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Anna Kuliscioff italienische Transkription russisch Anna Moiseevna Kulishyova Anna Kulischowa eigentlich Anna Moiseevna Rozenshtejn Anna Moissejewna Rosenstein 1857 in Moskaja bei Simferopol Krim 27 Dezember 1925 in Mailand war eine Revolutionarin judisch russischer Herkunft eine engagierte Feministin eine von Bakunin gepragte Anarchistin und eine engagierte Sozialistin die zumeist in Italien tatig war Sie war lange die Lebenspartnerin des sozialistischen Politikers und Parteichefs Filippo Turati Anna Kuliscioff ca 1907 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachwirken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls eine der ersten Frauen Russlands studierte Anna Kuliscioff Medizin in Kiew und fur einige Jahre in Zurich 1873 heiratete sie Pjotr Makarewitsch und kehrte nach Russland zuruck Ihr Mann wurde 1874 wegen anarchistischer Betatigung verhaftet und starb im Gefangnis wahrend sie selbst abtauchte und sich einer radikalen Gruppe anschloss Als diese ausgehoben wurde fluchtete sie im April 1877 mit einem falschen Pass nach Paris wo sie sich mit dem italienischen Sozialisten Andrea Costa liierte und den Namen Kuliscioff annahm Wegen ihrer politischen Aktivitaten wurde sie in den nachsten beiden Jahren sowohl in Frankreich in Italien und in der Schweiz verhaftet In einem Gefangnis in Florenz 1 zog sie sich Tuberkulose zu Anfang 1881 liess sie sich mit Costa bis zu ihrer Wegweisung im Januar 1882 1 in dessen Heimatstadt Imola und im Dezember dieses Jahres brachte sie die Tochter Andreina 1 zur Welt Gegen den Widerstand ihres Partners nahm sie ihr Medizinstudium wieder auf zunachst in Bern 1 und Pavia 1 Im Januar 1885 erkrankte sie an Typhus 1 und verbrachte den Sommer 1885 mit ihrer Tochter zur Kur im Haus einer Russin am Comer See 1 In einem Brief den sie dort schrieb teilte sie Andrea Costa ihren Wunsch mit ihre gescheiterte Beziehung zu beenden 1 Nur unter Schwierigkeiten gelang es ihr Praktikumsplatze zu finden und endlich in Neapel 1887 1888 1 zu promovieren als einzige Frau unter 209 1 Mannern in jenem Jahrgang In Turin 1 und Padova 1 spezialisierte sie sich in Gynakologie 1885 1 begann Anna Kuliscioff eine Beziehung zu Filippo Turati einem der bekanntesten italienischen Sozialisten grossburgerlicher Herkunft der ihr ein sorgenfreies Leben ermoglichte Umgekehrt profitierte Turati von ihrer politischen Erfahrung 2 Dennoch arbeitete sie als Arztin in Mailand vor allem als Frauenarztin und von diesen Erfahrungen her bestimmte sich ihr kampferischer Feminismus 1891 gab sie ihren Arztberuf aus gesundheitlichen Grunden auf und ubernahm die Redaktion von Critica Sociale einem der bedeutendsten sozialistischen Blatter des Landes dessen Hauptautorin sie wurde 1892 arbeitete sie u a mit Turati und mit der Feministin Anna Maria Mozzoni an der Grundung des PSI Partito Socialista Italiano zusammen trat der Partei aber nicht bei Nach dem Bava Beccaris Massaker 1898 wurden sie und Filippo Turati verhaftet 3 Als militante Aktivistin fur das Frauenwahlrecht stand sie nicht selten vor Gericht und hatte auch mehrere Haftstrafen abzubussen Sie gehorte zum Parteivorstand und galt als der fuhrende Kopf der italienischen Sozialisten Zur Frauenbewegung stiess sie durch einen aufsehenerregenden Vortrag uber die Lage der Arbeiterinnen in Norditalien deren schweres Leben sie aus eigener Anschauung kannte Der PSI hielt dank Kuliscioff stets den Kontakt zu den sogenannten orthodoxen Sozialisten insbesondere zu Friedrich Engels Um die Jahrhundertwende war Kuliscioff fuhrend an Streiks und den Aktivitaten der Frauenbewegung Stimmrecht gleicher Lohn fur gleiche Arbeit Acht Stunden Tag und ahnlichem beteiligt Unter dem Einfluss von Benito Mussolini gewann der linke Parteiflugel immer mehr an Einfluss Obwohl Mussolini wegen interventionistischer Tendenzen 1914 die Partei verlassen musste erstarkte der linke Flugel weiter was im Jahr 1921 zur Trennung fuhrte Kuliscioff und Turati gehorten gemeinsam zu den Grundern der neuen gemassigten Partito Socialista Unitario die nach der Ermordung von Giacomo Matteotti von Mussolini in den Untergrund gedrangt wurde Anna Kuliscioff starb im Dezember 1925 an den Spatfolgen der Tuberkulose Ihre Beisetzung wurde zu einem politischen Fanal trotz massivster Storungen durch faschistische Schlagertrupps Turati war zu dem Zeitpunkt schon nach Paris geflohen konnte aber an den Beisetzungsfeierlichkeiten teilnehmen Nachwirken BearbeitenZu ihren Ehren wurde in Mailand die Stiftung Anna Kuliscioff eingerichtet die uber eine Bibliothek von 35 000 Buchern und Druckwerken verfugt die sich mit der Geschichte des Sozialismus befassen Literatur BearbeitenMarina Addis Saba Anna Kuliscioff vita privata e passione politica Mondadori Milano 1993 ISBN 88 04371 49 8 Mariapia Bigaran Rozenstejn Anja Moiseevna In Raffaele Romanelli Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 89 Rovereto Salvemini Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2017 Elisabeth Dickmann Die italienische Frauenbewegung im 19 Jahrhundert Frankfurt a M 2002 Darin Kap 4 6 Die sozialistische Frauenbewegung S 154 160 Kap 6 Frauenfrage und Sozialismus Anna Kuliscioff S 221 260 ISBN 3 927884 62 6 A N Eremeeva A N Eremeeva Russkie italyanki borcy za mir i ravnopravie vystavka posvyashennaya Anne Kulishevoj i Anzhelike Balabanovoj v milanskom muzee Risordzhimento Nasledie vekov 2016 1 S 91 104 PDF Anna Kuliscioff Lettere d amore ad Andrea Costa 1880 1909 Herausgegeben und mit Vorwort von Pierto Albonetti Feltrinelli Mailand 1976 Filippo Turati Anna Kuliscioff Amore e socialismo Un carteggio inedito 2001 ISBN 88 221 3965 8 Filippo Turati Il socialismo italiano 1997 ISBN 88 86083 36 X Filippo Turati Anna Kuliscioff Carteggio ISBN 88 06 09944 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anna Kuliscioff Sammlung von Bildern Kuliscioff Anna In Enciclopedia on line Istituto della Enciclopedia Italiana Rom Biografie auf Leonardo it italienisch Biografie von Naomi Shepherd im Jewish Women s Archive 1 Marz 2009Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m Piero Brunello Storie di anarchici e di spie Polizia e politica nell Italia liberale Donzelli editore Roma 2009 ISBN 978 88 6036 344 2 S 156 f Rudolf Lill Geschichte Italiens vom 16 Jahrhundert bis zu den Anfangen des Faschismus Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1980 ISBN 3 534 06746 0 S 231 Rudolf Lill Geschichte Italiens vom 16 Jahrhundert bis zu den Anfangen des Faschismus Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1980 S 236 Normdaten Person GND 119239515 lobid OGND AKS LCCN n80024125 VIAF 32123495 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kuliscioff AnnaALTERNATIVNAMEN Kulishyova Anna Moiseevna Kulischowa Anna Moissejewna Rozenshtejn Anna Rosenstein AnnaKURZBESCHREIBUNG russische RevolutionarinGEBURTSDATUM 1857GEBURTSORT Moskaja KrimSTERBEDATUM 27 Dezember 1925STERBEORT Mailand Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anna Kuliscioff amp oldid 237915045