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Der Brand von Glarus in der Nacht vom 10 auf den 11 Mai 1861 gehorte zu den grossten Brandkatastrophen des 19 Jahrhunderts in der Schweiz Zwei Drittel des Kantonshauptortes Glarus wurden dabei zerstort die Halfte 47 der Einwohner wurden obdachlos Der grosse Brand von Glarus in der Nacht vom 10 auf 11 Mai 1861 Darstellung der Gesamtansicht von Nordosten Chromolithografie um 1870 Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf und Folgen 2 Erste Gluckskette 3 Wiederaufbau 4 Brandursache 4 1 Vermutete Brandstiftung 5 Gedenkanlasse 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVerlauf und Folgen BearbeitenDas Feuer brach nach halb zehn Uhr abends in einer Scheune neben dem Haus von Ratsherr Christoph Tschudi auf dem Landsgemeindeplatz aus und breitete sich wegen des Fohns schnell Richtung Norden aus Die meisten Bewohner waren noch wach als das Feuer ausbrach und konnten sich retten In der Brandnacht kamen zirka acht bis zehn Personen ums Leben doch starben einige noch spater an den Folgen von Rauchgasvergiftungen Die genaue Zahl der Todesopfer ist unbekannt Zu diesen gehorte auch Kriminalgerichtsprasident und Nationalrat Johannes Trumpi mit seiner Familie Die Brandkatastrophe wurde zum Medienereignis von dem selbst grosse Zeitungen im Ausland berichteten Erste Gluckskette BearbeitenDer Brand von Glarus loste eine starke Solidaritatswelle aus Die Spendenaktion war die erste im 1848 gegrundeten Bundesstaat und kann als eine Art Vorlaufer der heutigen Gluckskette verstanden werden Tausende von Privaten und Vereinen spendeten ebenso wie Gemeinden und Kantone fur die Brandgeschadigten in Glarus Hilfsguter wie Lebensmittel Decken und Kleider wurden tonnenweise mit der zwei Jahre vorher in Betrieb genommenen Eisenbahn an den Unglucksort geliefert Die Geldspenden erreichten die damalige Rekordsumme von 2 7 Millionen Franken Damit konnte ein Teil des Gesamtschadens von zehn Millionen Franken gedeckt werden Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Luftaufnahme des schachbrettartigen Stadtbildes von Glarus angelegt nach dem Brand von 1861 Vorbilder waren etwa das 1794 abgebrannte La Chaux de Fonds Glarus wurde in nur drei Jahren wieder aufgebaut Die Plane fur den Wiederaufbau stammten von Architekt Bernhard Simon 1816 1900 und dem Zurcher Staatsbauinspektor Johann Kaspar Wolff 1818 1891 Typisch fur das neue Glarus ist die schachbrettartige Architektur mit breiten langgezogenen Strassen und stattlichen Amtshausern Vorbilder waren etwa das 1794 abgebrannte La Chaux de Fonds oder Stadte wie New York oder St Petersburg Die Art der Stadteplanung wurde vor allem gewahlt um weitere Feuersbrunste zu verhindern Auf dem Gebiet der Feuerpolizei leistete Glarus nach der Brandkatastrophe Pionierarbeit Holzbauten im Ortskern wurden vollstandig verboten Hauser die mit Holzschindeln beschlagen waren mussten mit feuersicherem Material ausgestattet werden Die Einhaltung der entsprechenden Gesetze wurde strikt uberwacht und durchgesetzt Brandursache BearbeitenDie Ursache des Brandes wurde nie geklart Die Rede war von einem im Stall deponierten Bugeleisen zudem wurde ein betrunkener Mann verdachtigt der sich Pfeife rauchend in der Nahe des Gebaudes aufgehalten haben soll Beide Versionen erwiesen sich jedoch als nicht stichhaltig Vermutete Brandstiftung Bearbeiten nbsp Brandstatte von Glarus Druck nach einer Fotografie von Joseph BroglieNeuste Forschungen weisen auf mogliche Brandstiftung hin In seinem Buch Stadt in Flammen veroffentlicht im April 2011 prasentierte Autor Walter Hauser neue Justizakten auf die er im Bundesarchiv in Bern gestossen war Gemass diesen Akten gestand der 1867 in Rom verhaftete Schweizer Soldner Heinrich August Engler er habe den Brand sechs Jahre vorher zusammen mit seinem Kumpanen Goldi gelegt Engler und Goldi waren in Diensten der papstlichen Armee in Rom und wurden wegen Desertion verhaftet und spater auch verurteilt Der stellvertretende schweizerische Konsul in Rom Caspar Heer 1842 1915 uberprufte das Gestandnis und stufte es als wahrheitsgetreu ein Der Verdacht habe sich bestatigt schrieb der aus Glarus stammende Konsul Heer im August 1867 an den Bundesrat Dieser beantragte bei den vatikanischen Behorden die Auslieferung der beiden Soldner Das Gesuch wurde jedoch abgelehnt Auch ein 2011 wiederentdeckter Artikel 1 der Glarner Zeitung vom 25 Dezember 1867 weist auf Brandstiftung hin Die Zeitung nannte mehrere Zeugen die in der Brandnacht vom 10 auf den 11 Mai 1861 zwei verdachtige Gestalten auf der Flucht talabwarts gesehen haben wollen Sie konnten sich nur knapp ihrer Ergreifung entziehen Auch am Landsgemeindeplatz wo das Feuer ausgebrochen war hatten Zeugen verdachtige Beobachtungen gemacht Der Verfasser des Artikels vom Dezember 1867 sah sich im Glauben bestarkt es sei Glarus von ruchloser Hand angezundet worden Zugleich druckte er sein Bedauern aus dass der Glarner Regierungsrat nicht die Auslieferung von Engler und Goldi beantragt habe Dadurch sei ein strenges und umfassendes Verhor der Verdachtigen unmoglich gemacht worden Gedenkanlasse Bearbeiten2011 beging Glarus das 150 jahrige Andenken an den Brand von Glarus mit einer Reihe von Anlassen Literatur BearbeitenWalter Hauser Stadt in Flammen Der Brand von Glarus im Jahr 1861 Limmat Verlag Zurich 2011 ISBN 978 3 85791 630 4 Johann Heinrich Tschudi Der Brand von Glarus am 10 11 Mai 1861 Berichterstattung des Hulfskomite in Glarus Glarus 1862 Niklaus Tschudi Glarus vor wahrend und nach dem Brande des 10 11 Mai 1861 Glarus 1864 Weblinks BearbeitenWebsite zum 150 jahrigen Andenken an den Brand von Glarus Virtuelles Stadtmodell der Stadt Glarus vor dem BrandEinzelnachweise Bearbeiten Sudostschweiz 10 Juni 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brand von Glarus amp oldid 229383153