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Bar war die Bezeichnung der Meistersinger fur das Meisterlied Ein Meisterlied besteht aus mehreren nach bestimmten Regeln gebauten Strophen Es sind regelmassig mindestens drei und die Anzahl der Strophen insgesamt ist ungerade Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Etymologie 2 Nachwirkung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte und Etymologie BearbeitenDa die Meistersinger mit ihren Liedern in Vielem die Traditionen der Sangspruchdichter des 12 bis 14 Jahrhunderts und der meisterlichen Lieddichter des 14 und 15 Jahrhunderts fortfuhren die Sangspruchdichter aber in der Regel einstrophige Texte Spruch Spruchstrophe Sangspruchstrophe verfasst haben wird eine eigene Bezeichnung fur das mehrstrophige Lied in der Sangspruchtradition fruhestens mit dem Aufkommen des mehrstrophigen meisterlichen Liedes im 14 Jahrhundert erforderlich vermutlich besteht aber kein Zusammenhang mit dem sehr viel fruher mehrstrophigen Minnesang Fur eine Verstarkung terminologischer Bemuhungen in der Sangspruchtradition gerade des 14 Jahrhunderts lassen sich auch sonst viele Anhaltspunkte finden Im Falle der Pragung des Barbegriffs fur das mehrstrophige Lied griff man auf die altere mittelhochdeutsch bereits eingefuhrte Bezeichnung parat fur eine besonders kunstvolle Hervorbringung zuruck Dieser Bedeutungskern fuhrte zu einer Ubernahme des Wortes in die spatmittelalterliche Fechtersprache wo es einen besonders trickreichen Schlag bezeichnet Zumindest vermuten lasst sich daher dass die Bezeichnung par in poetologisch literarischer Verwendung im 14 Jahrhundert zunachst auch den agonalen Charakter des eigenen Auftretens mit mehrstrophigen Texten bewusst hielt Das Deutsche Worterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm gibt die Alternativformen parthen und barthen an und verweist auf friesisch bere Ruf Geschrei Getose Schall und baria rufen verschiedene Musikinstrumente namens parda oder barto und weiter auf den barditus genannten Schlachtgesang der Germanen Tac Germ 3 bestreitet aber ausdrucklich des letzteren Zusammenhang mit dem keltischen Bardengesang 1 Die Belege fur par in der Bedeutung Meisterlied fliessen im 14 Jahrhundert zunachst nur sparlich Erst im 15 Jahrhundert begegnet das Wort par fur das Meisterlied dann haufiger Unter den seit dem ausgehenden 15 Jahrhundert in eigenen Gesellschaften organisierten Meistersingern ist es dann ganz regelmassig die Bezeichnung fur das mehrstrophige Meisterlied Die einzelne Strophe wird demgegenuber als liet bezeichnet Mit diesem besonderen Sprachgebrauch setzen sich die exklusiven Zirkel der stadtischen Meistersinger jedoch nicht durch Im Zuge von Bestrebungen die eigene poetologische Terminologie an den ausserhalb der Meistersinger Gesellschaften allgemein ublichen Sprachgebrauch anzupassen ersetzt seit dem ausgehenden 16 Jahrhundert Lied bzw Meisterlied das alte par und gesatz bzw seit Martin Opitz Strophe ersetzt das altere liet Nachwirkung BearbeitenDie Verwendung des Wortes Bar in seiner maskulinen Form der Bar zur Bezeichnung einer besonderen Strophenform beruht auf einer irrigen Auslegung von Johann Christoph Wagenseils Buch Von der Meister Singer holdseligen Kunst 1697 in deren Folge Richard Wagner in seiner Oper Die Meistersinger von Nurnberg 1868 den Meistersinger Hans Sachs die Kanzonenstrophe so benennen liess So erlautert der Schustergeselle David dem Ritter Stolzing im I Aufzug 2 Ein Bar hat manch Gesatz und Geband wer da gleich die rechte Regel fand die richt ge Naht und den rechten Draht mit gut gefugten Stollen den Bar recht zu versohlen Und dann erst kommt der Abgesang dass der nicht kurz und nicht zu lang und auch keinen Reim enthalt der schon im Stollen gestellt Die entsprechende Stelle aus der Meistersinger Tabulatur die Wagner vermutlich dem Werk Wagenseils entnahm findet sich in den Entwurfen zur Oper Ein jedes Meister gesangs Bar hat sein ordentlich Gemas in Reimen und Sylben durch des Meister s Mund ordinirt und bewehrt diess sollen alle Singer Tichter und Merker auf den Fingern ausmessen und zu zehlen wissen Ein Bar hat mehrentheils unterschiedliche Gesatz oder Stuck als viel deren der Tichter tichten mag Ein Gesatz besteht meistentheils aus zweien Stollen die gleiche Melodey haben Ein Stoll besteht aus etlichen Versen und pflegt dessen Ende wann ein Meisterlied geschrieben wird mit einem Kreutzlein bemerkt zu werden Darauf folgt das Abgesang so auch etliche Verse begreift welches aber eine besondere und andere Melodey hat als die Stollen Zuletzt kommt wieder ein Stoll oder Theil eines Gesatzes so der vorhergehenden Stollen Melodey hat 3 An Wagners Operntext und vielleicht an das durch Wagenseil ausgeloste Missverstandnis anknupfend spricht die Neugermanistik noch bis heute hier und da von einer Barform Da damit schlicht die Kanzonenstrophe gemeint ist sollte man diese auch so nennen und die Begrifflichkeiten Bar m oder Barform vermeiden Siehe auch BearbeitenBarformLiteratur BearbeitenFrieder Schanze Bar In Klaus Weimar u a Hrsg Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte Band 2 Berlin New York 1997 2003 ISBN 3 11 015663 6 S 198 f Michael Baldzuhn Ein Feld formiert sich Beobachtungen zur poetologischen Begrifflichkeit in den Tabulaturen der Meistersinger In Gerd Dicke Manfred Eikelmann Burkhard Hasebrink Hrsg Im Wortfeld des Textes Worthistorische Beitrage zu den Bezeichnungen von Rede und Schrift im Mittelalter Trends in Medieval Philology 10 Berlin New York 2006 ISBN 3 11 018328 5 S 165 185 hier besonders S 168 176 Einzelnachweise Bearbeiten Bar n In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch Band 1 A Biermolke I S Hirzel Leipzig 1854 Sp 1121 woerterbuchnetz de Vgl den Barditus In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft Band III 1 Metzler Stuttgart 1897 Sp 10 f Richard Wagner Samtliche Schriften und Dichtungen Volksausgabe 7 Band Breitkopf amp Hartel Leipzig o J 1911 S 161 Richard Wagner Samtliche Schriften und Dichtungen 11 Band S 371 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bar Meistergesang amp oldid 231347898