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Amchaqab hassania auch amsaqab Pl imseqben tamazight amsaġab ist ein holzernes Gestell das von Nomaden in Mauretanien und der Westsahara in zweifacher Funktion verwendet wird Es dient als Gepackbock zur Aufbewahrung des Hausrats im Zelt chaima und auf Reisen als Kamelsattel fur Frauen Einfacher amchaqab unter einem mauretanischen Zelt bei Tidjikja Inhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Funktion und kulturelle Bedeutung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBauform BearbeitenDas Gestell besteht in seiner qualitatvollen Ausfuhrung aus vier Beinen uted Pl awtad aus dunklem Hartholz Grenadill Dalbergia melanoxylon 1 die reich beschnitzt sind und einen rechteckigen Rahmen aġḍ tragen Die ubrigen bei einfacheren Gestellen alle Holzstangen bestehen aus hellerem Holz zum Beispiel aus Wustendattel Balanites aegyptiaca hassania tisṭaya Pl teiseṭ Acacia raddiana Unterart der Schirmakazie Vachellia tortilis hassania ṭalḥaiye Pl ṭalḥa Oscher Calotropis procera hassania turǧaiye Pl turǧa oder Brustbeerbaum Ziziphus lotus hassania sedre Pl sder Die Rahmengrosse betragt 60 90 110 140 Zentimeter Die Beine sind durch acht Diagonalverstrebungen stabilisiert Die Holzer werden durch Streifen von roher Tierhaut Kamel oder Rind verbunden die nass umwickelt werden und sich beim Trocknen zusammenziehen Die geometrischen immer symmetrischen Ornamentmotive an den Eckpfosten werden von feinen gesagten Linien begrenzt die 1 bis 2 5 Millimeter tief sind Sie waren fruher von allen Holzarbeiten am aufwendigsten gestaltet und zeigten festgelegte Motive in einer symbolischen Bedeutung Bei einfacheren Ausfuhrungen besteht die Konstruktion aus beliebigem Knuppelholz das bunt bemalt und mit farbigen Stoffstreifen umwickelt wurde Die Holzstangen sind mit etwa 100 bis 110 Zentimeter gleich lang und unverziert Oftmals wird auf die Diagonalverstrebungen verzichtet Funktion und kulturelle Bedeutung BearbeitenDer amchaqab ist das wichtigste und meist das einzige Mobiliar in einem Nomadenzelt das von einer Familie bewohnt wird Darauf liegt vom Boden entfernt und so vor Ungeziefer und Tieren geschutzt der gesamte Hausrat der Familie Dieser war fruher in verschieden grossen Vorratssacken aus kunstvoll verziertem Leder verpackt Hierzu gehorten grosse pyramidenformig spitz zulaufende Koffer tazaya Pl tiziyaten mit einer bis uber einen Meter langen rechteckigen Grundflache Wenig kleiner waren die am meisten verwendeten tisufren Sg tasufra genannten Packsacke deren Muster ahnlich wie diejenigen auf den Lederkissen surmije charakteristisch fur die Region waren In den Sacken wurden Kleidung und Lebensmittelvorrate wie Mehl Datteln Tee und Zucker transportiert und gelagert Auf den Tisch gehoren ferner eine holzerne mit Metallbeschlagen verzierte Truhe m ṣandug Pl ṣnadig in der die Frau ihren Schmuck aufbewahrt eine Teekanne m berrad Pl abrarid mit Glasern und holzerne Speiseschusseln Sg gdaḥ Viele Familien waren in den letzten beiden Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts durch wirtschaftliche Notlagen gezwungen die kostbaren Lederarbeiten zu verkaufen Die Zierfransen Pl gsas der tiziyaten wurden abgeschnitten und landeten auf den Markten und im marokkanischen Kunsthandel einige wenige der aus funf einzelnen Streifen 2 bestehenden Fransen wurden bis in die 1970er Jahre auch an den imseqben herabhangend gesehen Die Tradition der Lederverarbeitung wird nur noch an wenigen Orten fortgefuhrt sodass der Hausrat auf den Tischgestellen heute uberwiegend in importierten Koffern und Plastiktaschen verstaut wird Auf Reisen wird der amchaqab umgedreht und mit den Beinen nach oben auf dem Kamel befestigt Seitlich wird das Gestell von untergebundenen Sacken fruher den tiziyaten oder Kissen surmije gestutzt Es kann als Sonnenschutz mit einem Tuch uberspannt werden und bietet eine ebene Flache auf der die Frau Platz nimmt wahrend der Mann auf dem schmalen holzernen Kamelsattel rahla reitet 1957 lebten in Mauretanien noch uber 90 Prozent der Bevolkerung in Zelten 3 um 1960 waren zwei Drittel der Bevolkerung als Nomaden unterwegs Diese Zahl ist 2010 auf unter 5 Prozent gesunken 4 Als Ubergang zur Sesshaftigkeit wird der amchaqab neben den Schlaf und Lagerplatzen die wie bisher aus am Boden ausgelegten Matten und den Armlehnkissen surmije bestehen unter einer stationaren mit Stoff oder Wellblech uberdachten Metallkonstruktion aufgestellt Literatur BearbeitenWolfgang Creyaufmuller Nomadenkultur in der Westsahara Die materielle Kultur der Mauren ihre handwerklichen Techniken und ornamentalen Grundstrukturen Burgfried Verlag Hallein Osterreich 1983 S 128 238f 248 251 371 411 421Weblinks BearbeitenWolfgang Creyaufmuller Volker der Sahara Mauren und Twareg Lindenmuseum Stuttgart 1979 S 84 Abbildung als Sattel S 79Einzelnachweise Bearbeiten Creyaufmuller 1983 S 365 Die Zahl Funf hat eine magische Bedeutung und hangt mit dem segnenden oder abwehrenden Zeichen Hand der Fatima arabisch ḫamza funf zusammen Walter Reichhold Islamische Republik Mauretanien Kurt Schroeder Bonn 1964 S 59 Abdel Wedoud Ould Cheikh Sozialstrukturen und politische Macht in Mauretanien In inamo 61 Fruhjahr 2010 S 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amchaqab amp oldid 184604264