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Anna Spiekermann auch Anna Spickermann um 1670 in Sutum 31 Juli 1706 in Westerholt war eine deutsche Magd die das letzte Opfer der Hexenverfolgungen im Vest Recklinghausen wurde Schloss Westerholt Hauptgebaude Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Verlauf des Hexenprozesses 3 Rezeptionsgeschichte des Falles der Anna Spiekermann 4 Quellen 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenAnna Spiekermann wurde als uneheliches Kind der Elssken Spiekermann auf dem elterlichen Kotten in Sutum geboren Die Mutter verstarb fruh und uber den Vater ist lediglich bekannt dass er Soldat aus Buer war Der Mann den Anna spater heiratete Dirich Brockmann aus Sutum vom Brockmannshof arbeitete als Soldat und fiel um 1700 Mit der gemeinsamen Tochter konnte Anna Spiekermann weder eine Unterkunft auf dem Hof ihrer Schwiegereltern noch bei der eigenen Familie finden und so zog sie um 1705 zu ihrer Patin und Tante der Rheidtschen nach Westerholt Wahrend sie dort viele Jahre als Magd auf verschiedenen Hofen arbeitete verstarb ihre Tochter Verlauf des Hexenprozesses Bearbeiten nbsp Enthauptung Leonora Galigais auf dem Place de GreveZwischen 1514 und 1706 sind im Vest Recklinghausen 127 Hexenprozesse aktenkundig davon 104 gegen Frauen Hohepunkt der Hexenverfolgungen waren die Perioden 1580 1581 und 1588 1589 als die Truchsessschen Wirren endeten Anna Spiekermann war das letzte Opfer der Hexenverfolgungen im Vest Nach 15 Monaten Kerkerhaft wurde sie am 31 Juli 1706 durch Enthauptung hingerichtet Die Gerichtsakten sind im Stadtarchiv Recklinghausen erhalten In Westerholt wehrte sich Anna Spiekermann gegen einen Vergewaltigungsversuch eines Westerholter Burgers namens Johannes Krampe Dieser rachte sich indem er im Dorf das Gerucht verkundete Anna Spiekermann habe ihm durch einen Schadenzauber seine Manneskraft genommen Krampe hatte schon vorher uber seine Impotenz geklagt und Arzte konsultiert Jetzt machte er Anna Spiekermann zum Sundenbock Auf einer Verfolgungsjagd durch das Dorf wurde Anna Spiekermann von Johannes Krampe und 20 Mannern der Junggesellen der Freiheit Westerholt verprugelt bis dass an ihrem Leib nichts Heiles mehr gewesen und bis sie gestand sie habe ihn verhext und einen Schadenzauber auf seine Manneskraft angewandt Als sie kurze Zeit spater verhaftet wurde widerrief sie dieses Gestandnis vehement Am 19 April 1705 wurde sie von den Richtern der Freiheit Westerholt verhort Da die Aussagen des Klagers nicht mit denen der Angeklagten ubereinstimmten wurde ein Zeugenverhor anberaumt Die befragten Zeugen darunter Nachbarn und Verwandte gaben Auskunft uber den Ruf der Angeklagten Obwohl ihr keiner negative Eigenschaften wie beispielsweise Faulheit nachsagen konnte waren sich alle einig dass sie eine Hexe sein musse Belastend war fur die Angeklagte ihre Familiengeschichte dass ihre Grossmutter zu horst alss eine hexe probirt auffs wasser geworffen und ihre verwandten von ihrem geschlechte zu Suthum einen bosen Namen haben In der Folterkammer legte sie ein Gestandnis ab widerrief es jedoch unmittelbar nach der Folter Am 7 Januar 1706 wurde sie wegen teils gestandener teils uberzeugter Zauberei und dadurch an Menschen und Vieh verubten Schadens zum Tode durch das Schwert verurteilt und an der Wetterwiese heute Wetterstrasse hingerichtet Ihr toter Korper sollte zum abscheulichen Exempel durch den Scharfrichter offentlich verbrannt werden In einem langen Streit um die Gerichtsbarkeitrechte zwischen dem Grafen Hermann Otto von Westerholt 1625 1708 und den Burgern Westerholts nutzte der Graf den Hexenprozess gegen Anna Spiekermann seine Macht durch die Wahl der Hinrichtungsstatte zu demonstrieren Ausgerechnet auf der Prozessionsstrecke sollte die Hinrichtungsstelle liegen was die Burger als Schmahung wahrnahmen und sich mit einer Beschwerde beim kurfurstlichen Gericht Recklinghausen zur Wehr setzten Die kurkolnische Landesbehorde unterstutzte jedoch den Grafen Am Hinrichtungstag liess der Graf den Ort von 700 aus den Nachbarorten angereisten Landschutzen belagern um seine Jurisdiktionsgewalt offentlich zur Schau zu stellen Rezeptionsgeschichte des Falles der Anna Spiekermann Bearbeiten nbsp Darstellung der als Hexe hingerichteten Anna Spiekermann im Heimatkabinett WesterholtDie Journalistin Kira Schmidt schrieb in einem Artikel der Online Zeitschrift WAZ de im Dezember 2010 Sie war die schonste Frau von Westerholt so sagt man Doch genau diese Schonheit wurde ihr zum Verhangnis Anna Spiekermann wurde der Hexerei bezichtigt und zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt Angaben uber Schonheit finden sich nicht in den Unterlagen des Hexenprozesses Anna Spiekermann war zum Zeitpunkt ihrer Anklage Folter und Hinrichtung bereits 36 Jahre alt 1924 schrieb Oberlehrer Wilhelm Schmitt am Buerschen Gymnasium einen dramatischen Einakter der aus Anna Spiekermann das Hexenanneken machte eine Heimatheldin und am 22 Juli 1924 auf dem Schloss Berge bei Gelsenkirchen eine erfolgreiche Premiere feierte Eine historische Aufarbeitung der Hexenverfolgung im Vest Recklinghausen und des Falls der Anna Spiekermann vollzog sich erst in den 1980er und 1990er Jahren Die Historikerin Marlies Mrotzek kam zu folgendem Ergebnis Anna Spiekermann wurde Opfer des Irrglaubens des Hexenwahns der noch Anfang des 18 Jahrhunderts im Vest Recklinghausen wutete Der ungewohnlich lange Prozessverlauf und somit ihr funfzehn Monate lang dauerndes Martyrium war die Folge der Machtkampfe zwischen den Feudalherren und den Dorfbewohnern die politische Rechte und Freiheiten einforderten Quellen BearbeitenHexenprozessakte Stadtarchiv Recklinghausen Graflich Westerholter Archiv 201 BI 72b Einsicht mit Zustimmung des Grafen Literatur BearbeitenWilhelm Mummenhoff Zur Geschichte der Hexenverfolgung in der Stadt Recklinghausen und ihrer Umgebung wahrend des 16 Jahrhunderts In Vestische Zeitschrift 34 1927 S 75 90 Heinrich Dieckhofer Das Vest Recklinghausen unter der Regierung der Kurfursten Ernst und Ferdinand von Bayern 1583 1650 In Vestische Zeitschrift 38 1931 Theodor Esch Beitrag zur Geschichte der Hexenprozesse aus der Stadt Recklinghausen In Vestische Zeitschrift Band 11 1901 S 61 78 Online Ressource Gudrun Gersmann Auf den Spuren der Opfer Zur Rekonstruktion weiblichen Alltags unter dem Eindruck fruhneuzeitlicher Hexenverfolgung In Bea Lundt Hrsg Vergessene Frauen an der Ruhr Von Herrscherinnen und Horigen Hausfrauen und Hexen 800 1800 Koln Weimar Wien 1992 S 243 272 Gudrun Gersmann Toverie halber Zur Geschichte der Hexenverfolgungen im Vest Recklinghausen Ein Uberblick In Vestische Zeitschrift Band 92 93 1993 1994 S 7 43 Gudrun Gersmann Die Hexe als Heimatheldin Die Hexenverfolgung der Fruhen Neuzeit im Visier der Heimathistoriker In Westfalische Forschungen Band 45 1995 S 102 133 Marlies Mrotzek Anna Spiekermann um 1670 1706 das letzte Opfer der Hexenverfolgung im Vest Recklinghausen In Von Hexen Engeln und anderen Kampferinnen Stadtrundgange zur Frauengeschichte in Gelsenkirchen Gelsenkirchen 2001 S 75 80 Peter Fuchs Hexenverfolgung an Ruhr und Lippe Die Nutzung der Justiz durch Herren und Untertanen Munster 2004 S 40ff Thomas Becks Hexenanneken Das Leben der Anna Spiekermann 2011 ISBN 978 3 8448 0692 2 Weblinks BearbeitenKira Schmidt Die Schonste Frau im Dorf Online auf derWesten de vom 4 Februar 2013 Frauenruhrgeschichte Anna Spiekermann Gelsenkirchen Agenda21 Anna Spiekermann Foto der Hinrichtungsstatte an der Wetterstrasse Liste der Namen der Opfer der Hexenprozesse im Vest Recklinghausen PDF 19 kB Normdaten Person GND 189542144 lobid OGND AKS VIAF 220798444 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spiekermann AnnaALTERNATIVNAMEN Spickermann AnnaKURZBESCHREIBUNG deutsches Hexenprozess OpferGEBURTSDATUM um 1670GEBURTSORT SutumSTERBEDATUM 31 Juli 1706STERBEORT Westerholt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anna Spiekermann amp oldid 210111163