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Aurora Borealis dt Polarlicht ist der Name eines seit 2002 in der Planung befindlichen europaischen eisbrechenden Forschungsbohrschiffes Forschungsschiff Eisbrecher Bohrschiff Das Schiff das unter der Federfuhrung des Helmholtz Zentrums Alfred Wegener Institut fur Polar und Meeresforschung entwickelt wird ist zum Einsatz im Arktischen Ozean vorgesehen insbesondere auch in dessen zentralem Bereich im Sommer fur Tiefseebohrungen und im Winter fur die allgemeine Polarforschung was beides bisher nicht moglich ist Die Verwirklichung des aufwendigen Projektes ist jedoch spatestens mit der Distanzierung des deutschen Wissenschaftsrats im Jahr 2010 der die Ziele nun mit anderen Mitteln erreichen will unwahrscheinlich geworden Aurora Borealis p1 SchiffsdatenSchiffstyp Forschungsschiff BohrschiffSchiffsmasse und BesatzungLange 199 m Lua Breite 49 mSeitenhohe 20 5 mTiefgang max 13 mMaschinenanlageMaschinen leistungVorlage Infobox Schiff Wartung Leistungsformat 81 000 kW 110 129 PS Dienst geschwindigkeit 12 kn 22 km h Vorlage Infobox Schiff Antrieb Geschwindigkeit BSonstigesmax Expeditionsdauer 90 TagePersonal Besatzung Wissenschaft 120 Inhaltsverzeichnis 1 Konzept 2 Technik 3 Einsatzstrategie 4 Kosten 5 Projektgeschichte 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKonzept BearbeitenZiel des Projektes ist es zwei bisher unzugangliche Forschungsbereiche zu erschliessen Die Erforschung der Sedimentschichten am Boden der Arktis gibt Aufschluss uber die Klimageschichte der Region die von besonderer Bedeutung fur die Modellierung von Klimaveranderungen ist In der Region wurde ein laufender Beitrag zum Integrated Ocean Drilling Program erbracht Die ganzjahrige Gewinnung von Daten die bisher praktisch nur fur das Sommerhalbjahr vorliegen verspricht Erkenntnisdurchbruche in der Meteorologie Biologie Okologie Ozeanographie Physik und Chemie des Polarmeeres Auch hier sind Ergebnisse fur die Klimaforschung zu erwarten da die Polarregionen besonders fruh und empfindlich auf Klimaveranderungen reagieren und hierbei auch Verstarkungsmechanismen z B Veranderungen der Albedo und der thermohalinen Zirkulation wirksam werden Um diese Ziele zu erreichen soll das Schiff im Prinzip die Fahigkeiten der schweren russischen Eisbrecher der Arktika Klasse des im Integrated Ocean Drilling Program verwendeten US amerikanischen Tiefseebohrschiffes JOIDES Resolution und des deutschen Polarforschungsschiffes Polarstern vereinigen und erweitern Technik BearbeitenDas Schiff ist als schwerer Eisbrecher konzipiert der mehrjahriges Eis bis hochstens 2 5 Meter Dicke bei einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 Knoten brechen kann Die hierzu erforderliche hohe Leistung wird mit drei jeweils mit 27 Megawatt angetriebenen Propellern aufgebracht Hinter dem Mittelpropeller ist das Vollschweberuder gemass Eisklasse mit Eissporn an der Ruder Headbox angeordnet Durch die besondere Formgebung an den Seiten des Rumpfes in Verbindung mit den leistungsstarken einziehbaren Querstrahlrudern an Bug und Heck kann das Schiff auch seitlich herandriftendes Eis brechen Ein solch leistungsfahiges dynamisches Positioniersystem ist notig um das Schiff wahrend der Bohrungen ohne fremde Hilfe gegen driftendes Eis das seine Richtung auch mit der Windgeschwindigkeit andert auf Position zu halten 1 2 Fur die geologische Forschung soll das Schiff mit einem Bohrturm ausgestattet werden mit dessen Hilfe in einer Wassertiefe von bis zu 5 000 Metern Tiefbohrungen von bis zu 1 000 Metern in den Meeresgrund moglich sind 3 Der Bohrstrang wird dafur in der Mitte des Schiffes durch einen sogenannten Moonpool eine Offnung im Schiffsrumpf abgelassen Uber eine Seegangsfolgeeinrichtung konnen seegangsbedingte Bewegungen axial zum Bohrgestange kompensiert werden Uber einen zweiten Moonpool ist der Einsatz von autonomen AUV und ferngesteuerten ROV Unterwasserfahrzeugen moglich Es ist Hangar und Decksflache fur drei Hubschrauber vorhanden Neben mehreren fest eingebauten Labors konnen weitere Laborcontainer verlastet werden Einsatzstrategie BearbeitenDie Tiefseebohrungen mit dem Schiff sind nur in den Sommermonaten Juni September geplant bei den ungunstigeren Eisbedingungen im Winter ware die Leistung der dynamischen Positionierung nicht mehr ausreichend In der ubrigen Zeit sollen atmospharische Beobachtungen und Untersuchungen von Meeresstromungen und dem Okosystem der Arktis durchgefuhrt werden Ein Monat im Jahr ist fur Wartung Modernisierungen und Umrustungen vorgesehen Die Gesamtnutzungsdauer soll 35 bis 40 Jahre betragen mit einer umfangreichen Generaluberholung in der Mitte dieses Zeitraums Weitere Folge des ganzjahrigen Einsatzes am Nordpol ist dass der mittlere Eisbrecher Polarstern fur seine verbleibende Nutzungsdauer fur die ebenfalls ganzjahrige Forschung in der Antarktis freigesetzt wird Dabei wird nochmals zusatzliche wissenschaftlich nutzbare Zeit gewonnen und werden Kosten eingespart durch das Entfallen der Transfers zwischen den Polen insbesondere bei einer anvisierten Verlegung des Stutzpunkthafens nach Sudafrika Kosten BearbeitenDie Integration aller Funktionen in einem Schiff sollte auch zu einer Kostenersparnis fuhren gegenuber dem alternativ moglichen Einsatz eines von mehreren Eisbrechern begleiteten eisverstarkten Tiefseebohrschiffes und eines Polarforschungsschiffes So wurden fur das Integrated Ocean Drilling Program im Spatsommer 2004 in der Arktis einmalig mit enormem Aufwand 339 Meter Bohrkerne von drei Bohrstellen aus lediglich 1200 Meter Tiefe vom Lomonossow Rucken gewonnen was bereits umfangreiche neue Erkenntnisse brachte Die Kosten dieser sechswochigen Arctic Coring Expedition ACEX betrugen jedoch zehn Millionen Euro Einsatz dreier Eisbrecher verschiedener Grosse Sovetskiy Soyuz und Oden zur Zerkleinerung der mit 0 5 Knoten driftenden 2 4 Meter dicken Eisflachen vor der bohrenden Vidar Viking sowie zweier Eisbeobachtungs und Versetzhubschrauber 4 Die Baukosten der Aurora Borealis werden mit 650 bis 850 Millionen Euro veranschlagt die jahrlichen Betriebskosten mit 36 Millionen Euro 5 Aufgrund des absehbar hohen finanziellen Aufwandes war das Schiff von Anfang an als europaisches Gemeinschaftsprojekt geplant Projektgeschichte BearbeitenKonkrete Planungen fur das 2001 am Alfred Wegener Institut entstandene Konzept begannen 2002 Nach Vorliegen der von der Hamburgischen Schiffbauversuchsanstalt 2004 abgeschlossenen technischen Machbarkeitsstudie begutachtete der Wissenschaftsrat 2005 06 das Projekt das zu diesem Zeitpunkt mit Baukosten von 355 und jahrlichen Betriebskosten von 17 5 Millionen Euro veranschlagt war Er empfahl seine Fortsetzung und die sofortige Bereitstellung von beantragten 6 Millionen Euro fur weitere notwendige ingenieurwissenschaftliche Arbeiten Gleichzeitig stellte er fest dass diese Forschungsinfrastruktur nur im europaischen Rahmen sinnvoll sei und eine entsprechende Integration des Projekts angestrebt werden musse 6 Das Bundesministerium fur Forschung und Technologie finanzierte daraufhin von Marz 2007 bis Januar 2009 die entsprechenden Arbeiten Funfzehn institutionelle Partner aus zehn europaischen Landern einschliesslich der Arktisanlieger Norwegen und Russische Foderation schlossen sich zum bei der European Science Foundation angesiedelten European Polar Research Icebreaker Consortium ERICON zusammen das fur den Zeitraum Marz 2008 bis Februar 2012 von der Europaischen Kommission mit 4 5 Millionen Euro gefordert wird und die strategischen organisatorischen finanziellen und juristischen Fragestellungen des Projekts bearbeitet Der Baubeginn war fur 2012 geplant zwei Jahre spater sollte das Schiff in Dienst gestellt werden 7 Am 12 November 2010 empfahl der Wissenschaftsrat statt der Aurora Borealis einen schweren Forschungseisbrecher mit Moonpool jedoch ohne Bohreinrichtung fur geschatzt 450 Millionen Euro mit deutscher Finanzierung zu bauen die vorhandenen Meeresbodenbohrgerate fur eine Bohrtiefe bis 200 Meter weiterzuentwickeln und die Dienstzeit der Polarstern moglichst mit europaischer Finanzierung so zu verlangern dass drei bis funf Jahre lang ein gleichzeitiger Einsatz an Nord und Sudpol moglich wird Ein Grund hierfur war die gegenuber 2004 verdoppelte Kostenschatzung vom Dezember 2008 650 850 Mio Bau 36 Mio Betrieb und die noch immer fehlende Gemeinschaftsfinanzierung Hinzu kam die Erkenntnis dass die wesentlichen erdgeschichtlichen Erkenntnisse fur die Klimaforschung bereits mit 200 Meter Bohrungen zu gewinnen sind und die technische Entwicklung bei Meeresbodenbohrgeraten die von Schiffen abgesetzt werden konnen 5 Mit der 2012 in Dienst gestellten Stena Icemax 1 15 Mrd US ist ausserdem ein eisverstarktes Tiefseebohrschiff auf dem Markt das fur gelegentliche tiefere Bohrungen mit Eisbrecherassistenz gechartert werden konnte Weblinks BearbeitenWebsite zum Projekt Memento vom 20 Juli 2011 im Internet Archive Wissenschaftsrat gibt grunes Licht fur die Aurora Borealis Einzelnachweise Bearbeiten Aurora Borealis Forschungseisbrecher der Zukunft Welt der Physik Technisches Design des Forschungsschiffes Aurora Borealis bekanntgegeben 1 2 Vorlage Toter Link www innovations report de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juni 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Innovations Report Forum fur Wissenschaft Industrie und Wirtschaft 11 Dezember 2008 Aurora Borealis Eisbrecher Bohrschiff und Mehrzweck Forschungsschiff fur die Polarmeere Pressemitteilung Alfred Wegener Institut fur Polar und Meeresforschung 3 Dezember 2008 Expedition 302 Arctic Coring Expedition Memento vom 29 Oktober 2010 im Internet Archive ECORD Science Operator ESO a b Empfehlungen zur zukunftigen Entwicklung der deutschen marinen Forschungsflotte Wissenschaftsrat Lubeck 2010 Drucksache 10330 10 PDF 3 1 MB Stellungnahme zu zwei Grossgeraten der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung Freie Elektronen Laser fur weiche Rontgenstrahlung BESSY FEL und eisbrechendes Forschungsbohrschiff AURORA BOREALIS Wissenschaftsrat Nurnberg 2006 Drucksache 7269 06 PDF 1 2 MB Eisbrecher Bohrschiff und Mehrzweck Forschungsschiff Technische Details Memento vom 1 Januar 2011 im Internet Archive European Science Foundation Alfred Wegener Institut fur Polar und Meeresforschung Normdaten Sachbegriff GND 7685519 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aurora Borealis Schiff amp oldid 234541999