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Anton Maximilian Pachinger 22 November 1864 in Linz 1 30 November 1938 in Wien war ein osterreichischer Wissenschafter und Volkskundler mit dessen Sammlung das Linzer Stadtmuseum Nordico gegrundet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrung 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPachinger war der Sohn des reichen Linzer Eisen und Waffenhandlers Anton Pachinger 1829 1900 und dessen Frau Theresia geb Mayr Er bestand 1886 nach mehreren Schulwechseln in Linz die Reifeprufung und studierte anschliessend bis 1890 Rechtswissenschaften von 1890 bis 1892 Medizin und dann bis 1897 Kunstgeschichte und Archaologie in Wien wobei er keinen der Studiengange abschloss Im Jahr 1889 erregte der damals 25 jahrige Pachinger Aufsehen als er behauptete in einem von ihm in Linz ausgehobenem Grab aus dem 16 Jahrhundert ein weibliches Skelett gefunden zu haben dessen Beckenknochen von einem Keuschheitsgurtel aus Leder und Eisen umschlossen war Die Authentizitat dieses Fundes kann nicht mehr untersucht werden da das Fundstuck verschwunden ist 2 In spateren Jahren interessierte er sich fur Sittengeschichte Munzkunde und Archaologie Anton Pachinger war zuerst als Antiquitatenhandler zwischen Linz Wien Munchen und Salzburg unterwegs bevor er schliesslich ab 1915 in Munchen sesshaft wurde wo er im Hotel Frankischer Hof wohnte und als beeidigter Gerichtssachverstandiger fur alte Kunst und Kunstgewerbe arbeitete Pachinger verfasste als Wissenschaftler etliche kunstgeschichtliche und volkskundliche Schriften Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zur Geldentwertung und aufgrund dieser verlor er den Grossteil seines Vermogens Ihm blieben noch zwei Hauser in Linz und seine Sammlungen welche ihm die Stadt Linz 1928 gegen eine Leibrente und ein lebenslanges Wohnrecht abkaufte Die Sammlung Pachingers begrundete spater das Linzer Stadtmuseum Nordico Bereits 1917 hatte er seine bedeutende Sammlung von Wallfahrtsmedaillen und Weihemunzen aus Osterreich und Suddeutschland dem Wiener Munzkabinett geschenkt In Anerkennung dieser grosszugigen Spende wurde ihm der Orden der Eisernen Krone III Klasse verliehen Der Titel eines Hofrats wurde ihm schon fruher vom Grossherzog von Hessen Darmstadt verliehen 1924 wurde er zum Ehrenkonservator des Germanischen Nationalmuseums in Nurnberg ernannt In Munchen grundete Pachinger 1926 Die Mappe eine noch heute bestehende gesellige Vereinigung von Freunden der graphischen Kunste Er war mit zahlreichen Kunstlern und Schriftstellern befreundet darunter Alfred Kubin Franz von Bayros Roda Roda Gustav Gugitz und vor allem Fritz von Herzmanovsky Orlando dem er als Vorlage fur mehrere Sonderlingsgestalten in dessen Werken diente Rat Grosskopf in Der Gaulschreck im Rosennetz Blasius Grosswachter in Rout am Fliegenden Hollander und Xaver Naskruckl der Munchner Sammler von Fehlwasche 3 und Apostelbarten in Das Maskenspiel der Genien Eine der von Herzmanovsky Orlando uberlieferten Anekdoten zeichnet Pachinger als einen sehr merkwurdigen Sonderling der einem E T A Hoffmann alle Ehre gemacht hatte Er sammelte auch wahren Dreck geradezu abstruse Dinge So begegnete ich ihm einmal in einer regnerischen Sturmnacht in Munchen wo ihm ein Paket von Boreas entrissen wurde in dem sich ein ausgestopfter Mops befand Lass den Mist liegen riet ich ihm Wos dees Prachtstuck liegen lassen ean Mops von der Fanny Elssler gottselig Dees is ja ein vatterlandisches Monument ersten Ranges fur an jeden Osterreicher mocht wissen wie der nach Munchen kommen is seit Jahren stell i dem Mops nach hat an alten Mutterl ghort hat n nit hergehm wolln nit hergehm wollen aber vor aner Stund is gstorm s alte Weiberl und die jammernden Hinterbliebenen ham ean billig hergebm an Mops Jo Die amtliche Beglaubigung hab i auch Jo Aus Herzmanovsky Orland Beethovens letzte Magd Eine historische Reminiszenz 4 Weitere anekdotische Erzahlungen Herzmanovsky Orlandos in denen Pachinger als Onkel Toni erscheint sind Onkel Tonis verpatzter Heiliger Abend 5 Onkel Toni und Nietzsche 6 und Onkel Toni und die Klystierspritze 7 Weniger freundlich gezeichnet erscheint Pachinger in den Tagebuchern Franz Kafkas wo er als obsessiv sowohl in Hinblick auf seine Sammelleidenschaften als auch seine Neigung zu beleibten Damen dargestellt wird 8 Wegen der politischen Lage in Deutschland ubersiedelte Pachinger zunachst nach Graz und schliesslich nach Wien wo er im dortigen Sophienspital am 30 November 1938 starb 9 Das Grab Pachingers befindet sich auf dem St Barbara Friedhof in Linz 1 Sektion Gruft Nr 80 wo seine Urne am 28 Januar 1939 beigesetzt wurde Dort ist auch seine Wirtschafterin und Lebensgefahrtin Maria Bajerlacher oder Baierlacher 1872 1944 bestattet die dem Leibrentenvertrag von 1928 entsprechend bis zu ihrem Tod das von Pachinger der Stadt Linz ubereignete Haus Bethlehemstrasse 31 bewohnte 10 Nach Pachingers Tod wurden seine Sammlungen aufgeteilt auf das Kunsthistorische Museum in Wien das Germanische Nationalmuseum in Nurnberg das Schweizerische Museum fur Volkskunde in Basel und das Oberosterreichische Landesmuseum in Linz 11 Seine Bibliothek ging in den Besitz des Stadtarchivs von Linz uber Ehrung BearbeitenDie Linzer Pachingerstrasse wurde 1977 nach ihm benannt Sie befindet sich in Kleinmunchen und zweigt von der Franz Kurz Strasse zur Durerstrasse ab Werke BearbeitenStrumpfbandverse Kulturgeschichtliche Plauderei Linz o J Wallfahrts und Weihemunzen des Erzherzogtums Osterreich ob der Enns Musealverein Laureacum Enns 1904 Medaillen von Peter und Paul Seel und diesen verwandten Meistern Eine Erganzung zu Gustav Zellers gleichnamiger Monographie Unedierte Medaillen auf bayerische Wallfahrtsorte Kirchen und Kloster aus der Sammlung Pachinger Linz Bayerische Numismatische Gesellschaft Munchen 1904 Die Mutterschaft in der Malerei und Graphik Munchen 1906 Wallfahrts Bruderschafts und Weihe Medaillen der gefursteten Grafschaft Tirol und Vorarlberg Ludwig Wien 1908 Wallfahrts Bruderschafts und Gnadenmedaillen des Herzogtums Salzburg Ludwig Wien 1908 Glaube und Aberglaube im Steinreich Weiffenbach Munchen 1912 Ein Talisman der Katharina von Medizi In Antiquitaten Rundschau Zeitschrift fur Museen Sammler und Antiquare Bd 13 1915 Nr 8 13 April 1915 S 57 60 Nr 9 27 April 1915 S 65 67 Nr 10 11 Mai 1915 S 73f Nr 11 25 Mai 1915 S 81 83 Nr 12 8 Juni 1915 S 89 91 Nr 13 22 Juni 1915 S 97f Nr 14 6 Juli 1915 S 105f Nr 15 20 Juli 1915 S 113f Astrologisch medizinische Medaillen Thieme Dresden 1915 16 S Die Hebamme Eine kulturgeschichtliche Studie 1924 Elizabeth Villiers Amulette und Talismane und andere geheime Dinge eine volkstumliche Zusammenstellung von Glucksbringern Sagen Legenden und Aberglauben aus alter und neuer Zeit Bearbeitet und erweitert von Anton Maximilian Pachinger Drei Masken Berlin u a 1927Literatur BearbeitenHelga Fodisch Alltagliches Rares Kurioses Auswahl aus der Sammlung Pachinger des Stadtmuseums Nordico Linz Mitteilungen aus dem Stadtmuseum Wels 9 Stadt Wels Wels 1985 Peter Hauser Die Medaillen und Plaketten auf bedeutende oberosterreichische Numismatiker In Jahrbuch des oberosterreichischen Musealvereines Band 121 I Linz 1976 S 46 49 zobodat at PDF mehrere Abbildungen von Medaillen zur Ehrung von Pachinger Gabriele Hofer Fokussiert Fruhe Fotografien aus dem Nordico Museum der Stadt Linz Die Sammlung Pachinger Anlasslich der gleichnamigen Ausstellung im Nordico Museum der Stadt Linz vom 8 Mai bis 8 Juli 2007 Stadtmuseum Linz Linz 2007 Max Kandelhart Katalog der archaologische Einzelstucke aus der Sammlung Pachinger Stadtmuseum Linz Linz 1976 Barbara Leven Wahre Sammler Die Praxis einer Leidenschaft vom Ende des 19 Jahrhunderts bis zum Nationalsozialismus Wissenschaftliche Beitrage Kunstgeschichte Band 14 Tectum Baden Baden 2020 ISBN 978 3 8288 4355 4 Franz C Lipp Pachinger Anton Maximilian In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 7 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1978 ISBN 3 7001 0187 2 S 282 Franz C Lipp Der Sammler und Kulturhistoriker Anton Maximilian Pachinger In Linzer Aspekte Linz 1970 S 64 73 Franz C Lipp Anton Maximilian Pachinger 1864 1938 der Begrunder der geselligen Vereinigung Die Mappe In Sammeln und Bewahren Beitrage zur Kunst Literatur und Kulturgeschichte 1973 S 13ff Prof Dr Gustav Pazaurek In Antiquitaten Rundschau Zeitschrift fur Museen Sammler und Antiquare Bd 13 1915 Nr 13 22 Juni 1915 S 102f Rupert Rieber Die Mappe eine zwanglose gesellige Vereinigung und deren Begrunder Hofrat Anton M Pachinger Selbstverlag Munchen 1956 Wolfgang Till Zwei galante Sammler aus Wien Anton Pachinger und Peter Altenberg In Michael Kohler Gisela Barche Hrsg Das Aktfoto Ansichten vom Korper im fotografischen Zeitalter Asthetik Geschichte Ideologie Bucher Munchen 1985 S 285 288 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Anton Pachinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlassverzeichnis Pachinger der ONB Nachlassverzeichnis Pachinger im Bundesarchiv Anton Pachinger Kunsthistoriker In stadtgeschichte linz at Denkmaler in Linz mit Bild von der Grabstelle Pachingers Der Nachlass in der Bayerischen StaatsbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Geburts und Taufbuch der Stadtpfarre Linz Tom 23 Fol 166 Gab es die eiserne Keuschheit Artikel von Uli Kulike in Die Welt online vom 13 November 2011 Dabei handelt es sich Herzmanovsky Orlando zufolge um speziell fur den Gebrauch von Personen mit Missbildungen hergestellte Kleidungsstucke beispielsweise um dreibeinige Unterhosen Herzmanovsky Orland Samtliche Werke Bd IV Residenz Salzburg 1991 S 42 Herzmanovsky Orland Samtliche Werke Bd IV Residenz Salzburg 1991 S 45 49 Herzmanovsky Orland Samtliche Werke Bd IV Residenz Salzburg 1991 S 50 54 Herzmanovsky Orland Samtliche Werke Bd IV Residenz Salzburg 1991 S 55 59 Franz Kafka Tagebucher Hrsg von Hans Gerd Koch Michael Muller und Malcolm Pasley Fischer Frankfurt am Main 1990 S 271 276 535f Online Totenbuch der Pfarre Schottenfeld Wien VII Tom 1938 Fol 58 Anton Pachinger Kunsthistoriker In stadtgeschichte linz at Denkmaler in Linz Michael Kohler Gisela Barche Hrsg Das Aktfoto Ansichten vom Korper im fotografischen Zeitalter Asthetik Geschichte Ideologie Munchner Stadtmuseum Bucher Munchen 1985 S 285f Normdaten Person GND 11601444X lobid OGND AKS LCCN no2009097899 VIAF 753023 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pachinger AntonALTERNATIVNAMEN Pachinger Anton Maximilian vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Sammler und VolkskundlerGEBURTSDATUM 22 November 1864GEBURTSORT LinzSTERBEDATUM 30 November 1938STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anton Pachinger amp oldid 238711332