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Andre Eckardt 21 September 1884 als Ludwig Otto Andreas Eckardt in Munchen 3 Januar 1974 in Tutzing war der Begrunder der deutschen Koreanistik und Verfasser etlicher Standardwerke zur Sprache Kultur und Geschichte Koreas Er war ein Pater des Benediktinerordens Wahrend seines 20 jahrigen Aufenthaltes in Korea 1909 1929 widmete sich Eckardt intensiven Sprachstudien in Koreanisch und befasste sich eingehend mit vielen Bereichen der koreanischen Kultur vor allem der koreanischen Kunst Nach der Ruckkehr aus Korea war Eckardt als Vizedirektor und Ressortleiter fur Ostasien am neu gegrundeten Internationalen Forschungsinstitut fur Erziehungswissenschaften in Braunschweig tatig Nach der endgultigen Schliessung des Instituts 1933 durch die Nationalsozialisten kehrte er nach Bayern in seine Heimat zuruck und hatte bis zu seinem Lebensende einen Lehrauftrag fur Koreanistik an der Universitat Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bedeutung 3 Safo 4 Schriftenverzeichnis 5 Biografien 6 Dokumentationen 7 Literatur zur Missionstatigkeit in Korea 8 Einzelnachweise 9 WeblinksLeben BearbeitenEckardt war Sohn des Kunstmalers und lehrers Johann Nikolaus Eckardt und dessen Ehefrau Barbara Eckardt geb Bahr 1905 trat Eckardt nach dem Studium der Philosophie Religionswissenschaft Kunstgeschichte Volkerkunde an der Universitat Munchen als Novize der Benediktinerabtei St Ottilien bei 1909 wurde er zum Priester geweiht Ende Dezember 1909 betrat Eckardt koreanischen Boden Seine erste Wirkungsstatte war das neu errichtete kleine Kloster St Benedikt in Seoul ab 1913 Abtei Bis 1920 stand fur die Benediktiner Patres aus Deutschland nicht die Missionstatigkeit sondern die Realisierung monastischen Lebens in Korea im Vordergrund Dem Kloster waren eine Handwerkerschule und ein Lehrerseminar angeschlossen wo Eckardt mit der Heranbildung von Elementar und Mittelschullehrern beauftragt war Nachdem das Lehrerseminar auf Drangen der japanischen Behorden seine Pforten schliessen musste widmete sich Eckardt umso intensiver dem Studium der koreanischen Sprache und Kultur Ab 1920 stand die Missionstatigkeit als neue Aufgabe fur die deutschen Benediktiner in Korea im Mittelpunkt Ihr Missionsgebiet erstreckte sich vom Nordosten Koreas uber weite Teile der Mandschurei Zentrum war zunachst die an der Ostkuste gelegene Hafenstadt Wŏnsan Provinz Hamgyŏng namdo ab 1926 dann das in der Nahe neu errichtete Kloster Tŏgwŏn Wie Eckardt in seinem Erlebnisbericht Wie ich Korea erlebte 1950 berichtet legte er in dieser Zeit weite Strecken auf dem Pferd zuruck Ab 1923 kam eine Lehrtatigkeit an der Kyŏngsŏng Universitat in Seoul hinzu der Vorgangerin der heutigen Seoul National University Er lehrte u a Griechisch Latein und Kunstgeschichte Um 1928 29 kehrte Eckardt wieder nach Deutschland zuruck 1930 promovierte er an der Universitat Wurzburg mit der Arbeit Das Schulwesen in Korea Etwa um diese Zeit erhielt Eckardt den priesterlichen Dispens den er zusammen mit vier weiteren Patres aus Solidaritat mit dem damaligen Erzabt Norbert Weber eingereicht hatte 1931 wurde er als Ostasienreferent und stellvertretender Direktor des Internationalen Forschungsinstituts fur Erziehungswissenschaften 1 bei der TH Braunschweig das allerdings bereits 1933 nach Machtergreifung der Nationalsozialisten geschlossen wurde Eckardt zog sich zunachst auf sein Anwesen in Starnberg zuruck Seine Tatigkeit am Braunschweiger Institut gab ihm den nachhaltigen Impuls zur Beschaftigung mit dem Problem einer Weltschrift bzw sprache denn ihn liess das Fehlen einer einheitlichen Schrift ganz besonders schmerzlich empfinden 2 Er entwickelte eine Sinnschrift die er Safo nannte Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde Eckardt aufgrund seiner umfangreichen Kenntnisse ostasiatischer Sprachen zum Militardienst eingezogen Durch diese Tatigkeit erhielt die Idee von einer Weltschrift neue Nahrung 1944 heiratete er Marianne Roth 1902 1990 Nach dem Krieg engagierte sich Eckardt im Ausbau der Volkshochschulen 1957 erhielt er einen Lehrauftrag fur Koreanistik am Ostasiatischen Seminar der Universitat Munchen den er noch bis kurz vor seinem Tod am 3 Januar 1974 ausubte Sein Vorganger war Li Mirok 1899 1950 Bedeutung BearbeitenEckardts Bedeutung fur die Koreawissenschaften begrundet sich auf den zahlreichen grundlegenden wissenschaftlichen Arbeiten zur Sprache Kunst Musik Literatur Philosophie Koreas Sie erlangen durch die historischen Umstande in zweifacher Hinsicht besondere Bedeutung Sie stellen einen Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Beschaftigung nicht nur im Westen sondern selbst in Korea dar da sie auf wenige oder gar keine Vorarbeiten zuruckgreifen konnten Zum anderen veroffentlichte Eckardt Abhandlungen zur koreanischen Kultur vor allem im Westen zu einer Zeit als Korea eine japanische Kolonie war Fur diese Verdienste erhielt er 1962 von dem koreanischen Prasidenten Yun Bo seon den hochsten Kulturorden der Republik Korea Auch in Nordkorea waren Eckardts Verdienste um Korea nicht vergessen Neben der zweibandigen Konversationsgrammatik der koreanischen Sprache 1923 stellt seine Geschichte der koreanischen Kunst 1929 eines seiner herausragendsten Werke dar die zeitgleich auch in Englisch A History of Korean Art posthum 1995 in japanischer Chōsen bijutsu shi und 2003 in einer aufwendigen koreanischen Ubersetzung erschien Ek arŭt ŭ ŭi Chosŏn misul sa Eckardt war massgeblich an den archaologischen Ausgrabungen der koreanischen Konigsgraber aus der Goguryeo Zeit 37 v 668 n Chr beteiligt die mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe gehoren Auf Eckardts Anregung geht ferner der Wiederaufbau der buddhistischen Grotte Seokguram zuruck die um 1900 in vollig zerstorten Zustand wiederentdeckt worden war Eckardt hinterliess auch ein umfangreiches musikalisches Werk zu dem auch als op 25 eine Korea Sinfonie gehort Dauer ca 25 Minuten Diese kam nach seinem Tod am 10 September 1994 unter dem Dirigenten Yi Kŏnsu durch das Sinfonieorchester der Korea Universitat in Seoul zur Welturauffuhrung 3 Dieses musikalische Werk zeichnet sich dadurch aus dass Eckardt hier musikalisches Material aus seiner Zeit in Korea verarbeitet das nach den Wirren der japanischen Kolonialzeit und des Koreakriegs in Korea selbst in Vergessenheit geraten ist Als gelungen empfunden wird auch die Ubertragung und Wiedergabe koreanische Musikelemente auf westliche Instrumente Safo Bearbeiten nbsp Beispiele fur Eckardts Safo nbsp Ableitung der Safo Zeichen fur Wasser oben und Feuer unten aus der chinesischen Schrift grau Ausgehend von den Schriftzeichen der chinesischen Hanzi entwickelte Eckardt eine Pasigrafie die er Safo sa Sinn fo Schrift nannte Diese ist allerdings im Gegensatz zu Bliss in Vergessenheit geraten Schriftenverzeichnis Bearbeiten Monografien bedeutende Aufsatze und Rezensionen sind in Koreanica s u verzeichnet Koreanische Konversations Grammatik mit Lesestucken und Gesprachen Heidelberg Groos 1923 422 S Koreanische Konversations Grammatik mit Lesestucken und Gesprachen Schlussel Ubersetzungen Heidelberg Groos 1923 206 S Nachdruck beider Teile Seoul Tʼapchʼulpʼansa 1977 Yŏktae Hanʼguk munbŏp taegye 8 Geschichte der koreanischen Kunst Leipzig Hiersemann 1929 225 S Englische Ubersetzung A History of Korean Art ubers J M Kindersley M A Oxan London Goldstone 1929 225 S Japanische Ubersetzung aus der englischen Ausgabe Chōsen bijutsushi ubers Han Yondae Tōkyō Akashi Shoten 1995 406 S Koreanische Ubersetzung aus dem deutschen Original Ekʼarŭtʼŭ ŭi Chosŏn misulsa Ŭimi rŭl palkʼyŏ allin chʼoechʼo ŭi tʼongsa ubers Kwŏn Yŏngpʼil Pʼaju si Yŏlhwadang 2003 390 S Ursprung der koreanischen Schrift Tokyo Dt Ges f Natur u Volkerkunde Ostasiens Leipzig Asia major 1928 63 S Mitteilungen d Dt Ges f Natur u Volkerkunde Ostasiens 22 C Koreanische Musik Tokyo Dt Ges f Natur u Volkerkunde Ostasiens Leipzig Asia major 1930 63 S Mitteilungen d Dt Ges f Natur u Volkerkunde Ostasiens 24 B Schulwesen in Korea Promotionsschrift Wurzburg 1930 103 S Frohbotschaft Jesu Christi Evangelienharmonie Munchen Ars sacra 1931 446 S Koreanische Marchen Zwischen Halla und Paktusan St Ottilien Missionsverlag 1928 135 S Wie ich Korea erlebte Frankfurt Main Lutzeyer 1950 125 S Koreanische Ubersetzung Chosŏn chigŭkhi arŭmdaun nara Togirin Ok Nagani pon kŭndae Chosŏnin ŭi salm ubers Yi Kisuk Pʼaju Sallim 2010 174 S Das Buch von der grossen Weisheit Laotse Frankfurt Main Lutzeyer 1950 53 Bl 2 Aufl 1956 53 Bl Besitz der Erde 2 Die neue Sinnschrift Safo Versuch einer europaischen Einheitszeichenschrift Starnberg Schraml 1951 30 S 2 Aufl unter dem Titel Die neue Sinnschrift Safo als Einheitszeichenschrift der Volker Starnberg Selbstverlag 2 Aufl 1952 28 S 8 Aufl 1969 15 S Sinnschrift Reihe 1 Unter dem Odongbaum Koreanische Sagen Marchen und Fabeln wahrend eines zwanzigjahrigen Aufenthalts in Korea gesammelt Eisenach Kassel Roth 1952 181 S Aufbau der Sinnschrift Safo Koautor Karl Rossmann Starnberg Selbstverlag 1952 S 2 Aufl 1953 96 8 S The world writing system SAFO Invented and elaborated by Andre Eckardt SAFO A world writing system 1 Introduction Starnberg 1955 23 S Die Ginsengwurzel Koreanische Sagen Volkserzahlungen und Marchen wahrend eines zwanzigjahrigen Aufenthalts in Korea gesammelt Eisenach Kassel Roth 1955 164 S Laotse Unvergangliche Weisheit Munchen 1957 46 S Glauben u Wissen 18 China Geschichte und Kultur Baden Baden Blomer 1959 108 S Wissen ist Macht A 1 2 erg Aufl Freudenstadt Eurobuch Verl 1968 108 S Koreanica Festschrift Professor Dr Andre Eckardt zum 75 Geburtstag hrsg August Riekel Baden Baden Lutzeyer 1960 182 S Korea Geschichte und Kultur Baden Baden Blomer 1960 100 S 2 erg Aufl Freudenstadt Eurobuch Verl 1968 100 S Grammatik der koreanischen Sprache Heidelberg Groos 1965 5 Aufl 1984 201 S Philosophie der Schrift Heidelberg Groos 1965 256 S Kreuzgedanken Starnberg Schraml 1965 28 Bl Studien zur koreanischen Sprache Heidelberg Groos 1965 226 S Koreanisch und Indogermanisch Untersuchungen uber die Zugehorigkeit des Koreanischen zur indogermanischen Sprachfamilie Heidelberg Groos 1966 240 S Safo Kleines Worterbuch zur Sinnschrift Safo deutsch Umschrift Safo Koautor Karl Rossmann Munchen Typo Druck 1968 256 S Sinnschrift Reihe 5 Geschichte der koreanischen Literatur Stuttgart Kohlhammer 1968 152 S Musik Lied Tanz in Korea Bonn Bouvier 1968 168 S Abhandlungen zur Kunst Musik und Literaturwissenschaft 51 Vietnam Geschichte und Kultur Koautor Tien Hũ u Nguyen Freudenstadt Darmstadt Wiss Buchges 1968 187 S Worterbuch der deutsch koreanischen Sprache Heidelberg Groos 1969 208 S 3 Aufl 1987 208 S Worterbuch der koreanisch deutschen Sprache Heidelberg Groos 1971 331 S 3 Aufl 1986 331 S Korea Nurnberg Glock u Lutz 1972 343 S Kultur der Nationen 29 Koreanische Keramik Bonn Bouvier 1970 151 S Abhandlungen zur Kunst Musik und Literaturwissenschaft 93 Biografien BearbeitenAlbrecht Huwe Andre Andre Eckardt Deutschlands erster Koreanist in Bilanz einer Freundschaft Hundert Jahre deutsch koreanische Beziehungen Bonn 1984 39 40 Albrecht Huwe Andre Eckardt eine biographische Skizze in Tongsŏ munhwaŭi mannam Begegnung der Kulturen in Ost und West Festschrift fur Hyokmyon Kwon zu seinem 60 Geburtstag Seoul Posŏng munhwasa 1987 587 596 Albrecht Huwe Andre Eckardt 1884 1974 Leben und Werk des Nestors der internationalen Koreawissenschaften in Hartmut Koschyk hrsg Begegnungen mit Kim Dae jung Korea auf dem Weg zu Frieden Versohnung und Einheit Munchen Olzog 2002 215 227 Dokumentationen BearbeitenKBSRadioWorld Andre Eckardt Der Urvater der deutschen Koreaforschung 29 April 2021 https world kbs co kr service archive view htm lang g amp id index amp board seq 649 KBS 푸른 눈의 한국인 100년의 러브레터 Ein Koreaner mit blauen Augen Ein hundertjahriger Liebesbrief Doku gesendet am 11 Marz 2022 https www youtube com watch v lINAEGy7ULM Literatur zur Missionstatigkeit in Korea BearbeitenJohannes Mahr Aufgehobene Hauser Bd 1 3 St Ottilien 2009 Schicksal in Korea deutsche Missionare berichten Nachdruck anlasslich der vor 25 Jahren erfolgten Vertreibung von Missionaren der Benediktinerkongregation von St Ottilien aus der nordlich des 38 Breitengrades liegenden Abtei Tokwon St Ottilien EOS Verlag 1974 Deutsche Benediktiner in Korea und in der Mandschurei 82 Bilder Erkenschwick KMH Bildbandverl Schumacher 1937 Vortragstext zur KMH Bildbandserie 16 Dominicus Enshoff Die Benediktiner Mission in Korea St Ottilien Missionsverl 1909 Bonifacius Sauer Die Handwerkerschule der deutschen Benediktiner Abtei St Benedikt in Korea Munchen Seitz 1915 Johannes Mahr Sein Reich ist zunachst auf dieser Welt Erzabt Norbert Weber als Organisator benediktinischer Missionsarbeit in Godfrey Sieber hrsg Bestandigkeit und Sendung St Ottilien 2003 103 179 Adelhard Kasper Placidus Berger Hwan Gab 60 Jahre Benediktinermission in Korea und der Mandschurei Vier Turme Verlag Munsterschwarzach 1973 ISBN 3 87868 006 6 Einzelnachweise Bearbeiten Literaturhinweis S Helmut Hirsch Lehrer machen Geschichte Das Institut fur Erziehungswissenschaften und das Internationale Schulbuchinstitut ein Beitrag zur Kontinuitatsforschung Ratingen Henn 1971 S 264 Andre Eckardt Kulturpionier unserer Tage unveroffentl Manuskript Kap 2 Braunschweiger Zeit Togirin chongt ong han guk hakcha Ek arŭtŭ shinbuŭi yujak Han guk shimp oni segye ch oyŏn in Ŭmak tonga 10 1994 S 55 Weblinks BearbeitenAndre Eckardt Archiv Memento vom 21 Mai 2008 im Internet Archive Literatur von und uber Andre Eckardt im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 11868762X lobid OGND AKS LCCN n85058825 NDL 00513032 VIAF 113423029 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eckardt AndreALTERNATIVNAMEN Eckardt Ludwig Otto Andreas wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Koreanist und AutorGEBURTSDATUM 21 September 1884GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 3 Januar 1974STERBEORT Tutzing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andre Eckardt amp oldid 235293660