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Cantus in Memoriam Benjamin Britten ist eine Komposition des estnischen Komponisten Arvo Part aus dem Jahr 1977 Sie gilt als eines der bekanntesten Werke von Part und ist ein fruhes Beispiel fur den von ihm entwickelten Tintinnabuli Stil Inhaltsverzeichnis 1 Komposition 2 Musikalische Aussage 3 Intention 4 QuellenangabenKomposition BearbeitenDas Stuck wurde als Proportionskanon in a Moll fur zehnstimmiges Streichorchester und Glocke komponiert Diese ist auf den Ton A gestimmt und bildet das tonale Zentrum des Stuckes Es handelt sich um einen Augmentations Kanon Augmentation lat augmen Vermehrung Zuwachs in diesem Kontext Vergrosserung von Notenwerten und Intervallen Das Stuck steht im 6 4 Takt und beinhaltet einen standigen Wechsel von kurzen und langen Notenwerten Es beginnt mit Glockenschlagen die in Gruppen mit Abstanden von 18 Taktschlagen erklingen Jede dieser Gruppen besteht aus drei A die jeweils in einem Abstand von 12 Taktschlagen gespielt werden Diese Glockenschlage ziehen sich mit einer Unterbrechung durch das ganze Stuck allerdings vermittelt das Cis als der vierte Oberton der Glocke den Eindruck dass es sich um ein A Dur Stuck handelt vgl Picardische Terz Unter den Instrumenten des Orchesters sind zwei mal zwei Violinstimmen vertreten ausserdem Bratschen Celli und Kontrabasse mit jeweils zwei Stimmen Die erste Stimme jeder Instrumentenart spielt die fur das Stuck charakteristische absteigende a Moll Tonleiter die zweite Stimme jeweils nur die Tone des a Moll Dreiklangs die jeweils unter den Tonen der ersten Stimme liegen Beispiel Erste Stimme spielt ein G zweite Stimme spielt ein E Alle ersten bzw zweiten Substimmen spielen jeweils die gleiche Melodie wobei jede Hauptstimme jeweils eine Oktave tiefer und im halben Tempo der vorherigen Stimme spielt wodurch die oben erwahnte Augmentation entsteht Demzufolge endet die Komposition wenn der Kontrabass als tiefste Stimme die Melodie beendet hat Das Stuck beginnt sehr leise im Pianissimo baut aber allmahlich eine grossere Lautstarke auf die durch die hinzukommenden Instrumente entsteht Der Klangeindruck ist komplex obwohl das Prinzip der Komposition ein relativ einfaches ist Dieses Phanomen beruht u a auf Parts Tintinnabuli Stil Musikalische Aussage BearbeitenDas Stuck kann als Meditation uber den Tod angesehen werden Der Autor der Biographie Parts Paul Hillier sagt dass die Art und Weise zu leben von unserer Beziehung zum Tod abhangt Wie Musik gestaltet wird hangt von der Beziehung zur Stille ab Demnach wird dieses Stuck durch die Stille am Anfang sowie am Ende gepragt Obwohl die verschiedenen Instrumente nacheinander hinzukommen spielen sie genau genommen von Beginn an Die Stille schafft einen Rahmen um das Stuck und hat eine religiose oder spirituelle Bedeutung Sie verdeutlicht den Gedanken dass wir aus der Stille entstehen und auch zur Stille zuruckkehren werden Auch wenn Arvo Part vorwiegend fur seine religiosen Stucke bekannt ist ist dieses Stuck nicht primar auf religiose Motive zuruckzufuhren Nach eigener Aussage Parts fallt das Unwichtige weg da ihn das Komplizierte verwirrt Es reiche wenn man eine einzige Note schon spiele Fur Part ist wichtig dass alles eins wird Deshalb ist der entstehende Dualismus nur scheinbar vorhanden Die naturliche a Moll Tonleiter hat historische Verbindungen Part nutzt verschiedene Modi eines Systems die besonders von der fruhen liturgischen Musik beeinflusst wurden und aus der Zeit stammen bevor Dur und Moll in der westlichen Musik popular wurden Jeder dieser Modi hat einen individuellen Charakter Der Kirchenmodus enthalt eine aufsteigende naturliche diatonische Tonleiter die sich wiederum dadurch auszeichnet dass die Bezeichnungen der Tone die benutzt werden alle mit einem verschiedenen Buchstaben beginnen mussen und dass zwischen benachbarten Stufen keine verminderten oder ubermassigen Intervalle auftreten durfen Aeolian Stil Arvo Part lasst sich hier von diesem Stil inspirieren Das Stuck wurde aufgrund seines musikalischen Charakters als Hintergrundmusik bei Filmen Fernsehdokumentationen und Serien verwendet Intention BearbeitenArvo Part komponierte das Stuck als Hommage an den 1976 verstorbenen Kunstler Benjamin Britten dessen Musik er erst kurz vor seinem Tod schatzen gelernt hatte Parts Wunsch Britten personlich zu treffen blieb aufgrund der politischen Differenzen zwischen der UdSSR und England sowie des fruhen Todes Brittens unerfullt Als Reaktion auf Brittens Tod sagte Part in einer Rede Warum hat das Todesdatum Benjamin Brittens 4 Dezember 1976 eine solche Reaktion in mir ausgelost Wahrend dieser Zeit war ich offensichtlich an einer Stelle angelangt in der ich die Grosse eines solchen Verlustes erkannt habe Unbeschreibliche Schuldgefuhle sogar mehr als dies kamen in mir auf Gerade hatte ich Britten fur mich entdeckt Erst kurz vor seinem Tod fing ich an die Reinheit seiner Musik schatzen zu lernen Sie beeindruckte mich in ahnlicher Weise wie die Balladen von Guillaume de Machaut Ausserdem wollte ich Britten uber einen langen Zeitraum hinweg auch personlich kennenlernen und jetzt werde ich nie die Moglichkeit dazu haben Quellenangaben BearbeitenPaul Hillier Arvo Part Oxford University Press Oxford 1997 ISBN 0 19 816550 1 Peter Quinn Arvo Part Cantus in memory of Benjamin Britten Goldsmiths College University of London 1991 Wolfram Wallrabenstein Arvo Part Cantus in memoriam Benjamin Britten In Zeitschrift fur Musikpadagogik Oktober 31 1985 31 13 3 Gidon Kremer Sleeve notes to Part Tabula Rasa ECM New Series 1988 Harenberg Komponistenlexikon Mannheim 2004 S 691 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cantus in Memoriam Benjamin Britten amp oldid 237735789