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Die Buchhandlung J Berger am Wiener Kohlmarkt 3 bestand von 1900 bis 2012 Sie hiess bis 1931 Buchhandlung F Lang und kam in den 1930er Jahren in den Besitz der Familie Berger Buchhandlung Berger im Jahr 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAm 20 November 1870 wurde die Buchhandlung und Antiquariat Franz Lang am Standort Singerstrasse 8 in Wien Innere Stadt gegrundet Die handelsrechtliche Protokollierung erfolgte 1874 Die Grundung fiel in eine Zeit des allgemeinen Aufschwungs des Baus der Wiener Ringstrasse und stark steigender Nachfrage nach Kulturgutern aller Arten Die Zahl der Wiener Buch Kunst und Musikalienhandler verdreifachte sich fast zwischen 1859 und 1890 Im Laufe der Jahre erwarb der Inhaber auch eine Konzession fur den Kunsthandel 1897 ubersiedelte das florierende Geschaft auf den Neuen Markt 17 An dieser Stelle standen damals noch vier Hauser wenig spater wurde auf den Grundstucken das sogenannte Herrnhuterhaus im Stil der Secession errichtet 1899 erfolgte die Demolierung der gesamten Hauserfront und zugleich der erste Besitzerwechsel Franz Lang ubergab die Geschafte an Karl Wehle Lang wurde Sachverstandiger und Schatzmeister betrieb aber weiterhin auch einen Buch und Kunsthandel nunmehr in der Baumgasse im dritten Wiener Gemeindebezirk Wehle musste einen neuen Standort finden und entschied sich fur das soeben errichtete Wohn und Geschaftshaus am Kohlmarkt 3 in Sichtweite von Michaelerplatz und Hofburg Viktor Fink der Chronist der Buchhandlung schreibt Die Platzwahl zeigt dass bewusst nach einem entwicklungsfahigen Standort gesucht wurde 1 Kohlmarkt Graben Hof und Hoher Markt waren dicht besiedelt zudem galt die Gegend schon damals als hochst vornehm Es befanden sich dort bereits zwei Buchhandlungen seit 1789 die traditionsreiche Artaria seit 1896 Wiens erstes Kino und in unmittelbarer Nahe auch zwei Kunsthandlungen Damit waren gute Voraussetzungen fur die Bewaltigung der krisenhaften Zeiten des 20 Jahrhunderts gelegt Die Buchhandlung konnte rasch Renommee erlangen Am 1 Mai 1917 erfolgte schliesslich der nachste Besitzerwechsel der junge Hans Sachsel 1893 1950 ubernahm Der kommende Besitzer Josef Berger der seine Lehrjahre bei der Firma Stetter absolviert hatte und danach von 1909 bis 1912 bei Kirsch in der Singerstrasse und spater bei Braumuller angestellt war trat in die Buchhandlung ein und wurde 1924 zum Prokuristen ernannt Berger geboren am 15 Marz 1891 entstammte einer katholischen Weberfamilie aus Rymarov auf deutsch Romerstadt Er wurde Buchhandelsgehilfe heiratete Rosa Knell und arbeitete sich kontinuierlich nach oben bis er schliesslich in der Buchhandlung F Lang mit Leitungsfunktion betraut wurde Das Ehepaar hatte einen Sohn Gottfried Berger war ein ausgesprochen bibliophiler Charakter pflegte sowohl das klassische Sortiment als auch das moderne Antiquariat und konnte mit seiner kompetenten und verbindlichen Art einen beachtlichen Kundenstock binden Sachsel ab 1919 auch Inhaber der Sortimentsbuchhandlung Wilhelm Braumuller amp Sohn am Graben 21 entschloss sich zum Verkauf Josef Berger und sein Partner Heinrich Fischer ubernahmen am 1 Juli 1931 die Buchhandlung die nunmehr den Namen fuhrte Berger amp Fischer vorm F Lang Buchhandlung und Antiquariat Ab 1 Dezember 1936 war J Berger schliesslich Alleininhaber und Namensgeber der Buchhandlung Er pflegte freundschaftliche Kontakte zu mehreren Schriftstellern wobei seine weltanschauliche Neutralitat ins Auge sticht Das Spektrum der Dichter die in der Buchhandlung verkehrten reichte von Theodor Kramer fruher als Volontar dort beschaftigt Jude und Grundungsmitglied der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller bis zu Bruno Brehm und Josef Weinheber beide Antisemiten Weinheber auch Parteimitglied der NSDAP ab 1931 Nach der Annexion Osterreichs an Hitler Deutschland mussten alle Buchhandlungen unerwunschtes Schrifttum abliefern In der Buchhandlung Berger wurden von der Buchablieferungsstelle der Gestapo 1 509 Bande beschlagnahmt nicht jedoch die verbliebenen Bandchen mit Lyrik Theodor Kramers Diese wurden vom damaligen Lehrling Viktor Fink auf Anordnung seines Chefs in der oberen Schaufensterverkleidung versteckt und uberstanden die NS Zeit Wahrend der NS Zeit zahlte die Buchhandlung gemeinsam mit A Pichler s Witwe amp Sohn Wilhelm Maudrich der Beck schen Universitats Buchhandlung Karl Muck der Eckart Buchhandlung Hans Knoll und Rudolf Krey zur Gilde der sogenannten N S Buchhandler von Wien Nach dem uberraschenden Tod Josef Bergers im Jahr 1947 ubernahm vorerst seine Witwe die Fuhrung der Geschafte Deren Sohn Gottfried Berger wurde 1955 Inhaber 1960 grundete er gemeinsam mit Heimito von Doderer und Hans Weigel die Stunde der Begegnung literarische Abende im Stockwerk uber der Buchhandlung mit Lesungen nahezu aller bedeutenden Schriftsteller Osterreichs Bis 2001 fanden vierhundert Veranstaltungen statt Die Buchhandlung wurde in den letzten Jahren ihres Bestehens von seiner Tochter Astrid gefuhrt Nach Gottfried Bergers Tod erschien der Familie die Weiterfuhrung aufgrund der Geschaftsgrosse von nur knapp 30 m nicht mehr rentabel zumal die Miete sukzessive auf das Niveau der ortsublichen Mietpreise angehoben wurde 2 Literatur BearbeitenGottfried Berger 400 Stunden der Begegnung Wien J Berger Buchhandlung 2001 129 Seiten Viktor Fink Begegnungen eines Buchhandlers Verlagshaus Hernals 2007 ISBN 978 3 9502577 1 7 228 Seiten Beatrice Weinmann Gottfried Berger Buchhandler und Osterreicher aus Leidenschaft Wien Molden 2002 ISBN 3 85485 086 7 384 Seiten Gerald Schnitten Hg Festschrift zum 80 Geburtstag von Gottfried Berger Wien April 2002 168 SeitenWeblinks BearbeitenGeorg Hupfer Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien Diplomarbeit an der Universitat Wien 2003Einzelnachweise Bearbeiten Viktor Fink Begegnungen eines Buchhandlers Wien 2009 S 146 Michael Freund Teure Mieten in der Wiener City Bucher mussen Uhren weichen Der Standard Wien 16 Juli 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Buchhandlung J Berger amp oldid 231741048