Breuddwyd Rhonabwy ['breiðuid ŗo'nabui] („Rhonabwys Traum“) ist der Titel einer satirischen Erzählung, die im 12. oder 13. Jahrhundert entstanden und im Llyfr Coch Hergest („Das Rote Buch von Hergest“) enthalten ist.
Inhalt Bearbeiten
König Madawg fab Maredudd von Powys sendet Rhonabwy aus, damit dieser Iorwerth, den aufrührerischen Bruder Madawgs, finde und dem König bringe. Zusammen mit zwei Gefährten verbringt der Titelheld die Nacht in einer schmutzigen kleinen Herberge.
Als Rhonabwy auf einem gelben Kalbsfell einschläft – ein gelbes Fell soll prophetische Träume herbeiführen können – wird er im Traum in das Zeitalter von Kaiser Arthur versetzt. Dieser hat am Ufer des Severn sein Zeltlager aufgeschlagen, wohin Rhonabwy und seine beiden Begleiter gebracht werden. Der Träumer begegnet dort den berühmten Rittern Cei fab Cynyr, Owein fab Urien, Morfran, March fab Meirchiawn, Gwrhyr Gwalstawd Ieithoedd, Caradawg Freichfras, Gwalchmei fab Gwyar und einigen anderen. Er sieht Arthur und Owein beim gwyddbwyll (altirisch: fidchell = „Holz-Verstand“)-Spiel zu, gleichzeitig findet ein Kampf ihrer Truppen statt, der je nach dem Ergebnis des Spieles ausgeht.
Das Heer rüstet zu einem Kriegszug nach Cornwall und bei dem dabei entstehenden Lärm erwacht Rhonabwy.
Bei dem Heereszug soll es sich um die Vorbereitung zu einem Kampf gegen die Sachsen oder zur mythischen Schlacht von Camlann handeln, bei der Arthur den Tod findet.
Erläuterungen Bearbeiten
Diese Erzählung ist die späteste überlieferte arthurische Erzählung aus Wales. Rhonabwys Traum spielt auf zwei Ebenen, im Königreich Powys des 12./13. Jahrhunderts, einer Zeit des politischen und wirtschaftlichen Niederganges und im „goldenen“ Zeitalter von Arthur, der hier Kaiser genannt wird. Eine früher nicht erwähnte niedere Gesellschaftsschicht kommt in dieser Erzählung vor, ein kleiner Bauer wie Heilyn der Rote wäre in arthurischer Zeit nie als Gastgeber in einer Sage genannt worden. Auch die Erwähnung der Notdurft (…dass es nicht leicht gewesen wäre, hinauszugehen, um die Notdurft zu verrichten…) hat in den früheren Geschichten nie stattgefunden. Allerdings ist Arthur hier noch nicht die alles überstrahlende Zentralfigur, sondern gleichrangig mit seinem Spielgegener Owein. Die glanzvolle Beschreibung des Hofstaates von Arthur mit der detaillierten Beschreibung all der berühmten Helden bildet das gewollte Gegenstück zur Armseligkeit der (damaligen) Gegenwart.
Siehe auch Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
- Helmut Birkhan: Nachantike Keltenrezeption. Praesens Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-7069-0541-1.
- Helmut Birkhan: Keltische Erzählungen vom Kaiser Arthur (= Erzählungen des Mittelalters. Bd. 2). Teil 2. 2. Auflage. Lit-Verlag, Wien 2004, ISBN 3-8258-7563-6.
- Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5.
Weblinks Bearbeiten
- James MacKillop: A Dictionary of Celtic Mythology (= Oxford paperback reference). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-860967-1, S. 55 ff. (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Helmut Birkhan: Keltische Erzählungen vom Kaiser Arthur. Teil 2, S. 120 f.
- Helmut Birkhan: Nachantike Keltenrezeption. S. 140.
- Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 1021 f.
- Helmut Birkhan: Keltische Erzählungen vom Kaiser Arthur. Teil 2, S. 130.
- ↑ Helmut Birkhan: Keltische Erzählungen vom Kaiser Arthur. Teil 2, S. 142.
- Helmut Birkhan: Keltische Erzählungen vom Kaiser Arthur. Teil 2, S. 201 ff.
- Helmut Birkhan: Nachantike Keltenrezeption. S. 139 f. (für den gesamten Absatz „Erläuterungen“)