www.wikidata.de-de.nina.az
Barbara Kluntz getauft 5 Februar 1661 in Ulm Leichenpredigt 22 Mai 1730 in Ulm war eine deutsche Komponistin und Musikpadagogin Auf samtlichen ihrer erhaltenen Buchtitel nennt sie sich selbst Barbara Kluntzin der Edlen Music Kunst Liebhaberin um ihre Stellung explizit hervorzuheben Sie betrachtet sich keinesfalls als Berufsmusikerin Barbara Kluntz Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Eintritt ins Ulmer Sammlungsstift 1 2 Kontakte und Konzerte 1 3 Gedichtschaffen 1 4 Choralbuch 1711 2 Posthum 2 1 Archivalien 3 Werke 3 1 Zustand der Choralbucher 4 Wurdigung 5 Literatur 6 QuellenBiografie BearbeitenBarbara Kluntz genannt Schneiderbarbele war Tochter und drittes Kind des Schneiders Peter Kluntz und seiner Frau Katharina Kluntz geb Messerschmid Sie trat in den wohltatigen Drittorden der nach der Reformation evangelischen Ulmer Sammlungsfrauen Ulmer Sammlung ein Die klosterahnliche Vereinigung ihr gehorten auch mehrere Dorfer um Ulm lag in der Ulmer Frauenstrasse Ecke Sammlungsgasse Das Gebaude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort Da die in den Orden eingetretenen Frauen keine Gelubde ablegen mussten war Barbara Kluntz keine Nonne Eintritt ins Ulmer Sammlungsstift Bearbeiten nbsp Standort der Ulmer Sammlung Ausschnitt aus dem Vogelschauplan 1597 Barbara Kluntz war bei ihrem Eintritt in die Sammlung als Klaviervirtuosin Orgelspielerin und Dichterin laut alteren Forschungen weithin bekannt Auszuge aus ihrem nicht mehr vorhandenen Testament belegen dass sie eine eigene Orgel ein Clavichord viele Musikalien und Bucher besass Wie Barbara Kluntz zu ihren Fahigkeiten gelangte und welche Stellung ihr Vater als Schneider innerhalb der Ulmer Schneiderzunft hatte ist bislang nicht bekannt Bis dahin waren nur Patrizierinnen in die Sammlung aufgenommen worden Weshalb Barbara Kluntz erst mit 44 Jahren in das Sammlungsstift eintrat bleibt ebenso zu erforschen Ihre musikalischen Tatigkeiten lassen sich erst mit ihrem Eintritt in das Sammlungsstift 1704 belegen Uber ihre Kindheit fruhe und spate Jugendzeit sind bislang keine Belege auffindbar Barbara Kluntz war nicht verheiratet sie zog unter ihrem Geburtsnamen und als Jungfer in die Sammlung ein Ihr vokales und instrumentales Musizieren war wohl rein religiosen Zwecken gewidmet zudem unterrichtete sie auch ihre Kolleginnen deren Schulerinnen und viele Patriziertochter im Clavierschlagen Ihr grosses Vorbild war die franzosische Dichterin Georgette de Montenay deren Portrat sie in ihr Choralbuch von 1711 aufgenommen hatte Kontakte und Konzerte Bearbeiten Barbara Kluntz pflegte durch Briefwechsel Kontakte nach Berlin und liess sich wahrscheinlich auch von dort die neuesten Musikwerke schicken um sie studieren und auffuhren zu konnen Sie begleitete sich und andere wohl selbst am Clavichord und auf der Orgel Da die Ulmer Sammlungsfrauen sich frei in der Stadt und im Stift bewegen konnten ist anzunehmen dass die Ulmer Sammlung neben den zu einer Zunft vereinigten festangestellten Ulmer Stadtpfeifern und dem aufkommenden Theaterbetrieb ein Zentrum der Ulmer Musikausubung darstellte Gedichtschaffen Bearbeiten Barbara Kluntz schrieb neben Musik auch viele Gedichte die sie in ihren Choralbuchern veroffentlichte darunter ein Werk das ihre Lebensfreude und kraft ausdruckt Dess Davids Harpff in Himel klingt wol dem der mit mir frolich singt Lutherus singt uns allen vor Nach Gottes Wort fuhrt den Tenor Wir singen nach und zwitzern mit Und Gott nimt an solch Lob und Bitt Wer nun Gott furcht und hat mich gern der singt mit mir zu Gott dem Herrn Choralbuch 1711 Die franzosische Sprache muss Barbara Kluntz sehr gelaufig gewesen sein da sie ihr Vorbild Georgette de Montenay in ihrem Choralbuch von 1711 zitiert und vermutlich deren Werke im Original gekannt hatte Damit begab sich Barbara Kluntz in eine Tradition herausragender Frauen die ihre schriftstellerischen und musikalischen Talente und Gaben in den Dienst des Gotteslobes stellten Choralbuch 1711 Bearbeiten Die 245 Chorale des prachtvoll handschriftlich ausgestatteten Choral Music Buchs von 1711 sind nur mit Titelangabe und teilweise ohne Text aufgezeichnet Die Melodien sind akkordisch mit bis zu sechs Stimmen ausgesetzt wobei die Satze jah zwischen Vollstimmigkeit und zweistimmigen Passagen wechseln konnen Gelegentlich bietet Barbara Kluntz zu einer Choralmelodie auf der gleichen Seite auch Alternativaussetzungen In ihren Werken fuhrte Barbara Kluntz die Quinten und Oktaven oft parallel und genauso oft fehlt trotz Vier und Funfstimmigkeit in den Satzen die Terz Dies konnte ein Hinweis darauf sein dass sie sich ihre Kunst autodidaktisch beigebracht hat da der Gebrauch der Terz zu diesem Zeitpunkt in der Musikgeschichte langst gebrauchlich war Ans Ende ihres ersten Choralbuches stellt Barbara Kluntz ihr wohl frohlichstes Credo ihre Art der Musikanschauung Ich waiss nit z sagen wie vil Gut In Musica ist verborgen Gott und Menschen sie g fallen thut Music vertreibt die Sorgen Music verjagt die Traurigkeit Music den Geist erneuet Music macht Lust und kurzt die Zeit und ewig uns erfreuet Music lieb ich so lang ich leb und frolich meine Stimm erheb und sing O Music Himmels Kunst du bist wehrt aller Ehr und Gunst Choralbuch 1711 Posthum BearbeitenEs bleibt zu erforschen was mit Barbara Kluntz weiterem Nachlass wie der Instrumente und Noten geschehen ist ein Beschluss des Rats der Stadt Ulm verbot den Sammlungsfrauen Guter untereinander zu vererben um ihnen moglichst wenig Macht und auch finanziellen Einfluss in der Stadt zu geben Einzig aus einem erhaltenen Auszug eines nicht mehr erhaltenen Protokolls des Ulmer Sammlungsstifts vom 10 Dezember 1728 das sich auf der Ruckseite zu Barbara Kluntz Olportrait befindet geht hervor dass sie mindestens zwei Jahre vor ihrem Tod ein verlorenes Testament abfasste Barbara Kluntz hat darin ihre Musikalien Noten und Clavichord der hauseigenen Kapelle vermacht und bestimmt dass ihre Orgel in die evangelische Kirche nach Ersingen gehe Nach der Auflosung der Ulmer Sammlung wurde die Orgel allerdings laut Ilse Schulz in eine deutsche Schule gebracht Vermutlich sind Barbara Kluntz Musikalien im Zweiten Weltkrieg durch die Bombenangriffe auf Ulm die auch die Ulmer Sammlung vernichteten zerstort worden Archivalien Bearbeiten Auch Barbara Kluntz Grab gilt als verschollen Einzig erhalten sind ihre zwei verbliebenen Choralbucher und ihr Portrat in Ol eines unbekannten Kunstlers Darauf sind auch zwei Seiten ihres verschollenen zweiten Choralbuches von 1717 zu sehen Barbara Kluntz liess sich in der fur diese Zeit typischen Sammlungstracht abbilden Mit ihrer linken Hand weist sie auf ein kleines Kreuz Wie sie in fast allen ihren Liedern und Gedichten schreibt kommt ihre Musik die sie als Choralbuch vor sich halt von Gott Schreibgerate weisen auf ihre Arbeit als Dichterin und Komponistin hin eine Zitrone im Vordergrund die einen Luxusartikel darstellte im Original Olportrat sichtbar dargestellt Ulmer Museum verrat ihren gehobenen Stand Im Hintergrund befindet sich wahrscheinlich ihre eigene Orgel Die vielfaltigen Aktivitaten der Barbara Kluntz als Sammlungsfrau Musikpadagogin Komponistin Organistin und Clavieristin sind fur den Ulmer Raum und generell fur ihr Zeitalter beispiellos Werke Bearbeiten3 Choralbucher von 1711 1717 verschollen und 1720 mit insgesamt mehr als 500 Einzelkompositionen geistlicher Lieder Gesange und Arien Stadtarchiv Ulm General Bass Buchlein vor 1720 verschollen Laudet Jehova Te Ulma neunstrophiger lat Hymnus mit der Melodie des Nun danket alle Gott als Hymne auf Barbara Kluntz Heimatstadt Choralbuch 1711 Totenlied von Anna Maria Reiser Sammlungsfrau auf den Tod Barbara Kluntz publiziert von Daniel Ringmacher in einem verschollenen Sammelband Portrat der Barbara Kluntz von einem unbekannten Kunstler Ulmer Museum Inv Nr 1928 6048 Zustand der Choralbucher Bearbeiten Eisen Gallus Tintenschrift in hellbrauner Farbe Sammelbande wirken wie Abschriften eines Vorgangers gut erhaltene Farbigkeit der Einbande und Bilder klares Notenbild ordentliche Handschrift sorgfaltiger Umgang da ausserlich kaum beschadigt stellenweise bereits Tintenfrass von den Choralbuchern existieren weder Abschriften Kopien Microfiche Aufnahmen noch sonstige Faksimile Wurdigung BearbeitenDie Stadt Ulm benannte nach ihr den Barbara Kluntz Weg Im Ratskeller im Ulmer Rathaus wurde ihr Portrat gross in Goldfarbe gefasst ca 2 3 m Dort befindet sie sich in Gesellschaft mit weiteren grossen Sohnen und Tochtern die die Stadt Ulm in der Vergangenheit bereichert haben Literatur BearbeitenKirstin Borchers Svenja Blocherer Hrsg Ulmer Frauen haben eine Geschichte Von tatkraftigen und klugen Frauen Mossingen Talheim 1992 ISBN 3 89376 029 6 Linda Maria Koldau Frauen Musik Kultur Ein Handbuch zum deutschen Sprachgebiet der Fruhen Neuzeit Wien 2005 ISBN 3 412 24505 4 S 931 943 Christiane Dech Barbara Kluntz eine erfolgreiche Musikpadagogin In Ulmer Museum Hrsg Ulmer Burgerinnen Soflinger Klosterfrauen in reichsstadtischer Zeit Ulm 2003 ISBN 3 928738 37 2 Ilse Schulz Schwestern Beginen Meisterinnen Hygieias christliche Tochter im Gesundheitswesen einer Stadt Universitatsverlag Ulm 1992 ISBN 3 927402 61 3 Ilse Schulz Verwehte Spuren Frauen in der Stadtgeschichte Suddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm 1998 ISBN 3 88294 264 9 S 17 43 Susanne Wosnitzka Music lieb ich solang ich leb Barbara Kluntz bedeutendste Komponistin Suddeutschlands um 1700 In Archiv Frau und Musik Frankfurt Main Hg VivaVoce Nr 97 Frankfurt 2013 S 2 4 Quellen BearbeitenBarbara Kluntz Choralhandbuch 1711 und 1720 Stadtarchiv Ulm Normdaten Person GND 1012407349 lobid OGND AKS VIAF 171925696 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kluntz BarbaraKURZBESCHREIBUNG deutsche KomponistinGEBURTSDATUM getauft 5 Februar 1661GEBURTSORT UlmSTERBEDATUM vor 22 Mai 1730STERBEORT Ulm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Barbara Kluntz amp oldid 161121230