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Die Chartisten waren eine politische Reformbewegung im Vereinigten Konigreich in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Sie werden manchmal als die erste unabhangige Arbeiterbewegung bezeichnet die sich auf britischem Boden bildete 1 Zeichnung eines Chartisten Aufstands Sie vertraten vornehmlich die folgenden Forderungen Zulassung von Gewerkschaften Arbeitszeitverkurzung Zehn Stunden Tag und bessere Arbeitsbedingungen Erweiterung des Wahlrechts Aufhebung der KornzolleDie Ziele wurden nur zum Teil erreicht insbesondere nicht die Forderung nach allgemeinem Wahlrecht die in der People s Charter formuliert war Aber es wurden zum Teil mit erheblicher Verzogerung erreicht 1842 und 1844 Arbeiterschutzgesetze 1844 die Grundung der Bewegung der Konsumgenossenschaften 1846 die Aufhebung der Kornzolle 1847 der Zehn Stunden TagChartisten setzten sich fur die Abschaffung weiblicher Fabrikarbeit ein um so die Versorgung der Familie durch die Frau und die Ernahrung der Familie durch den Mann zu sichern Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 1 1 Anfange 1 2 Erste Charter 1 3 Zweite Charter 1 4 Dritte Charter 1 5 Niedergang 2 Chartistische Agitationsformen 2 1 Petitionen 2 2 Chartistische Versammlungen 2 3 Chartistische Presse 2 4 Chartismus und Streiks 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenAnfange Bearbeiten Die Entstehung ist vermutlich auf den Reform Act von 1832 zuruckzufuhren der dem grossten Teil der burgerlichen Mittelklasse das Wahlrecht gab nicht aber der Arbeiterklasse Da sehr viele Organisationen den Chartisten zugerechnet werden sprechen manche Forscher nicht von einer Bewegung sondern von einer Zeit in der die Arbeiter an die Losbarkeit ihrer Probleme durch politische Reformen glaubten For a short period thousands of working people considered that their problems could be solved by the political organization of the country Dorothy Thompson in The Chartists Anfangs nahm Thomas Attwood 1783 1856 ein englischer Bankier Okonom und burgerlicher Politiker an der Chartistenbewegung teil Am 8 Mai 1838 wurde die von William Lovett formulierte People s Charter veroffentlicht 2 Sie enthielt folgende Ziele Allgemeines Wahlrecht fur Manner ab 21 Jahren gerechte Wahlkreisaufteilung u a Beseitigung der Rotten boroughs geheime Wahl Beseitigung von Einschrankungen fur das passive Wahlrecht fur Parlamentsabgeordnete Besoldung von Parlamentsabgeordneten regelmassige ParlamentssitzungenDiese Wahlreformbewegung verband sich mit bereits vorher bestehenden meist sozial ausgerichteten Selbstorganisationsformen der Arbeiterschaft die nun erstmals politische Forderungen formulierten Von 1836 an kam es zu einer Grundungswelle von Arbeiterorganisationen begunstigt auch durch die wiederholten britischen Wirtschaftskrisen in der Mitte des 19 Jahrhunderts Trager der People s Charter wurde die London Working Men s Association LWMA Sie beanspruchte fur sich die Vertretung der Interessen der qualifizierten Facharbeiter Mit friedlichen und legalen Mitteln sollte fur diese Gruppe politischer Einfluss errungen werden Dabei galt es sich sowohl gegen die Grundbesitzer als auch gegen die aufstrebenden die Wirtschaft beherrschenden Grossburger durchzusetzen die gemeinsam das Parlament dominierten Aus der People s Charter spricht die Forderung den Arbeitern selbst den Weg in das Unterhaus zu offnen und ihren Einfluss bei den Wahlen zu erhohen um dadurch soziale Verbesserungen fur die Arbeiterschaft zu erreichen Das Werkzeug zum Erreichen dieses Ziels sollte eine auf zahlreiche Unterschriften aus der Bevolkerung gestutzte Petition an das Unterhaus sein Erste Charter Bearbeiten Die sechs Forderungen verbreiteten sich nach ihrer Veroffentlichung 1838 rasch durch das gesamte Land Einen erheblichen Beitrag dazu leistete der irische Unterhaus Abgeordnete Feargus O Connor der mit seiner Befurwortung gewaltsamer Aktionsformen der so genannten physical force zwar in Opposition zur LWMA stand mit seiner Zeitung Northern Star aber die neue Bewegung in die Offentlichkeit trug und verschiedene radikale Gruppen in Leeds zur Great Northern Union vereinte Auch die bis dahin nur aus wenigen hundert Mitglieder bestehende LWMA erlebte eine Wachstumsphase Neben der LWMA unterstutzten zahlreiche andere radikale Organisationen die People s Charter Neben London bildete Birmingham ein Zentrum des fruhen Chartismus wenn auch mit der Birmingham Political Union BPU als eigenstandige Organisation und der National Petition als eigenem Basisdokument Eine Voraussetzung fur den Erfolg des Chartismus war die starke Unterstutzung durch die Gewerkschaften die agitations erfahrene Fuhrungsfiguren und ein das Land uberspannendes in industriellen Zentren besonders dichtes Organisationsnetz boten Zahlreiche Publikationen Pamphlete Reden und Versammlungen zu programmatischen Fragen und zur Vorbereitung der Petition sowie einer nationalen Versammlung der Vertreter des Chartismus bestimmten das Jahr 1838 Im Februar 1839 trat der erste Nationalkonvent mit Delegierten der verschiedenen Chartisten Bewegungen zusammen der mit LWMA Anfuhrer William Lovett einen Gemassigten zu ihrem Sprecher wahlte Die eigentliche Aufgabe der Versammlung war die Vorbereitung der Petitions Ubergabe an das Parlament Diskutiert wurde allerdings vor allem die Vorgehensweise der Bewegung im Falle der Ablehnung der Petition Dass die Petition nicht angenommen werden wurde war den Teilnehmern des Konvents klar Strittig blieb die Frage ob darauf und auf die ebenfalls befurchteten repressiven Massnahmen des Staats mit physical force oder weiterhin mit moral force also der lediglichen Zurschaustellung der grossen Unterstutzermassen geantwortet werden sollte Nach dem Ausscheiden verschiedener moderater Gruppen setzten sich die Verfechter der physical force weitgehend durch Fur den Fall der Ablehnung der Petition wurde gewaltsame Gegenwehr sowie Streikaktionen und Massenversammlungen als ulterior measures angekundigt Auch in den lokalen Gliederungen insbesondere im Norden Englands stieg die Gewaltbereitschaft der Chartisten Dem Unterhaus wurden am 7 Mai 1839 1 3 Millionen Unterschriften zur Unterstutzung der People s Charter ubergeben Nur eine Minderheit der Abgeordneten war bereit die Forderungen uberhaupt zu diskutieren In London wurde ein starkes Polizeiaufgebot zusammengezogen Die meisten Mitglieder der Bewegung waren vom Misserfolg der Petition aber mehr schockiert als dass sie ihn als Anlass fur einen Aufstand ansahen Ein erwogener Generalstreik wurde nie in Angriff genommen Zahlreiche Delegierte verliessen den Konvent der ab Mai in Birmingham weitertagte Aufgrund innerer Streitigkeiten loste sich die Versammlung im September 1839 auf Nach der missgluckten Petition kam es im Umfeld des Chartismus auch als Reaktion auf die anlaufende Verhaftungs und Prozesswelle von der nahezu alle Anfuhrer betroffen waren zu gewaltsamen Auseinandersetzungen Allerdings handelte es sich dabei nicht um die diskutierten ulterior measures Sie wurden nicht konsequent oder gar nach einem das gesamte Land umfassenden Plan umgesetzt Aus dem fur einen Monat geplanten Generalstreik wurde eine lediglich dreitagige Arbeitsniederlegung in einigen Regionen die aber zahlreiche Verhaftungen zur Folge hatte Die chartistischen Fuhrer und vor allem die Teilnehmer des Konvents versuchten die Lage zu entspannen Trotzdem zeigten sich die Chartisten zunehmend in milizahnlichen Formationen im Strassenbild trainierten den Waffengebrauch und verstarkten die Propagandaarbeit vor Ort Auch die Offentlichkeit erwartete eine unmittelbar bevorstehende Konfrontation zwischen der Bewegung und dem Staat Besonders schwerwiegend war der Versuch einer grossen Arbeitermenge Schatzungen sprechen von 3 000 bis 7 000 im walisischen Newport den Chartistenfuhrer Henry Vincent aus dem Gefangnis zu befreien Der von seinen Anfuhrern als Beginn einer Revolution gedachte Aufstand scheiterte jedoch an der massiven Gegenwehr der Polizei Aufstande im restlichen Grossbritannien blieben aus da auch dort die Behorden mit einer Verhaftungswelle gegen die Chartisten vorgingen Zweite Charter Bearbeiten Zu Beginn des Jahres 1840 hatte der Chartismus durch den offensichtlichen Misserfolg der ersten Petition und die Verhaftung zahlreicher Fuhrungsfiguren viel von seiner Anziehungskraft verloren Auch die positive Wirtschaftsentwicklung schwachte die Bewegung Allerdings setzte fast gleichzeitig eine organisatorische Neuformierung ein Noch 1840 entstand die National Charter Association NCA der die Mehrzahl der aktiven Chartisten beitrat Die neue Organisation setzte verstarkt auf die Beeinflussung der offentlichen Meinung durch Vortrage und Pamphlete Zudem wurden die Koordination der lokalen chartistischen Gruppen fur die der Northern Star weiterhin eine zentrale Rolle spielte und das Sammeln von Finanzmitteln vorangetrieben Die folgenden Jahre waren aber auch von Abspaltungen einzelner Zirkel Auseinandersetzungen zwischen Chartisten und anderen Reformgruppen der Herausbildung religios motivierter Gruppen und vom verstarkten Engagement in der Lokalpolitik gepragt Vor allem die chartistischen Kirchen sowie die chartistische Abstinenzbewegung beide vor allem in Schottland stark losten sich aus der Gesamtbewegung und sahen sich zunehmend weniger als Teilstromung und mehr als Alternative Bis 1842 wuchs die NCA zu einer Massenbewegung mit 70 000 Mitgliedern an Trotz des Misserfolgs und der Verfolgung des Jahres 1839 kehrten nur wenige Chartisten der Bewegung den Rucken Vor allem fuhrende Vertreter der moral force Fraktion waren von den Gewaltereignissen abgeschreckt worden Das chartistische Fussvolk blieb jedoch in der Bewegung Bereits kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefangnis im August 1841 weitete Feargus O Connor seinen Einfluss auch auf die NCA aus Als autoritarer Anfuhrer formte er den Chartismus in Richtung auf eine unter ihm geschlossene Organisation um Sein physical force Kurs fuhrte zum Bruch mit Teilen der Organisation unter Lovett und weiteren lokalen Gruppen vor allem in Schottland Gleichzeitig scheiterten Versuche sich in der Complete Suffrage Union mit dem Burgertum zu verbunden Schon wahrend der Grundung der NCA war die Organisation einer neuen landesweiten Petition ein zentrales Ziel der Chartisten Im Winter 1841 42 betrieben fuhrende Chartisten allen voran Feargus O Connor massive Propagandakampagnen zum Sammeln von Unterschriften die weitaus besser organisiert waren als die Vorarbeit zur ersten Petition Zusatzlichen Auftrieb erhielt die Petitionskampagne durch den vorangegangenen Regierungswechsel Die Chartisten hofften in der Tory Regierung und dem neu zusammengesetzten Unterhaus wohlgesinnte Ansprechpartner zu finden Dem Unterhaus wurde die zweite Petition mit 3 3 Millionen Unterschriften am 4 Mai 1842 vorgelegt Das Dokument enthielt neben den Forderungen der ursprunglichen People s Charter eine grossere Zahl von exakt umrissenen politischen Forderungen unter anderem Beschwerden uber die cruel wars against liberty und die unconstitutional police force Daruber hinaus wurden das Poor Law von 1834 die Arbeitsbedingungen in den Fabriken sowie die Erhebung von Kirchensteuern auf Nonkonformisten kritisiert und Konigin Victoria personlich angegriffen Auch diese Unterschriftenliste wurde abgelehnt Der Bewegung versetzte das einen weitaus starkeren Schlag als das Scheitern von 1839 Fur die Zeitgenossen war die Petition weniger wichtig als die erneut beginnende Unruhe der Arbeiterschaft in die die Chartisten ebenfalls verwickelt waren Die lokalen Gruppen arbeiteten im wirtschaftlichen Krisenjahr 1842 verstarkt mit den Gewerkschaften zusammen und organisierten Streiks in den industriellen Zentren Grossbritanniens Die Anfuhrer des Chartismus auf Landesebene verhielten sich dagegen gegenuber den Streiks uneinheitlich Wahrend vor allem Feargus O Connor und der Northern Star die Streiks ablehnten stiessen sie bei vielen anderen fuhrenden Chartisten auf Zustimmung Sie waren im Gegensatz zu der vorhergegangenen Welle der Bewegung verstarkt bereit zu gewaltsamen Mitteln zu greifen Die Ablehnung der zweiten Petition durch das Unterhaus hatte massgeblich zur Frustration der Arbeiterschaft beigetragen Sie hatte erneut klargemacht dass friedliche Versuche politischer Partizipation keine Aussicht auf Erfolg hatten Die Arbeiter nahmen die Durchsetzung der People s Charter haufig in die Forderungen auf die sie mit ihren Streiks durchsetzen wollten Als die Streiks sich im August 1842 zu Unruhen und Maschinensturmereien steigerten kam es zu militarische Aktionen gegen die Streikenden und einer neuen Verhaftungswelle die eine weitere Schwachung des Chartismus zur Folge hatte Zugleich entspannte sich nach einer guten Ernte die allgemeine Lage in Grossbritannien und die Streiks ebbten ab ohne politische Effekte erzielt zu haben Eine so enge Kooperation zwischen organisierter Arbeiterschaft und Chartisten wie im Jahr 1842 entwickelte sich nie wieder Die NCA und an ihrer Spitze O Connor blieb jedoch gemeinsam mit einem Netzwerk aus chartistischen Schulen Vereinen und Gotteshausern auch wahrend der folgenden Periode einer reibungslos laufenden Wirtschaft bestehen um im Fall einer Krise die Bewegung wieder zum Leben zu erwecken Dritte Charter Bearbeiten In den folgenden Jahren wandte sich der Chartismus unter der ideologischen Fuhrung von O Connors Northern Star verstarkt der okonomischen Thematik zu Die Zeitung forderte eine Ruckkehr der Bevolkerung zum Landleben um so den Einfluss des industriellen Grosskapitals zu brechen Wahrend eines Konvents in Birmingham im September 1843 billigten die Abgeordneten O Connors Vorstellungen einer Landreform Der Land Plan sah die Grundung einer Gesellschaft vor die mit den wochentlichen Einzahlungen ihrer Mitglieder Ackerland erwerben sollte Auf kleinen Parzellen dieser Flache sollten Mitglieder angesiedelt werden die mit ihren Pachtzahlungen den Erwerb weiterer Flachen ermoglichen sollten Eine chartistische Zusammenkunft im Jahr 1845 in London beschloss die Grundung dieser Landgesellschaft Sofort setzte ein reger Zulauf ein Auf ihrem Hohepunkt in den Jahren 1847 bis 1848 erreichte die Landreform Bewegung bis zu 70 000 Mitglieder Doch schon 1850 endete mit dem Zusammenbruch von O Connors personlichen Finanzen auch der Land Plan nbsp Die Kundgebung der Chartisten am 10 April 1848 in London Kennington Common Fotografie von William Kilburn Angeregt durch Erfolge chartistischer Kandidaten bei der Unterhauswahl des Jahres 1847 datierte das dritte und letzte Aufflackern des Chartismus auf 1848 das Revolutions und letzte Krisenjahr in der Mitte des 19 Jahrhunderts Noch einmal kamen die Delegierten im April in London zu einem Nationalkonvent zusammen Die Ubergabe der zwei Millionen Namen umfassenden Unterschriftenliste an das Unterhaus sollte von einem grossen Demonstrationszug begleitet werden Angesichts der revolutionaren Ereignisse auf dem europaischen Festland und in Furcht vor einem Ubergreifen auf Grossbritannien griff die Regierung hart durch Allerdings traf das grosse Aufgebot an Polizisten und Freiwilligen aus dem Burgertum auf weniger Demonstranten als erwartet Die zuruckgehende chartistische Anhangerschaft schlug sich bereits in der Beteiligung an der Kundgebung am 10 April nieder Sie blieb weit hinter der von Organisator O Connor angestrebten Zahl von 300 000 Menschen zuruck Zeitgenossische Schatzungen bewegen sich zwischen 15 000 und 50 000 chartistischen Teilnehmern Zudem war der Petitionsversuch mit einer Blamage fur die Bewegung verbunden da sich zahlreiche Unterschriften als Falschungen erwiesen Die Tatsache dass eine Demonstration so nahe am Parlamentsgebaude illegal war wurde im Gegensatz zu den vorherigen Petitions Ubergaben erstmals strafrechtlich verfolgt Der 10 April blieb ohne einen Mobilisierungseffekt fur die Bewegung Der Nationalkonvent tagte zwar weiter kam aber zu keinen Ergebnissen Auch die Fuhrungspersonen konnten sich auf keine gemeinsame Reaktion auf das erneute Scheitern der Petition einigen Niedergang Bearbeiten Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bewegung daruber hinaus ihre Unterstutzer im Burgertum verloren Die Mittelschicht war mit der Whig Regierung weitgehend zufrieden und teilte deren Angst vor einer Revolution Die vom Burgertum verurteilten Arbeiterunruhen des Fruhjahrs 1848 in London wurden mit dem Chartismus in Verbindung gebracht Auch die Arbeiterschaft zweifelte an den Erfolgsaussichten der alten chartistischen Aktionsformen wie etwa der Petitionen Zunehmend spalteten sich die Arbeiter Ein Teil setzte in kleinen radikalen Gruppen nach dem Beispiel des europaischen Festlands auf den gewaltsamen Umsturz Die ubrigen Arbeiter versuchten auch um sich von diesen radikalen Elementen abzusetzen in genossenschaftlichen Organisationen in kleineren Schritten ihre sozialen Ziele zu erreichen Politischen Reformen dem Hauptanliegen der Chartisten wurde immer weniger zugetraut Losungen fur soziale Probleme zu bieten Andererseits nahm sich auch der Staat zunehmend effektiver der sozialen Probleme an Daruber hinaus wurden die Chartisten verstarkt mit der irischen Unabhangigkeitsbewegung in Verbindung gebracht die auf allgemeine Ablehnung stiess Auch der Chartismus selbst veranderte sich Zweige der Bewegung radikalisierten sich im Fruhjahr und Sommer 1848 Diese Tendenzen wurden durch die zahlreichen jungen Mitglieder vorangetrieben die im Revolutionsjahr zustromten Damit schien sich die Revolutionshysterie zu bewahrheiten und erneut ging die Staatsgewalt gegen die Reste der Bewegung vor In den Folgejahren bildeten sich zahlreiche rivalisierende Gruppen Versuche diese Organisationen wieder zusammenzufuhren und eine Allianz mit anderen sozialen Bewegungen zu schmieden bleiben erfolglos Mit dem Bankrott O Connors setzte auch der Niedergang des Northern Star ein Die zerfasernde Bewegung bot kein festes Leserpotential mehr und die Zeitung selbst hatte ihr zentrales Thema verloren 1852 wurde das Nachfolgeblatt Star of Freedom eingestellt Zum Begrabnis von Feargus O Connor kamen 1855 in London noch ein Mal 20 000 Menschen zusammen 1858 kam es zum letzten Chartistenkonvent an dem lediglich 41 Delegierte teilnahmen In dieser letzten Phase seit 1850 gewinnen George Julian Harney und Ernest Charles Jones zunehmend Einfluss Sie gaben dem Chartismus eine zunehmend sozialistische Ausrichtung Beide kannten Karl Marx und Friedrich Engels personlich und standen mit ihnen in Kontakt Marx und Engels wiederum verfolgten aufmerksam die Entwicklung des Chartismus und kommentierten sie in Briefen und Artikeln 1860 loste sich die NCA auf Chartistische Agitationsformen BearbeitenPetitionen Bearbeiten Petitionen an das Parlament waren keine Erfindung des Chartismus Sie stellten die alteste Form der friedlichen politischen Einflussnahme in Grossbritannien dar In den drei grossen Petitionen der Chartisten sollte sich die mass platform in Reinkultur ausdrucken Die grosse Zahl der Unterschriften sollte den Willen des Volks an die Abgeordneten weitertragen Die Ubergabe der grossen Rollen mit den Unterschriften der Unterstutzer an der Spitze eines vieltausendkopfigen Demonstrationszuges stellte eine Untermauerung der Forderungen dar und machte die mass platform unmittelbar spurbar Daruber hinaus bildete die landesweite Organisation die zum Sammeln der Unterschriften notig war ein leistungsfahiges Netzwerk Chartistische Versammlungen Bearbeiten Versammlungen bildeten ein zentrales Element der chartistischen Kultur und traten in vielfaltigen Formen auf Sie reichten vom gemeinsamen Lesen der neuesten Ausgabe des Northern Star uber die Gottesdienste der chartistischen Gemeinden Unterschriftensammlungen fur die Petitionen und Vortrage prominenter Chartisten bis hin zu den grossen Konventen und den Ubergaben der Petitionen Chartistische Versammlungen erfullten mehrere Zwecke Sie lieferten Informationen uber aktuelle Entwicklungen in der Bewegung und boten den Raum zur programmatischen Diskussion von Zielen und Vorgehensweisen Durch sie entstand aus zahlreichen zersplitterten radikalen Gruppierungen erst eine landesweite Bewegung Ausserdem waren sie ein Forum fur die Redner der Bewegung die vor Versammlungen in oft charismatischen Auftritten eine grosse Zahl von Menschen zu erreichen und fur die Unterstutzung der Charter einnehmen konnten Zugleich formierte sich wahrend dieser Versammlungen fur die Offentlichkeit und die Regierung sichtbar mit bis zu sechsstelligen Teilnehmerzahlen die mass platform der Chartisten Vor allem in der Spatphase der Bewegung wurden Versammlungen haufig verboten oder von einem massiven Polizei und Militaraufgebot begleitet Chartistische Presse Bearbeiten Schon in der Fuhrung der LWMA waren zahlreiche Manner vertreten die bereits zuvor als Verleger und Autoren radikaler Zeitschriften aufgetreten waren Die LWMA selbst hatte sich unter anderem aus der Association of Working Men to Procure a Cheap and Honest Press entwickelt Unter Verlegern und Journalisten war der Radikalismus seit dem Kampf gegen die Stempelsteuer verbreitet mit der Publikationen fur die Arbeiter unerschwinglich gemacht werden sollten Die Kontinuitat vom fruhen Radikalismus zum Chartismus wurde vor allem von ihnen vertreten In der Anti Stamp Kampagne hatten die Begrunder des Chartismus gelernt wie man politische Forderungen verfasst die Offentlichkeit mobilisiert und die Infrastruktur fur eine politische Bewegung organisiert Im Chartismus selbst bildeten sich zahlreiche Publikationen neu Andere bereits bestehende radikale Zeitschriften schlossen sich schnell der neuen Bewegung an Williams Lovetts The Charter sowie The Champion und die Weekly Police Gazette vertraten den moral force Mehrheitsstandpunkt im Chartismus Bereits im 1836 erschien die erste Ausgabe der Wochenzeitschrift Northern Star unter der Herausgeberschaft von Feargus O Connor Das radikale Blatt nahm sich schnell des Chartismus an und verstand sich als Sprachrohr der physical force Der Northern Star war sofort auch okonomisch erfolgreich und wurde schnell das bedeutendste Organ des Chartismus Ein Grund dafur war der professionelle Journalismus der im Gegensatz zu anderen chartistischen Periodika nicht ausschliesslich die Meinung des Verlegers publizierte wenn O Connor sich auch mit Leitartikeln und seinen ungekurzten Redetexten umfassen darstellte Zudem bot allein der Northern Star eine umfassende nachrichtliche und nicht an bestimmte Stromungen gebundene Berichterstattung von Aktivitaten der Chartisten und anderer Radikalen in London und der Provinz Neue Drucktechniken sowie die finanziellen Ressourcen O Connors und seiner Unterstutzer ermoglichten eine bis dahin in radikalen Publikationen unerreichte Qualitat Bis 1839 stieg die Auflage auf rund 50 000 Exemplare Durch die Praxis des gemeinsamen Zeitungslesens durfte aber eine weitaus grossere Anzahl von Menschen erreicht worden sein O Connors Aufstieg lasst sich nicht zuletzt auf den Erfolg seiner Zeitschrift zuruckfuhren Dem Northern Star folgten rasch zahlreiche weitere Publikationen der physical force Chartisten Uber seine Aufgabe als bestimmende Publikation hatte der Northern Star im Chartismus noch weitgehendere Funktionen Er trug durch sein Erscheinen in den Krisenzeiten des Chartismus massgeblich zum Zusammenhalt der Bewegung bei Sein Vertriebs und Korrespondentennetz bildete einen wichtigen und legalen Strang der landesweiten Organisation und ermoglichte zudem zahlreichen Radikalen die Finanzierung ihres Lebensunterhalts O Connor investierte den Gewinn der Zeitschrift in die Bewegung Neben den Periodika erschien eine Flut von Pamphleten und kurzfristigen Zeitschriften die verschiedene Stromungen innerhalb des Chartismus und verschiedene Schwerpunkte vertraten Chartismus und Streiks Bearbeiten Die Idee des Grand National Holiday spielte in der radikalen Bewegung bereits vor dem Chartismus eine grosse Rolle Durch einen Generalstreik sollten einerseits politische Forderungen durchgesetzt werden andererseits sollte in dieser Zeit ein Freiraum geschaffen werden den die Bevolkerung zur personlichen Bildung sowie zur Bewusstwerdung und Artikulation eines eigenen politischen Programms nutzen sollte In den Chartismus hielt diese Idee im Jahr 1839 Einzug William Benbow und George Julian Harney setzten sie gegen O Connor durch blieben aber mit ihren Aufrufen zum Generalstreik weitestgehend erfolglos Mehrfach wurde der Generalstreik als chartistische Taktik diskutiert aber nur selten und ansatzweise ernsthaft propagiert Die Regierung antwortete auf solche Aufrufe mit grosser Harte was zur Dezimierung der Befurworter des Generalstreiks beitrug Streiks im engeren Sinn von reinen auf einzelne Betriebe Branchen oder Regionen beschrankte Arbeitsniederlegungen waren die Domane der Arbeiterschaft und der Gewerkschaften Allerdings gab es auch Verbindungen zum Chartismus Vor allem auf die Ablehnung der Petition von 1842 reagierte die Arbeiterschaft mit Arbeitsniederlegungen und Demontagen an Industrieanlagen plug plot riots Das Ausmass der chartistischen Beteiligung an den Streiks des Jahrs 1842 ist in der Forschung umstritten Dorothy Thompson weist nach dass lokale Chartistenfuhrer fruhzeitig zu Streiks aufriefen und dass die Unterstutzung der chartistischen Forderungen fur viele Arbeiter einen hoheren Stellenwert einnahmen als das Erkampfen hoherer Lohne Die oberste Ebene der Chartisten vor allem Feargus O Connor reagierte zuruckhaltend Sie versuchten zwar einerseits die landesweite Mobilisierung voranzutreiben bemuhten sich aber gleichzeitig darum die Streikenden zu disziplinieren um gewaltsame Zusammenstosse mit der Staatsmacht zu vermeiden Die Streiks blieben allerdings erfolglos Der massive Militareinsatz des Dukes of Wellington beendete im August 1842 die Streiks Literatur BearbeitenThomas Frost Forty Years Recollections of the Chartist Movement London 1880 Hermann Schluter Die Chartisten Bewegung Ein Beitrag zur sozialpolitischen Geschichte Englands Socialist Literature Comp New York 1916 Mark Hovell The Chartist Movement Manchester 1918 Theodor Rothstein From Chartism to Labourism London 1929 Max Morris Hrsg Von Cobbett bis zu den Chartisten 1815 1848 Auszuge aus zeitgenossischen Quellen Rutten amp Loening Berlin 1954A R Schoyen The Chartist Challenge A Portrait of George Julian Harney London 1958 Frank Gees Black Renee Metivier Black Hrsg The Harney Papers Van Gorcum Assen 1969Weblinks BearbeitenPeople s Charter engl Ursula Stange Annotierte Bibliographie des Chartismus mit Schwerpunkt zu Ernest Charles JonesEinzelnachweise Bearbeiten In deutscher Ubersetzung nach William Brustein und Louisa Roberts The Socialism of Fools Leftist Origins of Modern Anti Semitism Cambridge University Press New York 2015 S 144 bei google books ausschnittweise lesbar 1 Chartismus In Worterbuch der Geschichte Band I Dietz Verlag Berlin 1983 Lizenzausgabe Pahl Rugenstein Koln 1984 S 153 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chartisten amp oldid 232973053