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Die Bewasserungsmethoden am Nil haben ihren Ursprung vor etwa 5000 Jahren als die Agypter begannen nicht mehr nur die vom Nil uberschwemmten Flachen zu bestellen sondern die jahrlichen Fluten systematisch zur Bewasserung speziell angelegter Felder zu nutzen Ihre Methoden blieben weitgehend unverandert und uberdauerten Eroberungen des Landes durch Perser Griechen Romer Araber und Turken sowie Epidemien und Hungersnote Erst die im 19 Jahrhundert beginnende rasche Bevolkerungszunahme und das Streben nach zusatzlichen Einnahmequellen durch den Anbau von am Nil bislang nicht bekannten Pflanzen erforderten eine intensivere Bodennutzung und damit andere Methoden sowie die Kontrolle des Flusses durch Stauwehre und grosse Kanalisationssysteme Inhaltsverzeichnis 1 Saisonale Bewasserung in Uberschwemmungsbassins 2 Ganzjahrige Kanalbewasserung 3 Wasserbevorratung 4 Grossraumige grossvolumige Bevorratung 5 Ausbau des Kanalsystems 6 Siehe auch 7 QuellenSaisonale Bewasserung in Uberschwemmungsbassins BearbeitenGrundlage der agyptischen Landwirtschaft war die jahrlich wiederkehrende und vorhersehbare Uberschwemmung der Flussniederungen und des Nildeltas die ihren Ursprung in den regenzeitlichen starken Niederschlagen im athiopischen Hochland mit seinen mehr als 4000 m hohen Bergen hat Diese Wassermengen fliessen weitgehend in den Blauen Nil und den Atbara und damit in den Nil Bei Assuan im Suden Agyptens liessen sie den Nilpegel ab Juni steigen bis er im August seinen Hochststand erreichte und im September wieder abfiel Die sich langsam flussabwarts bewegende Flutwelle erreichte das Nildelta etwa zwei Wochen spater Bei Kairo begann sie Anfang Juli erreichte ihren Hochststand in den 14 Tagen von Ende September bis Anfang Oktober und fiel dann wieder ab Der tiefste Wasserstand war im Mai erreicht Die Agypter teilten die landwirtschaftlich genutzten Flachen in Uberschwemmungsbassins auf die 500 bis 48 000 Feddans gross sein konnten 2 bis 200 km Sie wurden mit Dammen umgeben und mit Zu und Abflusskanalen ausgestattet Die Bassins wurden einmal jahrlich zur Zeit des hochsten Wasserstandes der Nilschwemme geflutet und dann fur ca sechs Wochen geschlossen damit der Schlamm sich absetzen und der Boden durchfeuchtet werden konnte Anschliessend wurde das restliche Wasser in benachbarte tiefer liegende Becken und in den schon wieder fallenden Nil abgelassen Unmittelbar nach dem Ablassen der Bassins erfolgte die Aussaat also meist im November oder Anfang Dezember Bis zur Ernte dauerte es nur drei bis vier Monate in der anschliessenden Trockenheit war Ackerbau kaum moglich Somit konnten auch nur Pflanzen angebaut werden die in dieses Bewasserungs und Zeitschema passten Uber Kanale mit geringerem Gefalle als der Nil konnten auch entferntere und geringfugig hoher gelegene Flachen geflutet werden Das System war jedoch empfindlich gegenuber den Schwankungen der einzelnen Fluten War die Schwellhohe zu gering wurden hohere Bassins nicht ausreichend oder gar nicht gefullt was zu ausfallenden Ernten und damit zu Hungersnoten fuhrte eine zu hohe Schwelle zerstorte Damme und Hauser Mit dieser Flachenstaumethode wurde der Boden nicht ubermassig beansprucht die Fruchtbarkeit wurde durch den jahrlichen Eintrag von Schlamm aufrechterhalten Es war deshalb nicht notig Land brach liegen zu lassen Versalzung trat nicht auf im Sommer lag der Grundwasserspiegel weit unter der Oberflache wahrend der Flut wurden moglicherweise angesammelte Salze wieder ausgewaschen Mit dem nach 1500 v Chr aus Mesopotamien ubernommenen Schaduff einer Art Ziehbrunnen und der in hellenistischer Zeit eingefuhrten Sakia einem von Ochsen angetriebenen Schopfrad gelang es auch wahrend der Trockenheit Felder mit dem Wasser aus dem Grundwasser aus dem Fluss oder aus Kanalen zu bewassern und dadurch zusatzliche Anbauflachen zu schaffen Gelegentlich wurde auch die Noria ein wohl aus Syrien ubernommenes von der Wasserstromung angetriebenes Schopfrad eingesetzt Mit diesen Geraten konnten aber keine grossen Wassermengen gefordert und deshalb auch keine grossen Flachen kultiviert werden Mit der saisonalen Bassinbewasserung konnten im Alten Agypten 2 bis maximal 12 Mio Einwohner ernahrt werden Zu der Zeit als Agypten romische Provinz war und zur Versorgung des Imperiums mit Getreide beitrug durften 10 000 km landwirtschaftliche Flache bestellt worden sein Nach der Spatantike verfielen die Methoden und die Anlagen langsam so dass auch die Bevolkerung abnahm Um 1800 hatte das Land nur noch etwa 2 5 Millionen Einwohner Ganzjahrige Kanalbewasserung BearbeitenMuhammad Ali Pascha 1805 1848 Vizekonig von Agypten fuhrte vielfaltige Reformen ein und bemuhte sich die kultivierbare Flache auszudehnen und mit dem Anbau von Baumwolle zusatzliche Einnahmen zu erzielen Zu diesem Zweck liess er die Delta Barrages uber den Rosetta und den Damietta Arm bauen die nach seinem Tod und nach anfanglichen Schwierigkeiten den Nil bei Niedrigwasser so weit aufstauten dass ein neu angelegtes Kanalsystem im Nildelta die Felder ganzjahrig bewassern konnte Dazu verteilen Haupt und Zweigkanale das Wasser in Sommerkanale die nur im Sommer Wasser fuhren und in Schwemmkanale die nur wahrend der Flut geoffnet werden Gegen Ende des 19 Jahrhunderts gab es im Delta 7 200 km Sommer und 4 000 km Schwemmkanale Mit der ganzjahrigen Bewasserung waren erstmals zwei manchmal sogar drei Ernten moglich Ausserdem konnte erstmals Baumwolle angebaut werden eine Pflanze die keine Trockenheit aber auch keine Nasse im Boden vertragt und eine langere Wachstumsperiode hat nbsp Schema der Haupt BewasserungskanaleIsmail Pascha 1863 1879 Vizekonig liess den in Asyut beginnenden und 1873 fertiggestellten Ibrahimiyya Kanal bauen Der zunachst 320 km lange Kanal zweigte ursprunglich ohne besondere Wehre vom Nil ab und dient damals wie heute der ganzjahrigen Bewasserung der Felder entlang seinem Lauf Zwischen 1898 und 1903 wurden das Asyut Stauwehr und verschiedene Wehre in dem Kanal gebaut um die Bewasserung besser steuern zu konnen mit der eine Flache von etwa 2 300 km versorgt wird Am Ende des 19 Jahrhunderts wurden in Agypten 16 290 km ganzjahrig bewassert davon in Unteragypten 13 913 km und in Oberagypten 2 377 km eine deutliche Zunahme gegenuber der Zeit der Uberschwemmungsbassins Unter der britischen Leitung ging der Um und Ausbau des Bewasserungssystems rasch weiter Das Zifta Stauwehr 1903 im Damietta Arm und das Esna Stauwehr 1906 wurden gebaut mit dem Naga Hammadi Wehr 1930 wurden die letzten Gebiete unterhalb Assuans an Bewasserungskanale angeschlossen Diese Stauwehre hatten den Zweck fur eine ganzjahrige und den Umstanden entsprechend gleichmassige Wasserversorgung durch die Kanalsysteme zu sorgen Mit ihnen konnte zwar der Nil gesperrt werden um das Wasser in die Kanale zu leiten Ihr Stauvolumen war jedoch sehr klein weshalb die grosse Zahl der Tore in den Staumauern geoffnet werden musste um die Spitze der Flut passieren zu lassen Umgekehrt konnten keine grossen Wasservorrate angelegt werden um Trockenperioden auszugleichen Der Nilschlamm hatte in diesem System eine nachrangige Bedeutung er war im Gegenteil manchmal hinderlich wenn er die Kanale zusetzte und muhsam geraumt werden musste Im Ubrigen war im Sudan schon 1925 der Sannar Damm zur Versorgung der Kanale des Gezira Projektes gebaut worden in dessen Stausee sich ein grosser Teil der Sedimente absetzte die in Agypten den Nilschlamm bildeten Wasserbevorratung BearbeitenZwischen 1899 und 1902 wurde die Assuan Staumauer gebaut die 1912 und 1933 noch zweimal erhoht wurde Sie war die erste Staumauer am Nil mit einem nennenswerten Stauvolumen Ihr Zweck war allein die Regulierung der Flut um stromabwarts eine gleichmassigere Wasserfuhrung in der Niedrigwasserperiode zu erreichen an sie waren keine Bewasserungskanale angeschlossen Der 1937 fertiggestellte Jebel Aulia Damm am Weissen Nil oberhalb von Khartum wurde gebaut um Wasser wahrend der Flut im Blauen Nil zuruckzuhalten mit dem aufgestauten Wasser die Perioden geringer Wasserfuhrung im Blauen Nil auszugleichen und damit zu einer gleichmassigen Wasserfuhrung am Unterlauf des Nils beizutragen Grossraumige grossvolumige Bevorratung BearbeitenMit den von der alten Assuan Staumauer und vom Jebel Aulia Damm aufgestauten Wassermengen konnte zwar die einzelne Niedrigwasserperiode des jeweiligen Jahres ausgeglichen werden sie genugten aber bei weitem nicht ein ganzes Jahr mit besonders niedrigen Wasserstanden zu uberbrucken Schon 1920 gab es Ideen mit dem Tanasee und Stauseen im Sudan das dazu erforderliche Speichervolumen zu schaffen Ein ausgearbeiteter Plan zur Uberbruckung eines Jahrhundert Minimums wurde 1946 von H E Hurst vorgelegt einem anerkannten Nil Fachmann und hohen britischen Beamten im agyptischen Bauministerium Danach sollte nicht nur der Tanasee sondern auch der Viktoriasee und der Albertsee gestaut und der Sudd durch den Jonglei Kanal durchlassig gemacht werden Der Plan wurde jedoch von den betroffenen Landern zuruckgewiesen nur der Owen Falls Damm am Ausgang des Viktoriasees wurde gebaut In Agypten hatte inzwischen Gamal Abdel Nasser die Macht ubernommen Statt vieler Projekte in anderen Landern bevorzugte er einen grossen allein der Kontrolle Agyptens unterliegenden Damm Dies fuhrte zum Bau des Assuan Staudammes Assuan Hochdamm mit dem genugend Wasser gestaut werden kann um ein statistisch in hundert Jahren nur einmal vorkommendes Minimum der Wasserfuhrung auszugleichen ohne dass Agypten vom Wohlwollen anderer Staaten flussaufwarts abhangig ware Ausserdem liess er sich in einem kurzeren Zeitraum bauen als fur den Hurst Plan notwendig gewesen ware und produziert grosse Strommengen die fur die Entwicklung des Landes dringend benotigt werden Die Nilflut die tausende von Jahren das Wohlergehen Agyptens beeinflusst hatte endete damit im Nassersee nachdem ein grosser Teil des Nilschlamms sich vorher schon im Sannar Damm und im Roseires Damm abgesetzt hatte Mit dem Assuan Staudamm kann seitdem der Wasserbedarf der Landwirtschaft des Kraftwerks und der Schifffahrt fur die Touristen tagesgenau gedeckt werden Auch dies hat jedoch seine Grenzen Perioden von Hoch bzw Niedrigwasser im Nil erstrecken sich haufig uber zwei oder drei Jahre wie es Ende der 1980er Jahre geschah 1988 war der Wasserspiegel im Nassersee so weit gefallen dass der Reisanbau reduziert werden musste nur noch weniger als zwei Drittel der Stromerzeugungskapazitat genutzt werden konnten und grosse Touristenschiffe nicht mehr ausreichend Wasser unter dem Kiel hatten Ein weiteres Jahr mit geringer Wasserfuhrung hatte Agypten vor ernste Probleme gestellt die Stromerzeugung am Assuan Damm hatte ganz eingestellt und die Bewasserung erheblich reduziert werden mussen Ausbau des Kanalsystems BearbeitenSeit dem Bau der Delta Barrages wurden zusammen mit dem Bau der verschiedenen Stauwehre die Kanalsysteme ausgebaut erweitert und umgebaut Mit regulierbaren Wehren von oft beachtlichen Ausmassen erfolgte die Steuerung des Wasserflusses Zahlreiche Kanale wurden ausserdem als Wasserwege fur die Frachtschifffahrt benutzt Neben der Bewasserung durch Kanale kamen auch eine grosse Zahl von Pumpen zum Einsatz teilweise in grossen Pumpwerken die zunachst von Dampfmaschinen angetrieben wurden spater von Dieselmotoren So entstand unterhalb von Assuan ein komplexes System von Haupt und Seiten Verteiler Drainage und Abflusskanalen das die ursprunglichen Uberschwemmungsbassins vollstandig verdrangt hat Siehe auch BearbeitenListe der Talsperren am NilQuellen BearbeitenHermann Henze Der Nil eine nach neueren Quellen bearbeitete Darstellung seiner Hydrographie und seiner wirtschaftlichen Bedeutung Gebauer Schwetschke Halle 1903 Digitalisat des vergilbten und daher schlecht lesbaren Originals auf archive org Nachdruck Unikum Verlag Barsinghausen 2012 in Auszugen auf Google books William Willcocks James Ireland Craig Egyptian Irrigation Band I Egyptian Irrigation Band II 3 Auflage Spon London New York 1913 Sandra Postel Egypt s Nile Valley Basin Irrigation Auszug aus Sandra Postel Pillar of Sand Can the Irrigation Miracle Last W W Norton Company New York 1999 Nile Irrigation along the Nile Auf Infoplease com zuletzt abgerufen am 24 Marz 2014 Greg Shapland Rivers of Discord International Water Disputes in the Middle East C Hurst amp Co London 1997 ISBN 1 85065 214 7 S 57 f in Auszugen auf Google books John V Sutcliffe Yvonne P Parks The Hydrology of the Nile International Association of Hydrological Sciences Wallingford 1999 ISBN 978 1 901502 75 6 S 151 f PDF Datei Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bewasserungsmethoden am Nil amp oldid 221837088