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Chronik in Stein Originaltitel Kronike ne gur ist ein Roman des albanischen Schriftstellers Ismail Kadare aus dem Jahr 1971 Die deutsche Erstausgabe ubersetzt von Joachim Rohm erschien 1988 im Residenz Verlag Salzburg und Wien Es gehort zu den beruhmtesten Werken des international preisgekronten Autors Chronik in Stein ist eine Ode an die Stadt Gjirokastra Das Buch gilt als literarisches Denkmal Elena Panagiotidis 1 an seine Heimatstadt Gjirokastra die ausfuhrlich beschrieben wird mit ihren burgahnlichen Wohnhausern aus Stein die am steilen Berghang erbaut sind 2 Es war dies wirklich eine sehr seltsame Stadt Man konnte auf einer Strasse gehen und wenn man wollte den Arm ein wenig ausstrecken um seine Mutze uber die Spitze eines Minaretts zu stulpen Vieles war schwer zu glauben und vieles war wie im Traum Erstes Kapitel Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Zitate 3 Rezeption 4 Ausgaben 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDie Geschichte wird von einem namenlosen Ich Erzahler wiedergegeben der mit seinen Eltern und seiner Grossmutter in einem grossen Steinhaus in Gjirokastra lebt Es ist die Zeit des Griechisch Italienischen Kriegs respektive des Zweiten Weltkrieges und die Italiener halten die Stadt seit einiger Zeit besetzt Der Junge schildert den Alltag in der Stadt und die Gesprache der Menschen um ihn herum die er nicht immer versteht Im Roman wird vom Leben des Erzahlers seiner Familie Freunde Nachbarn und Bekannten berichtet die alle dustere Zeiten voraussehen 3 Nachdem die Italiener zuruckgeschlagen worden waren ziehen griechische Soldaten in Gjirokastra ein Die Stadt wird mehrmals aus der Luft angegriffen und die Einwohner sind so gut wie hilflos gegenuber den Bombardements Menschen sterben und Hauser werden beschadigt Die kleine Kanone auf der Stadtburg kann nicht viel zur Verteidigung ausrichten Die ganze Stadtbevolkerung flieht fur einige Tage ins Finstere der Burg Wahrenddessen bluht im Land Albanien der Kommunismus auf und Enver Hoxha findet viel Unterstutzung unter der armen und vom Krieg stark geschwachten Bevolkerung Auch in Gjirokastra beginnen so politisch motivierte Morde an Faschisten und eine Tante des Erzahlers wechselt zu den Partisanen Schon bald ziehen auch die Griechen weg und die Armee der deutschen Nationalsozialisten bombardiert uber drei Stunden die Stadt Der Erzahler ist unterdessen mit seinen Eltern in ein Dorf gefluchtet und beobachtet die Zerstorung seiner Geburtsstadt aus der Ferne Als sie wieder zuruckkehren bietet sich ihnen ein apokalyptisches Bild an Menschen liegen tot in den Strassen herum zum Tode Verurteilte sind an Strommasten aufgehangt die Hauser der Stadt sind zerstort Zitate Bearbeiten Ich schaute den letzten Bauern nach die gerade uber die Brucke gingen und dachte wie merkwurdig doch die Einteilung der Menschen in Bauern und Stadter war Wie ist es wohl in den Dorfern Wo sind sie und warum sieht man sie nicht In Wirklichkeit glaubte ich nicht an die Existenz von Dorfern Es kam mir vor als taten die sich entfernenden Bauern nur so als gingen sie zu Dorfern wahrend sie in Wirklichkeit nirgendwo hingingen sondern sich zerstreuten und dort hinter den flachen strauchbewachsenen Hugeln rings um die Stadt verbargen bis es dann nach einer Woche am nachsten Markttag wieder Zeit wurde unsere Strassen mit Grun Glocken Klangen und Tau zu fullen Zweites Kapitel Zu dieser Zeit hauften sich plotzlich die Besuche der alten Tuschelweiblein was zu erwarten gewesen war Anders als die greisen Weisen Frauen verliessen die Tuschelweiblein stets ihre Hauser insbesondere in unruhigen Zeiten Die Tuschelweiblein unterschieden sich betrachtlich von den Weisen Frauen Das Alter der Tuschelweiblein war mehr oder weniger bekannt und es war weit weniger fortgeschritten als das der Weisen Frauen Die Tuschelweiblein beschwerten sich uber ihre Schwiegertochter wahrend die Schwiegertochter der Weisen Frauen schon lange tot waren Ebenso klagten die Tuschelweiblein uber Rheumatismus Reissen und andere verdriessliche Gebrechen wohingegen die Weisen Frauen nur das grossartige Leiden der Blindheit kannten uber das sie sich niemals beklagten Man konnte die Tuschelweiblein auf gar keinen Fall mit den Weisen Frauen vergleichen Sechstes Kapitel An einem dieser Morgen verschloss Mutter Pino sorgsam ihre Tur und trat auf die Strasse Wohin geht es denn Mutter Pino fragte Bido Sherifis Frau vom Fenster aus Zur Hochzeit Zur Hochzeit Wer heiratet denn in solchen Zeiten Sie heiraten eben erwiderte Mutter Pino Die Leute heiraten zu allen Zeiten Neuntes Kapitel Es hatte sich wirklich etwas Grauenvolles ereignet Als sich die Partisanenkolonne dem Zentrum naherte hatte Scheich Ibrahim der auf das Minarett gestiegen war um die Ankunft der Partisanen zu beobachten plotzlich einen Nagel hervorgezogen und sich die Augen auszustechen versucht Passanten die hastig die Treppen hinaufgelaufen waren hatten kaum vermocht ihn hinunterzufuhren doch wutend und kraftig wie er war forderte er den Nagel zuruck und brullte mit heiserer Stimme Ich will den Kommunismus nicht sehen Nach vergeblichen Anstrengungen ihn hinunterzuschaffen hatten die Leute die darum furchten mussten durch den Tobenden selbst vom Minarett gesturzt zu werden sich schliesslich nach unten zuruckgezogen und den Mann der sich die Augen ausstechen wollte allein oben zuruckgelassen Scheich Ibrahim hing mit dem Oberkorper halb uber die steinerne Brustung von der die Plattform des Muezzin umgeben war und sang mit baumelnden Armen gellend eine alte religiose Hymne Sechzehntes KapitelRezeption Bearbeiten die wunderbare Beschreibung einer vergessenen Provinz Ulrich Enzensberger Die Zeit 4 Thomas Kacza zufolge lasse der Roman sich auch als eine Hommage an den kommunistischen Diktator Enver Hoxha verstehen der ebenfalls in Gjirokastra geboren wurde 5 Arshi Pipa ein Intellektueller der albanischen Diaspora sah in dem Roman Anspielungen auf Enver Hoxhas Sexualitat und eine Gleichsetzung von rotem und weissem Terror 5 Markus Gauss von der Wiener Presse beschrieb den Roman als ergreifend den ich zu den schonsten Werken der neueren europaischen Literatur zahle Ausgaben BearbeitenIsmail Kadare Chronik in Stein S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2012 ISBN 978 3 596 19178 9 albanisch Kronike ne gur Ubersetzt von Joachim Rohm Weblinks BearbeitenChronik in Stein In Joachim Roehm de Abgerufen am 7 Februar 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Elena Panagiotidis Langsame Auferstehung der steinernen Stadt In Neue Zurcher Zeitung 14 Mai 2012 Artikel auf NZZonline Volker Mehnert Ismail Kadare Chronik in Stein In Frankfurter Allgemeine Zeitung 20 September 2008 Artikel auf FAZ net Ismail Kadare Chronik in Stein Nicht mehr online verfugbar In Lese Zeichen 18 Juli 2010 archiviert vom Original am 5 Dezember 2012 abgerufen am 9 September 2012 Ulrich Enzensberger Tirana schweigt In Zeit online 11 September 1992 abgerufen am 4 Januar 2017 a b Thomas Kacza Ismail Kadare verehrt und umstritten Privatdruck Bad Salzuflen 2013 Normdaten Werk GND 1088031749 lobid OGND AKS VIAF 308560773 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chronik in Stein amp oldid 208175231