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Der Bierkeller in Wiesloch ist ein denkmalgeschutztes historisches Gebaude das 1909 als Touristenlokal eroffnet wurde und nach einer wechselvollen Geschichte als Wohnheim Mietshaus Gerichtsgebaude und Asylbewerberunterkunft seit 2008 das von der Dietmar Hopp Stiftung geforderte Hospiz Agape beherbergt Bierkeller in Wiesloch Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bau als Gast und Mietshaus 1 2 Wohnheim Mietshaus Amtssitz Asylbewerberunterkunft 1 3 Hospiz Agape 2 LiteraturGeschichte BearbeitenBau als Gast und Mietshaus Bearbeiten Der Bierkeller wurde 1909 an der Heidelberger Chaussee oberhalb der Altstadt von Wiesloch auf dem Chausseebuckel errichtet An diesem Aussichtspunkt langs einer gut frequentierten Fernstrasse der heutigen B 3 befand sich zuvor schon eine gut eingefuhrte altere Gaststatte selben Namens Der Neubau von 1909 setzte als schlossartiges dreistockiges Gebaude mit Eckturm auch stadtebauliche Akzente an der nordlichen Einfahrt zur Stadt Im unteren Geschoss war der eigentliche Wirtschaftsbetrieb der sich uber einen grossen nahezu das ganze Geschoss einnehmenden aber mehrfach unterteilbaren Saal erstreckte Zur Heidelberger Strasse hin lag der Veranstaltungsbereich der durch Schiebewande abgeteilte Mittelbereich diente als Vereinszimmer dahinter lag die Gaststube und hinter dieser schloss sich der Kuchenbereich an Ausserdem befand sich im Erdgeschoss noch ein Toilettentrakt Im zweiten und dritten Geschoss waren Mietwohnungen Im anderthalbstockigen Keller wurden die Getranke vor allem Bier eingelagert Die Gastraume waren hochwertig ausgestattet die Gaststube mit Wandgemalden ausgemalt Hinter dem Gebaude schloss sich eine Gartenterrasse an und daran ein weitlaufiger Garten mit Spielplatz Bauherr des Gebaudes war Karl Zorn ein ortsansassiger Bierbrauer der das Lokal auch betrieb Der Bierkeller war als solcher nur wenige Jahre in Verwendung denn bereits mit dem 1914 ausgebrochenen Ersten Weltkrieg begann der wirtschaftliche Niedergang da die fur die Brauerei benotigten Rohstoffe knapp wurden viele potentielle Gaststattenbesucher im Feld standen und die Bevolkerung kaum noch uber Geldmittel verfugte Wirtschaftskrise und Inflation nach Kriegsende bedeuteten dann das Ende der Gaststatte Der Name Bierkeller hat sich fur das Gebaude jedoch bis in die Gegenwart erhalten Wohnheim Mietshaus Amtssitz Asylbewerberunterkunft Bearbeiten Das Gebaude kam um 1920 in den Besitz der Heil und Pflegeanstalt Wiesloch die darin Wohnungen fur Beschaftigte einrichtete 1929 30 erwarb das Land Baden das Gebaude und nutzte es weiterhin zur Unterbringung von Anstaltsbeschaftigten sowie als Gastehaus fur Gaste der Einrichtung Das Gebaude hat den Zweiten Weltkrieg unbeschadet uberstanden und wurde bis in die 1970er Jahre weiterhin zu Wohnzwecken genutzt wenngleich die Wohnungen inzwischen veraltet und wenig attraktiv waren Als 1977 eine Sanierung des Wieslocher Amtsgerichts geplant wurde renovierte man den Bierkeller und sah ihn als provisorischen Sitz des Amtsgerichts vor Nachdem die Renovierung schon angelaufen und rund 160 000 DM investiert worden waren erging 1980 von der Landesregierung ein Baustopp Zeitweilig war die Unterbringung von Asylbewerbern im Gesprach bevor das Amtsgericht dann doch von 1981 bis 1984 im Bierkeller bis zur Fertigstellung des Amtsgerichtsgebaudes eine provisorische Unterkunft bezog Anschliessend nutzte man das Gebaude von 1985 bis 2004 doch noch zur Unterbringung von Asylbewerbern wofur man das Innere nochmals etwas umgestaltete Gegen Ende der 1980er Jahre brannte der historische Turmhelm nieder und wurde danach durch eine stark vereinfachte Konstruktion ersetzt Nach 2004 stand das Gebaude fur einige Zeit leer Der trostlose heruntergewirtschaftete Eindruck und die abzusehenden hohen Sanierungskosten schreckten potentielle Kaufer ab Auch die Aussenanlagen verwahrlosten zusehends Hospiz Agape Bearbeiten Im Jahr 2006 weckte das Gebaude das Interesse der Stiftung des im nahen Walldorf tatigen Unternehmers und Mazens Dietmar Hopp die beabsichtigte in Walldorf oder in Wiesloch ein Hospiz zu errichten Statt eines Neubaus entschloss man sich zur Sanierung und Nutzung des alten Bierkellers nicht zuletzt aufgrund von dessen Nahe zum Landschaftspark des Psychiatrischen Zentrums und auch weil der Geschaftsfuhrer der Stiftung schon zuvor in anderer Sache auf die stadtebauliche und kunsthistorische Bedeutung des unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks aufmerksam gemacht hatte Als Trager der kunftigen Einrichtung grundete man eine Betriebsgesellschaft an der die Stadte Wiesloch und Walldorf zu 51 Prozent die Hospizhilfe Sudliche Bergstrasse zu 40 Prozent und das Psychiatrische Zentrum Nordbaden mit 9 Prozent beteiligt sind Die Dietmar Hopp Stiftung erwarb das Gebaude und finanzierte den Umbau der nach Planungen des Walldorfer Architektenburos Vorfelder ausgefuhrt wurde Im Mittelpunkt der Sanierung stand neben der vollen Erschliessung des Altabus und einer hellen und freundlichen Einrichtung vor allem die denkmalgerechte Wiederherstellung der ursprunglichen Gestalt des Gebaudes und seines Turms sowie die Bewahrung oder Rekonstruktion von moglichst vielen originalen Ausstattungsteilen wie historischen Fussboden Turen Gelandern und Beschlagen Ausserdem wurde ein moderner dreigeschossiger Erschliessungstrakt und ein glasernes Treppenhaus mit Zwischenbau angebaut Die Kosten fur Grunderwerb und Bau betrugen rund 7 Mio Euro Im Erdgeschoss wurden Buroflachen an die Evangelische Erwachsenenbildung das evangelische Dekanat und das Schuldekanat sowie die Okumenische Hospizhilfe vermietet um das absehbare Betriebsdefizit zu tragen Die Einrichtung konnte unter dem neuen Namen Hospiz Agape am 22 Februar 2008 eingeweiht werden Bis zum Juli 2008 hatte die Einrichtung bereits eine Auslastung von 83 Prozent erreicht Die bis dahin aufgenommenen 44 Gaste hatten eine durchschnittliche Verweildauer von 18 Tagen In den Gastraumen legt man Wert auf schlichte aber elegante Wohnlichkeit Als Andachtsraum ist der als holzerne Rotunde angelegte Raum der Stille vorhanden Im Haus sind hauptamtliche Pflegekrafte und ehrenamtliche Sterbebegleiter tatig Literatur BearbeitenKarin Hirn Wechselvolle Bau Geschichte des Wieslocher Bierkellers in Kurpfalzer Winzerfestanzeiger Ausgabe 2008 S 60 70 Karin Hirn Wechselvolle Geschichte von Rechtswesen und Bauwerken in Kurpfalzer Winzerfestanzeiger Ausgabe 1993 S 70 Volker Kronemeyer Die Gasthauser Wieslochs Orte der Geselligkeit in Kurpfalzer Winzerfestanzeiger Ausgabe 1993 S 16ff 49 300061 8 699668 Koordinaten 49 18 0 2 N 8 41 58 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bierkeller Wiesloch amp oldid 214656816