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Ein bildnerisches Mittel auch asthetisches Mittel Bildelement Bildmittel Element des Bildaufbaus gestalterisches Mittel Gestaltungselement Gestaltungsmittel kunstlerisches Mittel optisches Element Stilmittel Syntax der Bildsprache ist ein Teilaspekt gestalteter Objekte in den Bereichen Architektur Design Film Fotografie oder Kunst Designerinnen und Kunstler setzen bildnerische Mittel bewusst und planvoll oder intuitiv ein um bei den Betrachtenden eine bestimmte Wirkung Ausdruck und Intention Aussage Botschaft Erfahrung Vorstellung zu verdeutlichen Zu den bildnerischen Mitteln gehoren nulldimensionaler Punkt eindimensionale Linie zweidimensionale Flache dreidimensionaler Korper Raum Farbe und komplexe ubergeordnete Komposition Ausserdem lassen sich Format Licht und Schatten Proportion und Bewegung dazuzahlen 1 Ebenso konnen die technischen Verwirklichungsmittel dazugerechnet werden das Material z B Acrylfarbe Holz Leinwand Olfarbe Papier Wachs die Werkzeuge z B Bleistift Finger Geissfuss Hammer Pinsel Schere Spruhdose und die Technik bzw das Verfahren z B Aquarellmalerei Collage Farbfotografie Linolschnitt Mosaik Scherenschnitt Zeichnung Im Allgemeinen schliesst der Begriff bildnerisches Mittel die technischen Verwirklichungsmittel allerdings aus 2 Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung innerhalb der Bildbetrachtung 2 Punkt 3 Linie 4 Form Flache 5 Raum Perspektive 6 Farbe 7 Komposition 8 Format 9 Licht und Schatten 10 Proportion 11 Bewegung 12 Literatur 13 EinzelnachweiseBedeutung innerhalb der Bildbetrachtung BearbeitenDie Analyse der bildnerischen Mittel Gestaltungsanalyse Bildbetrachtung wird oft geringgeschatzt und man konzentriert sich auf die Entschlusselung des Motivs auf die Provenienz die Stilrichtung oder den historischen Hintergrund Dabei treffen Kunstschaffende gerade im Bereich der bildnerischen Mittel wesentliche Entscheidungen um die angestrebte Aussage und Wirkung des Bildes zu unterstutzen 3 Punkt BearbeitenDer Punkt lateinisch punctum kleiner Abschnitt Punkt Stich ist das einfachste und kleinste bildnerische Mittel Er ist ein kleiner Fleck ein winziger Kreis ein Tupfen oder ein Gegenstand Der Punkt ist also eigentlich eine Flache bzw Form Geht es um Anordnung oder Gewicht lassen sich auch grossere Formen oder Gegenstande als Punkte auffassen Eine besonders auffallende Stelle bezeichnet man als Akzent oder Schwerpunkt 4 Die Anordnungsmoglichkeiten von mehreren Punkten oder ahnlich gestalteten Objekten werden als Flachen Ordnungsprinzipien bezeichnet Es sind Reihung Rhythmus Raster Ballung Streuung Symmetrie und Asymmetrie nbsp Ukrainisches Perlenei mit geometrischem Muster 2009 nbsp Pointillismus Henri Edmond Cross 1856 1910 Fischer 1895 nbsp Otto Piene Lichtkunstwerk Silberne Frequenz 1970 71 nbsp Vogelschwarm 1986 Linie BearbeitenDie Linie lateinisch linea Faden Schnur aus Leinen ist nach dem Punkt das nachst einfache bildnerische Mittel Wahrend der Punkt unbewegt an eine Stelle gebunden ist besitzt die Linie eine Richtung und damit meist einen dynamischen Charakter Eine Waagerechte wirkt lastend liegend fest eine Senkrechte starr stehend labil und eine Diagonale dynamisch aufsteigend hoffnungsvoll oder fallend hoffnungslos 5 Eine Blickfuhrung kann durch vorhandene Linien z B Konturen Korperachsen Objektkanten Wege oder gedachte Linien z B Bewegungsrichtungen Blickrichtungen Verbindungen von Akzenten Zeigegesten vorgezeichnet sein nbsp Keltischer Knoten Verflechtungen roter Linien bilden ein Quadrat nbsp Holzschnitt Ausschnitt Albrecht Durer 1471 1528 Das Lamm Gottes und das Buch mit sieben Siegeln nbsp Arthur Boltze 1932 2015 Ringformation nbsp Blick von unten in das Innere eines rot weissen Sendemastes Form Flache BearbeitenEine Form lateinisch forma Ausseres Figur Gestalt kann amorph griechisch a morphe ohne Gestalt ungeformt geometrisch symmetrisch wie auch dekorativ karikierend expressionistisch oder impressionistisch sein Ihre Kontur Begrenzung Umriss kann scharf begrenzt unscharf durch eine Umrisslinie Cloisonnismus begrenzt sein oder sich durch einen Hell Dunkel bzw Farbunterschied von der Umgebung abheben Zu den Variablen von Form und Grosse kommen noch Binnenstrukturen Farbnuancen und Hell Dunkel Modellierung hinzu 6 Nach dem Grad der Nachahmung der Realitat lassen sich die Darstellungsweisen Abstraktionsgrade wirklichkeitsgetreu Trompe l œil abstrahiert deformiert verfremdet oder abstrakt unterscheiden Formkontraste sind unter anderem einfach komplex gross klein glatt rau oder eckig rund nbsp Tapete mit unterschiedlich gemusterten Herzen nbsp Irene Schramm Biermann Quadrate und goldene Rechtecke nbsp Noah Rose Vier Ecken Four Corners nbsp Luftbild vom Freibad in Streitberg Bayern Raum Perspektive BearbeitenIn einem Bild konnen Gegenstande und Raume althochdeutsch rum Lagerstatte Platz Raum Weite flach oder mit Hilfe unterschiedlicher perspektivischer Mittel raumlich dargestellt sein Zu den einfachen Mitteln gehoren Grossenperspektive Grossenunterschiede Grossenabnahme Verkleinern Hohenstaffelung Hohenunterschied Hohersetzen und Uberschneidung Hintereinanderstaffelung Verdeckung Kantig rechtwinklige Objekte z B Gebaude Mobel Zimmer lassen sich mit der Parallel oder Zentralperspektive konstruieren Zusatzlich sind Farb und Luftperspektive malerische Mittel zur Schaffung von Raumlichkeit Das Repoussoir platziert Bildelemente im Vordergrund eines Kunstwerkes einer Fotografie oder im Film Schliesslich nutzen Kunstlerinnen und Kunstler verfremdete perspektivische Mittel um mit mehrdeutigen Raumen oder unmoglichen Objekten Irritationen hervorzurufen 7 nbsp Uberschneidungen und Hell Dunkel Modellierungen Entwurf fur einen Stoff mit Korbgeflechtmuster nbsp Hell Dunkel Modellierungen und perspektivische Verkurzungen Andrea Mantegna 1431 1506 Deckenbemalung mit illusionistischer Raumoffnung nbsp Raumlich gebogene Flache Max Bill 1908 1994 Endlos gewundene Schleife nbsp Zentralperspektive U Bahn Station Malostranska in Prag nbsp Unmogliches Objekt nach Oscar Reutersvard 1915 2002 Farbe BearbeitenDie Farbe mittelhochdeutsch varwe Farbe ist das Hauptausdrucksmittel der kunstlerischen Gestaltung Die Farbe kann lasierend oder deckend pastos oder glatt und in einer oder mehreren Schichten aufgetragen sein Farbauftrag Die Farbbeziehung beschreibt wie viele und welche Farben Verwendung finden Das konnen Einfarbigkeit Monochromie Farbenahnlichkeit Farbverwandtschaft oder Farbkontraste sein Mit welcher Absicht Kunstschaffende Farben verwenden beschreibt die Farbfunktion Hier unterscheidet man Gegenstandsfarbe Symbolfarbe Erscheinungsfarbe Ausdrucksfarbe und autonome Farbe 8 nbsp Bunte Folklore Traditionelle russische Tracht aus Trostenets nbsp Lasierender Farbauftrag und Gegenstandsfarbe Maria Sibylla Merian 1647 1717 Rose Aquarell 1675 nbsp Deckender Farbauftrag und Farbe an sich Kontrast Niki de Saint Phalle 1930 2002 Liebesvogel nbsp Autonome Farbe Farbpulver Verkaufsstand fur das Holi Fest Fest der Farben Indien Komposition BearbeitenDie Komposition lateinisch compositio Anordnung Gestaltung Zusammenstellung auch Anordnungsprinzip Bildaufbau ist ein ubergeordnetes bildnerisches Mittel Sie bezeichnet die bewusste wohldurchdachte oder intuitive Auswahl und Anordnung der bildnerischen Mittel auf der Bildflache Wichtige Kompositionsarten Kompositionsschemata sind zum Beispiel Diagonalkomposition Dreieckskomposition Symmetrie Asymmetrie tektonische Komposition Statik und atektonische Komposition Dynamik Bei einer offenen Komposition sind die Motive vom Bildrand auffallig angeschnitten wahrend diese bei der geschlossenen Komposition vollstandig dargestellt sind 9 Eine Kompositionsskizze ist eine gezeichnete Skizze eines Gemaldes und zeigt Schwerpunkte wichtige Linien und Formen Die Skizze verdeutlicht kompositorische Einzelaspekte und hilft den Bildaufbau Zusammenhange Wirkungen und Aussagen besser zu verstehen 10 nbsp Diagonalkomposition Logo der Deutschen Bank nbsp Ovale Kompositionsfigur Nicolas Poussin 1594 1665 Die Hirten von Arkadien Et in Arcadia ego 1638 1639 nbsp Dreieckskomposition Michelangelo 1475 1564 Pieta um 1499 nbsp Symmetrie Franzosischer Garten des Schlosses Chambord Loiretal Format BearbeitenDas Format Bildformat Bildflache bezeichnet die Form und Grosse eines zweidimensionalen Objektes Meist ist es ein Rechteck Hochformat Hochrechteck oder Querformat Flachrechteck oder Quadrat Daneben gibt es das Tondo Rundformat das Oval die Raute den Rhombus oder die frei geformte Leinwand Sonderformat mit unregelmassigem Umriss nbsp Hochformat Trapez Gewebter Wandteppich nbsp Querformat Luftaufnahme des Rushikonda Strandes Indien nbsp Tondo Romischer Grabstein mit der Darstellung eines Ehepaares mit Kind nbsp Frei geformte Leinwand Frank Stella geb 1936 Grafik Briefmarke zur 4 Documenta 1997 Licht und Schatten BearbeitenLicht und Schatten Beleuchtung Hell Dunkel Modellierung Hell Dunkel Werte Helligkeit Plastizitat italienisch Chiaroscuro franzosisch Clair obscur dient der raumlichen Darstellung von Gegenstanden wichtig vor allem bei gerundeten Formen z B Menschen Kugeln Zylinder Die Lichtquelle kann ausserhalb oder innerhalb des Bildraumes liegen sichtbar oder verborgen sein Sie kann naturlich z B Sonne Mond oder kunstlich z B Kerze Lampe Feuer sein Der Stand der Sonne bestimmt die Tageszeit mit Morgenlicht Tageslicht oder Abendlicht Je nachdem von wo das Licht einfallt entstehen Seitenlicht Gegenlicht Frontallicht Auflicht oder Unterlicht Hell beleuchtete Bildteile konnen hervorgehoben sein wahrend dunkle Schattenzonen versinken 11 nbsp Kunstlicht und Dunkelheit Blick aus dem Weltall bei Nacht auf Mittelmeer Nildelta und Nil nbsp Plastizitat kunstliche sichtbare Lichtquelle innerhalb des Bildraums Georges de la Tour Der heilige Josef als Zimmermann nbsp Schattenspiel mit punktformiger Lichtquelle und scharfem Schatten Ferdinand du Puigaudeau Chinesische Schatten der Hase nbsp Plastizitat durch Licht und Schatten Ernst Hermanns 1914 2000 Zwei gegeneinander verschobene Halbkugeln 1977 nbsp Sandstrukturen und farbiger Schatten Sandwellen bei Abendbeleuchtung Proportion BearbeitenDie Proportion lateinisch proportio Grossen oder Massverhaltnis bezeichnet die regelhafte Unterteilung von Linien Flachen Korpern und Raumen Wichtige Beispiele sind das Verhaltnis 1 1 wie beim Quadrat das Seitenverhaltnis 1 1 414 Wurzel 2 bei DIN A Formaten der goldene Schnitt 1 1 618 oder eine Einteilung nach der Drittelregel Haufig dient die Verwendung bestimmter Proportionen dazu ein Gefuhl der Harmonie zu ermoglichen 12 nbsp Seitenverhaltnis 1 2 Briefumschlag 11 22 cm nbsp Proportionen nach dem goldenen Schnitt und dem Seitenverhaltnis 2 1 Wilhelm Wagenfeld 1900 1990 Tischleuchte 1923 nbsp Proportion nach dem goldenen Schnitt Paul Cezanne 1839 1906 Stillleben mit Apfeln und einem Topf mit Primeln ca 1890 nbsp Drittelregel Wandelhalle im Kurpark von Baden Baden Bewegung BearbeitenObwohl Kunstobjekte im Allgemeinen statisch sind lasst sich Bewegung suggerieren zum Beispiel durch Bewegungstauschung Bewegungsunscharfe Flimmereffekt bei speziellen Grafikmustern geschwungene Linien Schragen simultan dargestellte Bewegungsphasen Speed Lines Wiederholungen oder Zentralperspektive 13 nbsp Bewegungsunscharfe Fahrendes Auto vor statischer Architektur Fotografie nbsp Bewegungstauschung optische Tauschung Akiyoshi Kitaoka geb 1961 Rotierende Schlangen nbsp Simultan dargestellte Bewegungsphasen Karlheinz Biederbick geb 1934 Laufer 1986 nbsp Schragen und Wiederholungen Umberto Boccioni 1882 1916 Der Larm der Strasse dringt in ein Haus 1911 nbsp Speed Lines Zeichnung eines schnellen Flugzeugs Literatur BearbeitenJorg Michael Matthaei Grundfragen des Graphik Design Heinz Moos Verlag Munchen 1975 ISBN 3 7879 0081 0 S 61 Guschti Meyer Sprache der Bilder Kunst verstehen Form Farbe Komposition E A Seemann Verlag Leipzig 2011 ISBN 978 3 86502 280 6 Friederike Wiegand Die Kunst des Sehens Ein Leitfaden zur Bildbetrachtung 2 Auflage Daedalus Verlag Joachim Herbst Munster 2019 ISBN 978 3 89126 283 2 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Klant Josef Walch Grundkurs Kunst 1 Sekundarstufe 2 Band 1 Malerei Grafik Fotografie Schroedel Westermann Braunschweig 2016 ISBN 978 3 507 10965 0 S 9 Gerhard Kwiatkowski Hrsg Schulerduden Die Kunst Stichwort bildnerische Mittel Bibliographisches Institut Mannheim 1983 ISBN 3 411 02200 0 S 88 Achim Aigner Sprache der Malerei Ein Leitfaden zur Analyse und Gestaltung von Gemalden Schoningh Verlag Paderborn 2013 ISBN 978 3 14 018129 7 S 36 Guschti Meyer Sprache der Bilder Kunst verstehen Form Farbe Komposition E A Seemann Verlag Leipzig 2011 ISBN 978 3 86502 280 6 S 233 Michael Klant Josef Walch Grundkurs Kunst 1 Sekundarstufe 2 Band 1 Malerei Grafik Fotografie Schroedel Westermann Braunschweig 2016 ISBN 978 3 507 10965 0 S 11 Guschti Meyer Sprache der Bilder Kunst verstehen Form Farbe Komposition E A Seemann Verlag Leipzig 2011 ISBN 978 3 86502 280 6 S 267 Friederike Wiegand Die Kunst des Sehens Ein Leitfaden zur Bildbetrachtung 2 Auflage Daedalus Verlag Joachim Herbst Munster 2019 ISBN 978 3 89126 283 2 S 61 63 Gerhard Kwiatkowski Hrsg Schulerduden Die Kunst Stichwort Farbe Bibliographisches Institut Mannheim 1983 ISBN 3 411 02200 0 S 168 Johannes Pawlik Ernst Strassner Bildende Kunst Begriffe und Reallexikon 5 erganzte Auflage DuMont Buchverlag Koln 1977 ISBN 3 7701 0465 X S 36 und 37 Frau Schimpf Bildanalyse mit Hilfe von Kompositions Skizzen 8 Februar 2021 abgerufen am 20 Juni 2023 deutsch Michael Klant Josef Walch Grundkurs Kunst 1 Sekundarstufe 2 Band 1 Malerei Grafik Fotografie Schroedel Westermann Braunschweig 2016 ISBN 978 3 507 10965 0 S 21 Guschti Meyer Sprache der Bilder Kunst verstehen Form Farbe Komposition E A Seemann Verlag Leipzig 2011 ISBN 978 3 86502 280 6 S 110 Feng Lu Pagenkopf Darstellung von Bewegung Eine Untersuchung zur Entwicklung der Darstellung von Bewegung mit besonderer Berucksichtigung der Architekturdarstellung Dissertation In Leibniz Universitat Hannover 2003 abgerufen am 20 Juni 2023 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bildnerisches Mittel amp oldid 236817112