lord Falkland und Fanny steht nichts mehr im Wege Fannys englische Zofe Betty heiratet den Farbigen John Wirkung BearbeitenDie meist beachtete Quelle uber die Urauffuhrung der Oper stellt eine Rezension des Stuckes in der Allgemeinen musikalischen Zeitung AmZ vom 12 Dezember 1804 dar Hier heisst es die Oper sei ohne Beyfall gegeben worden Uber die Musik wird referiert Zwar giebt es besonders im ersten Akte mehrere artige Stellen aber im Ganzen vermisste man jene Kraft und Charakteristik die man hier an den Mozartschen und Cherubinischen Werken immer mehr schatzen lernt Interessanterweise wurde Beethovens Urfassung des Fidelio im Januar 1806 in der Zeitschrift Der Freimuthige mit nahezu denselben Worten abgeurteilt In dieser Zeitschrift finden sich auch zwei Rezensionen zu Salieris Die Neger Bereits am 7 Dezember 1804 erschien eine in der Grundtendenz der Rezension in der Allgemeinen musikalischen Zeitung gleichende Kritik in der jedoch die angenehme Musik gelobt wird Eine Woche spater erschien im selben Blatt eine weitere Kritik die berichtet dass diese Oper mit der kostlichen Musik von Salieri bereits funfmal mit grossem Beifall gegeben wurde 2 Zur Musik Bearbeiten Einzelne Nummern von Salieris Oper wie etwa die Ouverture scheinen dennoch grossen Anklang gefunden zu haben wie diverse Klavierauszuge beweisen Bei genauerer Durchsicht der Partitur zeigt sich das Werk wider Erwarten ungewohnt elaboriert alles ist exzellent instrumentiert Fannys Liebesklage uber den Verlust des Geliebten verdichtet Salieri beispielsweise mit aparten Soli zweier Englischhorner und gezupften Streichern Zu Beginn des zweiten Aktes findet sich eine ausdrucksvolle Picciola Sinfonia fur Solo Klarinette zwei Fagotte und Streicher Dem an sich exotischen Kolorit tragt Salieri nur durch den sparsamen Einsatz von Becken und grosser Trommel Rechnung Von grosserem Interesse ist eine an einen englischen Kontratanz erinnernde Melodie die sich als Leitmotiv durch die ganze Oper zieht und in der Ouverture nach der Introduktion im ersten Finale und im Schlusschor des zweiten Aktes zum Tragen kommt Die melodische Erfindung scheint im ganzen Werk ausserst inspiriert und abwechslungsreich eine Vielzahl musikalischer Formen wird von Salieri zur dramaturgischen Gestaltung genutzt vom einfachen Strophenlied uber den Kanon bis hin zur ausgedehnten Solo Szene zeigt er die ganze Bandbreite musikdramatischer Moglichkeiten auf Bemerkenswert ist auch die uberdurchschnittlich grosse Anzahl der Ensembles Beziehungen zu Beethoven Bearbeiten An vielen Punkten der Partitur Salieris meint man Vorwegnahmen einzelner Stellen aus Beethovens 1805 ebenfalls im Theater an der Wien uraufgefuhrten Fidelio herauszuhoren Von besonderem Interesse ist die Rollenverteilung die sich bei beiden Werken haufig deckt Salieris Schulerin Anna Milder Hauptmann sang sowohl Lady Anna als auch Leonore der Tenor Carl Demmer stand als Lord Falkland Jack und Florestan auf der Buhne die Rollen der Bosewichte Lord Bedford und Don Pizarro ubernahm der Bassbariton Sebastian Mayer auch Meier Betty und Marzelline wurden von Louise Muller John und Jaquino von Joseph Cache gespielt Beethoven der zum Zeitpunkt der Komposition der Neger Unterricht bei Salieri nahm hat das Werk sicherlich gekannt und liess sich von den stimmlichen Eigenheiten der jeweiligen Sanger auf die Salieri genauestens Rucksicht genommen hatte sicherlich inspirieren Der Gestus vieler Salieri scher Arien findet sich in Beethovens Partitur uberdurchschnittlich haufig wieder Der Librettist Georg Friedrich Treitschke war im Ubrigen einer der Mitarbeiter am endgultigen Text zum Fidelio Politische Tendenzen des Stuckes Bearbeiten Trotz des heute politisch unkorrekten Titels lassen sich in Treitschkes Libretto keine rassistischen Tendenzen entdecken im Gegenteil Der Dichter stellt Europaer und Schwarze fur die damaligen Verhaltnisse nahezu gleichberechtigt nebeneinander So nennt Lord Dellwill gleich zu Beginn die Arbeiter auf seiner Plantage explizit Freunde oder Bruder und am Ende des ersten Aktes sitzt man vereint an einer grossen Festtafel vor dem Haus des Gouverneurs Salieri der sich bereits 1790 in Le Couronnement de Tarare zusammen mit Beaumarchais fur die Abschaffung der Sklaverei starkgemacht hatte vermeidet es denn auch tunlichst die Schwarzen mit inferiorer Musik zu bekleiden sondern stellt alle Figuren auf die gleiche musikalische Ebene Am Ende des Stuckes wird anhand der Heirat von Betty und John ein vollig unverkrampfter Umgang mit der damals in Amerika verbotenen interkulturellen Ehe offenbar ein Handlungselement das beim Grossteil des damaligen Publikums auf grosse Skepsis und Unverstandnis gestossen sein durfte Salieris erster Biograph Ignaz von Mosel begrundet den Misserfolg des Stuckes damit dass Stoff und Musik zu sehr auf ein gebildetes Publikum berechnet waren als dass sie auf einer Vorstadt Buhne am rechten Orte gestanden waren gut gesungen und gespielt kann dieses Singspiel jedoch auf jeder Buhne die gewahlte Zuschauer hat seine Wirkung nicht verfehlen 3 Der Musikwissenschaftler Timo Jouko Herrmann nimmt in seiner Dissertation an dass die progressive Grundtendenz des Stuckes mit zur baldigen Absetzung der Oper beigetragen hat Wie seine Forschungen ergaben sollte Salieris Oper ursprunglich 1802 in einem der beiden Hoftheater in der Stadt gegeben werden wurde dann jedoch aus bislang unbekannten Grunden abgelehnt und erst zwei Jahre spater in der Vorstadt im Theater an der Wien uraufgefuhrt 4 Fur die Wiederaufnahme in Breslau hatte man wie das fur die dortige Auffuhrung gedruckte Libretto belegt viele der politisch anstossigen Stellen entscharft und die farbigen Protagonisten wieder zu einem rein dekorativen Element gemacht Literatur BearbeitenWerner Bollert Salieri e l opera tedesca In Musica d oggi 20 1938 ZDB ID 1138070 6 S 122 125 Timo Jouko Herrmann Antonio Salieri und seine deutschsprachigen Werke fur das Musiktheater Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 2015 ISBN 978 3 87350 053 2 Ignaz von Mosel Uber das Leben und die Werke des Anton Salieri Wallishausser Wien 1827 Ute Sadji Der Mohr auf der deutschen Buhne des 18 Jahrhunderts Muller Speiser Anif Salzburg 1992 ISBN 3 85145 011 6 Wort und Musik 11 Georg Friedrich Treitschke Die Neger Eine Oper in zwey Aufzugen Degen Wien 1804 Digitalisat des Munchener Digitalisierungszentrums Georg Friedrich Treitschke Die Neger Oper in zwey Aufzugen Grass und Barth Breslau 1805 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Die Neger Salieri Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Auffuhrungen 1770 1830 von Die Neger im DFG OpernprojektEinzelnachweise Bearbeiten Programmheft Walldorfer Musiktage 2010 Stadt Walldorf September 2010 Timo Jouko Herrmann Antonio Salieri und seine deutschsprachigen Werke fur das Musiktheater 2015 S 296 302 Timo Jouko Herrmann Antonio Salieri und seine deutschsprachigen Werke fur das Musiktheater 2015 S 163 Timo Jouko Herrmann Antonio Salieri und seine deutschsprachigen Werke fur das Musiktheater 2015 S 296 Normdaten Werk GND 300986920 lobid OGND AKS VIAF 201876706 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Neger Oper amp oldid 223597578