www.wikidata.de-de.nina.az
Die Theatermalerei dient der Gestaltung des Buhnenbilds und zielt als Dekorationsmalerei meist auf die Vergegenwartigung der ortlichen und zeitlichen Zusammenhange auf der Buhne ab Sie ist seit jeher intensiv verwoben mit anderen bildenden Kunsten Ihr Zweck liegt in der malerischen Verbindung der Elemente einer Opern Theater oder Ballettauffuhrung die fur den Betrachter sinnlich zu einem Ganzen verschmelzen Nicht nur die Anfertigung grossformatiger Malereien auf Stoff so genannter Buhnenprospekte ist Aufgabe der Theatermaler sondern auch die Bemalung von Plastiken Requisiten Holzkulissen und vielem mehr Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Geschichte 2 Bemalte Dekorationsteile 3 Maltechniken 4 Beruf und Tatigkeit 5 Sammlungen 6 Literatur 7 WeblinksEntstehung und Geschichte BearbeitenDie Theatermalerei ist vermutlich so alt wie das europaische Theater selbst das im antiken Griechenland im 6 Jahrhundert v Chr entstand Plinius der Jungere und Vitruv berichteten zu dieser Zeit von Malereien in den Theatern und romischen Arenen nbsp Teatro Olimpico 1585 BildbuhneFeststehende gemalte Buhnendekorationen in Form von Leinen bespannten Rahmen hinter architektonisch unveranderlicher Buhnenfront fanden in der Renaissance Anwendung beispielsweise in der perspektivischen Bildbuhne des Teatro Olimpico Bei dieser Buhnenform nutzte man die hohe Kunst der perspektivischen Darstellung der Renaissancekunstler um dem Zuschauer die Illusion einer raumlichen Buhnenszenerie vorzugaukeln Hierbei wurden Buhnendurchgange zwischen Vorder und Hinterbuhne mit bemalten Stoffen auf holzernen Rahmen versehen um die raumliche Wirkung einer Perspektive fur den Zuschauer zu vervollstandigen Sowohl in der Renaissance als auch in der Epoche des Barock wurden antike Dekorationselemente neu entdeckt aufwandig gestaltet und funktionell erweitert Die seit der Renaissance bevorzugte Zentralperspektive der Malerei fand Eingang in die nunmehr unaufhaltsam rasante Entwicklung der Buhnendekoration Infolgedessen wird auch Filippo Brunelleschi 1377 1446 als Wegbereiter der Theatermalerei genannt Es entstanden grossformatige Gemalde die den zeitgenossischen Olmalereien in Technik und Vollkommenheit in nichts nachstanden Der Zweck dieser zentralen Fluchtpunktperspektive war die Illusion eines in die Unendlichkeit strebenden Fluchtpunktes beispielsweise haufig verwendet um Hauserschluchten eindrucksvoll darzustellen und in ihrer Wirkung zu ubersteigern Zu Beginn des Barock entwickelte 1606 Giovanni Battista Aleotti fahrbare Freifahrtkulissen um die Buhnendekoration wandelbar zu machen Diese starren Dekorationselemente waren naturlich mit szenischen landschaftlichen oder architektonischen Darstellungen bemalt Ebenfalls zur Verwandlung des Buhnenbildes dienten bemalte Telari die den antiken Periakten nachempfunden wurden Diese dreiseitigen senkrechten Prismenbauteile konnten nebeneinandergestellt von vorne als homogene Flache empfunden werden welche durch eine Drehung einen schnellen unkomplizierten Wechsel des Buhnenbildes bewerkstelligten Siehe auch Geschichte des TheatersBemalte Dekorationsteile Bearbeiten nbsp Wilhelm Plappert Buhnenprospekt fur das Konzerthaus Ravensburg um 1903 1910 Wahrend der Produktion eines Buhnenbildes mussen zahlreiche und oft unorthodoxe Materialien bemalt werden Die augenscheinlichsten sind sogenannte Buhnenprospekte das heisst Vorhange aus Leinen Baumwollnessel Tull und Kunststoff die als Hintergrundprospekt Gassenhanger Zwischenvorhang Rundhorizont etc fungieren konnen Diese Buhnenprospekte werden in der Buhnentechnik an Zugen befestigt und konnen somit auf der Buhne nach oben zum Schnurboden hin und unten ins Sichtfeld der Zuschauer gefahren werden Jedoch nicht nur diese so genannten schlappen Dekorationsteile mussen bemalt werden sondern auch starre wie Kulissen Versatzstucke z B ein Busch aus Holz mit ruckseitigem klappbarem Stander Plastiken welche die Theaterplastiker herstellen Requisiten und unzahlige andere Maltechniken Bearbeiten nbsp Tinterung eines kleinen Buhnenprospektes von N Schaffler nbsp Selbiges mit aufgetragenen transparenten FarblasurenDa der Theatermaler eine Vielzahl von Vorhangen die sich auf der Buhne befinden bemalt sind seine Techniken ebenso vielfaltig und speziell wie die Stoffe und andere Materialien die er bearbeiten muss es erfordern Lange Zeit und immer noch gab und gibt es Techniken die unausgesprochen zum Berufsgeheimnis der Theatermaler gehoren und schwer zu erlernen sind damals sagte man oft die mit den Augen gestohlen werden mussten Techniken die allgemein bekannt sind sind ebenso in der freien Kunst gebrauchlichen Maltechniken wie Alla prima Malerei in einer Schicht gemalt und die Lasurtechnik mehrschichtige Malerei Letztere wird sehr haufig in der Theatermalerei angewandt nicht umsonst malt der Theatermaler seine riesigen Leinwande auf dem Boden aufgespannt Die Lasurtechnik impliziert verdunntes Malmittel wobei selbst die unterste Farbschicht noch bis zuletzt durch weitere aufgetragene Farbschichten durchscheint Dabei geht man traditionell wie folgt vor Das Motiv welches den Prospekt spater als Malerei zieren soll wird zunachst mit Kohle mittels Kohlestab ein Stuck Kohle am langen Stab im Stehen auf den grundierten Stoffuntergrund vorgezeichnet Die Kohlevorzeichnung wird dann mit einer verdunnten Farbe oftmals ein Sepia oder Braunton nachgezogen allerdings nicht nur die Konturen sondern bereits flachige Ausarbeitung Hierbei kann man bereits eine Plastizitat der Malerei erreichen indem man uber Bereiche die dunkler sein mussen mehrmals lasiert Diesen Vorgang der dazu dient seine Vorzeichnung zu konkretisieren und auf dem Maluntergrund festzuhalten nennt man Tinterung Uber die Tinterung werden anschliessend die Farbauftrage lasiert die Tinterung ist hierbei immer noch durch zu sehen Zum Abschluss werden die Lichter und die Dunkelheiten etwas deckender aufgesetzt Im Zuge grossformatiger Malereien die uberwiegend an Opernhausern vorzufinden sind bietet es sich an die Kohlevorzeichnung mit einer stark uberleimten Lasur mittels Spritzpistole zu fixieren Bei dieser Verfahrenstechnik verbindet sich die kornige Textur der Imprimitur die auch bei einer nachfolgenden lasierenden Malerei erhalten bleibt mit einem Spritzbild sofern mit einer Spritzpistole gearbeitet wird Der Theatermaler ist neben seiner kunstmalerischen Fahigkeit auch ein Imitationsmaler von Marmor Stein Holz Rost Patina etc Fur jede Imitation gibt es die verschiedene Techniken und Kniffe uber Bierlasur bis Marmorstruktur wickeln oder Kolzkorner schlagen Hierbei zahlt jedoch vorrangig die Fernwirkung wie bei allen Theatermalereien denn der nachste Zuschauer der das Werk auf der Buhne betrachtet sitzt meist mindestens acht Meter entfernt Beruf und Tatigkeit Bearbeiten Siehe Hauptartikel Buhnenmaler nbsp Ecke des Malersaals der Bayerischen StaatsoperDer Beruf der Buhnenmalerei wird im Sprachgebrauch immer noch Theatermalerei genannt Sein Ausbildungsweg ist im ehemaligen West Deutschland erst seit Februar 2000 staatlich anerkannt Das Erlernen dieses Berufes findet hauptsachlich im Rahmen einer Berufsausbildung statt und betragt meistens drei Jahre Die Ausbildungen sind heute uberwiegend im dualen System gehalten also schulisch und betrieblich sowie in Einzelfallen nur betrieblich Es gibt drei bekannte Berufsschulen in Deutschland eine in Berlin eine in Essen und eine in Baden Baden In Dresden befindet sich deutschlandweit die einzige Universitat die den Studiengang Theatermalerei anbietet Sowohl fur den Studiengang als auch fur die meisten Ausbildungsbetriebe ist eine Mappe mit kunstlerischen Werken als Bewerbung eine notwendige Voraussetzung Bis heute existiert fur den Ausbildungsweg kein Meisterabschluss alle Buhnenmaler sind entweder ungelernt gelernte Gesellen oder Diplomanden Theatermaler werden zumeist an staatlichen und stadtischen Schauspiel und Opernhausern beschaftigt ihr Arbeitsplatz ist der Malsaal Es gibt jedoch vermehrt unabhangige Dekorationsfirmen oder ateliers in denen freischaffende Buhnenmaler aber auch Kunstler oder Dekorationsmaler beschaftigt werden Auch bei Filmproduktionen werden Buhnenmaler beschaftigt die das Set mit ihrer Malerei ausstatten Sammlungen BearbeitenGrossere Sammlungen historischer Theatermalerei haben sich in Deutschland im Theatermuseum Meiningen Dekorationen aus der Tourneezeit der Meininger 1874 1890 und im Konzerthaus Ravensburg Dekorationen des Stuttgarter Hoftheatermalers Wilhelm Plappert 1902 1910 erhalten Literatur BearbeitenJosef Alterdinger Handbuch fur Theater Malerei und Buhnenbau Mit 30 Originalzeichnungen Wega Verlag Munchen 1927 Bernd Bohm Theatermalerei Josef Altmann Verlag Berlin 2006 ISBN 3 00 018757 X Weblinks BearbeitenBuhnenmaler und Buhnenplastiker Malerei Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theatermalerei amp oldid 237003723