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Das Deese Roediger McDermott Paradigma kurz DRM ist ein experimentelles Paradigma aus der Kognitionspsychologie Es liefert wichtige Erkenntnisse zu Gedachtnisfehlern d h falschen Erinnerungen etwas gelernt bzw erfahren zu haben Das Paradigma hat sich in der Gedachtnisforschung etabliert 1 Im weitesten Sinne kann man das Paradigma auch den kognitiven Verzerrungen zuordnen Inhaltsverzeichnis 1 James Deese 2 Henry L Roediger und Kathleen B McDermott 3 Schlussfolgerungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseJames Deese BearbeitenDer amerikanische Psychologe James Deese entwickelte 1959 ein Gedachtnisexperiment bei dem Versuchspersonen Wortlisten mit jeweils 12 verschiedenen Wortern vorgelesen wurden Diese Listen beinhalteten Worter sog present words oder items wie Injektion Spitze und Schmerz jedoch nicht das fur die spatere Abfrage wichtige konnotative Wort Nadel sog critical lures oder kritische Worter Dieses konnotative Wort ist mit allen Wortern der Liste semantisch verbunden Nachdem er die Liste vorgetragen hatte mussten die Teilnehmer sich an so viele Worter wie moglich erinnern Dafur erhielten sie eine neue Liste mit nun mehr als 12 Wortern und hatten die Aufgabe jene Worter zu markieren bei denen sie sich sicher waren diese zuvor gehort zu haben In dieser neuen Liste tauchten die tatsachlich prasenten Worter sowie die kritischen Worter auf Die Auswertung der Ergebnisse zeigten dass 44 der kritischen Worter die nicht vorgelesen wurden als erinnert genannt wurden Man spricht hier von einem sogenannten Intrusionsfehler kognitive Intrusion nicht zu verwechseln mit Intrusion bei Traumata Deese schloss daraus dass die kritischen Worter eine Aktivierung des assoziativen Gedachtnisses auslosten die durch die enge semantische Assoziation der prasenten und nicht prasenten Worter entstanden ist Man spricht hier auch von einer Erinnerungsverfalschung 2 Henry L Roediger und Kathleen B McDermott BearbeitenDie Erkenntnisse aus dem Experiment von Deese trafen allerdings zu seiner Zeit auf wenig wissenschaftliches und gesellschaftliches Interesse Erst als die amerikanischen Psychologen Henry L Roediger und Kathleen B McDermott 1995 die Experimente aufgriffen und modifizierten 3 stieg das inner und ausserwissenschaftliche Interesse Roediger und McDermott wahlten 6 Wortlisten aus Deeses fruherem Experiment aus und entwickelten danach ein weiteres Experiment mit dem gleichen Schwerpunkt Beim 1 Durchgang wurden den Teilnehmern 6 Wortlisten mit jeweils 12 Wortern vorgelesen Diese Worter waren sich wie bei Deese semantisch ahnlich Beispiel Bett Kissen Decke aber nicht das Wort Schlafen Die Teilnehmer wurden darauf hingewiesen sich so viele Worter wie moglich zu merken Unmittelbar danach wurden die Teilnehmer aufgefordert alle Items aufzuschreiben an die sie sich erinnerten Nach den 6 Listen gab es eine kurze Ablenkaufgabe danach hatten die Teilnehmer einen Wiedererkennenstest zu machen Bei diesem Test wurden je Liste drei gelernte Worter vier Ablenker und das kritische Wort das nicht vorgelesen wurde aber mit allen Wortern verwandt war eingesetzt Die Aufgabe bestand darin eine Bewertung der Listenelemente vorzunehmen Stand auf der Liste zum Beispiel das Wort Bett mussten die Teilnehmer ihre Uberzeugung in Punkten ausdrucken 1 sicher ein neues Wort bis 4 sicher ein altes gelerntes Wort Wieder wurden von den Versuchspersonen 40 der kritischen nicht prasenten Worter irrtumlicherweise erinnert Fur semantisch unverbundene Worter betrug diese Wahrscheinlichkeit nur 14 Beim zweiten Experiment erstellten Roediger und McDermott 24 eigene Listen mit nun 15 Wortern pro Liste Das Experiment hat daruber hinaus weitere Unterschiede von denen der wichtigste ist dass die Versuchspersonen bei allen als sicher oder vermutlich ein altes Wort bewerteten Items angeben mussten ob sie sich tatsachlich daran erinnern dieses Wort gehort zu haben oder es lediglich wissen remember know nach dem Gedachtnisforscher Tulving Eine tatsachliche falsche Erinnerung ist um einiges interessanter als ein unklares Wissen Zudem wurde nur die Halfte der Listen einem unmittelbaren Abruftest unterzogen Am Ende des Versuchs wurde die Wiedererkennensleistung und remember know gemessen In 55 der Listen wurde das semantisch verwandte nicht gelernte Wort beim freien Abruf angegeben Beim Wiedererinnern stieg diese Wahrscheinlichkeit sogar auf 72 81 wenn die Liste zusatzlich unmittelbar abgerufen wurde sie unterscheidet sich nicht von der Wiedererinnernswahscheinlichkeit tatsachlich prasentierter Worter In drei Vierteln der Falle wird dabei angegeben sich an das kritische Wort tatsachlich zu erinnern Auch das ahnelt den Ergebnissen fur tatsachlich gehorte Worter Die Erinnerungsfehler treten auch dann auch wenn man den Versuchspersonen den Effekt erklart 4 Schlussfolgerungen BearbeitenDeese Roediger und McDermott wiesen hohe Raten von Intrusionen sowie falsches Wiedererkennen mit hoher subjektiver Sicherheit nach Ihre Befunde bestarken die Annahme dass beim Lernen von Wortern Assoziationen im Gedachtnis zu Gedachtnisfehlern fuhren Je mehr die normalen Worter den kritischen Wortern ahneln desto hoher ist die Wahrscheinlichkeit dass das kritische Wort falschlicherweise als erinnert genannt wird Es entsteht somit eine Gedachtnisillusion Die Activation monitoring Theorie 5 erklart die DRM Illusion als Ergebnis eines zweistufigen Verarbeitungsprozesses Wahrend der Enkodierung wird das kritische Wort im semantischen Netzwerk durch automatische Erregungsausbreitung die von den gelernten Items ausgeht aktiviert und kann deswegen leicht aus dem Gedachtnis abgerufen werden 6 Auf einer zweiten Stufe wird die Aktivierung des kritischen Wortes subjektiv der falschen Ursache gelernt statt mitaktiviert zugeschrieben Dies nennt man einen Quellenuberwachungsfehler source monitoring failure 7 Dass die Teilnehmer ihre Sicherheit oft hoch einschatzten ist besonders wichtig fur die Bewertungs von Zeugenaussagen in der Rechtswissenschaft Siehe auch BearbeitenErinnerungsverfalschung Kognitionspsychologie kognitive Verzerrung FehlinformationseffektLiteratur BearbeitenJames Deese The Structure of Associations in Language and Thought Johns Hopkins University Press Baltimore 1965 Henry L Roediger Kathleen B McDermott Creating False Memories Remembering words not presented in Lists In Journal of Experimental Psychology Learning Memory and Cognition 1995 Jason M Watson Kathleen B McDermott David A Batola Attempting to avoid false memories in the Deese Roediger McDermott paradigm Assessing the combined influence of practice and warnings in young and old adults In Memory and Cognition 2004 Henry L Roediger Kathleen B McDermott Norms for word lists that create false memories In Memory and Cognition 1999Einzelnachweise Bearbeiten May June Association for Psychological Science Abgerufen am 21 Juni 2017 amerikanisches Englisch James Deese On the prediction of occurrence of particular verbal intrusions in immediate recall In Journal of Experimental Psychology Band 58 1959 S 17 22 Henry L Roediger III Kathleen B McDermott Creating false memories Remembering words not presented in lists In Journal of Experimental Psychology Learning Memory and Cognition Band 21 1995 S 803 814 Kathleen B McDermott Henry L Roediger III Attempting to avoid illusory memories Robust false recognition of associates persists under conditions of explicit warnings and immediate testing In Journal of Memory and Language Band 39 1998 S 508 520 Henry L Roediger III David A Balota J M Watson Spreading activation and arousal of false memories In Henry L Roediger James S Nairne Ian Neath and Aimee M Surprenant Hrsg The nature of remembering Essays in honor of Robert G Crowder American Psychological Association Washington DC 2001 S 95 115 Allan M Collins Elizabeth F Loftus A spreading activation theory of semantic processing In Psychological Review Band 82 1975 S 407 428 Marcia K Johnson Shahin Hashtroudi D Stephen Lindsay Source monitoring In Psychological Bulletin Band 114 1993 S 3 28 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deese Roediger McDermott Paradigma amp oldid 234182445