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Als Blutpalmsonntag wird der Pogrom am 25 Marz 1934 in Gunzenhausen einer Stadt im heutigen mittelfrankischen Landkreis Weissenburg Gunzenhausen Bayern bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Pogrom 2 Prozess 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweisePogrom BearbeitenDer Pogrom begann als eine Gruppe von SA Mannern mit Obersturmfuhrer Kurt Bar als Anfuhrer das judische Cafe im Ort betrat um einen nichtjudischen Gast herauszuholen den sie dort hatten Kaffee trinken sehen Als sie dort den Juden Jakob Rosenfelder antrafen der schon vor 1933 als Gegner des Nationalsozialismus bekannt war beschlossen sie wiederzukommen und ihn festzunehmen Bei ihrer Ruckkehr wenig spater fanden sie Rosenfelder nicht vor Statt seiner schleppten sie den Sohn des Besitzers Julius Strauss gewaltsam heraus Inzwischen hatte sich auf der Strasse eine Menge zusammengerottet die rief Haut ihn Haut ihn Der junge Strauss wurde zusammengeschlagen bis er ohnmachtig zu Boden fiel Seine Eltern die ihm zu Hilfe eilten wurden von Bar ebenfalls verprugelt und mit einer Pistole bedroht Bar forderte danach die SA Manner aus der Zuschauerschaft auf mitzukommen um weitere Juden im Ort zu verhaften Die Angehorigen der Familie Strauss wurden ins Gunzenhausener Gefangnis geschleppt wobei die aufgewiegelte Menge brullte Weg mit den Juden Andere Beteiligte drangen in das Cafe ein und verwusteten es Die Randalierer zogen weiter zum Haus von Jakob Rosenfelder Sie versetzten seine Schwester in Todesangst sodass sie ihnen mitteilte sie habe den Bruder zu einem Nachbarhaus gehen sehen Dort fanden ihn die Verfolger in einem Schuppen hinterher hiess es er habe sich an einem Balken erhangt und sei bereits tot gewesen Anschliessend drang die Meute in weitere judische Hauser ein wo sie die Bewohner schlugen und festnahmen Auf der Suche nach dem Kaufmann Max Rosenau den sie in seiner Wohnung nicht fanden sturmten sie in die Wohnung seines judischen Nachbarn Lehmann Dessen Tochter bat flehentlich sie mochten sie festnehmen statt ihres herzkranken Vaters Die Tochter wurde geschlagen und ihr Vater und ihr Bruder mitgeschleift In einem Zimmer der lehmannschen Wohnung wurde spater Max Rosenau tot mit funf Messerstichen im Korper aufgefunden An jenem Tag wurden 35 Juden in Gunzenhausen von den Nationalsozialisten inhaftiert und misshandelt Die Frauen wurden nach kurzer Zeit freigelassen die Manner blieben bis in die Abendstunden des folgenden Tages in Haft Erst nachdem das Schlimmste voruber war kam eine Polizeitruppe in die Stadt um den Gewalttatigkeiten ein Ende zu setzen An den Ausschreitungen waren schatzungsweise 1 000 bis 1 500 Personen beteiligt bei einer Gesamtbevolkerung von damals etwa 5 600 Prozess BearbeitenDas Reichsministerium des Innern hatte Sorge vor der Reaktion der Weltoffentlichkeit auf den Pogrom in Gunzenhausen und verlangte deshalb von den Behorden in Munchen den Fall zu untersuchen und die Schuldigen vor Gericht zu stellen In einem Schreiben des Innenministers vom 5 April 1934 heisst es die Version des Polizeiberichts vom Selbstmord der beiden Gunzenhausener Juden uberzeuge ihn nicht Im Prozess der am 11 Juni 1934 in Ansbach stattfand bestatigten die Richter die Selbstmordversion unter Berufung auf die Aussage der Tochter Lehmanns wonach Rosenau wenige Minuten vor seinem Tod ein Kuchenmesser in die Hand genommen und verkundet habe Ich bin schon tot mich braucht ihr nicht mehr umzubringen Vor Gericht wurden Kurt Bar und weitere 24 Manner angeklagt die Ausschreitungen gegen die Juden in Gunzenhausen veranstaltet sie misshandelt und ihren Besitz beschadigt zu haben Kurt Bar erhielt eine Gefangnisstrafe von eineinhalb Jahren weitere zwanzig Angeklagte wurden mit vier bis zwolf Monaten Haft bestraft Wenige Tage spater wurde das Strafmass heruntergesetzt Bar erhielt zehn Monate weitere achtzehn Angeklagte zwischen drei und sieben Monaten Gefangnis und die ubrigen wurden freigesprochen Inzwischen war es in Gunzenhausen zu weiteren Ausschreitungen gekommen Am 12 April wurden an judischen Geschaften und Wohnungen die Fenster eingeschlagen SA Manner sangen dabei haufig das Horst Wessel Lied Am 15 Juli 1934 brach Kurt Bar der sich auf freiem Fuss befand obwohl er eigentlich im Gefangnis hatte sitzen mussen in die Wohnung der Familie Strauss ein Er fiel uber Simon Strauss und dessen Sohn Julius her die vor Gericht gegen ihn und die anderen Angeklagten ausgesagt hatten Mit seiner Pistole erschoss er Simon Strauss und verletzte Julius Strauss schwer Nach diesem Mord wies das Innenministerium in Berlin in einem Schreiben vom 25 Juli 1934 das bayerische Staatsministerium an die SA in Gunzenhausen mit Polizeigewalt daran zu hindern das Horst Wessel Lied zu singen Am 11 August 1934 fand in Ansbach der Prozess gegen Kurt Bar wegen der Ermordung von Simon Strauss sowie gegen Joseph Kaiser und Hans Hermann wegen Beihilfe zum Mord statt Bar erhielt lebenslanglich Kaiser vier Jahre Gefangnis und Hermann wurde freigesprochen Beim Berufungsverfahren am 21 August 1934 gegen die Beteiligten an den Ausschreitungen vom 25 Marz 1934 wurde Kurt Bar fur schuldig befunden die Unruhen ausgelost und angefuhrt zu haben Alle anderen Angeklagten wurden freigesprochen Nach nur vier Jahren kam Kurt Bar 1938 wieder frei 1 Rezeption BearbeitenIn der Wiener Wochenzeitung Die Neue Welt erschien am 5 April 1934 eine ausfuhrliche Meldung uber den Pogrom in Gunzenhausen 2 In seinem erzahlenden Sachbuch Heimat Eine Suche schildert Thomas Medicus die Geschehnisse am Blutpalmsonntag Literatur BearbeitenThomas Medicus Heimat Eine Suche Rowohlt Berlin 2014 ISBN 978 3 87134 761 0 Heike Tagsold Hrsg Was brauchen wir einen Befehl wenn es gegen die Juden geht Das Pogrom von Gunzenhausen 1934 Antogo Verlag Nurnberg 2006 ISBN 3 938286 04 0 nicht ausgewertet Weblinks BearbeitenGunzenhausen Kreis Weissenburg Gunzenhausen Judische Geschichte Synagoge bei Alemannia Judaica 6 Januar 2014 Unter dem NS Regime Internetseite Judisches Leben in Gunzenhausen der Stephani Mittelschule Gunzenhausen abgerufen am 28 Februar 2016 Peter Zinke Der Strick mit dem Knoten Das Palmsonntagspogrom haGalil 23 Marz 2006 Olaf Przybilla Die totgeschwiegene Vergangenheit Suddeutsche Zeitung 30 September 2016Einzelnachweise Bearbeiten Nurnberger Institut fur NS Forschung und judische Geschichte des 20 Jahrhunderts Das Pogrom vom 25 Marz 1934 in Gunzenhausen Ein Schulprojekt In nurinst org 15 Januar 2006 abgerufen am 10 August 2022 Dokument VEJ 1 113 in Wolf Gruner Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 1 Deutsches Reich 1933 1937 Quellensammlung Oldenbourg Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58480 6 S 321 323 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blutpalmsonntag amp oldid 226766354