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Die Bohammerjagd war eine in der Pfalzer Kleinstadt Bad Bergzabern und ihrer naheren Umgebung bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts verbreitete Methode des Erlegens von im Winter in grossen Schwarmen in die Walder einfallenden Bergfinken hier Bohammer genannt 1 mittels Blasrohr Bohammerjagd im Modell Bohammerjagdszene auf einer PostkarteDie Jagdbeute Mannlicher Bergfink Bohammer Der Bohammerbrunnen in Bad Bergzabern erinnert an den alten BrauchInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausrustung 3 Ablauf der Jagd 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenWann die Geschichte der Bohammerjagd begann ist nicht bekannt Die erste schriftliche Erwahnung findet sich in den Kirchenvisitationsakten von Leinsweiler im Jahr 1593 Im Stadtarchiv von Bad Bergzabern gibt es eine Eintragung zur Bohammerjagd fur das Jahr 1777 Die Bohammerjagd war zum einen eine beliebte Mannerbeschaftigung in den Wintermonaten zum anderen diente sie aber auch der Bereicherung des Speisezettels Die Bohammer wurden vor allem gebraten gegessen In ertragreichen Jahren wurden erlegte Vogel sogar an Fremde verkauft Mit dem Reichsvogelschutzgesetz von 1908 2 wurde unter dem Verbotspassus das Fangen und die Erlegung von Vogeln zur Nachtzeit mit Netzen oder Waffen die Bohammerjagd verboten 1920 fanden sich in der Ortsgruppe Bergzabern des Pfalzerwald Vereins einige Manner zusammen um eine Gruppe Bohammerjager zu bilden Ziele ihrer Blasrohre waren nun kunstlicher Art es war also eine Art Schutzenverein der bis 1939 bestand Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 in Bergzabern der Bohammer Jagdclub e V gegrundet der bis heute besteht und sich zum Ziel gesetzt hat beim Schiessen auf kunstliche Ziele die Tradition der Bohammerjagd zu pflegen und der Nachwelt zu erhalten Seit kurz nach dem Jagdverbot erinnert der Bohammerbrunnen in Bad Bergzabern nunmehr bereits in der zweiten Ausfertigung an die alte Tradition Ausrustung BearbeitenDas Blasrohr hatte eine Lange von etwa zwei Metern und einen inneren Durchmesser Kaliber von 10 bis 14 Millimetern Es bestand aus zwei Langshalften aus Tannen oder Fichtenholz die mit Hartholz ausgelegt waren Die Geschosse waren Tonkugeln die bei ihrer Herstellung mittels einer Bohrung in einem Eisenblech kalibriert wurden Das Jagdziel wurde mit einer sogenannten Zundpfanne beleuchtet einem Metallkorb an einer langen Stange in dem Kienholz verbrannt wurde Das Kienholz der Proviant der Jagdgesellschaft und die Jagdbeute wurden in auf dem Rucken getragenen Korben den Ruckenkoitzen 3 transportiert Diese Ausrustung bestimmte die drei verschiedenen Funktionen in einer Jagdgesellschaft Schutzen Beleuchter und Trager Ablauf der Jagd BearbeitenDer im Sommer in den nordischen Landern beheimatete Bergfink zieht im Winter in grossen Schwarmen nach Mitteleuropa und bevorzugt wegen des Nahrungsangebots Walder mit Buchenbestanden wie sie im Pfalzerwald reichlich vorhanden sind Die Tiere haben die Eigenschaft nachts dicht gedrangt in einer Reihe zu sitzen Fallt ohne grosseres Aufsehen plotzlich eines aus dieser Reihe rucken die ubrigen nach und schliessen die Lucke Das von den Schutzen benutzte Licht einer Zundpfanne stort sie dabei nicht So konnten mit dem Blasrohr nacheinander mehrere Tiere erlegt werden Bedingung dabei war keinen Larm zu machen und die Vogel todlich zu treffen damit sie nicht aufgescheucht larmten Ein aufgescheuchter Schwarm kehrte nicht mehr an diesen Platz zuruck Bohammer Jagdgesellschaften waren oft mehrere Tage unterwegs schliefen tagsuber und jagten zur Nacht 4 Literatur BearbeitenAugust Becker Nachtliches Treiben im Wasgenwald In Die Gartenlaube Heft 1 1878 S 8 12 Volltext Wikisource August Becker Hedwig Erstes Buch Die Geschichte von den Bohammern Verlag Otto Janke Berlin 1868 google de Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bohammerjagd Sammlung von Bildern Unsere originellsten Brauche Bohammerjagd in Bad Bergzabern SWR FernsehenEinzelnachweise Bearbeiten Bohammer In Pfalzisches Worterbuch Text des Vogelschutzgesetzes von 1908 Koze In Pfalzisches Worterbuch mit Abbildung August Becker Nachtliches Treiben im Wasgenwald In Die Gartenlaube Heft 1 1878 S 11 Volltext Wikisource Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohammerjagd amp oldid 229424538