Anton Webercus (eigentlich Weberous) ist eine erfundene Person, die es als Fake in die Allgemeine Deutsche Biographie geschafft hatte.
Der 1896 von Hermann Arthur Lier geschriebene kurze Artikel hat folgenden Wortlaut:
Als Quelle gab Lier die ausführliche Darstellung in Constantin von Wurzbachs Biographischem Lexikon des Kaisertums Österreich an, die sich wiederum auf Jakob Otzen Hansens Der Riese von Stuttgart (in: Das Buch für Alle, Stuttgart 1880/81, Heft 9, S. 210 ff.) bezog. Der längst vergessene Buchhändler und Bibliothekar Hansen war bekannt für seine unzähligen Novellen und Erzählungen, die er in vielen Unterhaltungszeitschriften veröffentlichte.
Der Text stammt aber letztendlich aus der Stuttgarter Stadt-Glocke, die von 1844 bis 1848 erschien und für ihre erfundenen Sagen bekannt ist. Der Buchdrucker Johann Gottlieb Munder, Herausgeber der Zeitschrift, oder sein Bruder, der Pfarrer Wilhelm Friedrich Munder gelten als Urheber der meist in Fortsetzungen erschienenen, zahlreichen Erzählungen. Das angebliche Tagebuch eines Hundertjährigen wurde später mehrfach nachgedruckt.
Klaus Graf kommentiert in seinem Buch Sagen rund um Stuttgart (1995):
Literatur Bearbeiten
- Constantin von Wurzbach: Webercus, Anton. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 53. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1886, S. 220–225 (Digitalisat).
- Hermann Arthur Lier, Julius Hartmann: Webercus, Anton. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 362.
- Klaus Graf: Sagen rund um Stuttgart. Braun, Karlsruhe 1995, ISBN 3-7650-8145-0 Google Book Search
Einzelnachweise Bearbeiten
- In einem Korrekturhinweis gab der Heimatforscher und Literaturhistoriker Julius Hartmann 1910 an, der Name Webercus’ laute richtig „Weberous“ und der Name sei aus der ADB zu streichen, weil erfunden.
- Siehe Franz Brümmer, Deutsches Dichterlexikon 1877
- Aus dem Tagebuch eines Hundertjährigen. Ein Beitrag zur Sittengeschichte des achtzehnten Jahrhunderts, insbesondere von Württemberg. In: Württemberg wie es war und ist, 3. Band, Stuttgart 1866, S. 155–275 Digitalisat. Vgl. die frühere Auflage derselben Reihe aus dem Jahr 1854, S. 232–420 Digitalisat. Hierbei ist zu beachten, dass in dem in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrten und auch vom Münchener Digitalisierungszentrum digitalisierten Exemplar von 1854 die Seiten 231–234 fehlen. Dies dürfte die Auflage von 1854 grundsätzlich betreffen. Auch gibt es Unterschiede im Text.
Weblinks Bearbeiten
- von Klaus Graf über die Stadt-Glocke-Sagen