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Cenodoxus Der Doktor von Paris neulateinisch Cenodoxus 1635 J Meichel ist eine Tragodie die von Jakob Bidermann verfasst wurde Das 1600 bis 1602 entstandene barocke Drama handelt von dem Lebensweg des Cenodoxus des Doktors von Paris der zwar von seinen Freunden Kollegen und Dienern fur seine Lebensfuhrung und seine Gelehrsamkeit bewundert wird aber dessen Selbstuberschatzung und Eitelkeit vor einem himmlischen Gericht verurteilt werden 1 Das Werk gilt als eine der Inspirationsquellen Goethes fur seinen Faust I Inhaltsverzeichnis 1 Skizze der Handlung 2 Hintergrund 3 Inhalt 4 Form 5 Interpretation 6 Moderne Fassung 7 Ausgaben 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseSkizze der Handlung BearbeitenEs handelt sich um ein barockes Drama basierend auf der Legende des hl Bruno der wie auch seine Zeitgenossen den beruhmten Arzt Cenodoxos verehrte bis nach seinem Tod offentlich wurde welchen Lastern dieser zu seinen Lebzeiten nachging Der in Paris lebende gelehrte und auch ruhmvolle Doktor schwebt in der Gefahr dem Laster der Cenodoxia oder Superbia zu verfallen 1 das heisst er lauft Gefahr der gleichen Versuchung wie einst auch Luzifer zu erliegen Der Streit um die Seele des Cenodoxus zwischen Himmel und Holle wird zum Kernmotiv Der Teufel versucht ihn zu verfuhren die Engel dagegen versuchen ihn durch Warnung zu retten Cenodoxus erliegt der Verfuhrung und zuletzt wird er dafur von Jesus Christus verdammt Auf der ersten Handlungsebene findet eine Komodientradition von Plautus und Terenz statt Dort gibt es eine vordergrundige Handlung um einen Schmarotzer der von den Dienern des Cenodoxus betrogen wird Diese Szenen sind zwar unterhaltsam haben aber keine notwendige Funktion fur den Ablauf der Handlung Allerdings tragen sie mit zur Charakterisierung des Cenodoxus bei Er liebt Schmeichler kann daher als selbstverliebt bezeichnet werden Die zweite Handlungsebene wird dagegen von Tragik bestimmt Diese aussert sich in einem Kampf um Cenodoxus Seele und verdeutlicht den Kontrast zwischen komischer Realitat und gottlicher Wahrheit Alle drei Versuche des Schutzengels Cenodoxus zu warnen scheitern vergeblich Hintergrund BearbeitenDen gegenreformatorischen Absichten des Dichters kommt als Stoff fur dieses Stuck die Legende des heiligen Bruno von Koln ausserst gelegen Bruno entschloss sich 1082 zu Busse und Einkehr als er Zeuge davon wurde wie sich bei drei Seelenmessen fur einen beruhmten Lehrer aus Paris dessen Leiche aufrichtet und sich dem Urteil des gottlichen Gerichts selbstanklagerisch unterwirft wahrend seine Schuler ihn eben noch selig gepriesen haben 1 Bidermann fugt dieser Legende den Namen Cenodoxus und das von dem Wort cendoxia abgeleitete Laster der Ruhmsucht hinzu In dem Stuck ist Bruno ein Schuler des Gelehrten von Paris und wird wie auch seine Freunde Zeuge des Geschehens Dies reicht als Anlass sich nach dem historischen Vorbild in die Abgeschiedenheit zuruckzuziehen und den Karthauserorden zu grunden 1 Inhalt BearbeitenDen Zuschauern offenbart sich nach und nach Eigenliebe Ruhmsucht Selbstuberschatzung Heuchelei Hoffart und Gotteslasterei Eigenliebe Philautia und die Gleisnerei sind die personifizierten Triebkrafte des Cenodoxus und ebendiese unterliegen schliesslich Morbus der Krankheit und Mors dem Tod 1 Cenodoxus ist ein in Paris lebender und weltbekannter Arzt Er hat einen Diener der Dama der Laggey das ist der Junge 1 genannt wird Oft wird er von Mariscus einem Schmarotzer heimgesucht der ihm schmeichelt Die Gleissnerei eine hollische Furie will den Doktor zum Bosen verfuhren Durch die Eigenliebe ist Cenodoxus so sehr von sich eingenommen dass er andere verachtet Als Mariscus erfahrt dass er von Dama durch eine List abgewimmelt worden ist wird er wutend Dama meint dass er wegen eines Hundebisses so rasend sei worauf der Doktor ihn ins Irrenhaus schicken lasst Cenodoxus selbst wird von seinem Schutzengel Cenodoxophylax beschutzt Jener schickt die Conoscentia das Gewissen um den Doktor wieder auf den rechten Weg zu fuhren Inzwischen wird Mariscus der zuruckgekehrt ist von zwei Studenten befragt wie sich dies ergeben habe Cenodoxus findet Zettel mit Warnungen von seinem Schutzengel was ihn nachdenklich macht Es scheinen sich alle Hollengestalten um den Doktor zu reissen doch das Gewissen Conscienta und der Schutzengel Cenodoxophylax sind gegen den Hauptteufel und weitere Teufel genauso machtlos wie der Erzengel Michael und auch andere Engel Cenodoxus weiss bereits dass er bei der noblen Bevolkerung grossen Anklang findet doch er mochte auch wissen wie es um seine Beliebtheit beim armeren Volk steht Er fragt einen Besenbinder um seine Meinung uber ihn bekommt aber die Antwort dass jener ihn nicht kenne Indes beklagt sich der Schutzengel dass seine Anstrengungen vergeblich seien Darauf erscheint er Cenodoxus im Traum und befiehlt einem Teufel ihn zusatzlich noch zu erschrecken obwohl jener damit seine eigene Arbeit zunichtemachen wurde Darauf wird Mariscus von den Dienern des Doktors mit einem wilden Baren vertrieben Cenodoxus wird noch von Panurgus dem Hauptteufel und seinem teuflischen Chor heimgesucht 1 Als zwei Studenten den Doktor aufsuchen wollen sturmt Dama aus dem Haus und sagt dass sein Herr in Lebensgefahr schwebe Einige Zeit spater wird der kranke besessene Doktor von seinen Freunden besucht Der Engelschor und Cenodoxophylax beklagen dass Cenodoxus nicht mehr zu helfen sei 1 Es kommt zum Streit zwischen Engeln und Teufeln um die Seele des sterbenden Doktors Verschiedene Arzte kommen zu ihm konnen aber nurmehr den Tod feststellen Ein gottliches Gericht soll entscheiden wer die Seele erhalten soll Als man die Leiche des Doktors besingen will richtet sie sich auf und schreit beim ersten Mal aus gerechtem Urteil bin ich angeklagt also dass sie im Gottesgericht angeklagt sei und fallt darauf wieder nieder Christus klagt den Doktor wegen Gotteslasterung an worauf der Tote sich am zweiten Tag erneut aufrichtet und schreit aus gerechtem Urteil bin ich gerichtet Cenodoxus Seele wird schliesslich zu ewigen Qualen verdammt Daraufhin richtet sich der Leichnam zum dritten Mal auf und sagt dass er verdammt sei aus gerechtem Urteil bin ich verdammt Cenodoxus Seele wird von den Teufeln verlacht und in die Tiefen der Holle gerissen Christus als der vorsitzende Richter Petrus Paulus und andere Apostel als Nebenrichter sowie der Erzengel Michael verhangen das Urteil der ewigen Verdammnis uber ihn Herzlos und kalt kommentiert der Hauptteufel Panurgus die lasterhaften Taten des Cenodoxus wahrend er sie ausfuhrlich aufzahlt und sich im Anschluss direkt seinem nachsten Fall zuwendet 1 Bruno ein Freund von Cenodoxus verlasst nach diesem erschutternden Erlebnis die Universitat zieht in die Einsamkeit und grundet mit sechs Kommilitonen den Kartauserorden Er legt nach diesen Ereignissen alle Eitelkeit und sundige Eigenschaften dieser Welt ab Bidermann will mit diesem Drama die Verfehlung des Professors mit dem griechischen Namen Cenodoxus zeigen was ubersetzt eitler und leerer Ruhm bedeutet Angeklagt wird im Drama die Verlogenheit das Streben nach eitlem Ruhm und die Hoffart nicht etwa die selbstbewusste Haltung des Humanisten Form BearbeitenDer Zuschauer weiss schon zu Beginn alles was auf eine analytische Konzeption hinweist Diese dient dazu dass das Drama leichter nachvollziehbar wird und der Zuschauer seine Intention schneller auffassen kann Fast ausnahmslos sind die Werke von Jakob Bidemann in Latein abgefasst Als sich das Deutsche spater zu einer literaturfahigen Sprache entwickelt hatte versperrte gerade dies einer Rezeption der Dichtungen Bidermanns den Weg Daher ist Cenodoxus sein einflussreichstes Werk bis heute in der zeitgenossischen Ubersetzung bekannter als im lateinischen Original Interpretation BearbeitenBidermann schrieb dieses Werk vermutlich um 1600 als er die Blute seines literarischen Schaffens erreicht hatte Die Urauffuhrung des Stucks fand am 2 Juli 1602 in Augsburg statt Dass er Mitglied des Jesuitenordens war wirkt sich in besonderer Weise auf seine Werke aus In diesem Werk versucht Bidermann an das Volk zu appellieren und die Menschen vor bosen Einflussen und einem sundigen Leben zu warnen Das Ende des Werkes soll zeigen was mit einem Menschen passiert wenn er sundigt Bei diesem Werk handelt es sich um ein Jesuitendrama Moderne Fassung BearbeitenEine moderne Fassung des Cenodoxus schuf Dieter Forte die 1972 bei den Salzburger Festspielen in der Regie von Werner Duggelin in der Ausstattung von Jean Tinguely uraufgefuhrt wurde Ausgaben BearbeitenJakob Bidermann Cenodoxus Deutsche Ubersetzung von Joachim Meichel 1635 Hg von Rolf Tarot Reclams Universal Bibliothek Nr 8958 Reclam Stuttgart 1986 Bibiliografisch erganzte Ausgabe zuerst 1965 ISBN 978 3 15 008958 3 Literatur BearbeitenHelmut Gier Hrsg Jakob Bidermann und seinCenodoxus Der bedeutendste Dramatiker aus dem Jesuitenorden und sein erfolgreichstes Stuck Schnell Steiner Regensburg 2005 ISBN 3 7954 1729 5 Jakob Bidermann Cenodoxus In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Kindlers Literatur Lexikon 3 vollig neu bearbeitete Auflage 18 Bde Metzler Stuttgart Weimar 2009 ISBN 978 3 476 04000 8 Bd 2 S 551 552 Biogramm Werkartikel zu Cenodoxus von Bernhard Setzwein Hans Pornbacher Jacob Biedermann Cenodoxus Der Doctor von Pariss Artikel in Interpretationen Damen von Barok bis zur Aufklarung Reclam Stuttgart 2000 ISBN 3 15 017512 7 S 7 36 Weblinks BearbeitenWeiterfuhrende Informationen zu Cenodoxus Memento vom 16 Mai 2008 im Internet Archive Cenodoxus Hg St Schaller Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Bernhard Setzwein Cenodoxus In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Kindlers Literatur Lexikon 3 vollig neu bearbeitete Auflage 18 Bde Metzler Stuttgart Weimar 2009 ISBN 978 3 476 04000 8 Bd 2 S 551 552 hier 552 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cenodoxus amp oldid 238068804