www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel befasst sich mit der Erzahlung von Guy de Maupassant Fur den Ortsteil von Sangerhausen siehe Horla Der Horla franzosisch Le Horla ist eine Erzahlung von Guy de Maupassant Die erste Fassung erschien am 26 Oktober 1886 in Le Gil Blas Die endgultige Fassung erschien 1887 in der Buchausgabe Le Horla im Verlag Paul Ollendorff Paris Der Protagonist sieht sich nicht im Spiegel weil der Horla vor ihm stehtInhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Form und Sprachstil 3 Stellung in der Literaturgeschichte 3 1 Einordnung ins Werk des Autors 3 2 Stellung in der Literaturgeschichte 4 Werkanalyse und Rezeption 5 Sonstiges 6 Adaptionen 7 Ausgaben 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDie Novelle in der Endfassung ist tagebuchartig aufgebaut und beschreibt die gesundheitliche Verschlechterung des Erzahlers In der ersten Fassung schildert der Erzahler als Patient mehreren Arzten einer psychiatrischen Klinik seine Erlebnisse Der Protagonist erkennt dass ein unsichtbares Wesen mit hypnotischen Kraften seinen Willen steuert und ihm im Schlaf die Lebenskraft aussaugt Da das Wesen Wasser trinkt stellt er abends eine Wasserkaraffe auf seinen Nachttisch und schmiert sich danach die Hande mit Graphit ein das falls er nachts selbst das Wasser tranke Spuren hinterlassen musste Am nachsten Morgen ist die Karaffe leer und weist keinerlei Spuren von Graphit auf Der Erzahler fluchtet nach Paris wo er an einer Abendgesellschaft teilnimmt in deren Verlauf ein Hypnotiseur auftritt und einer Teilnehmerin in Trance befiehlt den Erzahler am nachsten Morgen um Geld zu bitten Dies tut sie tatsachlich und kann sich hinterher nicht mehr an den Vorfall erinnern Der Erzahler kehrt in sein Landhaus zuruck und stellt zunachst keinerlei paranormale Vorgange fest Doch dann gewinnt der Horla Macht uber ihn Der Erzahler nimmt die physische Gegenwart des Horla wahr Einmal beobachtet er wie sich die Seiten eines Buches scheinbar von allein umblattern einmal sieht er sein Abbild im Spiegel nicht weil offenbar der Horla vor ihm steht Hier endet die erste Fassung mit der Befurchtung dass ein dem Menschen uberlegenes Wesen gekommen sei um die Weltmacht zu ubernehmen In der zweiten Fassung lasst der Erzahler sein Schlafzimmer mit einer Sicherheitstur und Fenstergittern ausstatten Als er sicher ist dass der Horla sich im Zimmer aufhalt schliesst er ihn ein und brennt sein Haus nieder Die Bediensteten die er vergessen hat kommen im Dachgeschoss um Der Erzahler ist sich aber nicht sicher ob der Horla im Feuer gestorben ist und furchtet das letzte Mittel ihm zu entkommen sei Selbstmord Form und Sprachstil BearbeitenDie Form der Erzahlung in der ersten Fassung ist die dass der Ich Erzahler sein Drama einer Reihe von Arzten schildert Der Schlussbericht des Arztes bei dem er nicht beurteilen konne ob der Patient verruckt sei oder er der Arzt selbst gibt der Erzahlung eine besondere Note der Unlosbarkeit 1 Die Erzahlung ist gekennzeichnet durch eine hohe Sprachgewalt Maupassants Er transkribiert die atemlose Gehetztheit und grosse Seelenpein des Ich Erzahlers in einen kurzatmigen Staccato Stil Ausweglosigkeit und Selbstzweifel bildet er mit einer Unzahl von Fragen und Ausrufen ab Der Triumph des Ich Erzahlers am Ende wird in spontanem Sprechstil und Wortwiederholungen dargestellt Im Verlauf der Handlung sind Satze verkruppelt und sollen auf diese Weise den galoppierenden Wahnsinn dokumentieren 2 Stellung in der Literaturgeschichte BearbeitenEinordnung ins Werk des Autors Bearbeiten Der Horla entstand in Maupassants zweiter Schaffensphase nach dem grossen Erfolg des Romans Bel Ami 1885 und der weniger depressiven Phase in der Mitte der 1880er Jahre Der Horla ist eine der wenigen fantastischen Erzahlungen Maupassants und erregte bei seinem Erscheinen grosses Aufsehen Bekannt ist dass Maupassant von Grenzbereichen des Bewusstseins und pathologischen Zustanden fasziniert war Seit 1880 litt er wiederholt unter Halluzinationen war sich wahrend der Niederschrift des Horla seiner Schaffenskraft jedoch noch weitgehend sicher 1 da er keine Symptome von Wahnsinn zeigte 2 Stellung in der Literaturgeschichte Bearbeiten Die Novelle gehort bis heute zu den vorrangigen fantastischen Erzahlungen der Weltliteratur Werkanalyse und Rezeption BearbeitenDer Horla kann als Prototyp der phantastischen Novellen Maupassants gelten Hier werden alle moglichen Erscheinungsformen von Wahnsinn Angst und Halluzination gezeigt Das Ende stellt der psychische Verfall des Helden dar 3 Der Horla ist der Tagebuchbericht eines Mannes dessen korperlicher und seelischer Zustand sich stetig verschlimmert Dabei sucht er mit seinem analytischen Verstand nach den Ursachen des Leidens Mit seinen Sinnen kann er seinen Fall nicht analysieren das Unwohlsein ist nicht wahrnehmbar Es ist menschlichem Erkennen entzogen Dennoch lastet der Ich Erzahler die Grunde fur seinen elenden Zustand seinen Sinnen an eben weil sie ihm nicht weiterhelfen konnen Die Sinne konnen jedoch die gesamte Wirklichkeit nicht erfassen und durchdringen Das Unsichtbare wird im Verlauf der Erzahlung mehr und mehr zur Obsession Der Erzahler hort nie auf zu denken Die Analyse der Wahrnehmung wird wichtiger als die Wahrnehmung selbst Die Einschrankung von Wahrnehmung und Wissen fuhrt zum Zerfall des autonomen Willens und zum Zusammenbruch der autonomen Personlichkeit 4 Ich kann nicht mehr wollen aber jemand will fur mich und ich gehorche Rationalitat dominiert die Gefuhlswelt Sie entwickelt terroristische Herrschaft uber den Erzahler der stets verkrampft versucht sein Inneres im Griff zu haben Wie das Aussere soll auch das Innere sichtbar gemacht werden Der Erzahler lasst zur Gewissheit werden dass seine innere Leere von einem geheimnisvollen anderen Wesen dem Horla hors la da draussen ausgefullt wird der jedoch nur in seiner Einbildung existiert und ihn als illusorische Kraft zerstort Sein Alleinsein martert ihn Sein Partner ist das Tagebuch Im Schreiben vergrossert sich die Angst des Alleinseins 4 Rationalitat kann nicht zur Losung des Problems beitragen Der rationale Versuch einer Schlussfolgerung des Lesers den Erzahler als psychisch krank zu stempeln und das Individuum den Vater oder die Mutter als Ursache zu erkennen greift zu kurz und ist gegen die Absicht Maupassants Rationalitat und Wahnsinn sind zu eng verknupft Das Problem bleibt ungelost 4 Wahrnehmung kann als zentrales Thema der Erzahlung gesehen werden Dass der Erzahler mit Wahrnehmung seine Probleme selbst erkennen will zeigt auf eine enorme Verengung der Wirklichkeit Die Sinne werden auf ihre wirklichkeitsbewaltigende Funktion verkurzt Sie werden entsubjektiviert verwissenschaftlicht und damit zu blossen Arbeits und Erkenntnisinstrumenten degradiert Wahre Sinnlichkeit wird verstummelt Sinnlicher Bezug zum Dasein geht verloren Das Subjekt versachlicht 4 Der Leser wird fast unmerklich in den Sog der Identifizierung mit dem Ich Erzahler hineingerissen und erlebt die von steigendem Entsetzen begleitete Zerstorung einer anfangs geistig intakten Personlichkeit in einer verwirrenden und besturzenden Direktheit die in der sonstigen Novellistik kaum ihresgleichen findet 5 Der Horror Film Diary of a Madman von 1963 Regie Reginald Le Borg basiert auf Maupassants Novelle 6 Eine moderne Verfilmung ist Marion Desseigne Ravels Horrorfilm Das unsichtbare Wesen Le Horla von 2022 7 8 Sonstiges BearbeitenGuy de Maupassant nannte seinen Fesselballon Horla Einen Ausflug mit diesem beschreibt er in der Erzahlung Der Flug des Horla die mit der Horla Novelle nicht in Zusammenhang steht Adaptionen BearbeitenPatrice Oliva Der Horla Kammeroper UA November 2018 Ausgaben Bearbeiten nbsp Franzosische Ausgabe aus dem Jahre 1908Le Horla In Guy de Maupassant Contes et nouvelles Tome 2 Texte etabli et annote par Louis Forestier S 1612 1625 Bibliotheque de la Pleiade Ed Gallimard 1979 Kritische Ausgabe mit beiden Fassungen Der Schmuck Der Teufel Der Horla Ubers u hrsg von Ernst Sander Stuttgart Reclam ISBN 978 315 006795 6 Der Horla Audio Book Festa Verl 2004 Hrsg u Sprecher H R Giger ISBN 3 8 6552003 0 Das unsichtbare Wesen Ubers von Ulrich Klappstein JMB Verlag Hannover 2013 ISBN 978 3 944342 15 3 Literatur BearbeitenUlrich Doring Guy de Maupassant Le Horla 1887 Das Reich des Unsichtbaren In ders Wahrnehmung und Sinnlichkeit in der phantastischen Literatur Frankreichs im 18 und 19 Jahrhundert Philosophische Dissertation Universitat Tubingen Altendorf 1984 S 297 360 Weblinks BearbeitenGuy de Maupassant Der Horla in der Ubersetzung von Georg von Ompteda im Projekt Gutenberg DE Guy de Maupassant Der Horla Lesung der Ubersetzung von Georg von Ompteda auf Librivox Ausfuhrliche Inhaltsangabe auf aleatorik euEinzelnachweise Bearbeiten a b Hermann Lindner Nachwort in Guy de Maupassant Von der Liebe und anderen Kriegen Novellen Neu ubersetzt von Martin Lindner dtv 2014 ISBN 978 3 423 14316 5 a b Ernst Kemmer Nachwort zu Guy de Maupassant Six contes Reclam Fremdsprachentexte 1997 ISBN 978 3 15 009037 4 Schuler Gerda Guy de Maupassant in Lange Wolf Dieter Hg Franzosische Literatur des 19 Jahrhunderts III Naturalismus und Symbolismus UTB 1980 S 236 253 a b c d Ulrich Doring Wahrnehmung und Sinnlichkeit in der phantastischen Literatur Frankreichs im 18 und 19 Jahrhundert Darin Guy de Maupassant Le Horla 1887 Das Reich des Unsichtbaren S 297 360 Philosophische Dissertation Universitat Tubingen Altendorf 1984 Bluher Karl Alfred Maupassant Sur l eau La parure Le Gueux in Die franzosische Novelle Herausgeg von W Krohmer Dusseldorf 1976 Diary of a madman bei AllMovie abgerufen am 19 September 2015 englisch Das unsichtbare Wesen In arte tv Abgerufen am 2 Juni 2023 Das unsichtbare Wesen In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 19 Juni 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Horla amp oldid 236107975