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Blumenkriege Nahuatl Xochiyaoyotl waren Feldzuge der Azteken und mehrerer Volker in ihrer Nachbarschaft die nicht der Eroberung dienten sondern allein der Beschaffung von Kriegsgefangenen die im Opferkult der Azteken als Menschenopfer den Gottern dargebracht werden sollten Spezieller Holzkragen fur Gefangene abgebildet im Codex Mendoza Inhaltsverzeichnis 1 Rolle der Blumenkriege in der aztekischen Kultur 2 Kriegsvorbereitung 3 Religion und Rituale 4 Ablauf des Blumenkrieges 5 Gefangene und Opfer 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseRolle der Blumenkriege in der aztekischen Kultur BearbeitenFur die Azteken gab es zwei Arten von Krieg Der eine Krieg wurde zur Unterwerfung der Nachbarvolker und zur Ausbreitung der aztekischen Vorherrschaft gefuhrt Die unterworfenen Volker wurden dann gezwungen Tribut an die Azteken zu zahlen Da die Azteken im engeren Sinne Tenochtitlaner und Tlatelolcoer auf ihrer Insel trotz ausgesprochen aufwendiger Versuche zur Erweiterung ihres Ackerlandes Chinampas nicht genug anbauen konnten lebten sie zum grossen Teil von den Abgaben der unterworfenen Volker Der andere Krieg wurde aus rein religiosen Grunden gefuhrt und Blumenkrieg genannt Er diente dazu lebende Gefangene fur das Opferritual zu gewinnen Ausgelost wurden diese Kriege durch eine grosse Hungersnot Die Azteken glaubten dass sie die Gotter durch Menschenopfer gnadig stimmen und die Hungersnot beenden konnten Damit sie auch in ferner Zukunft noch Blumenkriege fuhren konnten liessen die Azteken bewusst kleineren Volkern eine gewisse Unabhangigkeit wie zum Beispiel den Mixteken oder den Zapoteken im Suden ihres Reiches Mit diesen und anderen Nachbarn insbesondere mit den in unmittelbarer Nachbarschaft Tenochtitlans lebenden Tlaxcalteken fuhrten die Azteken Blumenkriege Nach den auf vorspanischen Traditionen beruhenden Berichten war das wiederholte Training der Krieger im Sinne moderner Manover ein wesentliches Ziel 1 nbsp Zentrales Herrschaftsgebiet des aztekischen Dreibundes mit unabhangigen Gebieten kurz vor der spanischen EroberungKriegsvorbereitung BearbeitenZu Beginn des Blumenkrieges wurde die Nachricht an allen Versammlungsorten und Platzen offentlich verkundet Wenn die Truppen bereit und die verbundeten Stadte alarmiert waren und ihre Zustimmung gegeben hatten an dem Krieg teilzunehmen begann der Marsch Gewohnlich marschierten die Priester dem Zug voran und trugen die Bildnisse der Gotter Manche Krieger aus verbundeten Stadten schlossen sich dem Kriegszug erst unterwegs an wenn die Armee an ihren Stadten vorbei marschierte Gut ausgebaute Strassen ermoglichten eine Wegstrecke von 20 bis 30 Kilometern am Tag Die Grosse der aztekischen Armee anderte sich standig und wurde dem jeweiligen Bedarf angepasst Im Krieg gegen Coixtlahuacan z B umfasste die aztekische Truppenstarke 200 000 Krieger und 100 000 Gepacktrager Andere Quellen sprechen von einer Starke von bis zu 700 000 Mannern Religion und Rituale BearbeitenWenn es an der Zeit war ein religioses Fest zu feiern die Ernte einzubringen oder wenn neue Soldaten rekrutiert werden sollten brachen die gegnerischen Parteien den Krieg ab Dann schickten sie einfach Botschafter an die benachbarten Volker und alle Kriegsparteien stellten die Kampfhandlungen ein Das Wichtigste war die Blumenkriege an den heiligen Kalender anzupassen damit nicht der Zorn der Gotter geweckt wurde Dafur konsultierten die Kriegsparteien ihre heiligen Bucher Die Religion war der wichtigste Faktor im Leben der Azteken und ihrer Nachbarvolker In ihrer Vorstellung beherrschten blutrunstige Gotter das Universum und mussten fortwahrend durch Opfer besanftigt werden damit sie die Welt nicht zerstorten Dabei dienten die Menschen den Gottern als hoch geschatzte Speise Der Kannibalismus war weit verbreitet und die Azteken wie auch andere Stamme wie die mit den Spaniern fruh verbundeten Totonaken und Tlaxkalteken waren sehr uberrascht als die Spanier das Menschenfleisch oder andere mit Menschenblut besprengte Speisen die ihnen zum Zeichen der Ehrerbietung und des Respekts angeboten wurden ablehnten Sie empfanden dies als eine Beleidigung ihrer guten Sitten und ihrer Religion sowie als eine Krankung ihres wichtigsten Gottes des Gottes des Krieges Huitzilopochtli Gotter besassen das Attribut Menschenfresser Andererseits war die grundsatzliche Ablehnung der grausamen Menschenopfer und des Kannibalismus auch vor der Ankunft der Spanier und des Christentums durchaus bekannt und zwar in Form des vergleichsweise gutigen Gottes Quetzalcoatl Gefiederte Schlange der als zunachst menschlicher Herrscher der Tolteken nach Westen ubers Meer gegangen sein soll und dessen Ruckkehr mitsamt der Beendigung der Menschenopfer verheissen war Fur die Azteken war das zwar eine zweit bis drittrangige Gottheit aber sie nahmen ausserst glaubig bis aberglaubisch alle Geschehnisse sehr genau wahr In den Jahren unmittelbar vor der Ankunft der Spanier wurde auf Befehl von Moctezuma II auch diesem Gott ein Schrein in Tenochtitlan errichtet Denn dazu kam die Angst des aztekischen Herrscherhauses auf einem angemassten Thron namlich dem der Tolteken zu sitzen und von diesem auch wieder heruntergestossen werden zu konnen Ablauf des Blumenkrieges BearbeitenEin Blumenkrieg lief nach festen Regeln und Ritualen ab ganz im Gegensatz zu den Eroberungskriegen Die Kampfe begannen gewohnlich bei Tagesanbruch mit Rauchsignalen Diese Signale wurden auch verwendet um die Angriffe zwischen verschiedenen Abteilungen der Armee zu koordinieren Das Signal zum Angriff wurde auch durch Musikinstrumente wie Trommeln und Schneckenhorner gegeben Die sich gegenuberstehenden Heere schickten im Blumenkrieg nur jeweils eine Reihe Kampfer gegeneinander Zu Beginn des Kampfes durften nur die besten Krieger kampfen Die anderen warteten dahinter bis sie an der Reihe waren Jugendliche durften entweder gar nicht kampfen und mussten sich mit dem Zuschauen begnugen oder ihnen wurde ein etwa gleichaltriger Gegner gestellt Wahrend des Kampfes wurden die Kontrahenten von ihren Kameraden lautstark angefeuert Wenn ein Krieger mude wurde zog er sich zuruck und wurde ersetzt Diese Rotation erlaubte einen Kampf uber viele Stunden Selbst bei grosstem Risiko fur das eigene Leben versuchten die Azteken den Gegner lebendig zu fangen Denn nur wer Gefangene auf dem Schlachtfeld machte konnte in der Gesellschaft aufsteigen Gefangene brachten dem Sieger Ruhm und Ehre Das Eingreifen eines Dritten in einen laufenden Zweikampf zu Gunsten eines Kameraden war nicht erlaubt Hatten die Kampfer genugend Gefangene gemacht verliessen sie das Schlachtfeld und fuhrten die unterlegenen Gegner fort Da sowohl die Azteken als auch ihre Gegner Menschenopfer fur ihre religiosen Riten benotigten trafen sich die Kriegsparteien zu diesen beinahe sportlichen Schlachten regelmassig 2 Oft waren es Abnutzungskriege mit hohen Verlusten 3 Im Jahre 1504 besiegten die Tlaxcalteken die Azteken in einem Blumenkrieg der sich unvorhergesehen in einen richtigen Krieg gewandelt hatte 4 Gefangene und Opfer Bearbeiten nbsp Codex Tudela Das Bild zeigt die Opferung der Gefangenen fur die Gotter Anschliessend wurde ihr Fleisch gegessen Im Blumenkrieg wurde der Gegner im Kampf nur dann getotet wenn es sich nicht vermeiden liess Ziel war die Gefangennahme von Kriegern Wenn ein Mann gefangen war wurde ihm ein Holzkragen angelegt der ihn nicht nur an der Flucht hindern sollte sondern ihn auch als Gefangenen kennzeichnete Mit diesem Holzkragen wurde der Mann dann in Tenochtitlan dem Volk prasentiert Er wurde ehrenhaft behandelt und in den meisten Fallen schon nach kurzer Zeit den Gottern geopfert Die Priester schnitten den Todgeweihten bei lebendigem Leibe in einer heiligen Zeremonie das Herz heraus und verbrannten es in einer Adlerschale Cuauhxicalli Die Leichname wurden von der Opferpyramide gestossen Der Krieger der den Gefangenen gemacht hatte und seine Familie hatten das Vorrecht Fleisch der Extremitaten zu verzehren Dies wurde zwar als heiliges Ritual durchgefuhrt der Kannibalismus hatte aber Michael Harner 1977 zufolge mutmasslich seine Ursache in der an Eiweiss armen sonstigen Ernahrung 5 Die Kopfe der Toten wurden auf einem Gerust aus Holzstammen dem Tzompantli ordentlich aufgereiht Doch wenn ein grosses Fest im Kalender oder die Einweihung eines Tempels anstand mussten die Gefangenen manchmal lange auf ihren Tod warten Sie wurden fur die Festtage aufgespart und gesammelt So hatten die Priester die Moglichkeit den Gottern eine grossere Anzahl Menschenopfer darzubringen Zu dem Krieger der sie auf dem Schlachtfeld bezwungen hatte entwickelten die Gefangenen vor ihrem Opfertod oft ein herzliches Verhaltnis Es gab die Sitte dass der Unterlegene seinen Bezwinger Vater 6 nannte Literatur BearbeitenRoss Hassig Aztec Warfare Imperial Expansion and Political Control University of Oklahoma Press Norman 1988 ISBN 0 8061 2121 1 Matthew Restall Seven Myths of the Spanish Conquest Oxford University Press London 2003 ISBN 0 19 516077 0Siehe auch BearbeitenMilitarwesen der Azteken ZultepecWeblinks BearbeitenAztec Warriors The Flower Wars History on the Net englisch Aztec Flower War aztec history com englisch Einzelnachweise Bearbeiten Ursula Dyckerhoff La Region del Alto Atoyac la epoca prehispanica In Hanns J Prem Milpa y hacienda tenencia de la tierra indigena y espanola en la Cuenca del Alto Atoyac Puebla Mexico 1520 1650 Franz Steiner Wiesbaden 1978 ISBN 3 515 02698 3 S 18 34 Hanns J Prem Geschichte Altamerikas Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2008 S 46 Hanns J Prem Die Azteken Geschichte Kultur Religion Verlag C H Beck S 93 Conrad Solloch Performing Conquista Verlag Schmidt Erich S 53 Michael Harner The ecological basis for Aztec sacrifice In American Ethnologist Band 4 1977 S 117 135 hier S 132 Bernardino de Sahagun Aus der Welt der Azteken Insel Verlag Frankfurt am Main 1990 ISBN 3 458 16042 6 S 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blumenkriege amp oldid 232262699