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Am 10 Juni 1990 kam es auf dem British Airways Flug 5390 von Birmingham nach Malaga zu einem Zwischenfall Die eingesetzte BAC 111 500 verlor wahrend des Fluges um 07 33 UTC eine Cockpitscheibe Dadurch kam es zu einem Druckabfall bei dem der Kapitan halb aus der Kabine gerissen wurde Der Kopilot und die Kabinenbesatzung konnten verhindern dass Personen ernsthaften Schaden erlitten British Airways Flug 5390Eine BAC 111 500 der British AirwaysUnfall ZusammenfassungUnfallart StrukturversagenOrt Didcot Oxfordshire UKDatum 10 Juni 1990Todesopfer 0Uberlebende 87 alle Verletzte 2LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp BAC 111 500Betreiber British AirwaysKennzeichen G BJRTName County of South Glamorgan Passagiere 81Besatzung 6Listen von Flugunfallen Inhaltsverzeichnis 1 Unfallhergang 2 Unfallursache 3 Sofortmassnahmen von British Airways 4 Der Unfall in den Medien 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseUnfallhergang BearbeitenDie BAC 1 11 der British Airways Kennzeichen G BJRT Taufname County of South Glamorgan startete um 07 20 UTC mit 60 Minuten Verspatung vom Flughafen Birmingham mit dem Ziel Malaga Als die Maschine im Steigflug eine Hohe von 17 300 ft ca 5 300 m bei einer Geschwindigkeit von 300 kn 556 km h erreicht hatte wurde das linke Cockpitfenster aus der Verankerung nach aussen gerissen Flugkapitan Tim Lancaster der sich gerade abgeschnallt hatte wurde durch den Druck halb aus dem Fenster gedruckt Mit den Fussen verfing er sich in der Steuersaule was verhinderte dass er vollstandig aus dem Flugzeug geblasen wurde Durch die Lenksaulenbewegung neigte sich das Flugzeug um 6 nach unten und drehte sich um 25 nach rechts Die Aussentemperatur betrug in dieser Hohe 17 C Flugbegleiter Nigel Ogden der gerade das Cockpit verlassen hatte vernahm einen Knall und bemerkte die Nebelwolken die die Kabine fullten und auf einen plotzlichen Druckverlust hindeuteten Er kehrte sofort zuruck hielt Lancaster an der Hufte fest und sicherte so den Kapitan Die Cockpittur war zerrissen und lag teilweise uber der Steuerung Durch den Luftzug wurden zahlreiche Gegenstande losgerissen und aus dem Fenster geblasen darunter eine Sauerstoffflasche mitsamt ihrer Verankerung Kopilot Alastair Atchison war noch angeschnallt und hatte zuerst Probleme das Flugzeug zu steuern da Lancasters Beine sowie Reste der Cockpittur die linke Steuersaule blockierten Atchison leitete dann einen Sinkflug ein um in eine Hohe mit genugend Sauerstoff zu gelangen Seine Sauerstoffmaske legte er absichtlich nicht an um weiterhin mit der Besatzung sprechen zu konnen Inzwischen war der Kabinenchef John Heward ebenfalls ins Cockpit gekommen sicherte sich am Gurt des Jumpseats hielt seinerseits Ogden fest und konnte ihn mit dem Gurt des Kapitans sichern Auch mit der Hilfe des dritten Flugbegleiters Simon Rogers war es ihnen nicht moglich Lancaster gegen den Winddruck wieder ins Cockpit zu ziehen Atchison hatte inzwischen einen Notruf abgesetzt und angegeben wegen Druckverlusts auf 10 000 ft ca 3 000 m zu sinken Ausserdem verringerte er die Geschwindigkeit auf 150 kn 278 km h Durch den Larm im Cockpit konnte Atchison die Antwort des Fluglotsen in London nur schlecht verstehen Der Fluglotse nahm den Notruf zwar entgegen wartete aber auf weitere Information des Kopiloten und arbeitete inzwischen normal weiter Es kam dadurch jedoch nicht zu Problemen ausser dass die zustandigen Stellen verspatet unterrichtet wurden Atchison wurde per Funk zum nachsten Flughafen nach Southampton geleitet Es gelang ihm die Maschine um 7 55 Uhr sicher zu landen Wahrend der gesamten Zeit hing Lancaster zu etwa zwei Dritteln aus dem Cockpitfenster Noch auf der Landebahn stiegen die Passagiere uber die Treppe aus wahrend Rettungsmannschaften den Kapitan retteten Entgegen ersten Befurchtungen hatte Lancaster uberlebt und kam nach der Landung wieder zu Bewusstsein Er trug Knochenbruche Prellungen und Erfrierungen davon konnte jedoch nach funf Monaten seinen Beruf wieder aufnehmen 1 Der Steward Nigel Ogden erlitt bei der Sicherung des Flugkapitans eine ausgerenkte Schulter und Erfrierungen im Gesichtsbereich Im Jahr 2001 musste Ogden seinen Beruf schliesslich aufgrund einer Posttraumatischen Belastungsstorung aufgeben Das verlorene Fenster wurde spater in der Nahe von Cholsey Oxfordshire gefunden Unfallursache BearbeitenDas Herausfallen der Cockpitverglasung lasst sich mit einer Kette von Unachtsamkeiten und Fehlern bei der Wartung erklaren Der Flug war der erste dieses Flugzeuges nach einer Wartung im Hangar wahrend der aufgrund eines Mangelberichts auch das linke Cockpitfenster ausgetauscht wurde Diese Arbeit wurde in den fruhen Morgenstunden des Vortags durchgefuhrt Da die Schicht knapp besetzt war ubernahm der Schichtleiter diese Arbeit selbst Entgegen den Vorschriften war das linke Cockpitfenster zuvor nicht mit 90 Senkkopfschrauben vom Typ A211 8D befestigt worden sondern mit der um 2 5 mm kurzeren Variante A211 7D Da der letzte Fenstertausch schon vier Jahre zurucklag hatte dies offensichtlich nicht zu Beeintrachtigungen gefuhrt Der Schichtleiter entfernte das Fenster mit der Hilfe eines Kollegen Da einige Schrauben dabei beschadigt wurden und andere Anzeichen von Rost aufwiesen entschied er sich neue Schrauben aus dem Ersatzteillager zu besorgen Schrauben dieser Grosse tragen keine Bezeichnung und der Schichtleiter machte sich nicht die Muhe die korrekte vorgeschriebene Teilenummer zu ermitteln sondern begnugte sich mit einer der alten Schrauben als Muster Der Mitarbeiter im Ersatzteillager machte den Schichtleiter noch darauf aufmerksam dass die korrekte Grosse nicht 7D sondern 8D sei aber der Schichtleiter ging nicht darauf ein weil er ja soeben Schrauben des Typs 7D entfernt hatte Da in diesem Ersatzteillager nicht genugend Schrauben der Grosse 7D vorratig waren begab sich der Schichtleiter zu einem anderen Lager auf dem Flughafen das zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt war Dort entnahm er weitere Schrauben die er fur 7D hielt aber in Wirklichkeit 8C waren Diese hatten die gleiche Lange wie die vorgeschriebenen 8D der Durchmesser war jedoch um 0 66 mm geringer Ausserdem nahm er sechs Schrauben der Grosse 9D mit weil er der Meinung war dass die Eckschrauben langer sein mussten Die Service Anleitung gab fur die Schrauben ein Drehmoment von 15 lbf in etwa 24 Nm an der Schichtleiter entschied jedoch die Schrauben mit 20 lbf in anzuziehen Ein kalibrierter Drehmomentschlussel war nicht verfugbar so dass er einen Drehmoment Schraubendreher verwendete Durch eine ungunstige Stellung seiner mobilen Arbeitsplattform und dadurch dass er beide Hande verwenden musste hatte er keine direkte Sicht auf die Schrauben Er verwendete 84 der neuen Schrauben Als er zu den sechs Eckschrauben kam bemerkte er dass er sich geirrt hatte und die von ihm vorgesehenen Schrauben vom Typ 9D nicht passten Hier verwendete er die alten Schrauben Der Schichtleiter bemerkte nicht dass die Senkkopfe der neuen Schrauben tiefer sassen als die der alten Eine Uberprufung der Arbeit fand nur dadurch statt dass die Funktion der Scheibenheizung getestet wurde Da die Arbeit vom Schichtleiter selbst durchgefuhrt wurde gab es niemanden der seine Arbeit in derselben Nacht kontrollierte Eine Uberprufung durch eine zweite Person war auch nicht vorgeschrieben weil der Austausch eines Cockpitfensters nicht als kritische Aktion angesehen wurde In der folgenden Nacht noch vor dem Start des Flugzeugs tauschte der Schichtleiter an einer anderen Maschine ebenfalls ein Cockpitfenster aus Er bemerkte zwar dass dieses nicht mit 7D sondern mit 8D Schrauben befestigt war hielt den Unterschied aber fur eine Modifikation der Serie im Laufe der Jahre und mass dem keine Bedeutung bei Bei den meisten Verkehrsflugzeugen werden die Cockpitscheiben von innen nach aussen eingebaut so dass sie der hohere Luftdruck im Inneren des Flugzeuges in ihre Fassungen presst Bei der BAC 1 11 werden die Scheiben jedoch von aussen nach innen eingebaut und von aussen verschraubt Die notwendige Haltekraft wird ausschliesslich durch die Verschraubung aufgebracht Daher kann die Verglasung beim Versagen der Schrauben nach aussen gedruckt und abgerissen werden Sofortmassnahmen von British Airways BearbeitenAls zuerst bekannt wurde dass Schrauben mit zu geringer Lange verwendet wurden setzte British Airways eine ausserordentliche Untersuchung aller BAC 1 11 vor dem nachsten Start an Dabei sollte jede vierte Schraube der Cockpitfenster entfernt und gemessen werden Dabei wurden bei mehreren Flugzeugen falsche Schrauben gefunden Als im weiteren Verlauf der Untersuchung auch bekannt wurde dass bei dem Vorfall einige Schrauben mit zu geringem Durchmesser Verwendung fanden fuhrte dies zu einer zweiten Untersuchung aller Flugzeuge Hier genugte eine Sichtprufung auf den Durchmesser des Schraubenkopfs welche bei allen Schrauben durchgefuhrt wurde Bei keinem der untersuchten Flugzeuge wurden jedoch zu dunne Schrauben entdeckt Der Unfall in den Medien BearbeitenDer Unfall von British Airways Flug 5390 wurde in der kanadischen Fernsehserie Mayday Alarm im Cockpit mit dem englischen Titel Blow Out und dem deutschen Titel Horrorflug 111 2 gezeigt In nachgestellten Szenen Animationen sowie Interviews mit Beteiligten und Ermittlern wurde uber die Vorbereitungen den Ablauf und die Hintergrunde des Fluges berichtet Weblinks BearbeitenOffizieller Unfallbericht der Air Accidents Investigation Branch englisch 62 Seiten PDF Datei von 3 2 MB Anhange zum Unfallbericht unter anderem mit Niederschrift des Funkverkehrs englisch 24 Seiten PDF Datei von 1 1 MB Sydney Morning Herald This is your captain screaming Bericht von Ogden vom Februar 2005 englisch Jochen W Braun Das Fenster zum Tod Flugkatastrophe 1990 Abgerufen am 5 August 2011 Pilot Sucked Out In Flight British Blowout British Airways Flight 5390 4K In TheFlightChannel YouTube 18 September 2018 abgerufen am 14 Oktober 2020 englisch Video 12 48 Einzelnachweise Bearbeiten This is your captain screaming The Sydney Morning Herald 5 Februar 2005 abgerufen am 19 November 2016 englisch Fernsehserien de Episodenfuhrer Abgerufen am 6 Januar 2011 51 605833 1 240833 Koordinaten 51 36 21 N 1 14 27 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title British Airways Flug 5390 amp oldid 230052326