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Die Bremen Vegesacker Fischerei Gesellschaft war eine Loggerfischerei und bestand von 1895 bis 1969 Sie war zeitweise die grosste Heringsfischerei Gesellschaft Europas Flagge der Bremen Vegesacker Fischerei Gesellschaft Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Aufbau und Blutejahre 1 3 Niedergang und Ende 2 Literatur und Film 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Deutschland importierte 1895 insgesamt 1 181 953 Fasser Salzheringe im Werte von etwa 25 000 000 Mark Um von Importen unabhangiger zu werden entstanden zu dieser Zeit in verschiedenen Kustenorten Deutschlands Heringsfanger Gesellschaften So wurde am 31 Januar 1895 auch die Bremen Vegesacker Fischerei Gesellschaft AG gegrundet Ein weiterer Grund fur die Grundung dieser Gesellschaft war dass die Weserkorrektion durch Ludwig Franzius fur den Ort Vegesack und seinen restaurierten Hafen nicht den erwarteten Aufschwung gebracht hatte Viele Schiffe fuhren vorbei stromaufwarts direkt zum Bremer Hafen Man hoffte den Umschlag des Vegesacker Hafens durch eine neue Gesellschaft wieder beleben und ausserdem der unausgelasteten Werft Bremer Vulkan Auftrage beschaffen zu konnen Der Grundung vorausgegangen war die folgende Anzeige in der Ausgabe vom 14 Dezember 1893 der Norddeutschen Volks Zeitung Die Unterzeichneten mochten ihr Interesse fur ein Unternehmen erwecken welches fur die hiesige Gegend von grosser Bedeutung werden kann sobald sich patriotische und thatkraftige Manner finden es in die Hand zu nehmen Wir meinen die Grundung einer Fischerei Actien Gesellschaft Durch die Correction der Weser ist Vegesack eben so gut mit dem Meere verbunden worden wie Bremen die Schiffe konnen mit einer Fluth oder einer Ebbe die See oder den Hafen hier erreichen Die Hafenanlagen in Vegesack bieten genugenden Platz fur eine kleine Flotte hiesiger Fischereifahrzeuge und die Bevolkerung dieser Gegend wurde sich bald wieder wie in fruheren Jahren dem Seeberufe zuwenden wenn ihr dazu Gelegenheit in unmittelbarer Nahe geboten wird Initiatoren dieser Aktion waren grosstenteils auch die Grunder der kurz vorher entstandenen Werft Bremer Vulkan der Inhaber der Bremer Tauwerk Fabrik in Grohn C H Michelsen der Architekt und Maurermeister C Hartmann der Stadtdirektor und Herausgeber der Norddeutschen Volkszeitung J F Rohr der Seemann Albrecht Franzius ein Bruder des bekannten Wasserbau Ingenieurs Ludwig Franzius sowie einige weitere Manner alle aus Vegesack Sie waren bemuht Aktionare fur die zu grundende Fischereigesellschaft moglichst aus Vegesack Grohn und aus dem Landkreis Blumenthal zu finden nbsp Tafel des Segelloggers BV26 Wietze Als so bis Ende 1894 statt der vom Prasidenten des Deutschen Seefischerei Vereins geforderten 400 000 Mark Grundkapital nur 129 000 Mark zusammenkamen wandte sich das Grundungskomitee an kapitalkraftige Bremer Dort wurde ein weiterer Prospekt veroffentlicht unterzeichnet von mehreren Kaufleuten um Franz Ernst Schutte Dieses stiess ebenfalls auf Interesse es fanden sich genugend Aktionare um die Fischereigesellschaft grunden zu konnen Die Absicht den Betrieb vollstandig in Vegesack zu konzentrieren liess sich bei der Ubermacht bremischen Kapitals allerdings nicht verwirklichen Als Sitz wurde ausdrucklich Bremen bestimmt Zum Direktor wurde Albrecht Franzius ernannt Vorsitzender des Aufsichtsrats wurde Bernhard Loose dessen Bank etwa die Halfte des Grundungskapitals eingebracht hatte Als Sitz fur die Produktionsanlagen pachtete das neue Unternehmen das am Vegesacker Hafen gelegene Betriebsgelande des vorher dort angesiedelten Bremer Vulkan zusatzlich wurde bald darauf ein benachbartes etwa 1 300 Quadratmeter grosses Gelande erworben Sofort nach der Grundung wurden beim Bremer Vulkan die vier Segellogger B V 1 bis B V 4 als erste ihrer Art in Eisenbauweise in Auftrag gegeben Die Logger erhielten die Namen Bremen Vegesack Blumenthal und Grohn der Logger Vegesack existiert als einziges dieser Fahrzeuge fahrbereit noch heute und liegt im Vegesacker Museumshaven Der Rumpf des Segelloggers BV26 Wietze lag viele Jahre aufgebockt auf dem Gelande der Bremer Bootsbau Vegesack gGmbH BBV am anderen Ende der maritimen Meile Vegesacks Die beabsichtigte Restaurierung blieb infolge der Insolvenz der BBV unvollendet Schliesslich kaufte ein schwedischer Unternehmer das Schiff um es vollstandig zu sanieren 1 2 Diese Logger starteten Ende Mai 1895 zu ihrer ersten Fahrt und brachten in diesem Geschaftsjahr bereits etwa 2 800 Tonnen Heringe an Land Trotzdem hatte der Ertrag wohl nicht ganz die Erwartungen des Unternehmens erfullt denn im ersten Betriebsbericht war zu lesen Unsere 4 Logger brachten in 4 Reisen total 3641 Kantjes 2776 handelsublich aufgepackten Tonnen Hering an Das Resultat des Heringsfanges ist kein gunstiges gewesen Aufbau und Blutejahre Bearbeiten Den ersten Loggern folgten schnell weitere Der Bremer Vulkan baute zwischen 1894 und 1896 allein 14 Schiffe fur die Gesellschaft 1899 liefen 20 Segellogger zum Fang aus im Geschaftsjahr 1901 folgte der erste deutsche Dampflogger namens Welle vom Bremer Vulkan Bau Nr 448 Um die Jahrhundertwende wurden mehr als 400 Mitarbeiter beschaftigt Viele der Loggerbesatzungen vom Kapitan bis zu den beiden Schiffsjungen in der Fachsprache Avhauer und Reepschiesser kamen aus dem strukturschwachen Mindener Land so etwa aus Heimsen Um 1930 waren z B beim Arbeitsamt Nienburg um 1000 im Amt Windheim rund 500 Manner mit der Berufsangabe Heringsfanger gemeldet In den folgenden Jahren verfugte die Gesellschaft uber eigene Werkstatten eine Packerei mit Netz und Lagerboden Kuhlhauser einen Tiefbrunnen mit Wasserenteisenungsanlage eine elektrische Zentrale sowie eine Fassfabrik in der 1904 bei taglicher 8 stundiger Arbeitszeit zirka 650 Fasser die sogenannten Kantjes hergestellt wurden 1909 kam ein Schwimmdock zur Durchfuhrung von Schiffsreparaturen hinzu siehe Bremer Vulkan Schiffsliste Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs bestand die Flotte aus 25 Segelloggern 15 Dampfloggern und einem Motorlogger In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts war der Salzhering ein Grundnahrungsmittel Die Fischereigesellschaft spezialisierte sich daher auf die Produktion von seegekehlten und seegesalzenen Heringen die mit Netzwanden bis zu 4 Kilometer Lange und 16 Meter Tiefe gefangen wurden Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich das Unternehmen unter seinem Direktor Friedrich Klippert der das Unternehmen fast 40 Jahre leitete besonders erfolgreich Es wurde weiteres Gelande erworben so dass 1937 mehr als 37 00 m verfugbar waren und am Ufer der Lesum eine Kajenlange von etwa 450 Metern den Loggern Platz zum Anlegen bot Zusatzlich wurden Grundstucke erworben auf denen sich Betriebsangehorige Wohnhauser errichteten 1931 wurde die Elsflether Heringsfischerei mit ihrem gesamten Betriebsinventar ubernommen Auf dem Hohepunkt ihrer Entwicklung 1938 war die Gesellschaft mit 68 Loggern mit 1 200 Besatzungsmitglieder und zusatzlichen 600 Arbeitskraften an Land die grosste Heringsfischerei Gesellschaft des Kontinents Inzwischen hatte man in Windheim Berufsschulklassen fur Heringsfanger eingerichtet und es fanden hier sogar Aussenlehrgange der Bremer Seefahrtschule zum Patenterwerb B2 Steuermann statt Im Keller der Windheimer Schule wurden von 1930 bis 1938 Kochlehrgange angeboten um die Kost auf den Loggern abwechselungsreicher zu gestalten Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs kam der Heringsfang wie schon im Ersten Weltkrieg zum Erliegen Die Logger wurden requiriert und anderweitig militarisch eingesetzt Von 69 Schiffen kehrten 12 nicht zuruck 2 moderne Schiffe mussten an Russland ausgeliefert werden Einer Anordnung der Militarregierung folgend begann im Mai 1945 die Ausrustung von 20 Loggern zur Unterstutzung der Lebensmittel Versorgung der Bevolkerung Im selben Jahr wurden bereits wieder 38 000 Kantjes Heringe in der minenverseuchten Nordsee gefangen In den folgenden Jahren wurde der Schiffsbestand dann kontinuierlich durch Neubauten erganzt und modernisiert so dass mit weniger Aufwand gleich grosse Mengen wie vorher gefangen werden konnten Die Loggerbesatzungen kamen traditionsgemass aus dem Mindener Land wenngleich der Nachwuchs Mitte der 1950er Jahre hier zunehmend auch in der Klein und Bergwerksindustrie Beschaftigung fand Niedergang und Ende Bearbeiten Um 1960 setzte die Wende ein Die Grunde dafur waren hauptsachlich die rucksichtslose Uberfischung der Herings Bestande in der Nordsee und die subventionierte auslandische Konkurrenz aber ebenso Schwierigkeiten in der Besetzung der Schiffe mit qualifiziertem Personal Diese negative Entwicklung liess sich auch durch neue Vertriebsmethoden und die Grundung einer Tochtergesellschaft fur Halbfertig und Fertigprodukte nicht aufhalten Es folgten der Verkauf von Grundstucken und Schiffen sowie 1965 die Umwandlung der Aktiengesellschaft in eine GmbH 1967 schloss sich die Vegesacker Gesellschaft dann der Norddeutschen Hochseefischerei AG Bremerhaven an die im folgenden Jahr die Hauptanteile der Vegesacker Gesellschaft ubernahm 1969 liefen zum letzten Mal zwei Logger zum Heringsfang aus danach wurde der Betrieb in Vegesack eingestellt Wahrend des 74 jahrigen Bestehens der Bremen Vegesacker Fischerei Gesellschaft wurden 7 670 815 Kantjes Heringe entsprechend etwa 573 311 Tonnen angelandet Die Vegesacker Fischwaren GmbH verarbeitete noch bis Mitte der 1980er Jahre importierte Heringe Literatur und Film BearbeitenWilfried Brandes Hrsg Logger Jantjes Die Bremen Vegesacker Fischereigesellschaft und der Heringsfang Edition Temmen 2 Aufl 1996 ISBN 3 86108 257 8 Horst Gnettner Ein Kapitel Industriegeschichte von Bremen Nord In Lebensraum Bremen Nord Jahrbuch der Wittheit zu Bremen Band 31 1989 Johann Heinrich Doll Verlag 1989 ISBN 3 88808 132 7 Sophie Hollanders Vegesack Alte Bilder einer Hafenstadt Johann Heinrich Doll Verlag Bremen 1984 ISBN 3 88808 016 9 Wendelin Seebacher Jutta Never et al Unser altester Hafen Eine Chronik des Vegesacker Hafens STAVE Stadtentwicklung Vegesack GmbH Hrsg ISBN 3 00 009791 0 Jantjes und Kantjes Heringsfang in alten Filmen 45 min VHS Video Vertrieb Edition Temmen Bremen Weblinks BearbeitenFruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Bremen Vegesacker Fischerei Gesellschaft in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Christian Weth Die Wietze ist weg In weser kurier de Abgerufen am 8 Mai 2022 WIETZE IMO 5389293 In shipspotting com Abgerufen am 8 Mai 2022 53 16688 8 62776 Koordinaten 53 10 1 N 8 37 40 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bremen Vegesacker Fischerei Gesellschaft amp oldid 228255063